Wirtshaus-Explorer: Salto Pastawerk Fürth
Seit einem guten Jahr residiert in der Fürther Ludwig-Erhard-Straße, schräg gegenüber des umstrittenen Erhard-Kanzlermuseums, ein gastronomisches Kleinod. Im Haus Nummer 13 mit dem wunderschönen Treppengibel, in dem man einst den Burger-Imbiss „Mam Mam“ vorfand, ist nun das „Pastawerk & Osteria“ Salto. Gemütlich und dennoch modern präsentiert sich dieses Restaurant, das mit dem klassischen Stadtteilitaliener nur wenig gemein hat.
Betritt man das Restaurant, so fällt zuerst einmal das zurückgenommen-moderne Ambiente ins Auge. Pastamanufaktur, ein Teil der Küche und der Gastraum gehen ineinander über – ein interessantes und angenehm umgesetztes Konzept. Hell und freundlich ist der Raum, man sitzt an den Holzstühlen zudem überraschend bequem.
Schnell bringt der flotte Service die Speisen- und Getränkekarte an den Tisch. Die Speisekarte überzeugt mit ihrer saisonalen Auswahl, sie ändert sich infolgedessen auch mehrmals im Jahr. Das macht die Folgebesuche im Salto freilich umso interessanter. Bei der Getränkekarte fällt sofort ins Auge, dass man sich mit der Auswahl nicht nur Gedanken gemacht hat, die Getränke sind überdies äußerst fair bepreist. Das Helle von der Brauerei Hofmann Gutenstetten-Pahres zapft man frisch, später werde ich noch den Primitivo versuchen, der mit seiner trocken-komplexen Fruchtigkeit und seinen angenehm balancierten Aromen auf ganzer Linie überzeugen kann.
Zuerst bestellen wir als Vorspeise zum Teilen die Oliven (sehr reichlich, 4,50 Euro) und Arancini Cacio e Pepe (10,50 Euro). Die frittierten Reisbällchen sind mit flüssigem Parmesan und Pecorino gefüllt und werden warm serviert, sie schmecken angenehm mild. Zur Hauptspeise ordern wir die Linguine Aglio e Olio (14,- Euro) sowie Tagliatelle mit einem Wildschwein-Ragu (etwa 19,- Euro).
Kulinarischer Hauptdarsteller im Salto ist selbstverständlich die Nudel, und die ist im Salto immer frisch. In einer Ecke des Restaurants bereitet der Pastaiolo die Nudeln vor den Augen der Gäste zu – und lässt sich bei seinem faszinierenden Tun auch bereitwillig ablichten. Seine Fingerfertigkeit und die kunstvolle Präzision der Herstellung z.B. seiner Ravioli ziehen den neugierigen Gast in einen Bann der Faszination. Was da gerade hergestellt wird, wird in den nächsten Minuten frisch zubereitet auf dem Teller liegen.
Von höchst angenehmem Biss sind die Linguine Aglio e Olio, sie werden mit einem würzigen Basilikum-Öl serviert. Der Knoblauch schmeckt fein, die frischen Chilihobel verleihen dem Gericht eine subtile Schärfe. Für eine gewisse Raffinesse (und ein angenehmes Mundgefühl) sind die Linguine mit einer Art Panko überstäubt, dessen Crunch nicht nur überrascht, sondern der sich auch geschmacklich gut einfügt. Ein einfaches Gericht – in handwerklicher Perfektion.
Gut gemacht, aber ein wenig unspektakulär waren die Tagliatelle mit dem Wildschwein-Ragù. Dass es sich beim Ragù, dass einer Bolognese sehr ähnlich war (vielleicht etwas leichter) um Wildschweinfleisch handelte, konnte ich geschmacklich nicht wirklich feststellen. Nichtsdestotrotz gefiel auch diese mit hauchfein gehobeltem Parmesan dekorierte Hauptspeise.
Zum krönenden Abschluss bestellten wir als Dessert das Tiramisu. Das ist im besten Sinne klassisch, luftig und dennoch gehaltvoll, reichlichst mit Kakao bestäubt und erfüllte unsere Erwartungen völlig. Manches bedarf einfach keiner Änderung oder Neuinterpretation, sondern muss, um zu überzeugen, einfach „nur“ gut gemacht sein.
Die Küche und auch die Getränkeauswahl konnten wirklich überzeugen, der Service an diesem Abend war flott und freundlich.
Das tröstet auch ein wenig darüber hinweg, dass man bei unserem ersten Besuch unsere schriftliche und per Mail auch bestätigte Reservierung verschusselt und uns leider, um es einmal euphemistisch auszudrücken, recht nonchalant, um nicht zu sagen uncharmant, unverrichteter Dinge wieder vor die Tür gesetzt hat. Die Bedienung bedauerte diesen Fehler mehr als halbherzig und sagte, man werde sich mit uns zu einer Klärung in Verbindung setzen. Das ist – wen wollte es wundern – natürlich nie geschehen.
So etwas würde einem wirklich guten Gastgeber freilich nicht passieren. Wer mit Gästen kommt und sich nicht blamieren möchte, sollte nach der Onlinereservierung besser persönlich nachhaken, ob denn tatsächlich auch alles geklappt hat, um böse Überraschungen möglichst zu vermeiden. So gut das Essen war, in puncto Restaurantmanagement und Umgang mit eigenen Fehlern hat das Salto-Team bezüglich Verbindlichkeit und Zuverlässigkeit noch Entwicklungsbedarf.
Der Gastraum ist recht klein und so gibt es auch einige weniger attraktive Sitzplätze an den Schaufenstern. Wer zu mehreren kommt, der muss schon den Kopf verdrehen, um seinen Essenspartner zu sehen. Wer reserviert, sollte das wissen und seinen Platzwunsch auch entsprechend formulieren.
Salto Pastawerk & Osteria, Ludwig-Erhard-Straße 13, 90762 Fürth, Telefon: 87 50 440. Eine Reservierung ist sinnvoll.







