Monatsrückblick Mai 2025
Der Rückblick auf den Monat Mai wird sich etwas geraffter präsentieren, als sonst – und das hat ganz einfache Gründe: Wir waren drei wunderbare Wochen im Urlaub, in der vierten Woche gab es freilich dienstlich das ein- oder andere aufzuholen und so ist meine Zusammenfassung etwas knapper, etwas integrierter, vielleicht sogar etwas prosaischer, als sonst.
Habemus Merz, habemus diverse Minister und last but not least habemus papam. Zuerst, das sei mir als Protestant gestattet, zu unserem neuen Kanzler der Schande Friedrich Merz – der nämlich legte bei seiner Wahl einen derartigen Bauchplatscher hin, dass er sich von diesem Fehlstart, nämlich im ersten Wahlgang sang- und klanglos durchgefallen zu sein, nach allem Ermessen politisch nicht mehr erholen wird, nicht mehr erholen kann. Dieser in der Geschichte der Bundesrepublik einzigartige Vorgang fand, das wird niemanden wundernehmen, internationale Beachtung. Es hätte eigentlich auch nur einen einzigen souveränen Ausweg aus dieser Situation gegeben – nämlich nicht mehr als Kanzler anzutreten. Eine derart souveräne Handlung hat man selbstredend von Merz weder erwarten können noch erwarten dürfen. Anderenorts habe ich mal gewitzelt, dass die Kanzlerschaft Merz besonders in der „Erhardstadt“ Fürth für große Freude sorgen dürfte, ist mit ihr doch der politisch gescheiterte Ludwig Erhard nicht mehr der schwächste Kanzler in der bundesrepublikanischen Geschichte. Für Deutschland selbst ist diese Bürde schwer, der de facto-Verlust des Bündnis- und Wertepartners Nordamerika, der Krieg in Europa, die fortdauernden Angriffe rechtskonservativer, evangelikaler, rechtsextremer Kräfte auf unsere freie und im besten Wortsinne liberale Lebensart hätten eines Staatsmanns mit Standing bedurft, bekommen haben wir Merz, einen schwachen Mann ohne auch nur die geringste Amtserfahrung, einen Mann, dessen gekünstelte Pseudo-Autorität landauf, landab zu irritieren vermag, die einen leider nur allzu häufig peinlich berührt und die schlicht heraus albern ist.
Merz stellte ein lupenreines Lobbyistenkabinett auf; es ist irgendwie schon schade, mitansehen zu müssen, wie sich die Demokratie hier ihrer Unterspülung durch Kapitalinteressen nicht mehr zu wehren imstande ist, aber auch das war absehbar. Dobrindt, Reiche,… das sind Figuren, denen die Ministerschuhe zu groß sind – so groß, dass man nicht erwarten kann, dass sie jemals in sie hineinwachsen. Bei Dobrindt wissen wir ja, dass er das Amt nicht sinnstiftend bekleiden kann. Der Peißenberger hat schon als Verkehrsminister aufs Kläglichste versagt, auch als Innenminister vertraue ich diesem Mann keinen Millimeter. Diese Personalie allerdings belegt nur allzu deutlich, dass der deutsche Konservativismus nicht nur, wie ich bereits mehrfach schrieb und sagte, in seiner schwersten intellektuellen Krise gefangen ist – wer Dobrindt als Innenminister aufstellen will oder muss, ist schlicht politisch handlungsunfähig – das wird, so bitter das ist, ein Festmahl für in ihrer Gänze rechtsextreme AfD. Wie wunderbar dieses Lobbyistenkabninett funktioniert, demonstrierte nicht nur Reiche mit ihren Gaskraftwerken, auch Linneman fiel mit seiner Aussage, Rentner arbeiteten zu wenig, instantly und nicht zum ersten Mal unangenehm auf. Wir werden mit Merz und seinem Kabinett noch viel Freude haben und dürfen uns auf allerhand gefasst machen.
Habemus Papam. Ich bin mit einer Bewertung der Personalie Robert Francis Prevost sehr zurückhaltend – weil mir dieser Mann vor seiner Papstwahl auch in der Berichterstattung noch nie begegnet oder anderweitig erinnerlich ist. Nun bin ich aber auch nicht katholisch. Nun, kurz nach der Bekanntgabe seiner Wahl haben gerade die US-amerikanischen Evangelikalen-Faschos zu schäumen begonnen, so schlecht kann der Mann also nicht sein. Alles andere wird sich weisen müssen, hinsichtlich des dringenden Reformbedarfs in der katholischen Kirche rechne ich ja nicht mit allzu großen positiven Überraschungen. Wir werden sehen.
Die AfD ist nun auch offiziell das, was wir eh schon wissen – gesichert rechtsextrem. Daran ändert auch die „Stillhaltezusage“ des Bundesamtes für Verfassungsschutz nichts; Einstufung ist Einstufung und Wahrheit bleibt Wahrheit. Mit Rechtsextremisten hat man nichts zu tun, mit AfDlern hat man nichts zu tun – Anstand bleibt Anstand. Zwar versucht Dobrindt, das längst überfällige AfD-Verbotsverfahren bzw. dessen Prüfung zu verschleppen, die gesamtgesellschaftliche Debatte bekommt er freilich nicht gestoppt. Die Zeit ist reif für ein AfD-Verbot – reifer denn je.
- Erinnert ihr euch noch an den Corona-Streek? Den Mann, der mit nahezu jeder seiner Aussagen und Prophezeiungen meilenweit daneben lag? Dem wollten die Konservativen ja irgendeinen Posten antragen, geblieben ist ein Pöstchen. Drogenbeauftragter. Ja mei, machste nix…
- Schlagzeile: Bär lehnt „Gender-Zwang“ an Forschungseinrichtungen ab. Okay, den gibt es zwar gar nicht, aber was schert sich eine Bildungsministerin schon um die Wahrheit? Konserven doing Konserven-things.
- Tesla liegt am Boden. Und mit was…?
- Im Urlaub habe ich auf einem Parkplatz tatsächlich ein Auto des vietnamesischen Herstellers VinFast gesehen. Welche Rarität mir da begegnet ist, wurde mir erst später, nach dem Lesen dieser Meldung klar.
- Büchsenbier hat allgemein keinen guten Ruf, die Bierdose ist ein Einwegteil, das eine kritische Ökobilanz hat – und sich dennoch wachsender Beliebtheit erfreut. Schon bedauerlich, dass wir bei simpelsten Dingen als Gesellschaft wieder so zurückfallen. In den 90er Jahren bin ich in einer Provinzstadt, Schwabach, zur Schule gegangen, da gab es eine stadtweite, sehr erfolgreiche Kampagne gegen Einwegbüchsen. Aus dem dortigen Jugendzentrum bin ich sogar mal rausgeflogen, weil ich mir gedankenlos eine Limobüchse vom benachbarten Lidl aufgerissen habe und das Limo nicht weggießen wollte. Das musste ich dann vor der Tür trinken, erst dann durfte ich wieder rein. Diese Lektion habe ich gelernt. Spätestens seit dem Niedergang der letzten Brauerei, der Leitner Bräu, im Städtchen, ist aber auch die Kampagne gegen das Büchsenbier verschwunden. Schade eigentlich.