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Einige Stimmen von Bluesky nach der US-Wahl

Mit dem heutigen Tag ist Nordamerika verloren. Endgültig verloren als stabiler Handelspartner, als Kooperationspartner in internationalen Sicherheitsfragen und freilich auch weitestgehend kulturell. Heute haben sich die USA letztlich komplett von der internationalen Bühne abgemeldet. Kaputt ist nun nicht nur kaputt, die USA sind irreparabel kaputt – verloren. Der Kapitalismus hat sich selbst erledigt, wie zutreffend die Marxschen „Prophezeiungen“, nichts anderes als wissenschaftliche Erkenntnisse, eintreten, erstaunt aber selbst mich.

Mich wundert auch, dass kaum einer in der Lage ist, klar zu formulieren, was alle wissen und jeder sieht: Der erneute Trump-Sieg ist Produkt des tief in der Krise befindlichen Kapitalismus, der gerade ungebremst in den Abgrund steuert. Und dennoch – einige Statements von Bluesky finde ich be- und überdenkenswert und stelle sie Euch daher hier zur Verfügung.

Wie unendlich im Arsch das alles ist. Das ist zwar undifferenziert – aber es stimmt einfach. — @holgertiedemann.bsky.social

Der selbsternannte „Homo sapiens“ hat es offensichtlich nicht besser verdient. — @quazanga.bsky.social

Was, wenn wir die vernünftigsten, empathischsten und demokratischsten Zeiten der Menschheit bereits gesehen haben? — @sixtus.net

Die demokratischen Politiker und Politikerinnen, die seit den 80er Jahren ihre Länder auf neoliberal umgestellt und ihre Macht an das Wachstum der neoliberal ausgerichteten Wirtschaft geknüpft haben – müssen jetzt ein selbstkritisches Resumée ziehen und konsequent das Gegenmodell aufbauen. — @liesemueller.bsky.social

Jeder, wirklich jeder ist nur eine einzige Erkrankung/ Beinträchtigung/Andersartigkeit davon entfernt, vor einem Wahlsieg eines Menschen wie Trump richtig massive Angst haben zu müssen. — @budsen.bsky.social

„Ausländer raus“, „Frauen an den Herd“, „Wissenschaft lügt“ usw.
Solche Parolen sind die Sieger der wichtigsten Wahl im Jahr 2024.

Die Aufklärung rotiert im Grab! — @janskudlarek.bsky.social

Heute & die nächsten Wochen sind ein guter Zeitpunkt, in einen Verein, eine Stadtteil-Initiative, eine Gewerkschaft einzutreten oder sich in Schule, Kita oder Kirche zu engagieren. Das stärkt demokratische Strukturen vor Ort & selbst wenn es oft nervig ist, stärkt es auch einen selbst. — @tinido.bsky.social

Das Gebot der Stunde heißt Antifaschismus.
Jetzt erst recht. — @robertfietzke.bsky.social

Was für eine beschissene Welt, in der wir leben. Diese Wahl wird alles noch viel schlimmer machen. Für Abermillionen Menschen in den USA und darüber hinaus ist sie ein Albtraum, während sich faschistische Tech-Milliardäre, Autokraten und Kriegsfürsten auf der Siegerstraße wähnen. — @robertfietzke.bsky.social

In den USA zeichnet sich gerade ab, was passiert wenn
1. die Presse Faschisten und Straftäter verharmlost und normalisiert
2. juristisch nicht dafür gesorgt wird, dass Demokratiefeinde kein öffentliches Amt bekleiden dürfen.
Germany, are you watching? — @mrmads.bsky.social

Was mir am meisten Angst macht an den USA ist, dass Konservative und Rassisten es geschafft haben, medial, bildungspolitisch und gesellschaftlich, dass für über 50% der Menschen, Wissenschaft und Fakten bedeutungslos wurden.

Sie leben in einer Traumwelt aus Lügen und Hass.

Vollkommen absurd. — @realalbundy.bsky.social

Am 26. Juli dieses Jahres sagte Donald Trump:

In four years, you don´t have to vote again.

Willkommen in der Diktatur. Adieu, USA.

Elektronische Patientenakte: Widersprechen!

Dieser Tage erreichte mich ein Schreiben der Ortskrankenkasse, in dem man mir mitteilte, dass bereits Anfang nächsten Jahres die sogenannte elektronische Patientenakte kommen wird. Genau genommen wird sie ja nicht kommen, es gibt sie bereits heute – allerdings nur für all jene, die sie sich proaktiv bei ihrer Krankenkasse haben freischalten lassen. Und das haben, aus gut nachvollziehbaren Gründen, bislang nur sehr wenige Versicherte getan.

Nun, auch das ist Teil des Gesetzes zur Beschleunigung der Digitalisierung des Gesundheitswesens, muss man aber, wenn man keine zentral gespeicherte elektronische Patientenakte haben möchte, aktiv bei der Krankenversicherung widersprechen – in meinen Augen ein Ärgernis. Denn damit steht zu erwarten, dass viele Mitbürger, die entweder nicht verstehen, worum es geht, die Information aufgrund sprachlicher oder anderer Barrieren nicht under nur unzureichend erhalten haben, kein Interesse an der Thematik haben oder sich gegenwärtig einfach noch nicht entscheiden wollen (was eigentlich jedermanns gutes Recht ist), in die Akte gezwungen werden.

Gegen die ePA spricht so manches – ich kann hier natürlich nur meine persönlichen Bedenken artikulieren und keine allgemeinen Ratschläge erteilen, so zum Beispiel, dass ich in eine zentrale Speicherung meiner sensiblen Gesundheitsdaten keinerlei – wirklich absolut keinerlei – Vertrauen habe. In Deutschland sind große IT-Projekte in der Vergangenheit regelmäßig mit Ansage und Anlauf (nennen wir es mal euphemistisch) verkackt worden. Funklöcher allerorten, das gescheiterte PKW-Mautsystem, De-Mails, die kaum Akzeptanz genießen…, die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Eine zentrale Datenhaltung so sensibler Daten wie Gesundheitsdaten verbietet sich meines Erachtens, denn wer wollte schon für die Sicherheit und Integrität dieser Daten ernsthaft garantieren? Und wir alle wissen: Wo ein Trog ist, da kommen die Schweine. Diese große Datensammlung ist sicher nicht nur für Forschende, sondern auch Arbeitgeber, Versicherungen, Vermieter… interessant – also für Leute, denen solche Daten besser niemals zur Kenntnis gelangen sollten.

Wir wissen nicht, wer uns in Zukunft regieren wird. Wir können uns aber ausrechnen, dass diese Daten von einer FDP-Regierung höchstwahrscheinlich verkauft würden und die Gewinne in den Taschen der Konzerneigner versickern würden. Wir können uns ausrechnen, dass diese Daten von einer AfD-Regierung Faschisten zur Selektion von Menschen verwendet wird, um sie ihrer Rechte zu berauben oder gar sie zu töten. Wir können uns ausrechnen, dass CDU und SPD mit diesen Daten das weitere Schleifen von Arbeitnehmerrechten betreiben werden. Das alles wird dann erschwert oder verunmöglicht, wenn diese Daten erst gar nicht zentral anfallen oder abgerufen werden.

Ebenso gruselig ist die Vorstellung, dass die sogenannte „KI“ eines Tages über die Verteilung knapper Medikamente oder Krankenhausbetten entscheiden wird. Die Bedeutung der Triage ist uns zu Beginn der Corona-Pandemie deutlich zu Bewusstsein gekommen. Wer in Zukunft verhindern will, dass eine von den Reichen und Mächtigen betriebenen und in ihrem Interesse programmierte KI mit Lern-Algorithmen, die auf deren Weltsicht und Grundannahmen basiert, im Falle von Pandemie, Krieg oder wirtschaftlichen Verwerfungen triagiert, der tut dies immer noch am effektivsten, in dem er bestimmte Daten gar nicht anfallen lässt.

Auch wenn das vorgenannte Gesetz in entscheidenden Teilen der Prüfung der Verfassungsmäßigkeit nicht standhalten wird, so wird die elektronische Patientenakte gegenwärtig ausgerollt – und daher ist für all jene, die ihre empfindlichen Gesundheitsdaten nicht zentral gespeichert wissen wollen, nun die höchste Zeit gekommen, der Einrichtung einer ePA bei der Krankenkasse aktiv zu widersprechen.

Nicht nur datenschutzbewusste Menschen und Verfechter der informationellen Selbstbestimmung wenden sich gegen die ePA, auch Ärzte sind alles andere als begeistert. Manche äußern ihre Kritik verhalten, andere fordern ihre Patienten sogar öffentlich auf, der ePA zu widersprechen.

Einen wirklich tiefen, gut verständlichen Einblick lieferte der Kölner Hausarzt Dr. med Stefan Streit anlässlich der letzten GPN.
In einem rund einstündigen Vortrag zeigt Streit die Gefahren der ePA auf, auch wenn er vom Nutzen eines – nur vernünftig geregelten – digitalen Systems grundsätzlich überzeugt ist.

Das sehr interessante Video kann auf den Seiten des CCC oder auf Youtube angesehen werden.

Eine kleine Anekdote am Schluss: Auch wenn dieses Thema in der gegenwärtigen Berichterstattung kaum Beachtung findet, sind die Leute durch den Pflichtbrief der Krankenkassen alarmiert. Gestern im Wirtshaus kam das Gespräch recht unvermittelt auf das Thema – und siege da: Nicht ich allein widerspreche dieser gefährlichen zentralisierten Datensammelei. Ich kann jeden meiner Leser*innen daher nur bitten: Sucht das Gespräch mit Euren Mitmenschen und klärt sie darüber auf, wie gefährlich die neue Patientenakte kurzfristig jedem Einzelnen werden kann – denn: Das Thema ist in den Köpfen bereits angekommen, leider aber bisher nicht besonders viel Information.

Weiterführende Links:
Die taz hat eine kurze und knackige FAQ veröffentlicht, die schnell und übersichtlich informiert.
MDR: „Jurist empfiehlt Widerspruch gegen die elektronische Patientenakte“.
Bericht beim Deutschlandfunk.

Last but not least beinhaltet dieser Bericht von Heise auch die Links zu Widerspruchsformularen bei den größten Krankenkassen – sehr nützlich!

Paywalls schaden der Demokratie

Ich muss hier einen Debattenbeitrag verlinken, mit dem ich in manchen Punkten vielleicht nicht exakt übereinstimme, den ich aber dennoch für sehr wertvoll und damit für lesenswert halte: Thomas Knüwer stellt fest, „Warum Journalist*innen sich mit Händen und Füßen gegen Paid Content wehren müssen“ und trifft mit seiner Analyse mehrere wunde Punkte.

Es gibt praktisch kein Medium außerhalb des öffentlich-rechtlichen Spektrums mehr, bei dem Instrumente des Boulevardjournalismus nicht Alltag wären.

WORD! Das ist eigentlich bekannt – aber so prägnant formuliert, verleiht diese Feststellung der Analyse die nötige Schärfe. Nun könnte man meinen, dass der einfache Ausweg aus der Misere einfach im Mehr-Konsum öffentlich-rechtlicher Angebote läge, in Zeiten, in denen der ÖRR allerdings von Rechten und Rechtsextremen – leider nur allzu oft von Konservativen flankiert –  diskreditiert wird, wird dieser Ausweg gesamtgesellschaftlich nicht den gewünschten Effekt bringen.

Knüwer führt aus, dass insbesondere (zum Zwecke der Klickgenerierung geschaffene, marktschreierische) emotionalisierende Überschriften, die im Zweifel nur wenig mit den Artikeln zu tun haben und oft gar nicht von den für den Artikel verantwortlichen Journalisten stammen, zur Polarisierung und damit letztlich zur gesellschaftlichen Spaltung beitragen. Denn die hier klärend wirkenden  der Überschrift folgenden Artikel bleiben der Mehrheit der Leser, die über kein Abo des jeweiligen Mediums verfügen, aufgrund der Paywall verborgen (das funktioniert im Kern aber nur dann, wenn, ich sage es jetzt mal etwas holzschnittartig, die Überschrift emotionalisierender Schrott ist und es im Artikel dann seriös, klärend quasi, weitergeht – und das wird bedauerlicherweise auch immer seltener).

Möchte man dieser Spaltung entgegentreten, so Knüwer, müssen die Inhalte frei und zugänglich bleiben.

Denn Schwurblermedien, von Putin bezahlte Text- und Videoknechte, Fake News und rechtsradikale Medienangebote – die gibt es umsonst. Jeder Text, jedes Video und neuerdings jeder Podcast, vor dem eine Paywall steht, hilft Faschisten und Antidemokraten, weshalb die Behauptung „Journalismuss MUSS Geld kosten“ ein Beitrag zur Spaltung der Gesellschaft darstellt.

Insofern ist die sehr süffige Conclusio

„Journalismus DARF kein Geld kosten – aber wir müssen alles tun, um ihn zu finanzieren.“

schon zutreffend.

Jetzt muss natürlich zwangsläufig die Frage aufpoppen, wie denn bitte dann Geld verdient der Journalismus finanziert werden kann. Interessanterweise hat Herr Knüwer dazu vor bereits knapp fünf Jahren einen mehr als interessanten und erstaunlich hellsichtigen Longread, ein kleines Meisterstück, abgefasst.

Was ich allerdings zur Überschrift dieses Posts dennoch fallen lassen muss: Freilich müssten sich gerade Journalisten gegen ein Bezahlmodell zur Wehr setzen, das in letzter Konsequenz ihre eigenen Arbeitsmöglichkeiten substanziell bedroht, allerdings können wir ihnen diese Verantwortung nicht allein aufbürden. Eine staatliche Regulierung der „vierten Gewalt“ ist für mich persönlich auch nicht denkbar – im Gegenteil, sie könnte, ginge sie insbesondere von rechten Regierungen aus (was, gegenwärtig gesprochen, für die Zukunft ja fast zu befürchten steht), schnell zu einem Angriffsinstrument auf die Pressefreiheit missbraucht werden. Wir Leserinnen und Leser müssen uns disziplinieren, den Klick-Affen keinen Zucker zu geben und Seiten, die sich der Paywall-Wegelagerei verschrieben haben, konsequent blockieren.

Wochenrückblick KW 36 2023.

Back to business. Diese Woche war mal wieder ausreichend viel los für einen Einzelwochenrückblick, gewohnt subjektiv und launisch. Nachdem das Wetter in den letzten Wochen ja gnädig war und es mit unter 20 °C angenehm kühl war (alles unter 20 °C ist ja unserer Tage gut), ist nun wieder Hitze und Schwüle zurück. Wie ätzend. Die nächste Woche verspricht besser zu werden.

  • Ihr habt es gelesen, die Sache mit Aiwanger und Söder hat mich durchaus beschäftigt. Auch Friedrich Merz hat am gestrigen Montag auf dem Gillamoos-Volksfest ein mehr als miserables Bild abgegeben. Obschon gerade durchaus erfolgreich die Stimmen der, well, sagen wir mal „sehr bodenständigen Tölpel“ eingesammelt werden, befindet sich der deutsche Konservativismus in der schwersten Krise der Nachkriegszeit. Intellektuell liegt er am Boden.
  • Der Södersche Fehlgriff beschäftigt nun nicht nur die nationale, sondern auch die internationale Presse. Das ist nicht verwunderlich. Söder ist ohnehin der Ministerpräsident der vertanen Chancen. Man wage nur einmal, sich vorzustellen, Söder wäre ausnahmsweise mal nicht umgefallen, sondern hätte Aiwanger mit der Begründung, dass hier im Umgang mit seinen Verfehlungen als junger Erwachsener mehrere rote Linien überschritten worden sind und man Antisemiten im Amt nicht dulden könne, entlassen – es wäre eine Sternstunde des deutschen Konservativismus geworden. So endet Söder mal wieder als opportunistischer Bettvorleger – und niemand wundert sich, in Bayern ist man ja Kummer gewohnt. Ich will noch ein anderes Beispiel anführen, bei dem klar wird, was für ein uninspirierter Wackelideologe dieser Söder ist: Bayern ist ein agrarisch geprägter Flächenstaat. Und Bayern steht vor dem Problem, viel Energie aus anderen Bundesländern zu benötigen, weil man es schlicht versäumt hat, in die „Erneuerbaren“ zu investieren. Die Konsequenz ist, dass wir eine Stromtrasse gigantischen Ausmaßes benötigen, die in den Orten und Städten, durch die sie verlaufen soll, freilich erbittert bekämpft wird. Was wäre denn, wenn Bayern nun gerade in der Landwirtschaft Photovoltaik fördern würde? Jeder Bauer könnte mit seinem Stall-, Scheunen- und Maschinenhallendach zur Energiewende beitragen und recht risikolos zusätzliche Einnahmen generieren. Würde man dann die Förderung an genossenschaftliche oder gemeinwirtschaftliche Konzepte koppeln, hätten wir binnen weniger Jahre ein großes Netz von unabhängigen Energiepartnern in Bürgerhand – und gleichzeitig den ländlichen Raum erheblich gestärkt. Hier wäre die kleinteilige, ländliche Wirtschaft sogar mal ein Standortvorteil. All dies ließe sich mit politischem Willen bewerkstelligen. Aber nein, der Herrgott hat die Bayern ja mit dem Zauderer Söder gestraft und wir sind dank der CSU mal wieder abgehängt.
  • Nicht nur die CSU ist am Ende ihrer Handlungsfähigkeit angelangt, sondern auch die CDU. Wenn die intellektuelle Speerspitze der Union Friedrich Merz sein soll, dann sieht es finster aus. Der deutsche Konservativismus liefert keine Lösungen mehr. Er ist außerstande, Krisen zu managen. Der deutsche Konservativismus liegt am Boden. Noch gelingt es der Union aufgrund der Überalterung der Gesellschaft, ihre Position zu behaupten – und leider wird dieses Land darunter noch sehr zu leiden haben, aber die Zeit spielt gegen den Konservativismus.
  • Das Thema mit der Störerhaftung beschäftigt mich ja schon seit Anbeginn dieses Blogs – und freilich auch darüber hinaus. Etliche kurze Posts habe ich dazu in der Vergangenheit verfasst. Mit der 2017er TMG-Novelle hoffte man ja, dass das Thema nun ein für alle Mal vom Tisch sei – und das war es auch. Und jetzt kommt es, dank unfähiger Politiker, durch die Hintertür wieder, und zwar über eine Umsetzung des EU-Digital Service Actes in nationales Recht. Dessen Ziel ist eigentlich die Regulierung größerer Onlineplattformen, im Referentenentwurf findet sich nur eben die relevante Störerhaftung nicht wieder. Wer hat es versaut? Natürlich FDP-Mann Wissing. Dieser Wissing ist ja so eine Art Anti-Midas: Alles was der anfasst, wird zu Scheiße. Quod erat demonstrandum – man darf FDP-Leute nichts machen lassen, da kommt ausnahmslos Murks bei rum.
  • Als @michi0911.bsky.social bin ich inzwischen seit gut zwei Wochen auch bei Bluesky unterwegs. Neben Twitter X und Mastodon bespiele ich gerade also noch eine dritte Plattform. Das ist ein wenig aufwendig, allerdings auch lehrreich. Vielleicht gelingt es mir in nächster Zeit, mal ein Resümee zu verfassen. Am verbindlichsten und freundlichsten ist es meinem Gespür nach gerade im Fediverse. Nun, wir werden sehen, wie sich das alles entwickelt.
  • Zum Thema Bluesky nur kurz: Die Strategie, neue soziale Netzwerke durch eine Art „künstliche Verknappung“ interessant zu machen, ist relativ alt. Erinnert ihr Euch noch an Google Plus zu Beginn der Zehnerjahre? Da konnte man auch nur über einen Invite-Code rein. Wir wissen, wo das geendet ist: Google Plus ist nie aus dem Knick gekommen. Bei Bluesky scheint es mir relativ ähnlich zu sein: Man ist auch heute noch extrem geizig mit Invite-Codes, obwohl es eigentlich schon gelungen ist, alle bei Twitter X etablierten Großaccounts anzulocken. Innerhalb zweier Wochen habe ich nur einen einzigen Invite-Code von Bluesky erhalten. Das scheint mir zu wenig. Man sollte jedem neuen Nutzer ermöglichen, binnen ein, zwei Wochen, vier, fünf enge Mutuals mitzunehmen. Ich beobachte, und das geht inzwischen rasend schnell, dass das Interesse an Bluesky-Invites wieder rückläufig zu sein scheint. Ich weiß nicht, ob sich der Twitter-Konkurrent gerade mit dieser Strategie der Überverknappung einen Gefallen tut.
  • Ein sehr interessantes Messergebnis möchte ich Euch nicht vorenthalten: Ich betreibe privat mehrere Freifunk-Accesspoints, allesamt kleine Router vom Typ TP-Link TL-WR841 in unterschiedlichen Revisionen. Das sind relativ sparsame Geräte, die ihrer Zeit für ein Taschengeld zu bekommen waren und vielen Interessierten den Freifunk-Einstieg ermöglichten. Diese Geräte werden von der fränkischen Freifunk-Community noch unterstützt, auch wenn sie outdated sind (dazu aber gleich mehr). Ich habe mich immer wieder mal gefragt, wie viel Strom so ein Router eigentlich verbraucht, schlussendlich läuft er Tag um Tag, Jahr um Jahr. Im Juli ist mir dann eine dieser smarten Steckdosenadapter in die Hand gefallen, mit der sich nicht nur der Schaltzustand per App steuern, sondern auch der Stromverbrauch messen lässt (und zwar hinreichend genau, wie ich feststellen durfte). Und da das Teil gerade keiner anderen Verwendung zugedacht war, habe ich halt einen Monat lang messen lassen – mit folgendem überraschendem Ergebnis: Der Freifunk-Knoten, der regelmäßig Traffic von vier bis fünf Nutzern hat, verbraucht pro Monat 1,014 kWh. Das finde ich angenehm wenig. Insgesamt empfiehlt sich dieser kleine Router also als besonders energiesparsam. Und nun komme ich zum Haken:
  • Der TL-WR841 ist nicht mehr supportet, weil einfach die Leistungsfähigkeit der Hardware limitiert ist. In manchen Fällen ist das ein Ärgernis, auch erzeugt er deswegen reichlich Overhead, in vielen Nutzungsszenarien fällt das aber nicht weiter ins Gewicht, weil er immer noch in der Lage ist, eine Handvoll Clients mit hinreichend schnellem Netz zu versorgen. Fürs Webklicken, Mails und einfaches HD-Videostreaming reicht der Durchsatz gewöhnlich. Es gibt eben – zumindest in der fränkischen Community – keine Alternative, die erstens so billig ist, zweitens so einfach zu flashen ist (ohne Jailbreak und Co.) und drittens so stromsparend bei so guter Coverage arbeitet. Hardware, die diesen drei Punkten gerecht wird, macht Freifunk niederschwellig. Seitdem nur noch relativ potente (und damit per se schon teurere) Hardware supportet wird, sind leider bereits viele Freifunk-Knoten entweder ganz verschwunden oder verwaist. Mit der einfachen und billigen Hardware ist es gelungen, viele Initiativen, Kulturläden, soziokulturelle Zentren, Bürgerbüros und Co., die einfach kein Budget für die Einrichtung eines Hotspots haben, anzubinden. Wenn so ein Router 15,- Euro kostet, dann schenke ich denen einfach einen und mach mir keine großen Gedanken, wenn allerdings ein Router 60,- oder 100,- kostet, überlege ich mir sehr genau, wo ich auf eigene Kosten einen Freifunk-Knoten installieren möchte. Und dann ist da noch der technische Aspekt: Die kleinen Dinger waren ganz einfach einzurichten und leicht upzudaten. Und sie laufen bis heute stabil. Das heißt, ich muss da nicht oft vorbei und manuell neu starten, damit die funktionieren. Meine deutlich teureren Archer C60 sind mir einmal in der Woche abgeschmiert, die habe ich inzwischen komplett aus meinen Installationen herausgenommen und am Wertstoffhof entsorgt. Meine persönliche Meinung: Die Communitys brauchen wieder eine Basis-Hardware, die nicht mehr als 20,- Euro kostet, die sich leicht von jedermann flashen und einrichten lässt und die, das wird immer wichtiger, stromsparend zu betreiben sind. Ich selbst weiß nicht, welche Geräte hierfür infrage kommen, aber bislang scheint mir am WR841 kein Weg vorbeizuführen.
  • Was bei der Söder-Aiwangerschen Bauerntheateraufführung ein wenig unter die Räder der allgemeinen öffentlichen Wahrnehmung geraten ist: In Bayern sitzen gerade 27 Klimaschützer in Präventivhaft, weil die Bayerische Staatsregierung die Hosen gestrichen voll hat, dass diese die Internationale Automobilausstellung in München stören könnten. Alleine das ist schon eine Kapitulation des Rechtsstaats. Nun kritisiert auch Amnesty Söder und Konsorten: „Menschen über Wochen einzusperren, um sie davon abzuhalten, an Protesten teilzunehmen, ist weder mit rechtsstaatlichen Grundsätzen noch mit den Menschenrechten vereinbar“.
  • Das Katapult-Magazin braucht unsere Hilfe.
  • Vorratsdatenspeicherung, pt. 27453864 (gefühlt). Ist (und bleibt) illegal. Punktum. Hat sich allem Anschein nach aber bislang nicht zu Frau Faeser durchgestochen. Gut, dass die überhaupt noch was merkt, darauf dürfen wir wohl vergeblich hoffen.
  • Und auch der Vorstand der SPD zeigt sich mal wieder von der völlig merkbefreiten Seite.
  • Longterminismus, süffig erklärt und demontiert. Danke, taz.
  • Wagenknecht will wohl ihre eigene Partei gründen, das verkündet sie via Bildzeitung. Du gute Güte. Zuerst einmal will sie aber die Landtagswahlen in Hessen und Bayer abwarten. Warum? Dann möchte sie dazu aus der Linken austreten. Soll sie, das kann nur gut für die Linke sein. Was ich mich frage: So eine neue Partei zum Erfolg zu führen kostet Geld – woher hat sie das?
  • Was kommt nach der Shrinkflation? Die Skimpflation. Dieses Wirtschaftssystem ist wirklich das Beste, das man für Geld kaufen kann.
  • Vielleicht habt ihr ja schon Eure Wahlunterlagen für die bayerische Landtagswahl im Briefkasten. Wie das läuft und wie man die Briefwahl online beantragt, erfahrt ihr hier.

„…es ist mir nicht erinnerlich…!“

Seit einigen Jahren ist es ein gut eingespieltes Ritual: Wann immer durch Recherchen schwere Verfehlungen eines Politikers aufgedeckt werden, die in einiger zeitlicher Distanz passierten, sagt der Politiker, er könne sich daran nicht mehr erinnern, es sei ihm nicht mehr erinnerlich.

Solche „Erinnerungslücken“ sind vor allem zweierlei: Erstens eine bequeme Strategie, die notwendige Erklärung zu verwässern, um einem nötigen Rücktritt zu entgehen und zweitens natürlich ausnahmslos eine dreiste Lüge. Natürlich weiß jeder, dass die Erinnerungslücke eine glatte Lüge ist – aber beweisen kann man das eben nicht. Scholz ist damit durchgekommen, Aiwanger kommt gerade damit durch und letztlich sind vor diesen beiden auch große und kleine Lichter mit der vorgeschobenen „Erinnerungslücke“ recht gut gefahren.

Die Sache hat aber einen Haken: Wir, das Volk, aber auch die Medien lassen den Politikern diese Erinnerungslücken-Lüge jedes Mal aufs Neue durchgehen. Dabei ist doch glasklar: Wer sich bei eklatanten Vorwürfen (die ja im Leben gewöhnlich durchaus eine große Bedeutung haben) urplötzlich an nichts mehr erinnern können will, also auch nicht daran, ob der Vorwurf wahr oder falsch ist, ist grundsätzlich für eine politische Führungsposition absolut und ausnahmslos ungeeignet.* Alleine eine Erinnerungslücke des oben geschilderten Ausmaßes muss einen zwingenden und sofortigen Rücktritt zur Folge haben, denn wer derartige Erinnerungslücken hat, ist nun einmal prinzipiell außerstande, in erforderlichen Maße Verantwortung zu übernehmen und politische Entscheidungen mit der ihr innewohnenden Tragweite zu treffen.

Wir benötigen für die folgende Formel dringendst einen gesamtgesellschaftlichen Konsens: Erinnerungslücke = Rücktritt. Dieser Konsens muss hergestellt werden und er darf auch grundsätzlich nicht verhandelbar sein.

Alles andere ist Bullshit. Alles andere ist Einknicken vor der Lüge.

*Und nun komme ich zur freilich nötigen Fußnote. Nein, diese absolut getroffene Aussage ist nicht abelistisch, nicht im Mindesten. Jeder von Erinnerungslücken geplagte Mensch, aus welchen psychischen und physischen Gründen sie auch immer entstanden sein mögen, kann und wird selbstredend einen Platz finden, an dem er sich mit Wirkmächtigkeit für Gesellschaft und Gemeinwohl engagieren kann. Sollte jemand allerdings unter so ausgeprägten Amnesien leiden, dass ihm selbst einschneidende Lebensereignisse, eigene kriminelle Handlungen oder schwere moralische oder politische Verfehlungen nicht mehr erinnerlich sind, so ist die Ausübung eines politischen (Spitzen)Amtes nicht das geeignete Betätigungsfeld.

Ein paar Worte zum Aiwanger-Söder-Skandal

Wir leben in verrückten Zeiten. Zeiten, die so verrückt sind, dass man es kaum in Worte fassen kann. Ich will es dennoch versuchen, schon alleine, um hier einmal festzuhalten, wie weit fortgeschritten inzwischen die politische Unkultur ist.

Hubert Aiwanger hat mit hoher Wahrscheinlichkeit als Sekundarstüfler ein wirklich widerliches, antisemitisches und nach heutigem Verständnis auch volksverhetzendes Flugblatt verfasst, anlässlich eines Besuches im Konzentrationslager Judenwitze gerissen und im Klassenzimmer den Hitlergruß gezeigt. Vielfach bezeugt durch seine ehemaligen Mitschüler und vielfach bezeugt durch seine Lehrer. Er hat seine Kunstlehrerin mit Säure bespritzt und war auch sonst ein wohl eher widerwärtiger Zeitgenosse. Das alles passierte in einem Lebensalter, in dem man gewöhnlich reif genug ist, zu erkennen, dass solche Taten nicht nur falsch sind, sondern auch Konsequenzen haben.

Nun ist also herausgekommen, wes Geistes Kind dieser Aiwanger, stellvertretender Ministerpräsident und Wirtschaftsminister des Freistaates Bayern, ist. Ich muss es an dieser Stelle ganz deutlich sagen: Die vielen „markig-rechten“ Sprüche, die Aiwanger vor dem Skandal auf Twitter „X“ von sich gegeben hat, lassen in mir nicht die Hoffnung reifen, dass sich dieser Mann geändert haben könnte – nein, für mich persönlich bleibt Aiwanger der üble Antisemit, als der er sich zu erkennen geben musste.

Von Aiwanger halte ich persönlich nichts. Schon vor dem Skandal schien er mir weder als besonders integer noch als besonders klug. Ein einfacher Mann, ein Landwirt, ein Schlitzohr vielleicht (selbstredend ohne die halb positive, schon fast anerkennende Konnotation, die das Wort „Schlitzohr“ in Bayern hat). Er stand und steht einer Partei vor, die lediglich in ländlichen Gebieten in den Gemeinde- und Kreisräten einen gewissen Erfolg verbuchen kann, einer Partei, die sich einem diffusen Rechtskonservativismus verschrieben hat, wie er auf dem flachen Lande immer noch persistiert. Diese „Freien Wähler“ sind damit der CSU nicht unähnlich. Sie haben es, das halte ich für ein bemerkenswertes Detail, durch ihre kommunale Kleinarbeit geschafft, sich neben der CSU zu behaupten. Gerade Aiwanger, der erst 2002 zur Partei stieß, und nach den üblichen Stationen Vorsitzender seiner Partei in Land und Bund wurde, etablierte die FW als eine Partei, die rechts der CSU steht, vielleicht sogar nahe an der AfD, das möge nun jeder für sich entscheiden. Gerade vor der Folie des gesellschaftlichen Rechtsrucks der Zehnerjahre, besonders ab dem Jahr 2018, gelang ihm damit ein Lückenschluss, der der CSU nicht gefallen dürfte, gegen den sie sich aber auch nicht adäquat wehren konnte. Die Freien Wähler hatten mit der Wahl des niederbayerischen „Hillbillys“ Aiwangers als Galionsfigur erst einmal sogar Glück: Mit erstaunlich gutem Ergebnis zogen die Freien Wähler in den bayerischen Landtag ein. Ministerpräsident Söder konnte das Recht sein. Die sehr konservativen, ansonsten aber reichlich profillosen Kommunalpolitiker taten der CSU nicht weiter weh und erwiesen sich als loyaler Koalitionspartner. Auf die FDP in Bayern kann und konnte Söder nicht bauen. 2018 zog sie extrem knapp mit 5,1 Prozent gerade so in den Landtag ein, in diesem Jahr wird sie diesen Einzug mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr schaffen, was ausschließlich ein Personalproblem ist.

Söder, durch und durch Populist, steht sechs Wochen vor der Landtagswahl vor einem enormen Problem: Als unbeliebtester Ministerpräsident des Landes ist er weit davon entfernt, mit der CSU die zum Alleinregieren nötige Mehrheit zu stellen (was seinen Vorgängern in der Vergangenheit recht regelmäßig gelang). Klar wäre eine Koalition mit den in Bayern überraschend erfolgreichen Grünen durchaus möglich, allerdings für Söder nicht opportun.  Er stand den Grünen schon einmal deutlich näher, doch eine mögliche Koalition mit den im Bund recht unbeliebten Grünen scheint Söder den Bayern für nicht vermittelbar zu halten. Die FDP fällt als Koalitionspartner aus. Und mit der AfD will Söder nicht koalieren. Diesen Dammbruch überlässt er für die Zukunft lieber seinen Unionskollegen im Osten.

Es bleibt Söder also nur eine Option – die Freien Wähler. Und diesen Freien Wählern klebt gerade Scheiße am Schuh. Das Problem lässt sich einfach fassen: Die Freien Wähler haben ohne Aiwanger kein Gesicht. Das wäre dann kein Problem, wenn sie ein Profil hätten – sie haben aber keines. Kaum jemand kann präzise sagen, wofür diese FW eigentlich stehen. Man weiß allgemein, dass sie weiter rechts stehen als die CSU und man weiß, dass sie nicht die AfD sind. Und man kennt Aiwanger. Und vielleicht gerade so Herrn Professor Piazolo, der aber einfach nicht volkstümlich genug ist, um Aiwanger politisch beerben zu können. Gegenwärtig lässt sich die Sache auf eine einfache Formel zuspitzen: Die Freien Wähler sind Aiwanger und Aiwanger ist die Freien Wähler. Und Aiwanger klebt gerade Scheiße am Schuh – den Freien Wählern klebt Scheiße am Schuh. Unangenehm für Söder, der sich nun in einer Zwickmühle befindet – zur denkbar ungünstigsten Zeit: Am 8. Oktober wählt Bayern den nächsten Landtag.

Nun ist Söder sicher kein Mann, dem man so etwas wie „Standing“ oder gar Rückgrat attestieren könnte. Söder ist ein Opportunist – und er tut, was er als Opportunist tun muss: Er hält um jeden Preis, der nicht seine eigene Macht gefährdet, an seinem zukünftigen Koalitionspartner fest. Damit fügt der gegenwärtig taumelnden politischen Kultur einen unfassbar schweren Schaden zu – Aiwanger kann dieses Festhalten Söders an ihm als Erfolg verbuchen und damit – ohne ein Wort darüber verlieren zu müssen – als strahlender Sieger demonstrieren, dass antisemitische Hetze unbestraft bleibt und kein Hinderungsgrund für die politische Karriere ist. Es ist einfach unfasslich. Söder hat damit nicht weniger getan als eine der Grundfesten unserer Demokratie, dem Entgegentreten und dem Kampf gegen Antisemitismus, seinem bayerischen Koalitionsproblem zu opfern. Das ist in höchstem Maße verachtenswert. Söder hat hier einen großen Beitrag zur Legitimation des Rechsextremismus geleistet und damit eine schwerwiegende Schuld auf sich geladen – eine Schuld, die unverzeihlich ist und bleibt – und für die er wohl nie zur Rechenschaft gezogen werden wird. Daran wird auch das Manöver mit einem 25-Fragen-Katalog nichts ändern können (das war übrigens von Anfang an lächerlich – man hätte diese Fragen selbstverständlich bei einer Anhörung im Landtag stellen können; darauf hat man meines Erachtens bewusst verzichtet, wohlweislich, dass Aiwanger aus dem Stegreif nichts zu seiner Verteidigung zu sagen gehabt hätte, und sich mit hoher Wahrscheinlichkeit noch weiter in den Skandal hineingeritten hätte – und das galt es zu verhindern).

Vor zehn Jahren wäre so ein weitreichender Skandal nicht denkbar gewesen. Vor zehn Jahren wäre Aiwanger sofort zurückgetreten, um seinem sicheren Rausschmiss vorzugreifen. Das muss er heute aber nicht mehr. Dreieinhalbtausend trunkene Landtölpel bejohlten jüngst im Bierzelt diesen Aiwanger, mit „Hubert! Hubert“-Rufen, der bis auf diese reichlich unglaubwürdige Geschichte mit der vermeintlichen Urheberschaft des Hetzpamphletes durch seinen Bruder Helmut nichts zu seiner Entlastung beitragen konnte – oder wollte. Der Ungeist ist wieder salonfährig. Dass Aiwanger nicht zurücktritt, ist nur folgerichtig. Olaf Scholz, tief verstrickt in den Cum Ex-Skandal, den Wirecard-Skandal und den G20-Skandal, ist auch nicht zurückgetreten. Der von der Maskenaffäre gebeutelte Spahn ist ebenfalls nicht zurückgetreten, er verbreitet inzwischen in zunehmendem Maße seinen Unsinn. Auch Scheuer, der wegen seines PKW-Maut-Skandals völlig untragbar geworden ist, ist nicht zurückgetreten. Aiwanger ist ja quasi eingeladen, nicht zurückzutreten – wieso sollte er auch?

Während wegen einer Lappalie, der Automobilmesse in München, gegenwärtig 27 Klimaschützer in Präventivhaft genommen wurden (ein Vorgang, der jeden vernunftbegabten und herzensgebildeten Menschen an der Rechtsstaatlichkeit solcher Aktionen zweifeln lassen muss), werden wir einen neuen Vizeministerpräsidenten mit dem schweren Makel, sich vom Verdacht, ein Antisemit zu sein, nie ernsthaft befreien zu können, erdulden müssen – wegen eines Ministerpräsidenten, der schlicht zu feige war, das zu tun, was er hätte unternehmen müssen: Aiwanger zu entlassen.

Der deutsche Konservatismus, das lehrt uns dieser Skandal, ist an seiner Wurzel verfault. Es ist nichts weiter als ein Elend.

Diese Sendung ist kein Spiel – Die unheimliche Welt des Eduard Zimmermann

Es mag manche von Euch verwundern, aber mit dem „Œuvre“ von Eduard Zimmermann und seiner Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ bin ich auf eine erschreckend enge, vielleicht gar seltsame Weise vertraut. Mitte der 2010er-Jahre gab es nämlich auf YouTube alle Folgen (bis auf eine Einzige, die als verschollen gilt) dieser Sendung zu sehen. Ein User namens „Aktenzeichen Laibachs Hodenwohl“ (no shit!!) lud die Episoden in astreiner Original-MAZ-Qualität hoch (ich frage mich, woher er die hatte, denn in den ausgehenden 60ern hatte kaum jemand ein Videogerät und die Qualität der Folgen war um Welten besser als alles, was selbst ein teurer semiprofessioneller Recorder in den 70er-Jahren aufzuzeichnen vermochte). Und ich habe sie alle mindestens einmal gesehen, viele sogar mehrfach. Leider wurden zwischenzeitlich auf Betreiben des ZDF alle Folgen von YouTube gelöscht.

Screenshot, Eduard Zimmermann in seiner Sendung „Aktenzeichen XY“ vom 8. April 1988

Dieses XY-Bingewatching fiel in die Zeit meiner Journalistenausbildung und war in vielerlei Hinsicht sehr lehrreich. Klar ist, dass das weltweit wohl erste True-Crime-Fernsehformat in seiner Machart und insbesondere durch die vielfältigen Kommentare Eduard Zimmermanns zweifelsohne die Erlebens- und Erkenntniswelten des bürgerlich-reaktionären Milieus bediente. Zimmermann, dessen Biografie vorsichtig ausgedrückt viele Fragen aufwirft, zog zeitlebens viel berechtigte Kritik auf sich, der er sich regelmäßig in moralisierendem Tonfall erwehrte. Bemerkenswert ist auch, dass er als einer der Wenigen sehr früh seine eigene TV-Produktionsfirma gründete und somit beträchtlich verdiente. Enge Kooperationen zwischen Produktionsfirmen und öffentlich-rechtlichem Fernsehen gab es schon in der Frühzeit des Mediums im Unterhaltungsbereich, im journalistischen Bereich allerdings handelte es sich um ein Novität.

Zugestehen muss man Zimmermann, dass er es auf kluge Weise verstand, die Sorgen und Ängste des (Klein-)Bürgertums aufzugreifen und zu bedienen, leider auch hin und wieder mit deutlich moralisierendem Impetus (andere nennen das „pädagogisieren“, hier habe ich persönlich aber ein grundständig anderes Verständnis von Pädagogik). Er hat sich allerdings anlässlich der Gravitas der in der Sendung vorgestellten Kriminalfälle nur äußerst selten zu ausfallenden Wertungen hinreißen lassen, mit einer Ausnahme: Hatten Kriminalfälle eine politische Motivation und waren diese Motive in linken Ansichten zu suchen, kam ihm diese Souveränität recht regelmäßig abhanden. Rechts motivierte Straftaten fanden unter der Ägide Zimmermanns in seiner Sendung keinen Raum. Sonst bemühte sich Zimmermann zumeist recht erfolgreich, Seriosität auszustrahlen und um einen gemäßigten Duktus und rang um die notwendige emotionale Distanz.

Die Beschäftigung mit Zimmermanns „XY“ ist durchaus lohnend, ist sie doch in mehrerlei Hinsicht ein Spiegelbild der konservativen bundesrepublikanischen Fernsehgeschichte. An „XY“ lassen sich nicht nur die Themen der Zeit gründlich studieren, auch die fernsehtechnischen Möglichkeiten und frühe Formen der Interaktion mit den Zuschauern machen diese Folgen zu einem reizvollen zeitgeschichtlichen Dokument. Die zur Zeit der jeweiligen Folge tagesaktuellen Bezüge wirken immer mehr oder weniger deutlich in die Sendung hinein – und sind auch heute noch gut herauszulesen. Besonders spannend ist aber, dass die Sendereihe seit 1967 besteht und damit ein in seiner Gesamtheit sehr vollständiges Bild der vorgenannten Aspekte abbildet.

Und nun gibt es zu diesem Thema einen sehr geschickt montierten und unglaublich süffigen abendfüllenden Dokumentarfilm mit dem Titel „Diese Sendung ist kein Spiel – Die unheimliche Welt des Eduard Zimmermann„, der Film ist in der Mediathek des ZDF abrufbar und wird heute Abend um 23 Uhr im zweiten Programm ausgestrahlt. Das ist insofern beachtlich, als diese Dokumentation nur wenig nostalgische Gefühle aufkommen lässt und weder Zimmermann noch dem ZDF wirklich zur Ehre gereichen kann. Den Film verstehe ich als essayistische Montage mit interessanten politischen und gesellschaftlichen Gegenperspektiven, stellt kluge Fragen, deren Antworten durch einmontierte zeitgenössische Fernsehbilder implizit beantwortet werden. In seiner erwartbar überaus präzise beobachteten Kritik stößt sich Stefan Niggemeier gerade an dieser Herangehensweise – es ist überaus spannend, wie sehr Zimmermann mehr als fünfundzwanzig Jahre nach seinem Abschied vom Bildschirm und dreizehn Jahre nach seinem Tod noch immer polarisiert.

Es fällt nicht schwer, in unseren Tagen die Reaktionen auf diesen spannenden Dokumentarfilm vorauszusagen: XY- und Zimmermann-Fans werden sich sicher „triggern“ lassen, das reaktionäre Lager wird der Doku vorwerfen, tendenziös zu sein. Das mag im weitesten Sinne vielleicht sogar zutreffen, allerdings will es kaum verwundern. Zimmermann, der zeitlebens tendenziös war, provoziert durch seine Arbeit eine solche Reaktion geradezu.

„Diese Sendung ist kein Spiel“ – eine interessante und sehenswerte Dokumentation, die ich uneingeschränkt empfehlen möchte.

Die große Zuckerlüge – ein aufrüttelnder Dokumentarfilm

Derzeit ist einer der wohl bedeutendsten Dokumentarfilme der letzten zehn Jahre auf YouTube abrufbar: „Die große Zuckerlüge“ (Originaltitel „Sugar Coated“) ist ein aufrüttelnder kanadischer Dokumentarfilm, der sich auf die Spuren der Ursache und Folgen unseres Zuckerkonsums begibt.

Dieser Streifen räumt mit vielen Mythen rund um die Ernährung und auch mit vielen Lügen auf, unter anderem auch mit dem Fehlschluss, dass Übergewicht auf einer zu hohen Kalorienaufnahme basiere, ganz gleich, woher diese Kalorien kämen.

(Alternativlink)

Die Folgen von systematischer Verschleierung der gesundheitlichen Folgen des Zuckerkonsums (auch des „moderaten“ Zuckerkonsums wohlgemerkt) und die Manipulation der öffentlichen Meinung werden anhand von Zeitzeugeninterviews, Auswertung tausender interner Dokumente der US-amerikanischen Lebensmittelindustrie, historischen Filmdokumenten und Expertenstatements belegt.

„In der Zuckerdebatte stehen wir heute ungefähr da, wo die Tabakdebatte 1960 stand.“
Stan Glantz

Enge Verflechtungen der führenden Figuren US-amerikanischer Ernährungswissenschaftlich wie Ancel Keys und Fred Stare mit der Zuckerindustrie werden nachgezeichnet und die besonders perfide Funktionsweise des Zuckerlobbyings deutlich gemacht. Die Offenlegung der

„Wir haben ein so giftiges Lebensmittelangebot, weil das am meisten Profit bringt“
Stan Glantz

Wir müssen uns klarmachen: Das, was seit Jahrzehnten in den USA und Kanada passiert, geschieht dort ja nicht isoliert in den Landesgrenzen. Im Gegenteil: Auch hierzulande werden die wohlgemerkt gekauften „Ergebnisse“ der am finanziellen Tropf der Industrie hängenden Forscher referenziert und für richtig erachtet. Und natürlich agiert diese Lebensmittelindustrie global – und wendet somit selbstverständlich dieselben Desinformations- und Manipulationsstrategien an, wie in Nordamerika, freilich adaptiert um in den Zielmärkten funktionierende Marketingstrategien und mit hier bekannten Testimonials versehen.

„Ich habe etwas gegen Leute, die Geld damit verdienen, indem sie andere Leute vergiften.“
Robert H. Lustig

Auch wenn der Film bereits im Jahr 2015 erstausgestrahlt wurde, hat er bis heute nichts von seiner Aktualität und Brisanz verloren – im Gegenteil: Die Coronajahre haben auch die Defizite in der Ernährung ansteigen lassen, die Inflation des letzten Jahres hat zudem dazu geführt, dass gesunde Lebensmittel überproportional teuer geworden sind. Wer nun meint, dass hier isoliert die Situation in Nordamerika hingewiesen werde und das für6 das vermeintlich gesünder lebende Europa nicht gelte, der sei auf diese ZDF-Doku aus Deutschland hingewiesen – wenig überraschend ist es bei uns das selbe Problem.

Die konsistente Montage und moderate Dramaturgie, der unaufgeregte Erzählton, die starken Statements und die wenigen, exzellent aufbereiteten Grafiken machen diesen abendfüllenden Dokumentarfilm nicht nur zu einem wichtigen und aufklärerischen Zeitdokument, er ist zudem kurzweilig, pointiert und lehrreich. Am wichtigsten aber: Dieser Dokumentarfilm ist so aufrüttelnd, dass ihn jeder Bürger gesehen haben muss.

Vorratsdatenspeicherung – die nächste….

Es ist eine never ending story… Wir haben ja eigentlich nur darauf warten müssen, bis wieder ein Blöder aufsteht und die Vorratsdatenspeicherung fordert. Man fasst sich ans Hirn und kommt aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus…

Seitdem ich dieses Blog betreibe, warne ich, zusammen mit vielen vielen anderen, vor der Vorratsdatenspeicherung. Und das ist seit 2008. Die VDS wurde schon von höchsten Gerichten kassiert, sie ist ineffektiv, potenziell gefährlich und in ihrer Anlage sogar tendenziell faschistoid.

Zu einer freien und aufgeklärten Gesellschaft passt grundsätzlich keine Vorratsdatenspeicherung; diese Position ist von Demokraten auch nicht verhandelbar. Ich bin immer wieder verwundert, welche Leute sich diese in ihrem Wesen totalitären Instrumente wünschen.

Heute: Nancy Faeser will Vorratsdatenspeicherung wieder einführen. Warum? Nun, gegen bildliche Darstellung sexueller Gewalt an Kindern kann die VDS grundsätzlich nichts ausrichten, das sollte sich auch in die hintersten Winkel der deutschen Sozialdemokratie durchgestochen haben. Es bleibt also nur zu mutmaßen, welchen Allmachtsphantasien Frau Faeser und Konsorten da wieder erlegen sind. Aber mit den Forderungen nach Chatkontrolle auf europäischer Ebene ist sie da in allerbester Gesellschaft.

Ich bin wirklich erstaunt, wie man sich im Jahre des Herren 2022 entblöden kann, die so oft so krachend gescheiterte VDS wieder einführen zu wollen. Aber die Sozen liefern mal wieder ab. m(.

Mit Nazis gehen hat Langzeitfolgen.

Der eifrige Leser dieses Blogs weiß, dass ich nun kein Feind, aber auch nicht der engste Freund der deutschen Sozialdemokratie bin (mit der hiesigen sieht es durchaus ein wenig besser aus). Insofern habe ich mich über die aktuelle Plakatkampagne der Nürnberger SPD aufrichtig gefreut.

Die spricht sich recht deutlich gegen die immer noch grassierenden Umtriebe der in ihrer Breite offen rechtsradikalen Coronaleugner (sorry, aber das muss man immer wieder und wieder so klar formulieren) aus. Gut so.

Wo eine Wahrheit ausgesprochen wird, findet sich freilich auch immer einer, der aus Dummheit, Bosheit, vielleicht auch eigener Verletztheit dagegen opponiert. Und mit der reißerischen Überschrift „Scharfe Kritik an der Plakatkampagne der Nürnberger SPD – Wähler wendet sich an Öffentlichkeit“ gibt sehr zu meiner Überraschung und meinem Entsetzen das Nürnberger Pressehaus, hier genauer die NN, die Blöße, denen, die nun wie getroffene Hunde bellen, nun auch noch ein Sprachrohr zu bieten. Die Einzelmeinung, die hier zu einem quantitativ durchaus beachtlichen Artikel geführt hat, stammt von, ja, ihr lest richtig, einem einzigen Wähler (!) namens Helmut F. (der Name ist vollständig im Blatt zu lesen). Besagter Herr F., eine hier im Allgemeinen nicht weiter bekannte Person, die somit auch kein öffentliches Interesse an ihrer Einzelmeinung beanspruchen kann, lässt sich in der Zeitung wie folgt darstellten:

Keine Rechtsextremen, sondern einen „bunten Querschnitt der Nürnberger Bevölkerung“ sieht Helmut F. [Name gekürzt] bei den wöchentlichen Protesten gegen die Corona-Maßnahmen. Ihn hat die Kampagne der SPD derart geärgert, dass er sich an die Öffentlichkeit gewandt hat. (Quelle, NN vom 4.3.2022, Paywall)

Jössas! Derart geärgert hat sich der Helmut, das muss man sich mal vorstellen! Und weiter heißt es in dem Pulitzerpreis-verdächtigen Artikel:

Von diesem Spruch fühlen sich Demonstranten angegriffen. In Mails und Briefen an die SPD lassen sie ihrem Unmut freien Lauf. Auch unsere Redaktion hat hierzu ein Schreiben erreicht. (ebd.)

Ein Schreiben hat die Redaktion erreicht! Ein Schreiben!! Ein ganzes Schreiben! Am Stück! Von einer kompletten Person! Stellt Euch das mal vor! Da bricht sich aber Volkes Zorn in ungekannter Masse und Lautstärke Bahn, mein lieber Scholli! Da kann der verantwortungsvolle Redakteur doch gar nicht anders und ist quasi gezwungen, der Sache auf den Grund zu gehen.

Und es kommt noch schlimmer! Die Flut an Protestschreiben, die die Nürnberger SPD erreicht haben, muss ja quasi Tsunami-mäßige Ausmaße haben:

Andreas Mittelmeier, Geschäftsführer der SPD Nürnberg, räumt im Gespräch mit unserer Redaktion ein, dass sie insgesamt etwa 15 Briefe und Mails von Menschen erhalten haben, die sich gegen die Kampagne und die Linie der Partei aussprechen. „Von den Zuschriften kamen vielleicht die Hälfte direkt aus Nürnberg, der Rest waren überregionale Personen aus der Querdenkerszene, die über die sozialen Medien oder Telegram-Gruppen von den Plakaten erfahren haben“, sagt Mittelmeier. (ebd.)

Schön, die SPD hat für ihre Plakate auch Zustimmung erfahren, das wird nicht unterschlagen. Aber eine Viertel- bis halbe Seite für insgesamt sechzehn Querdenker-Hampel, denen ein Plakat nicht passt – ernsthaft, liebes Pressehaus?

Man sehe mir bitte meine (bittere) Ironie nach. Ich kann hier kaum anders. Da versuchen diese Querhampel also, einen, wie man heute so schön sagt, „Shitstorm“ gegen die durchaus pointierte Plakatkampagne der Nürnberger SPD zu orchestrieren, scheitern freilich kläglich daran, eine gute Handvoll „Protestschreiben“ geht ein und dann widmet unsere NN diesem Vorgang einen durchaus prominenten Artikel samt Bild? Wahrlich, das war keine Meisterleistung.

Zur Ehrenrettung des Pressehauses sei gesagt, dass sie beileibe nicht die einzigen sind, bei denen sich das Phänomen der false balance beobachten lässt. Natürlich ist diese Form der Verzerrung ein Qualitätsmakel, durch Nennung der absoluten Zahlen der „Einwürfe“ aber eben einer, der so von jedermann sofort erkennbar ist (und das sei, bei aller nötiger Kritik, durchaus gewürdigt).

Dieser Artikel steht aber, und deshalb rentiert sich die Beschäftigung damit, synonym für ein Problem, das zu benennen wir niemals müde werden sollten: Diese unheilige Melange aus Nazis, Esoterikern, Anthroposophen (=Esoteriker), Impfgegnern, Wissenschaftsleugnern, Verschwörungsmystikern, Lügnern und Betrügern ist eine kleine, in absoluten Zahlen sogar unbedeutende Minderheit, deren vermeintliche, mit Logik nicht begründbare „Meinung“ weder gesellschaftlich noch argumentativ relevant ist. Erst durch besagte false balance wurde sie in die Lage versetzt, mit ihrem Unfug breitere Aufmerksamkeit zu erregen. Man darf halt nicht darauf hereinfallen. Auch nicht als Journalist.

Der SPD sei an dieser Stelle für ihre Kampagne (mehr dazu in der aktuellen Ausgabe der Parteizeitung der Nürnberger SPD) gedankt. Sie kommt ein bisschen spät, aber immer noch zu rechten Zeit. Sie artikuliert unmissverständlich und in nötiger Zuspitzung, was man über die Umtriebe der „Coronaleugner“ wissen muss und zählt für mich damit zu den guten gegenwärtigen politischen Kommunikationsaktionen.

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