blog.fohrn.com

GEMA vs. YouTube

Youtube wird immer beschnittener: Nachdem schon Videos ohne Ton bei Youtube aufgetaucht sind und auch das Deutsche Rundfunkarchiv sich jetzt dafür einsetzt, dass Dokumentationen, die Material des Archivsverwenden, von der Videoplattform verschwinden, folgt nun die nächste Runde im Streit um urheberrechtsgeschützte Inhalte: Die GEMA hat, so berichtet Heise Online, die Lizenzverhandlungen mit Youtube für gescheitert erklärt. Der Meldung zufolge liegt aber die Löschung von Inhalten, deren Künstler und Komponisten die GEMA vertritt, gar nicht in deren Interesse. Das ist klar: Nur wenn viel Musik gehört oder im öffentlichen Raum gespielt wird, verdient die GEMA Geld. Ohne Hörer keine Kohle.

Umso verwunderlicher ist der Schritt, den die GEMA nun geht: Nach dem sie die Verhandlungen abgebrochen hat, will sie nun eine Allianz aus acht europäischen und einer US-amerikanischen Verwertungsgesellschaft schmieden. Klar ist, dass dann der Druck auf Youtube steigen würde und man mit wesentlich stärkerer Rückendeckung um die Lizenzgebühren verhandeln könnte.

Dies würde aber nur dann etwas nutzen, wenn es der neuen Allianz der Verwertungsgesellschaften gelänge, ihre Inhalte tatsächlich komplett von Youtube löschen zu lassen. Das liegt aber nicht in ihrem Interesse. Denn auch bei der GEMA weiß man, dass es für den User ein Leichtes ist, Inhalte, die nur für ein bestimmtes Land oder eine bestimmte Region gesperrt sind, trotzdem anzusehen.

Ein Leichtes? Wer sich den Fuß der Youtube-Startseite mal genauer ansieht (hier ein Screenshot davon), der bemerkt, dass man dem Videoportal locker sagen kann „Ich sitze in Indien und spreche Deutsch“. Und schon sind die Videos frei zugänglich. Auf die Idee hat mich übrigens Michi vor einiger Zeit gebracht – ich selbst wäre gar nicht auf die Idee gekommen, die Youtube-Startseite zu lesen. Es mag einem so vorkommen, als ob Youtube alles dafür täte, dass möglichst viele User möglichst alle Videos sehen können. Klar, denn Sperrungen liegen auch nicht im Interesse von Youtube, schließlich verdient man Geld durch Werbung, die nur dann angezeigt wird, wenn man bei Youtube Videos guckt.

Irgendwie beißt sich die Katze in den Schwanz: Die GEMA kann an der Sperrung oder Löschung von Inhalten ihrer Künstler und Autoren kein Interesse haben, wird ihre Interessen über kurz oder lang nur dann befriedigend durchsetzen können, wenn sie zu ebendiesen Mitteln greift.

Gibt es eine Lösung? Ihr kennt meine Haltung – hier ist mal wieder der Moment gekommen, sich ernsthaft über die „Kulturflatrate“ zu unterhalten.

Musik bald nur noch analog?

Das auf dem Bild links eine Schallplatte abgebildet – und das ist kein Zufall. Schön langsam möchte man das Gefühl haben, dass bald nur noch analog gespeicherte Musik in der Zukunft sicher abrufbar bleiben wird und legal ist.

Auslöser für dieses leicht überzogene Statement ist die heutige Top-Meldung von Heise: Youtube will GEMA-lizenzierte Musik sperren. Das ist schon der Oberhammer!

Aber der Reihe nach: Die nun über uns hereinbrechende Internetzensur (wer hat´s verkackt – die „Große“ Koalition) ist nicht nur demokratieschädlich sondern öffnet der Musikindustrie auch Tür und Tor – mit diesem Vorstoß wird es sich zukünftig wohl problemlos einrichten lassen, dass Sharing einfach weggefiltert wird. Warum DRM-geschützte Musik keine Alternative ist, zeigt diese Grafik.

Nun ist es auch noch Essig mit „mal kurz ein Musikvideo bei YouTube gucken“ oder ein solches im Blog verlinken, weil man seine Leser nicht nur darauf hinweisen möchte, dass man gerade einen Song gutfindet sondern auch eine legale Kostprobe mitliefern will.

Dass lastFM in Deutschland kostenpflichtig wird, konnte gerade noch abgewendet werden – in vielen Ländern wird das aber in Kürze der Fall sein.

Auch die von Webradiobetreibern an GEMA und GVL zu entrichtenden Gebühren sind nicht ohne. Jetzt wird es eng mit der tönenden Kultur im Netz – zumindest solange es sich um legale oder schlimmstenfalls „graue“ Inhalte handelt.

Gibt es eine Alternative? Bislang sehe ich keine. Zumindest keine mit Zukunft. Gegensteuern (auch wenn das Modell viele Fehler hat) lässt sich eigentlich nur, indem man Musik ausschließlich auf analogen Datenträgern kauft. Nur – wer möchte das schon? Außer ich vielleicht. (Bildnachweis: streetpreacher83)