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o2 – Die Servicekatastrophe

Derzeit bewirbt o2 seine Produkte in einer selten gekannten Massivität – und beeinflusst damit nicht nur die potenziellen Kunden sondern auch das Stadtbild. Mit dem Versprechen „Mehr Netz“ versucht der am mondänen Georg-Brauchle-Ring in München ansässige Telefonica-Ableger sein Image als Funklochabieter abzulegen. Nun, da Alice nun auch in Deutschland via o2 vertrieben wird, sehen wir uns einem Anbieter gegenübergestellt, der nicht nur Handyverträge vertickt sondern sich auch als DSL-Anbieter verdingt.

Heute hatte ich die Ehre, einen nagelneuen o2-DSL-Flat-Vertrag mit einem nagelneuen von o2 gelabelten Zyxel-WLAN-Router an einem nagelneuen Windows-7-Notebook installieren zu dürfen. Um es nicht allzu spannend zu machen sage ich vorweg: Ich habe es nicht geschafft.

Zuerst einmal ein Lob an o2 (das einzige Lob in diesem Post): Der Router ist per default nicht offen sondern eine Verschlüsselung per WPA2 ist aktiviert. Das ist gut, denn so werden auch wenig technikbegeisterte Menschen angehalten, verschlüsselt sicher surfen. Damit endet aber auch schon die Freude.

o2 sendete ein Paket mit besagtem WLAN-Router/Modem von Zyxel, den zugehörigen Kabeln und Adaptern und Bedienungsanleitungen (die allesamt unbrauchbar sind und eher der Marketingabteilung entsprungen zu sein scheinen als der Feder eines technischen Redakteurs) sowie einer Installations-CD.

Weiterhin, so verrät die Installationsanleitung, werde o2 dem Kunden das WPA2-Kennwort in einem separaten Willkommensbrief mitteilen. Dumm nur, das o2 weder einen solchen Brief geschickt hat, noch in der Lage war, eine funktionsfähige CD-ROM mit einer „ausführlichen“ Anleitung und einer Einrichtungssoftware beizupacken. Kein Brief und ein Silberling, der im Arsch ist – keine so gute Ausgangssituation für mich.

Es liegt nahe, dass man in so einer Situation zum Hörer Handy greift und die Hotline konsultiert – aus dem o2-Netz ist das im Inland kostenlos.

Erster Versuch: Die Warteschleife rumpelte zehn Minuten, ich wurde mit einer Dame verbunden, der ich mein Problem vortrug: Das WPA2-Kennwort war mein Begehr. Die Dame sagte, dass sie mir da keine Auskunft erteilen könne und sie mich in die Technik durchstelle. Das ist OK. Nach weiteren zehn Minuten monotonem o2-Sounddesign in Schleife (ätzend!!) hörte ich den Versuch eines Callcenter-Agents, mein Gespräch anzunehmen – und schon war ich aus der Leitung geflogen.

Nun, so schnell gebe ich mich nicht geschlagen – wieder wähle ich die Hotline an. Ich verweile 23 Minuten in der Warteschleife  und höre mir den miserablen o2-Sound an, der unterbrochen ist von freundlichen Ansagen á la „Wir bemühen uns, schnellstmöglich einen Ansprechpartner für Sie zu…“. Wir bemühen uns. Klar. Wenn im Arbeitszeugnis steht, „er war (stets) bemüht“ – was heißt das dann? Der Zeugnisempfänger hat es nicht geschafft. Sich bemühen ist also ein Euphemismus für versagen. Und o2 versagte – auf ganzer Linie, denn nach 23 Minuten verschwendeter Lebenszeit kickten sie mich aus der Leitung. Ohne Gespräch – ohne Problemlösung.

Aller guten Dinge, so sagt der Optimist, sind drei. Nachdem ich also eine Pause eingelegt hatte, schnappte ich mir das Handy und wählte die Nummer der o2-Hotline. Nach zehn Minuten nahm die nächste Callcenter-Agentin das Gespräch an. Ich hatte zu tun, freundlich zu bleiben. Ich rief mir in Erinnerung, dass die arme Dame am anderen Ende der Leitung nichts für ihren unfähigen Arbeitgeber könne und riss mich zusammen. Ich schilderte mein Problem. Die Dame sagte, dass sie nach einem umfangreichen Datenabgleich mir das gewünschte Kennwort schon sagen könne. Dann nannte sie mir eine Kette von Groß- und Kleinbuchstaben. Die tippte ich wacker in den WLAN-Installationsassistenten von Windows 7. Das Kennwort erwies sich – oh Wunder – als falsch. Ich wiederholte das Kennwort, glich es mit ihr ab, Buchstabe für Buchstabe. Sie hatte sich nicht versprochen und ich mich nicht vertippt – das Kennwort war schlicht und ergreifend: Falsch.

Eine mögliche Lösung? Die Callcenter-Agentin sagte, sie könne mich nur in die Technik verbinden. Mir schwante, was dann passieren würde – ich würde aus der Leitung geckickt werden. Ich würde weitere Lebenzeit vergeuden müssen, um überhaupt jemanden ans Rohr zu bekommen. Also brachte ich einen Gegenvorschlag und bat die Dame, mich mit dem second level zu verbinden. Über das, was sie nun sagte, konnte ich nur staunen: Man habe nämlich gar keinen second level. Meinem Erstaunen verlieh ich den nötigen Ausdruck, indem ich ihr sagte, dass o2 dann der erste Telco ohne second level wäre, mit dem ich in meinem Leben zu tun hätte. Da lenkte sie dann doch ein: Man habe natürlich einen second level, aber Kunden verbinde man dorthin definitiv nicht. Was nun? Sie könne mich ja immer noch mit der Technik verbinden. Ermangels Alternative stimmte ich notgedrungen zu, Nach einer weiteren Viertelstune in der o2-Warteschleife wurde ich, ihr ahnt es schon, aus der Leiung gekickt.

Am Montag fasst die Anschlusinhaberin eine Mail an den Support von o2 ab. Ich werde sie dieses Wochenende noch aufsetzen. Insgesamt opferten heute drei Menschen mehrere Stunden Zeit, um den Rotz von o2 an den Start zu kriegen. Und dieses Unterfangen war noch nicht einmal von Erfolg gekrönt.

Die Lehre aus dieser Geschichte ist einfach: Nach der heutigen Erfahrung möchte ich Euch dringend raten, von Produkten aus dem Hause o2 den weitestmöglichen Abstand zu nehmen. Denn ich kann nur festhalten, dass o2 Dinge versendet, die nicht funktionieren, zur Installation nötige Informationen nicht ausliefert und eine Hotline betreibt, unter der entweder gar keiner erreichbar ist oder unter der man keine korrekte Auskunft erhält. Ich bin froh, dass ich selbst kein o2-Kunde bin und ich kann nach dem heute Erlebten auch nur jeden davor warnen, bei 00 o2 Kunde zu werden.

Lästige Telefonwerbung? Hier beschweren!

Gegen nervende Telefonwerbung habe ich ein einfaches Mittel: Wann immer ich etwas im Netz bestelle oder sonstwo eine Telefonnummer angeben muss, wo ich den Verdacht hege, dass diese Daten dann verscherbelt werden, gebe ich die Nummer meiner ollen D1-Prepaidkarte an. Dieses Handy schalte ich nur dann ein, wenn ich der Meinung bin, erreichbar für jemanden sein zu müssen, bei dem ich was bestellt habe.

Was passiert dann? Ich habe meine Ruhe, denn …

  • … oft rufen diese b2c-Callcenter sowieso keine Handynummern an, weil ihnen das zu teuer ist
  • … wenn sie mich trotzdem erreichen wollen, dann oft erst zu einem so späten Zeitpunkt, dass ich das Bestellte schon habe – und dann ist das Handy in der Regel aus
  • … und nach drei bis fünf Anrufversuchen (man bekommt eine SMS mit Rückrufbitte, wenn man nicht erreicht wurde) geben sie auf. Dann ist auch Ruhe.

Vor einigen Jahren war das noch nicht möglich, inzwischen aber wird die Karte von D1 auch dann nicht inaktiv geschaltet, wenn man schon ewig kein Guthaben mehr aufgeladen hat. Bei mir langt es, das Handy ab und an ins Netz einbuchen zu lassen und den Kontostand (derzeit 28 Cent) abzufragen. Meine „richtige“ Handynummer und mein Festnetzanschluss bleiben „clean“. Etwas illegales kann ich daran nicht finden, denn ich mache keine falsche Angabe. Die Nummer stimmt und ab und zu ist sie sogar erreichbar. Wann ich das alte Handy einschalte, ist meine Privatsache.

Ich will keine Werbung machen, aber im T-Punkt bekommt man so eine Karte für etwa zwanzig Euro – eine in meinen Augen gute Investition in eine ungestörte Privatsphäre.

Nun gibt es aber immer wieder Leute, die den Fehler gemacht haben, einmal ihre richtige Telefonnummer angegeben zu haben und es gibt gesicherte Berichte, dass Leute auch dann von b2c-Callcentern belästigt wurden, wen sie diesen Fehler nur ein einziges Mal gemacht haben. Und das kommt schon mal vor. Wie bekommt man dann wieder Ruhe vor unseriösen Anrufern?

Vor einiger Zeit wurde ein Gesetz gegen unlautere Telefonwerbung erlassen, dass diese Art von Anrufen nur dann zulässt, wenn der Angerufene vorher schriftlich sein Einverständnis erklärt hat. Besonders wirkungsvoll ist das aber nicht, denn dieses „Einverständnis“ kann man auch versehentlich erklären, wenn man zum Beispiel AGBs nicht ordentlich gelesen hat oder einfach einen falschen Haken im Bestellformular im Internet gesetzt hat oder aber das Kleingedruckte bei einem Gewinnspiel nicht ordentlich gelesen hat. Dann werden die Daten samt Einverständniserklärung verkauft und schon geht der „Telefonspam“ los.

Bist´erst mal in der EDV, kennt Deine Daten jede Sau! (alte Volksweisheit)

Weiterhin ignorieren schwarze Schafe der Telemarketingbranche die gesetzlichen Bestimmungen gerne mal, denn das Risiko, erwischt und abgemahnt zu werden, ist relativ gering und diesem Risiko stehen satte Gewinne der Branche gegenüber. Nicht zuletzt deswegen fordern die Verbraucherzentralen ein Gesetzt, dass vorsieht, dass am Telefon abgeschlossene Verträge erst dann rechtskräftig sind, wenn dem „Kunden“ im Nachgang ein echter Vertrag in Papierform zugestellt wird und dieser den unterschrieben zurückgesendet hat. Leider haben wir so einGesetz nicht – also muss es auch anders gehen.

Die Verbraucherzentrale NRW stellt nun ein Online-Formular zu Verfügung, in dem jeder, der von b2c-Callcentern belästigt wird, diese Anrufe protokollieren kann.

Zweck der Übung ist zum einen, eine Datenmenge in der Hand zu halten, mit der man dem Gesetzgeber etwas „Druck“ machen kann, so dass o.g. Gesetz zukünftig nachgebessert werden muss. Weiterhin kann die Verbraucherzentrale schwarze Schafe auch kostenpflichtig abmahnen lassen.

Es steht zu erwarten, dass diese Aktion nicht sofort Wirkung zeigt, aber sie ist ein Betrag zu Verbesserung der Situation und kann, wenn sich genügend Mitstreiter finden, in Zukunft auch erfolgreich sein.