Wochenrückblick KW39/2013
Immer wenn mir unter der Woche die Zeit fehlt, Tagesaktuelles hier im Blog zu verarbeiten, fliegen diese kleinen Schnipsel und Entwürfe in meinen Wochenrückblick. Und so will ich mit ein paar wenigen Gedanken auch diese Woche beschließen.
- Nachbetrachtung zur Wahl, ganz kurz: Ich bin ja nur was froh, dass die Union nicht die absolute Mehrheit erreicht hat. Der Koalitionspartner muss sich aber von der Merkel drücken lassen, so mächtig wie die geworden ist. Zur FDP: Dem Herren sei es gedankt, dass dieses Pack aus dem Bundestag geflogen ist. Auch wenn sie wider Erwarten in Hessen reingekommen sind, für Schwarz-Geld reicht es nicht mehr. Und die Bettnässer von der AfD mussten auch draußen bleiben, welch ein Glück. Ich will aber nicht verhehlen, dass ich mich gestern fast über (dann doch nicht erreichten) 5% für die Bettnässer gefreut hätte, hätten sie eine hin und wieder mögliche absolute Mehrheit der Union mit Sicherheit verhindert und weiterhin weiten Teilen der Leute demonstriert, was für Flachpfeifen sie wirklich sind. Nicht nur der Blick auf das Abschneiden der FDP stimmt mich fröhlich, auch mit dem Umstand, dass diese Grünen mal wieder auf Normalmaß gestutzt wurden, kann ich leben. SPD? Wie nicht anders zu erwarten. Linke? Wie nicht anders zu erwarten, 8,4 Prozent gehen in Ordnung, ein wenig Luft nach oben wäre schon.
- Alle Abgeordneten des 18. Deutschen Bundestages nebst Kurzbiographie.
- Oh, und hier noch eine treffsichere Analyse des Ergebnisses der Piratenpartei.
- Paul Kuhn ist tot. Das macht mich insofern betroffen, weil ich seine Musik immer sehr geschätzt habe. Kuhn war ein wirklich ausgezeichneter Jazzpianist, seine Big Band legendär. Kuhn konnte weit mehr als das „Bier auf Hawaii“. Zum diesjährigen Jazz- und Blues-Open in Wendelstein war er geladen, sagte aber aus gesundheitlichen Gründen ab. Kuhn wurde 85 Jahre alt.
- Ironblogger-Kollege Andy Brandl macht mal wieder auf die Selbstreferentialität der Wiki und der Presse aufmerksam (der Grund scheint mir aber nicht aktuell, ich kann den Artikel über „Die Franken“ aufrufen). Was ich nun schreibe, geht über die Kritik Andys sogar hinaus: Ich hielt und halte es nach wie vor für äußerst problematisch, dass die Wikipedia die gedruckten redaktionell gepflegten (Universal-)Lexika verdrängt hat. Warum? Weil es mit der Wiki wie mit allen Monopolisten ist: Geht hier technisch oder politisch mal was schief, so sehen wir uns enormen Problemen ausgesetzt. Es sollte über kurz oder lang wieder ein gedrucktes, konventionelles Lexikon geben. Ich würde es kaufen.
- Der Döring fällt nach seinem Rücktritt und dem FDP-Debakel auch ganz hart – zurück in die Versicherungsbranche – bei einem „Mittelständler“. Mich wundert echt gar nix mehr.
- This ain´t California noch bis Mittwoch Abend auf arte+7 sehen. Die einführenden Worte von Ronny verdienen besondere Aufmerksamkeit.
- #bcrgb.
- Ein Oszilloskop am Handgelenk. Zu krass. Bitte mal mit Geld bewerfen, wer es brauchen kann.
- Über dem U-Bahnhof an der Frankenstraße befindet sich ein größerer Aufbau, der nicht nur als Eingang ins unterirdische Geschoß dient, sondern auch noch einen Kiosk, Funktionsräume der VAG, Toilettenanlagen, einenm Busbahnhof nebst Wartezone für die Busfahrgäste und ein Telefon, Zigarettenautomat, Briefkasten… beherbergt. 1974 wurde der U-Bahnhof Frankenstraße nebst dem Funktionsgebüde eröffnet – zeittypisch ist der Bau klotzartig und in Sichtbeton ausgeführt, ich wage zu behaupten, dass er nie eine Zierde war. In den 90ern und um die Jahrtausendwende kam ich dort quasi werktäglich vorbei, schon damals war der Busbahnhof und U-Bahnhofaufbau ein Schandfleck – und es ist über die Jahre nicht besser geworden. Die „Frankenstraße“ ist Richtung Süden ein wichtiger VAG-Knotenpunkt. Der Busverkehr zum Falkenheim, nach Worzeldorf, Kornburg und Schwand startet und endet hier genau so wie der Richtung Maiach und Eibach, Rangierbahnhof und Hasenbuck. Arbeiter steigen hier ein und um, ebenso die Volksfestbesucher. Die kleine Trafik versorgt Anwohner und Pendler mit dem ein- oder anderen Flachmann, einer Büchse Pils, der Bildzeitung und Zigaretten. Das Viertel, in dem der Busbahnhof Frankenstraße steht, liegt in einem Teil der Südstadt, dessen Probleme sich seit langem nicht mehr verbergen lassen. Ein Gutteil der Industriearbeitsplätze rund um die Frankenstraße ist in den vergangenen zwanzig Jahren verloren gegangen, die, die noch da sind, sind in der Regel so speziell, dass hier die Bewohner des Viertels eher nicht angesprochen sind. Obschon sich gerade die Schuckert-Genossenschaft redlich Mühe gibt, zwischen Frankenstraße und Maffeiplatz attraktiven Wohnraum anzubieten und das Viertel bunt und grün aussehen zu lassen, wohnen dort eher die Menschen, die es sich nicht leisten können, wegzuziehen. In diesem nicht ganz einfachen Stadtteil liegt also der Umsteigebahnhof und er sifft vor sich hin – der Boden dreckig, vor den bewetzten und beschnitzten Holzbänken, die dem Pendler zur Rast dienen sollen, liegen nicht selten Kotzehaufen, auf Postkasten und Zigarettenautomaten stehen die Chantréflaschen und der Zugangsbereich zum Untergeschoss ist übersät mit Kippenstummeln. Eine Zierde ist das nicht, auch, das hier der ein- oder andere Trinker seinen Tag zubringt, mag manchen stören. Auf der anderen Seite kann man die Schuld am Zustand der „Frankenstraße“ nicht allein den Bewohnern des Viertels in die Schuhe schieben – das Gebäude nebst Toilettenanlagen befindet sich im Originalzustand und ist nach knappen 40 Jahren ohne nennenswerte Sanierung einfach reichlich abgewirtschaftet. Doch obschon das Gebäude schon in den 90ern reichlich runter war, entdecken die CSU-Ortsvereine erst jetzt, dass die „Frankenstraße“ keine Zierde ist. Man macht sich im Stadtanzeiger Luft. Und fordert Konsequenzen. Und wo CSUler zusammen sind, da muss man auf bescheuerte Lösungs“vorschläge“ nicht lange warten: Weil es schon bei Fahrgästen vom Volksfest oder von Clubspielen zu „Auseinandersetzungen“ gekommen sei, hält der CSU-Ortsvorsitzende Sormaz eine Kameraüberwachung „für sinnvoll“. Ich weiß ja nicht, wie sich das Herr Sormaz vorstellt, aber wenn einer mit einem Alkoholspiegel von zwei Promille randaliert, reiert oder sich sonst unflätig benimmt, wird ihn mit Sicherheit keine Kamera davon abhalten. Das Problem dieses Brennpunkts (wie am Aufseßplatz auch) heißt Alkohol. Und das Problem hinter dem Alkohol heißt leider allzu oft Perspektivlosigkeit. Und gegen Perspektivlosigkeit hilft die teuerste Kamera nichts! Ich frage mich, wie lange es dauert, bis die Politik das endlich begreift. Auf der einen Seite stimme auch ich einer Sanierung der Gebäude zu – um einfach dem Verkommen Einhalt zu gebieten (das interessante Detail hier ist, dass die Sanierung nicht von der VAG sondern dem stadteigenen SÖR durchgeführt werden muss – und über die klamme Stadtkasse brauche ich hier ja nichts zu schreiben). Weiterhin muss in der Ecke in genau das investiert werden, was in jedem dieser Fälle geboten ist: Aufsuchende Sozialarbeit, niederschwellige Angebote der Gesundheitsfürsorge und auch interdisziplinäre Suchtberatung. Das ist teuer, zeitigt nicht ad hoc Erfolge und ist auch nicht hochglanzbroschürenkompatibel. Aber mit Kameras bewerkstelligt man dort genau gar nix.
- Die Meisengeige schließt.
- Esos.
- Congstar und Vodafone sind umgefallen.