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Moderne „Klassiker“: Die Dali AXS 8000-Standlautsprecher

Die Zeit der Jahrtausendwende war aus Sicht des HiFi-Hobbyisten eine spannende: Zum einen war HiFi gerade im Niedergang begriffen, besonders große und aufwendige Stereoanlagen ließen sich nicht mehr so einfach verkaufen, denn HiFi als Hobby musste gerade mit dem aufkommenden Internet, den PCs und der sich dadurch ändernden Art und Weise, Musik zu hören, um die geneigte junge Kundschaft konkurrieren. Auf der anderen Seite waren viele Entwicklungen der 1980er und 1990er-Jahre nun im Mid-Price-Segment angekommen und man konnte qualitativ hochwertige und technisch ausgereifte Komponenten zu guten Preisen erstehen. Das gilt sowohl für Einzelbausteine als auch für Lautsprecher.

Unter den Lautsprecherherstellern gehört DALI zu den jüngeren: 1983 wurde die Firma in Dänemark gegründet, am Anfang konzentrierte man sich auf den skandinavischen Markt, dann griff der gute Ruf des Herstellers auch im Rest Europas Raum. Lange Jahre galt DALI unter HiFi-Freunden als Geheimtipp, der gute Lautsprecher für überschaubares Geld liefert. Heute sind die Dänen „Vollsortimenter“, die von der Einsteigerbox bis hin zu High-End-Standlautsprechern in Preisregionen um die 20k-Euro alles liefern.

Kurz nach der Jahrtausendwende gab es einen deutlichen Trend zu 5.1-Home-Cinema-Systemen. Jeder Lautsprecherhersteller von Rang und Namen hatte daher für eine tendenziell jüngere und nicht ganz so gut betuchte Zielgruppe der „Surround-Fans“ eine entsprechende Serie im Programm. Herausforderung war (und ist bis heute), ein Lautsprecherprogramm aufzulegen, das im 5.1-Aufbau noch bezahlbar ist und dennoch auch zum Musikhören noch gute Qualität liefert. DALI kam diesem Bedarf in den frühen 2000ern mit seiner AXS-Serie entgegen. Und so lieferten die Dänen in der Serie zwei Shelfboxen, kleinere Standlautsprecher und für die Front-Kanäle auch zwei echte Standboxen-Boliden. Besonders der Center-Lautsprecher der Serie hatte in Kreisen der Heimkino-Enthusiasten viele Freunde.

DALI AXS 8000 Standboxen

Die großen Standboxen hatten es mir Anfang 2003 recht angetan. Die Dinger sind – wohlgemerkt ohne entkoppelnde Füße – 1,15 Meter groß, wiegen gut und gerne zwanzig Kilo und haben zwei nach vorn wirkende Bassreflexöffnungen. Mit einer Impedanz von etwa 5 Ohm und einem Wirkungsgrad von 92 dB haben die mit doppeltem Bass-/Mitteltonchassis (Achtzöller, wohlgemerkt) ausgestatteten Boliden ein Zwei-Wege-Design. Obwohl die Boxen „Riesen“ sind (und man sich heute solche Klopper gemeinhin kaum mehr ins Musikzimmer stellt), eignen sie sich (sehr zu meiner eigenen Überraschung) selbst für Verstärker mit niedrigen Wattzahlen.

Und so sollten sich diese Lautsprecher als ideale Spielpartner für meine 15-Watt-Röhrenmonos erweisen. Daran hätte ich selbst nicht geglaubt, zumal der Hersteller seinerzeit eine Mindestverstärkerleistung von wenigstens 25 Watt kommuniziert hat. Gemeinhin sagt man ja, dass gerade in ihrer Leistung limitierte Röhrenverstärker und große Standboxen sich nicht optimal miteinander vertragen, bei den DALIs war das aber nie ein Problem. Und so überdauerten diese Lautsprecher bei mir (entgegen meiner eigentlichen Planung) tatsächlich mehr als zwanzig Jahre.

Die Boxen der ASX-Serie wurden dann Mitte der 2000er fast schon verramscht, heute entwickeln sich gerade die kleinen 5000er-Standlautsprecher und die großen, voluminösen 8000er zum gesuchten Geheimtipp – und das nicht ohne Grund: Die Treiber sind super stabil und büßen bis heute, einen anständigen Umgang vorausgesetzt, nichts an Klang ein. Warum aber gerade jetzt, gute zwanzig Jahre, nachdem die Boxen hergestellt wurden? Heute hat jeder Hersteller, der auf sich hält, eine „Retro-Box“ im Portfolio, die sich allesamt durch einen klassischen Aufbau und groß dimensionierte Gehäuse auszeichnen. Es gilt: „Back to the roots“ – und die AXS-Lautsprecher passen mit ihrer im besten Wortsinne alle Konventionen erfüllenden Ausführung perfekt zu diesem (aus meiner Sicht sehr begrüßenswerten) Trend.

DALI AXS 8000 Standboxen

In den frühen 2000ern habe ich die AXS-Serie als „unterschätzten Underdog mit Gewinner-Qualitäten“ wahrgenommen (und daher auch gekauft) – ich will kurz mal ausführen, wie ich zu dieser Einschätzung kam: Die große 8000er-Box war als Frontlautsprecher für ein Surroundsystem schlicht zu klobig. Ihre einwandfreie Basswiedergabe war im Heimkinosetting auch gar nicht wirklich gefragt, schließlich galt in jenen Tagen der separate Subwoofer als Maß aller Dinge. Dann war sie weiland viel zu niedrig bepreist, das Paar kam auf keine 1000,- Euro Straßenpreis. Damit fehlte es dem Topmodell der AXS-Serie schlicht an dem durch ein Preisschild untermauerten Prestige. Und obschon die Verarbeitung gut bis sehr gut und die technische Umsetzung beachtenswert gut ist (und diese Lautsprecher zudem noch in Dänemark hergestellt wurden, heute werden die günstigeren Lautsprecherserien DALIs in Ningbo, Zejiang, China, produziert), musste selbst damals der günstige Preis irgendwoherkommen – beim Finish wurde gespart: Kunststofffurnier und einfach bespannte Kunststoffblenden, die Chassis sind simpel aufgesetzt und mit vier Schrauben befestigt und auch die aus Kunststoff gefertigten Bassreflexrohre sind einfach auf die Frontplatte gesteckt. Das ist zweckmäßig, das funktioniert, macht aber optisch wenig her. Und dann muss auch erwähnt sein, dass beim Gehäuse „nur“ Pressspan zum Einsatz kam. Der hat bekanntlich nicht die schlechtesten akustischen Eigenschaften und ist in dieser Ausführung angenehm schwer und dicht – doch gegenwärtig verlangt jeder nach MDF.

Heute sind die Standlautsprecher immer noch ein Geheimtipp (und werden, das überrascht mich wirklich, als „Klassiker“ gehandelt). Und obendrein nur noch schwer zu beschaffen. Ein Geheimtipp deswegen, weil erstens, wie zuvor erwähnt, klassische Boxenbaukonzepte wieder en vogue sind; man besinnt sich auf deren Qualitäten. Zweitens, weil ein Zwei-Wege-Design heute eine ähnliche Renaissance feiert wie drittens der Röhrenverstärker, der bekanntermaßen auf einen hohen Wirkungsgrad angewiesen ist. Und schön langsam werden auch die 4 Ohm, die man in den 90ern quasi abschaffte (ohne jede Not, wenn ihr mich fragt), wieder etwas gängiger. Schwer zu beschaffen? Ja, gebraucht findet man sie nicht mehr so einfach. Viele dürften ob des günstigen Preises später in Jugendzimmern gelandet und als Partyboxen „zerschossen“ worden sein, das durchaus empfindliche Kunststofffurnier hat wohl bei jedem Exemplar etwas gelitten und auch der Bespannstoff der Blenden ist eher empfindlicher Natur – und so darf davon ausgegangen werden, dass etliche technisch völlig funktionstüchtige Exemplare aufgrund kleiner optischer Fehler einfach weggeworfen wurden.

Wer heute solche Boxen findet und zudem den Platz und den Raum hat, sie aufzustellen, wird durch einen reichen, vollen und geerdeten Klang belohnt. Müßig zu sagen, dass Lautsprecher dieser Bauart keine analytischen Monitore sind. Aber sie sind angenehm musikalisch, zaubern für ihren Preis eine beeindruckende Bühne und warten mit einem gefangennehmenden Bass auf. Freilich, wenn man Boxen über zwei Jahrzehnte regelmäßig gehört hat, muss man seine eigene Wahrnehmung schon hinterfragen. Zwei Stimmen zu diesen Boxen sind mir aber im Hinterkopf geblieben: Ein befreundeter Musiker hat auf diesen Boxen öfter seine Aufnahmen und Abmischungen abgehört und attestierte den Lautsprechern eine gute und nahe am Original befindliche Abbildung. Ein anderer Freund, dessen Hörgewohnheiten eher „vintage gear“-geprägt sind, fand die Abstimmung zu tiefenbetont und insgesamt zu dunkel. Wo auch immer man hier seine Präferenz setzt, Lautsprecher mit einer so guten, wie natürlichen und dennoch fulminanten Basswiedergabe sind heute um Größenordnungen teurer. Als „Youngtimer“ (nein, als „Klassiker“ sehe ich die zwanzig Jahre alten Boxen bei allem Wohlwollen nun doch nicht) muss man sich mit mancher „Oldtimer-Macke“, so zum Beispiel bröselnden Sicken, defekten Weichen oder verharzten Hochtönern, nicht herumärgern.

Noch etwas zum Thema Raum: Das Matching von Boxen und Endstufe anhand technischer Parameter ist wichtig, essenziell ist aber, dass ein Lautsprecher gut mit dem Raum harmoniert, in dem er betrieben wird. Insbesondere hinsichtlich der Raumgröße sind die 8000er durchaus anspruchsvoll, denn sie wollen schon ihre 18, besser 20 m² oder mehr bespielen, gut und gerne dreißig Zentimeter von der Wand entfernt stehen und auch einige Meter zum Sweet Spot Entfernung haben, sonst wirkt der Klang gedrungen und irgendwie undifferenziert. Letztlich war der Grund, warum ich die Boxen weiterverkauft habe, dass sie in meinem leider mittlerweile relativ kleinen Hörraum ihr Potenzial nie wirklich ausspielen konnten. Wenn die Aufstellung passt, belohnt die Box den Hörer mit einem schön straffen Bassfundament und sehr ausgeglichenen Mitten nebst seidener, nicht überpräsenter Höhen. Der Sound ist fast schon ein wenig schmeichlerisch. Allerdings muss auch klar sein, dass die Lautsprecher nicht überragend nüchtern sind. Holzbläser und Stimmen kommen angenehm natürlich, scharfe Blechbläser hingegen klingen etwas zu gemütlich. Gut für Rock, Blues und Jazz, schön bei Orchesteraufnahmen, dankbare Spielpartner auch bei geringen Pegeln. Dort, wo aber eine präzise Abbildung gefragt ist, bei klassischen Solisten, Kammermusik und Ähnlichem, verzeichnet der Lautsprecher aber zu stark bzw. es fehlt einfach das letzte Quäntchen Transparenz. Es sind einfach „Schönklinger“, mit allen Vor- und Nachteilen. Die Fähigkeit, bei guten Aufstellbedingungen eine „Bühre“ zu zaubern, bei der sich der Klang quasi vollständig vom Lautsprecher löst, ist für ein Boxenpaar dieser Preisklasse mehr als erstaunlich. Viele sieben, acht, zehnmal teurere Standlautsprecher in akustisch optimierten Hörräumen konnten die AXS 8000 hinsichtlich Transparenz, Auflösung… in die Tasche stecken, sie waren aber nach meinem Dafürhalten mehrheitlich außerstande, eine so beeindruckende Bühnenabbildung zu schaffen.

Fazit: Gut zwanzig Jahre nach Erscheinen ist Dalis AXS 8000 immer noch eine interessante Box. Die solide Weiche und die wertigen Treiber sind selten Quell technischer Probleme. Und daher sollte man sich diese Boxen, wenn man sie einmal angeboten bekommt, durchaus anhören. Heute bekommt man für das Geld, das einstmals für diese Lautsprecher aufgerufen wurde, kaum mehr etwas Vergleichbares, was auch erklären mag, dass sich die Gebrauchtpreise Jahr um Jahr an den Neupreis annähern.

Anmerkung: Dieser Artikel stammt ursprünglich vom 20. Dezember 2023, wird aber heute, nur in kleinen Details angepasst, an dieser Stelle erstveröffentlicht.

Monatsrückblick Juli 2025

Ein anfangs sehr heißer, dann aber wettertechnisch sehr gemäßigter Juli liegt hinter uns. Der brachte uns, man gewöhnt sich mittlerweile ja daran, auf der politischen Bühne im Wochentakt neue Absurditäten und Kuriositäten. Nicht nur auf die direkt spürbaren Einflüsse des Klimawandels, sondern auch auf die ein oder andere Meldung des vergangenen Monats lohnt sich ein Rückblick – here we go…

Zu verkaufen: Mistral Audio HP-509 Kopfhörerverstärker

Nachdem ich mir eine neue Vorverstärker/Endstufenkombi gekauft habe, habe ich für meinen schönen Kopfhörer-Hybridröhrenverstärker leider keine Verwendung mehr. Es handelt sich bei diesem Gerät um den Mistral Audio HP-509, einen gut klingenden und seinerzeit in der HiFi-Szene sehr beliebten Kopfhörerverstärker, mit dem man viel Spaß haben kann – vorausgesetzt, man betreibt ihn mit der richtigen Röhre (und die ist in doppelter Ausführung Bestandteil dieses Angebots).

Der KHV verfügt zudem über einen sehr ordentlichen Burr Brown-DAC, der per USB an PC oder Mac angeschlossen werden kann.

Das Gerät ist wenig benutzt, sehr gepflegt und war lange Jahre Bestandteil meiner Stereoanlage. Mit zum Lieferumfang gehören zwei 6N2-J-Doppeltrioden chinesischer Produktion und zwei russische 6N2P von hervorragender technischer und klanglicher Qualität, eine ist im Verstärker eingesetzt und weist etwa 80 bis 90 Betriebsstunden auf, eine ist komplett neu/NOS. Über die Röhrentypen habe ich vor geraumer Zeit mal diesen Blogpost verfasst…

Warum ist eine zusätzliche russische NOS-EV-Röhre Bestandteil dieses Angebots? Als ich den KHV kaufte, war mir bereits klar, dass es die wirklich gute rusische Type nicht ewig geben wird. Auch die ungarischen 6N2P sind nicht schlecht, richtig gut sind aber besondes die russischen. Und da habe ich mir dann eine auf Ersatz weggelegt – die gebe ich natürlich mit. So kann man mit diesen Röhren noch viele tausend Stunden Spaß haben. Zwei chinesische Ersatzröhren sind ebenfalls mit dabei.

Ein paar technische Daten:

  • Ausgangsleistung: 500mW x 2 @ 100 Ohm load, Class A
  • Röhrenbestückung: 1 x 6N2; Kopfhörerimpedanz: 30 to 300 Ohm
  • Klirrfaktor/total harmonic distorsion: < 0.1% @ 100 Ohm (1kHz,300mW); Signal/Rauschabstand >88dB
  • Eingangsempfindlichkeit: 750mV; Eingänge: RCA/Cinch stereo AUX, USB für den PC
  • AC Power: 110V/220~240V 50/60Hz

Klanglich ist das Teil super, googelt einfach ein wenig und ihr findet etliche Beschreibungen, mit welchen Kopfhörern diese Kopfhörerverstärker besonders gut matcht.

Zum Lieferumfang gehören der Kopfhörerverstärker selbst (mit fest verbundenem Anschlusskabel, Eurostecker) und die Röhren.

Wenn ihr Interesse an diesem schönen Gerät habt, es läuft gerade ein Verkauf bei Ebay. Fragen dürft ihr gerne auch an mich direkt oder hier in den Kommentaren stellen.

Test: Der Argon Audio DAB Adapter3 Mk2

Dass ich mal über ein ganz kleines und billiges DAB-Radio, quasi einen „DAB-Adapter“ schreibe, hätte ich nicht gedacht. Dennoch ist es heute so weit, und zwar durch einen Zufall: Neulich, im Wirtshaus, kam das Gespräch aufs Radiohören, auf die Vorzüge von DAB+ und darauf, dass es nur wenige, reine DAB-Tuner gibt, mit denen sich, ohne ein Vermögen loszuwerden, eine vorhandene Stereoanlage mit DAB+ so aufrüsten lässt, dass keine Qualitätsverluste durch fehlerhafte Wandlung auftreten.

Argon Audio DAB Adapter3 Mk2

Wer kann einen sogenannten „DAB-Adapter“ sinnstiftend nutzen, was ist das überhaupt? Nun, ein DAB-Adapter ist eigentlich nichts anderes, als ein kleiner DAB-Digitalradioempfänger, den man an einen freien Eingang des Verstärkers anschließt und mit dem man dann über die Stereoanlage Radio hören kann. Ein Tuner also. So etwas kann man nicht nur für ältere Anlagen gut gebrauchen; viele namhafte Hersteller hochwertiger Vollverstärker mit Digital-Analogwandlern und Streamingfunktion verzichten leider auf ein DAB-Radioteil. Da schafft ein DAB-Adapter Abhilfe.

Wie es der Zufall will, habe ich mir unlängst so ein Gerät gekauft, und zwar den DAB Adapter3 Mk II von Argon Audio, einer bislang noch nicht so etablierten Marke, die maßgeblich über die Verkaufskette HiFi-Klubben vertrieben wird (dieses kleine Gerät findet sich interessanterweise auf der Webseite von HiFi-Klubben, auf der Seite von Argon Audio konnte ich nur die Streamer wiederfinden, die fast identisch aussehen). Der Adapter3 ist ein kleiner Kasten mit Netzteil, Cinch- und Toslink-Ausgang und einer Antennenbuchse (Typ F, wie wir es von der Sat-Technik kennen), der über ein Farbdisplay verfügt und sich ausschließlich per Fernbedienung steuern lässt.

Argon Audio DAB Adapter3 Mk2

Gibt es zu diesem Gerätchen von Argon Audio Alternativen? Das von mir sonst so geschätzte Haus TechniSat hat mit dem DIGITRADIO 10C so ein Gerät im Programm, das zusätzlich auch noch UKW-Sender empfangen kann, allerdings leider über keinen Digitalausgang verfügt – und der macht es aus meiner Sicht aus. Das gleiche Problem besteht bei den Geräten Albrecht DR 53 DAB+ und Albrecht DR52CA: Alles drin, alles dran, aber eben kein digitaler Audioausgang. Mediamarkt bietet eine zumindest interessante Alternative, das PEAQ PDR10BT-B, das neben DAB+ auch Bluetooth, FM und Internetradio wiedergibt und neben Cinch einen optischen Digitalausgang bietet. Wie das Gerät klingt, kann ich nicht sagen. All diese Geräte basieren auf den Chipsystemen von Frontier Smart Technologies (früher Frontier Silicon), man erkennt sie an dem sehr typischen (quasi schon generischen) User Interface auf dem Display und den sich sehr, oft bis ins Detail ähnelnden Bedienkonzepten.

Warum habe ich mich für den Argon Audio Adapter3 entschieden? Ich habe einen Vorverstärker mit ausgezeichnetem DAC, der auch Streaming und Internetradio wiedergibt – DAB allerdings sucht man bei diesem Gerät vergeblich, leider! Denn nicht nur bei den öffentlich-rechtlichen Sendern ist die Tonqualität über DAB+ hörbar besser als über den Webstream, auch bei den privaten Anbietern ist der Webstream nicht selten der Ausspielung über DAB+ klanglich unterlegen. Hier ist der optische Digitalausgang also essenziell.

Argon Audio DAB Adapter3 Mk2

Der Vorteil des Argon Audio DAB-Adapters liegt im digitalen Signalpfad. Der liefert quasi den reinen Datenstrom, „quasi“ deswegen, weil er ihn intern noch einmal über eine Lautstärkeregelung* routet, davon hört man allerdings selbst mit einem sehr guten DAC nichts. Freilich liefern die Frontier-Chipsets auch einen eigenen DAC mit, der auf dem SoC gleich integriert ist (und der über Cinch durchaus ordentlich klingt), das letzte Quantum Transparenz lässt sich aber mit einem externen DAC erzielen. Und da ist es also – ein Digitalradio, das einen hinreichend unverbeulten Bitstream liefert und dazu mit gegenwärtig 110,- Euro auch noch echt günstig ist.

Argon Audio DAB Adapter3 Mk2 - Fernbedienung

Noch eine Besonderheit bringt dieses Radio mit: Es gibt 12 Senderspeicherplätze und 12 Direktwahltasten auf der Fernbedienung. Kein „10+“-Mehrtastengefrickel – klar und verständlich stehen die Brot-und-Butter-Funktionen des Empfängers direkt zur Verfügung. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der kleine Empfänger weder über ein Touch-Display noch über Gerätetasten verfügt. Ist die Fernbedienung weg oder kaputt, ist das Gerät wertlos. Dennoch gefällt mir das schlanke und eingängige Bedienkonzept sehr gut – das Radio tut, was es soll: Radio empfangen. Die Zusatzinformationen werden auf dem akzeptabel scharfen und hellen, allerdings auch relativ kleinen Farbdisplay angezeigt.

Argon Audio DAB Adapter3 Mk2

Ein paar Worte zum Klang – mit einer Anekdote: In den Nullerjahren war ich mal bei einer Mailingliste namens „Highend Radio“ angemeldet (ich weiß gar nicht, ob es die heute noch gibt). Dort schwadronierte man über die ja ach so viel bessere Klangqualität von UKW gegenüber DAB und auch gegenüber digitalem Radio über Sat (DVB-S), ignorierte aber, dass zum damaligen Zeitpunkt bereits alle UKW-Sender auf digitale Zuspielungen zurückgriffen und UKW schon alleine deswegen klanglich zwingend schlechter sein musste, als das alte DAB (ohne „+“) oder der Sat-Stream. Das hat die „Highend“-Radiofreunde aber nicht angefochten – da wurde stur behauptet, dass, auch über die Sender in der Region, gerade Klassikdarbietungen via UKW wesentlich dynamischer, transparenter, bühnenhafter und emotionaler klängen (der übliche Highender-Bullshit eben). Eines Tages zog über der Stadt ein flächendeckendes, schweres Gewitter auf – und man hörte im UKW-Radio das typische Artefaktblubbern des alten DAB-Standards, wenn aufgrund atmosphärischer Störungen die Fehlerkorrektur aussteigt.

Wer nun DAB+ klanglich mit UKW vergleicht, dem werden die Ohren übergehen. Kein Rauschen mehr, kein Übersprechen der Kanäle mehr durch das Summensignal im Pilotton-Multiplexverfahren, eine wesentlich höhere Dynamik (die im Loundness-War und Sound-„Exciting“ heute oft leider nicht ausgekostet wird…). Selbst sehr gute UKW-Empfänger sind klanglich von DAB um Größenordnungen überrundet, zumal dann, wenn es keine unnützen D/A-A/D-Wandlerschritte gibt und das Signal bis zur Endverstärkung digital durchgereicht wird. Dann erlebt man ein quasi rauschfreies Radio klanglich höchster Güte. Und das funktioniert selbst mit der billigen kleinen Box von Argon Audio.

Der DAB-Adapter verfügt über einen echten Antenneneingang, ausgeführt als F-Buchse. Die ist bezüglich ihrer Anschlusswerte vollständig kompatibel zum hierzulande gebräuchlichen 75-Ohm-Antennenanschluss, allerdings benötigt man dafür einen Adapter, der nicht beiliegt und etwa drei bis fünf Euro kostet. Damit kann dann jede geeignete Antenne angeschlossen und in schwach versorgten Gebieten der Empfang noch einmal verbessert werden.

Mein Fazit: Mit dem DAB Adapter3 Mk2 von Argon Audio lässt sich in sehr guter Qualität und bei komfortabler Bedienung hervorragend terrestrisches Digitalradio hören. Ich habe jetzt, auch gemessen am Preis, keinen wirklichen Nachteil gefunden. Wer gerne Radio hört und seine bestehende Anlage ganz einfach auf DAB+ upgraden will, ist mit dieser kleinen Box gut beraten.

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* das sind halt diese Überbleibsel im Frontier-Chipset, welches ja maßgeblich für diese klassischen Tischradios entwickelt wurde und daher eine Lautstärkeregelungsfunktion  benötigt. Den Equalizer hat man indessen getilgt. Der Zulieferer Frontier bietet den Herstellern zwar ein sehr umfangreiches SDK für seine UIs an, ich habe aber noch keinen Hersteller gesehen, der sich die Mühe gemacht hat, bei einem auf diesem Chipset basierenden Tuner die Lautstärkeregelungsfunktionen rauszuwerfen bzw. zu deaktivieren. Dabei ist das für einen reinen Tuner natürlich blödsinnig.

Wirtshaus-Explorer: Gaststätte „Zum Tannenbaum“, Fürth

„Wenn’s geschmeckt hat, positiv bewerten!“, ruft mir die Wirtin zu, als ich das gerade frisch servierte, knusprig-knisternde und unglaublich verführerisch riechende Schäufele noch schnell mit dem Telefon fotografiere, bevor ich mich im Tunnel des fränkisch-lukullischen Sinnesrausches der Einverleibung dieses herrlichen Fleischstücks nebst Kiedla an würziger Biersoße hingeben kann. Da wurde ich also unvermittelt daran erinnert, doch mal wieder einen „Wirtshaus-Explorer“ zu schreiben. So denn…

Gaststätte "Zum Tannenbaum", Fürth

Gaststätte „Zum Tannenbaum“, Fürth

Ort der Begebenheit ist eine Restauration, die der Fürther einfach als „Tannenbaum“ bezeichnet, gelegen direkt am Helmplatz. Das altehrwürdige Fachwerkhaus verrät, dass es sich hier um eine Traditionsgaststätte handeln muss, das immer empfehlenswerte Fürth-Wiki weiß zu berichten, dass das Gasthaus mindestens seit 1896 „Zum Tannenbaum“ heißt. Als „urig“ würde man solche Lokalitäten heute wohl bezeichnen, aber der Tannenbaum ist weit mehr, eine gewachsene Speisegaststätte in historischen Räumlichkeiten, in die jeder einkehren kann. Betritt man den Tannenbaum, so schreitet man unter dem Bibelwort „BIS HIERHER HAT DER HERR GEHOLFEN“ (1. Samuel 7, 12) ins großzügige Wirtshaus.

Es sind jene alteingesessenen Gaststätten, die den Charme der fränkischen Wirtshauskultur ausmachen. In holzvertäfelten Gaststuben sitzt man, fürgewöhnlich zu Mehreren, an schweren Tischen, betrachtet den im Laufe der Jahrzehnte angesammelten Zierrat und genießt eine regionale, herzhaft-deftige Küche, die man seit der Nachkriegszeit wohl aus der Verlegenheit heraus mit dem klassistischen Begriff „gutbürgerlich“ etikettiert hat. Auf den Simsen stehen Steingutseidel, alte Stiche mit Ansichten aus längst vergangenen Tagen zieren die Wände, Fensterscheiben und Lampenschirme sind bleiverglast.

Und so verströmt auch der Tannenbaum eine gewachsene Gemütlichkeit, der auch jene Gäste erliegen, die sonst eher die loftig-lichtdurchflutet-durchdesigneten hallenartigen Gastronomiebetriebe mit ihren Sushi, Tapas, Mezze und anderen Angeboten der Häppchenküche aufsuchen würden. Häppchenkultur sucht man indes im Tannenbaum vergeblich, kulinarisch geht es, der Herr hilft auch jenseits der Wirtshausschwelle, handfest zu.

Zu den Klassikern auf der Karte gehören neben der Pfannkuchensuppe, den Bratwürsten und sauren Zipfeln sowie der Tellersulzn auch Schweinebraten und natürlich das fränkische Schäufele. Das kommt duftend und mit röscher, noch knisternder Kruste an den Tisch, die Bratensoße ist vollmundig und bestens bierhopfig balanciert, mühelos löst sich das zart-saftige Fleisch vom Knochen und die Freunde heimatlicher Kochkunst wähnen sich im fränkischen Himmel. Und kommt man beim Mahl erst beim Kellnerstückla an, ist man ganz nah an jener Seligkeit, die einem dieses zarte, am Knochen servierte Ofengericht zu stiften in der Lage ist.

Wer ein Schnitzel oder Cordon bleu ordert, der wird alsbald die bekannten Klopfgeräusche aus der Küche vernehmen – die vorfreudige Erwartung wird auch beim frisch gebratenen Schnitzel nicht enttäuscht. Und so stellt sich bald die der Sättigung folgende Zufriedenheit ein. „Darf’s a Schnäpsla sein…?“

Neben Bieren der Nürnberger Konzernbrauerei Tucher (man serviert in bestem Lokalpatriotismus freilich jenseits der Stadtgrenze vornehmlich die Tucher-Marken Grüner, Humbser und Zirndorfer), bietet man im Tannenbaum eine sehr anständige und gepflegte Auswahl fränkischer Weine – zu einem sehr fairen Schoppenpreis. Wer ab und an gerne mal ein Gläschen Wein trinkt, sollte die erstaunlich breit gefächerte Weinkarte zumindest einmal überflogen haben.

Wem das alles zu traditionalistisch klingen mag, dem sei gesagt, dass man auf der Speisekarte auch immer zwei wechselnde vegane Gerichte findet, dazu freilich einige Salate und, je nach Saison, auch Fischgerichte und Karpfen. Brotzeit gibt’s ohnehin.

Der Service ist freundlich und verbindlich, das Essen schmeckt hervorragend und nicht nur kleine, sondern auch größere Gesellschaften finden im Tannenbaum Platz. Das Kamin-Nebenzimmer mit seinen etwa 45 Sitzplätzen haben wir unlängst als Treffpunkt für unsere Zusammenkünfte der (mittel)fränkischen Mastodon- und Bluesky-Nutzer auserkoren. Auch hier konnte der schnelle und angenehm zurückhaltende Service voll überzeugen. Im Sommer gibt es Außensitzplätze auf dem Helmplatz und im Hinterhof.

Zum Tannenbaum, Helmstraße 10, 90762 Fürth. Telefon: 766 04 85.

Monatsrückblick Juni 2025

Der Juni verabschiedet sich in Süddeutschland mit einer massiven Hitzewelle. Wer angesichts von 36°C bis 38°C über viele Tage in unseren einstmals so moderat temperierten Gefilden noch wagt, den menschengemachten Klimawandel zu leugnen, ist eigentlich nur eines: ein Idiot. Nein, ein Vollidiot. Überraschenderweise gibt es gar nicht so wenige von diesen Vollidioten, die, während sie etwas von schönem, warmem Sonnenwetter schwadronieren und den Sommer, den es so ja schon immer gegeben habe, loben, hintüberkippen, weil der Kreislauf die Grätsche macht. Nun gut, Deppen gab es ja auch schon immer. Was brachte uns der vergangene Monat noch? Ein paar Punkte habe ich zusammengetragen:

Testbericht: Shanling M0s – Top MP3 / HiRes für wenig Geld, gruselige Steuerung

Bei meinem letzten Test des Surfans HiRes-Audioplayers habe ich ja zweimal ein Gerät der Fa. Shanling referenziert, nämlich den M0s, den ich kurz nach Erscheinen zu einem ausführlichen Test auf dem Tisch liegen hatte. Und da ist mir siedend heiß eingefallen, dass ich euch diesen Test hier im Blog ja vorenthalten habe. Das geht so nicht, das muss nachgeholt werden, zumal dieser interessante Player immer noch neu gekauft werden kann, zu einem Preis von etwas unter 100,- Euro.

Shanling M0s

Shanling M0s – Bildquelle: Shenzen Shanling Digital Techno

Shanling hat sich in den letzten zwanzig Jahren auch hierzulande als Hersteller hochwertiger HiFi-Geräte in audiophilen Kreisen einen hervorragenden Ruf erarbeitet, einige ihrer CD-Player wurden inzwischen zur Legende – weil neben wirklich ausgezeichneter Fertigungsqualität vor allem auch deren wohlausgewählte Digital-Analogwandlelösungen zu äußerst fairen Preisen Aufsehen erregten. Ich kann mich noch gut daran erinnern, in einem längst nicht mehr existierenden Nürnberger HiFi-Studio im Jahr 2004 das erste Mal einen CD-Player von Shanling gesehen und gehört zu haben. Die außergewöhnliche Performance dieses nicht billigen, aber durchaus im besten Wortsinne preiswerten Geräts behielt ich im Hinterkopf.

Nun legt der Shenzerner High-End-Spezialist einen neuen Digitalplayer vor – mit bestem Klang zu einem mittlerweile fast obszön niedrigen Preis! Über dieses Angebot wird sich jeder Musikliebhaber freuen, so viel sei schon an dieser Stelle verraten, wenn er mit der unzureichenden Software irgendwie klarkommt, keine Hörbücher oder Podcasts hören und insgesamt nicht allzu viele Audiodateien auf dem Player haben möchte.

Erst einmal ein grober Überblick zu den wesentlichen Spezifikationen: Der im Juni 2024 in China in den Markt eingeführte M0s ist der Nachfolger des Erfolgsmodells M0, mit dem der Shenzener Hersteller bereits 2018 von sich reden machte. Es war Zeit für ein “Upgrade”; das Makeover brachte einige entscheidende und zeitgemäße Verbesserungen mit sich. Der M0s ist ein HiRes-Audioplayer, der mit Bluetooth 5.0 auch HiRes Audio Wireless beherrscht, neben FLAC gibt der Player auch DSD (Direct Stream Digital) wieder. Sonys LDAC wird unterstützt (es wird nichts komprimiert, aber die Bluetoothverbindung muss dann auch wirklich gut sein und der Kopfhörer oder Empfänger das entsprechend unterstützen). SBC, AAC und APT-X sind da quasi selbstverständlich.
Der M0s kann, wie inzwischen sehr viele seiner chinesischen Pendants, nicht nur als Player, sondern auch als DAC verwendet werden, und der liefert, in Anbetracht dessen, dass nicht nur DSD128, sondern auch Signale in Linear PCM mit bis zu 32 Bit und 384 kHz verarbeitet werden können, Beachtliches.

Bei der Bestückung hat Shangling mit dem relativ neuen DAC von Cirrus (Cirrus Logic CS43131 DAC) neue Pfade eingeschlagen (wobei, so ganz stimmt das nicht, hat Cirrus doch Wolfson um das Jahr 2014 oder 2015 übernommen – und Shanling griff schon in der Vergangenheit auf die Chips der Briten zurück; die Neuigkeit ist das SoC-Design, wie wir gleich sehen werden). Cirrus hat nämlich den DAC mit dem Kopfhörerverstärker verschmolzen, sodass eine alle Standards unterstützende, wirklich gut klingende Lösung geschaffen wurde, die, das sei an dieser Stelle nicht verschwiegen, aber auch Nachteile hat: Im Vergleich zum M0 ist die Ausgangsleistung von 240 mW auf 60 mW, jeweils gemessen ab 32 Ohm, zurückgegangen. Für die Mehrheit der Nutzer wird das keine spürbaren Auswirkungen haben, wer allerdings einen eher leistungshungrigen, höherohmigen kabelgebundenen Kopfhörer fahren will, muss hier freilich Abstriche machen. Der Kunde muss hier vor dem Kauf wissen, was er will und eine Entscheidung treffen – wer ohnehin mit Bluetooth-Kopfhörern unterwegs ist, den wird die geringere Ausgangsleistung an der Kopfhörerbuchse kaum interessieren. Zudem bin ich der Meinung, dass heute hochohmige Kopfhörer klanglich nicht mehr den Vorteil bieten, wie das noch vor zwanzig oder dreißig Jahren der Fall war – aber wer bereits einen hat oder sich aus anderen Gründen für einen höherohmigen Kopfhörer entscheidet, möge das mit bedenken. Ich sage es ganz ehrlich: Mehr als einen Hörer mit maximal 50 oder 60 Ohm Impedanz wollte ich dem Player nicht zumuten, dafür ist das Ding aber auch federleicht und wirklich überraschend klein.

Was sollte man noch wissen? Der eingebaute Akku des Players hat eine Kapazität von 650 mAh, er wird per USB-C geladen. Es können microSD-Karten mit einer Größe von bis zu 2 Terabyte gemountet werden, die Steuerung erfolgt wahlweise per Touchscreen oder per App.

Kommen wir zur Bedienung. Die ist erst mal okay, allerdings ist das winzige Touch-Display schon eine sich in vielerlei Hinsicht negativ bemerkbar machende Limitation. Die Oberfläche hat außerdem viele kleine Unrundheiten und Fehler. Ein Beispiel gefällig? Im Ordnerbrowser scrollen längere Dateinamen nicht einfach durch, wer durch ein Hörbuch navigieren möchte, dessen Einzeldateien mit relativ ähnlichen Dateinamen beginnen (das gilt auch für Podcasts), ist völlig verloren. Die Navigation ähnelt einem Blindflug.

Nun mountet der Player ja Micro-SD-Karten von einer Größe bis zu 2 Terabyte – was ich durchaus beachtlich finde. Mit diesem Feature wird man schlechterdings leider nur wenig anzufangen wissen, denn so eine Menge Daten lässt sich selbstredend kaum sinnvoll in Playlisten organisieren und auch die interne Musikbibliothek des Players ist mit dieser Datenmenge nicht sinnstiftend benutzbar. Wer seine Musik dann konsequenterweise in Ordnern organisiert, erlebt ebenfalls sein blaues Wunder:
Die von mir eingesetzte, gut gefüllte 256 GB-SD-Karte mountet der Player angenehm schnell. Man kann die Dateien in den jeweiligen Ordnern ansteuern, der bordeigene „Dateibrowser“ tut den Job prinzipiell, aber leider nicht ganz fehlerlos: Die Dateien werden nicht in der Reihenfolge, in der sie auf der SD-Karte abgelegt sind, wiedergegeben, sondern der Player hat den, wie ich ihn nenne, „Dateinamenfehler“, den leider allzu viele chinesische Player dieser Art mitbringen und spielt die Dateien in der Ordnung „A-Z2 und „1, 11, 2, 21…“ Wenn Player aus den frühen 2000ern solche Bugs haben, ist das in Anbetracht dessen, dass man in jenen Tagen mit Rechenressourcen schonend umgehen musste, heutzutage darf das aber nicht mehr vorkommen. Und damit ist der M0s eigentlich schon durchgefallen.

So gut der Player klingt und so gut er auch verarbeitet ist, es gibt dennoch einen weiteren nicht ganz unerheblichen Kritikpunkt: Freilich ist bei so einem kleinen Gerät auch das Display nicht besonders groß – und dadurch entwickelt sich die Touch-Steuerung zu einer recht diffizilen Angelegenheit. Hier bliebe tatsächlich zu hinterfragen, ob nicht ein etwas größeres Gerätegehäuse und zumindest einige weitere mechanische Gerätetasten nicht sinnstiftender gewesen würden.

In Zeiten des Smartphones dürfen die oben genannten Fehler einem MP3-Player schlicht nicht mehr passieren, der Mehrwert des Geräts geht damit völlig verloren. Auch wenn der Player gapless-Wiedergabe beherrscht und die Ordner der Reihe nach abspielt – eine nicht abschaltbare alphabetische Dateisortierung und die absolut unzureichende Anzeige längerer Dateinamen und damit die Verunmöglichung einer sinnvollen Navigation sind nur schwer verzeihlich.

Dabei liefert dieser Player klanglich doch Erstaunliches: Ein guter Kompromiss aus analytischem Sound, den man freilich von einem HiRes-DAC erwarten darf, Tiefe und einem kleinen Quantum Wärme vermag von Anfang an zu gefallen. Schön runde Bässe, authentische Mitten und seidig-schmeichlerische Höhen mit dennoch erstaunlicher Transparenz machen aus dem nur etwas weniger als 40 Gramm schweren Winzling einen wirklich tollen Alltagsbegleiter. Bis heute wird man in der Preisgruppe unter 100,- Euro wohl nur schwerlich einen besser klingenden Digital Audio Player finden, als den M0s.

Um es kurzzufassen: Hardware top – Software flop. Nun steht allerdings in den Sternen, ob die genannten Fehler durch ein zukünftiges Software-Update jemals ausgebügelt werden.

Freilich ist im Zeitalter immer besser werdender Smartphones der Markt mobiler digitaler Musikplayer stark unter Druck, umso beachtlicher, dass sich Shanling an eine grundständiges Makeover des M0 gewagt hat – und so viel Hardware-Qualität zu so günstigem Preis liefert. Auch als Kopfhörerverstärker macht der Player eine hervorragende Figur – FiiO hat dieses zentrale Feature einstmals eingeführt und Shanling setzt diese gute Tradition gekonnt und auf dem technischen Niveau der Zeit fort.
Unverständlich bleibt die wirklich schlechte Bedienbarkeit und die miserable Steuerung. Der Player ist eigentlich ein Geschenk an Audiophile – aber in der Bedienung mangelhaft und der Umgang mit dem Dateisystem ungenügend.

Testbericht: Surfans F28 – ein DAC / MP3-Player mit hervorragendem Wandler – und deutlichen Schwächen

Ich kann und mag es einfach nicht lassen, mich durch die Range der HiRes-”MP3-Player“ zu testen. Ja, ich benutze solche Produkte trotz Smartphone, Spotify und diversen Bluetooth-Kopfhörern regelmäßig, am häufigsten tatsächlich die Modelle der Fa. FiiO, leider haben die inzwischen ihre klassischen Player mit Hardwaretasten (die ich mit für die besten Geräte halte, man kann sie aber leider nur noch gebraucht kaufen) durch Touch-Modelle ersetzt. Auch andere Hersteller bilden hier keine Ausnahme, Touch ist im Vormarsch. Vor einem Jahr lag unter anderem der Shangling M0s auf meinem Tisch, lieferte einen für so ein kleines Gerät ungekannt guten Sound – und war praktisch unbedienbar. Meine Lehre daraus: Inzwischen gibt es viele sehr gute bis exzellente stromsparende DAC-Chips für den Mobileinsatz, das allein genügt aber nicht, die Hersteller müssen auch noch einen gut bedienbaren und funktionalen Player „drumherum“ bauen.

Surfans F28 - Frontansicht

Richtiggehend als Geheimtipps werden auf reddit die Player der Marke Surfans gehandelt. Surfans ist die Markenbezeichnung für mobile Player der Shenzhen Hengmaolong Technology Co., unter der gegenwärtig vier HiRes-Player in einer Preisspanne von etwa 100,- bis 375,- Euro vertrieben werden. Der neueste Streich der Chinesen, das Modell F28, ist nun mein heutiger Testkandidat. Der recht kompakte und nicht gerade kleine Player, er kostet gegenwärtig um die 189,- Euro, verfügt zumindest über einige Hardwaretasten, ein relativ großes Dreieinhalbzoll-Display mit Touchfunktion und einer Auflösung von etwas mageren 320 x 480 Pixeln, sowie einen relativ fetten 2000 mAh-Akku.
Die USB-C-Buchse fungiert sowohl als Ladebuchse (bis 2 A, so steht es zumindest in der ausschließlich englischsprachigen, nicht besonders aufschlussreichen Bedienungsanleitung, auf dem „Typenschild“ ist nur eine Ladespannung von 1 A vermerkt, 2 A machen aber keine Probleme), auch lässt sich so der DAC ansprechen und freilich kommt man so auch auf das Dateisystem der microSD-Karte.

Zum Thema microSD-Karte gleich an dieser Stelle ein Hinweis: In unterschiedlichen Shops wird der Player mit einem internen Speicher von entweder 64 GB oder 128 GB verkauft – das ist aber nicht zutreffend. Wie die meisten chinesischen DAC/HiRes-Player hat auch der F28 gar keinen internen Speicher, er wird entweder mit einer 64 GB oder 128 GB-Karte geliefert (in meinem Fall hätte eine 128 GB-Karte gesteckt sein sollen, vorgefunden habe ich eine 64 GB-Karte, als „Surfans” gelabelt). Der Player mountet laut Hersteller übrigens nur Karten bis 512 GB, das überrascht mich dann doch ein wenig – sein direkter Konkurrent, der M0s hat mit den noch teuren und seltenen 2 TB-microSD-Karten keinerlei Probleme.
Es ist halt ein typisches Chinaprodukt, da kann man sich auf technische Angaben generell nicht verlassen.

Nicht verlassen kann man sich beispielshalber auch auf die Angaben zum symmetrischen Ausgang: Mitunter wird die Steckernorm in unterschiedlichen Artikelbeschreibungen als auch in Teilen der Bedienungsanleitung als 2,5 mm-Buchse angegeben, das stimmt natürlich nicht, es handelt sich um eine standardgemäße 4,4 mm-Buchse. Surfans F28 - Anschlüsse auf der Oberseite

Den 4,4 mm Balanced-Ausgang finde ich in dieser Preisklasse sehr interessant: Etliche hochwertige Kopfhörer lassen sich mit einem entsprechenden Kabel „single ended“ betreiben, wie z.B. die 580er oder 600er-Serie von Sennheiser, einige HIFIMANs oder auch der preiswerte und viel gelobte Aune AR5000 (man sollte berücksichtigen, dass dieses Spezialkabel in aller Regel zusätzlich zum Kopfhörer gekauft werden muss und nicht selten so teuer ist wie der ganze Player). Wer einen Vorverstärker oder Verstärker mit XLR-Eingängen hat oder mit dem Player an ein Pult ran will, wird den symmetrischen Ausgang ebenfalls schnell zu schätzen wissen, sofern man sich ein 4,4 mm Klinke auf XLR-Kabel gönnt (die sind ja leider nicht allzu gängig und daher auch nicht ganz billig).

Blicken wir auf das Herzstück des Geräts, die beiden DAC-Chips ES9018K2M der kalifornischen ESS Technology Inc. aus der „SABRE”-Serie. Diese SABRE-Serie genießt unter Audiophilen einen guten Leumund und dass man zwei der ES9018K2M-Chips verbaut hat, vermag schon zu beeindrucken, ist der K2M-Chip doch nichts anderes, als die stromsparende Mobil-Variante des vbeliebten und gelobten 9018 aus der SABRE32-Reference-Serie. Und er ist selbst OEM nicht ganz billig. Viele Markenhersteller greifen auf Chips dieser Serie zu, seien es Creative, die vorgenannten FiiO oder iBasso, aber auch die besseren Bord-Entertainmentsysteme von Mercedes, Audi oder selbst BMW greifen auf die SABRE-Mobilchips zurück. Unter den DACs gelten die SABREs als vergleichsweise stromhungrig, dem kommt man bei Surfans mit einem 2000 mAh-Akku entgegen. Ich möchte jetzt nicht sagen, dass der Player mit den ES9018K2Ms verschwenderisch ausgestattet ist – aber zum gegenwärtigen Preis des Geräts ist diese Bestückung durchaus bemerkenswert (oder anders gesagt: Für das Geld wird man kaum etwas Besseres bekommen, vielleicht aber etwas anderes, dazu aber später mehr).

Der Hauptprozessor ist ein Low-Energy-IoT-Prozessor mit 1 GHz-Takt. Es handelt sich um ein SoC des Herstellers Ingenic Semiconductors Co., Ltd. in MIPS-Architektur, die man bei Ingenic „XBurst“ nennt. Gut abgehangene Technik, die, wie sich herausstellt, für den angedachten Zweck hinreichend ordentlich arbeitet und sich mit einer Leistungsaufnahme von weniger als 200 mW für ein Mobilgerät empfiehlt.

Der Klang: Nun, Klang liegt immer im Auge (oder besser Ohr) des Hörers. Ich würde sagen, dass dieser Player, zu meiner Überraschung, sehr detailliert, sehr klar, sehr nüchtern und im besten Wortsinne analytisch klingt. Das hängt freilich immer von den verwendeten Kopfhörern ab, vom Audiomaterial… und sollte daher auch nicht auf die Goldwaage gelegt werden – aber der Surfans tönt für mich rein, trocken und klar. Es ist freilich eine Frage des persönlichen Geschmacks, ob man das mag.
Wer einen wärmeren, weicheren und runderen Klang unter Detailabstrichen bevorzugt, der wird möglicherweise mit einem anderen Gerät mit Burr Brown oder Wolfson/Cirrus-DAC glücklicher werden, wer hohe klangliche Transparenz schätzt, ist hier sicher gut aufgehoben.
Für mich persönlich – und auch unter Berücksichtigung des Preises – ist der Klang super! Der benutzerdefinierbare, 10-kanalige EQ lässt eine wirklich feingliedrige Klangabstimmung zu, hier merkt man deutlich das Potenzial des SABRE-DACs. Selbst leistungshungrige Kopfhörer mit 150 Ohm werden hinreichend gut befeuert, der Player zeichnet einen abgrundtiefen Bass und klare, pointierte Höhen und auch die Mitten sind sauber und natürlich. Unzulänglichkeiten im Ausgangsmaterial bringt dieser Player schonungslos zu Gehör.

Surfans F28 - Blick auf die "Startseite"

Ein paar Worte müssen an dieser Stelle zur Benutzeroberfläche und zur Bedienung fallen, denn das ist bei diesen Playern chinesischer Provenienz immer der etwas frustrierende Teil und leider bildet hier der F28 auch keine Ausnahme. Erst einmal dauert der Bootvorgang etwas lange, dann muss man leider feststellen, dass der Touchscreen mit ein wenig Verzögerung reagiert. Es ist erträglich, aber nicht schön.
So etwas wie einen Home-Button sucht man bedauerlicherweise vergeblich, ein Wischen nach links bringt einen in der Regel eine Menüebene zurück, kann gelegentlich aber auch eine Fehleingabe provozieren.
Auch die Übersetzung des ein- oder anderen Menüpunkts ins Deutsche ist mitunter reichlich holperig, die Ordnernavigation wird vom F28 hier als „Mappe“ bezeichnet, um nur ein Beispiel zu nennen. In der Ordnernavigation werden leider manchmal Inhalte erst nicht erkannt, mountet man die Karte neu oder wechselt ein wenig zwischen den Ordnern hin und her, so sind die Dateien dann auswählbar. Das ist schon ziemlich elend.
Und dann fällt noch ein Fehler auf, der altbekannt ist und heute selbst bei allem Wohlwollen so nicht mehr passieren darf: Die Dateien werden nicht in der Reihenfolge, in der sie auf der SD-Karte abgelegt sind, wiedergegeben, sondern der Player hat den alten „Dateinamenfehler“ und spielt die Dateien in der Ordnung „A-Z“ und in Folge „1, 11, 2, 21…“ Wenn Player der early 2000s solche Bugs haben, ist das schon ärgerlich genug, heutzutage, da diese Geräte ja mit Smartphones konkurrieren müssen, ist das indes völlig inakzeptabel.
Dieser superärgerliche Fehler passiert, weil sich viele Hersteller weigern, die Software dahingehend zu optimieren, das Dateisystem der Speicherkarte standardgerecht zu mounten. Vor fünfundzwanzig Jahren, als die Prozessoren solcher Player noch wenig Leistung hatten, konnte man das technisch nachvollziehen, wer heute allerdings außerstande ist, ein Produkt auf den Markt zu bringen, das ein Dateisystem vernünftig anzeigt, der hat sich selbst disqualifiziert.
Und dann kommt noch etwas hinzu, was ich so bei einem Player bislang nicht erlebt habe: Beim Wechseln der Tracks kommt es häufig zu einem lauten Knacken zwischen den Titeln. Da fragt man sich schon, wer sich erdreistet, so etwas auf den Markt zu werfen…

Surfans F28 - Blick auf die Medienwiedergabe

Das alles ist in Summe schon wirklich ärgerlich. Klar, das Teil kommt aus China – dennoch muss man dem Hersteller ins Stammbuch schreiben, dass es für den deutschen Markteintritt eben nicht ausreicht, so eine Pfusch-Software auszuliefern. Solche eklatanten Fehler dürfen bei einem Produkt, das annähernd 200 Euro kostet, schlicht nicht auftreten.

Es ist wirklich traurig. Da liefert Surfans mit dem F28 einen haptisch wirklich tollen Player mit robustem Aluminiumgehäuse, einem feingliedrigen Lautstärkeregler, geschmeidig greifenden Buchsen, einem starken Akku und einem Traum-DAC, der auch noch richtig ordentlich klingt und Kopfhörer mit einer Impedanz von bis zu 300 Ohm ordentlich zu befeuern versteht – um dann eine Software draufzupacken, die fehlerhaft ist, Dateisysteme nicht richtig aufzulösen in der Lage ist und zudem fehlerhaft arbeitet. Die Software beraubt den Nutzer jeden Bedienkomforts und macht aus einem Player mit wirklich wunderbarer, opulenter, fast schon verschwenderisch gut ausgestatteter Hardware ein echtes Frustpaket.

Monatsrückblick Mai 2025

Der Rückblick auf den Monat Mai wird sich etwas geraffter präsentieren, als sonst  – und das hat ganz einfache Gründe: Wir waren drei wunderbare Wochen im Urlaub, in der vierten Woche gab es freilich dienstlich das ein- oder andere aufzuholen und so ist meine Zusammenfassung etwas knapper, etwas integrierter, vielleicht sogar etwas prosaischer, als sonst.

Habemus Merz, habemus diverse Minister und last but not least habemus papam. Zuerst, das sei mir als Protestant gestattet, zu unserem neuen Kanzler der Schande Friedrich Merz – der nämlich legte bei seiner Wahl einen derartigen Bauchplatscher hin, dass er sich von diesem Fehlstart, nämlich im ersten Wahlgang sang- und klanglos durchgefallen zu sein, nach allem Ermessen politisch nicht mehr erholen wird, nicht mehr erholen kann. Dieser in der Geschichte der Bundesrepublik einzigartige Vorgang fand, das wird niemanden wundernehmen, internationale Beachtung. Es hätte eigentlich auch nur einen einzigen souveränen Ausweg aus dieser Situation gegeben – nämlich nicht mehr als Kanzler anzutreten. Eine derart souveräne Handlung hat man selbstredend von Merz weder erwarten können noch erwarten dürfen. Anderenorts habe ich mal gewitzelt, dass die Kanzlerschaft Merz besonders in der „Erhardstadt“ Fürth für große Freude sorgen dürfte, ist mit ihr doch der politisch gescheiterte Ludwig Erhard nicht mehr der schwächste Kanzler in der bundesrepublikanischen Geschichte. Für Deutschland selbst ist diese Bürde schwer, der de facto-Verlust des Bündnis- und Wertepartners Nordamerika, der Krieg in Europa, die fortdauernden Angriffe rechtskonservativer, evangelikaler, rechtsextremer Kräfte auf unsere freie und im besten Wortsinne liberale Lebensart hätten eines Staatsmanns mit Standing bedurft, bekommen haben wir Merz, einen schwachen Mann ohne auch nur die geringste Amtserfahrung, einen Mann, dessen gekünstelte Pseudo-Autorität landauf, landab zu irritieren vermag, die einen leider nur allzu häufig peinlich berührt und die schlicht heraus albern ist.

Merz stellte ein lupenreines Lobbyistenkabinett auf; es ist irgendwie schon schade, mitansehen zu müssen, wie sich die Demokratie hier ihrer Unterspülung durch Kapitalinteressen nicht mehr zu wehren imstande ist, aber auch das war absehbar. Dobrindt, Reiche,… das sind Figuren, denen die Ministerschuhe zu groß sind – so groß, dass man nicht erwarten kann, dass sie jemals in sie hineinwachsen. Bei Dobrindt wissen wir ja, dass er das Amt nicht sinnstiftend bekleiden kann. Der Peißenberger hat schon als Verkehrsminister aufs Kläglichste versagt, auch als Innenminister vertraue ich diesem Mann keinen Millimeter. Diese Personalie allerdings belegt nur allzu deutlich, dass der deutsche Konservativismus nicht nur, wie ich bereits mehrfach schrieb und sagte, in seiner schwersten intellektuellen Krise gefangen ist – wer Dobrindt als Innenminister aufstellen will oder muss, ist schlicht politisch handlungsunfähig – das wird, so bitter das ist, ein Festmahl für in ihrer Gänze rechtsextreme AfD. Wie wunderbar dieses Lobbyistenkabninett funktioniert, demonstrierte nicht nur Reiche mit ihren Gaskraftwerken, auch Linneman fiel mit seiner Aussage, Rentner arbeiteten zu wenig, instantly und nicht zum ersten Mal unangenehm auf. Wir werden mit Merz und seinem Kabinett noch viel Freude haben und dürfen uns auf allerhand gefasst machen.

Habemus Papam. Ich bin mit einer Bewertung der Personalie Robert Francis Prevost sehr zurückhaltend – weil mir dieser Mann vor seiner Papstwahl auch in der Berichterstattung noch nie begegnet oder anderweitig erinnerlich ist. Nun bin ich aber auch nicht katholisch. Nun, kurz nach der Bekanntgabe seiner Wahl haben gerade die US-amerikanischen Evangelikalen-Faschos zu schäumen begonnen, so schlecht kann der Mann also nicht sein. Alles andere wird sich weisen müssen, hinsichtlich des dringenden Reformbedarfs in der katholischen Kirche rechne ich ja nicht mit allzu großen positiven Überraschungen. Wir werden sehen.

Die AfD ist nun auch offiziell das, was wir eh schon wissen – gesichert rechtsextrem. Daran ändert auch die „Stillhaltezusage“ des Bundesamtes für Verfassungsschutz nichts; Einstufung ist Einstufung und Wahrheit bleibt Wahrheit. Mit Rechtsextremisten hat man nichts zu tun, mit AfDlern hat man nichts zu tun – Anstand bleibt Anstand. Zwar versucht Dobrindt, das längst überfällige AfD-Verbotsverfahren bzw. dessen Prüfung zu verschleppen, die gesamtgesellschaftliche Debatte bekommt er freilich nicht gestoppt. Die Zeit ist reif für ein AfD-Verbot – reifer denn je.

  • Erinnert ihr euch noch an den Corona-Streek? Den Mann, der mit nahezu jeder seiner Aussagen und Prophezeiungen meilenweit daneben lag? Dem wollten die Konservativen ja irgendeinen Posten antragen, geblieben ist ein Pöstchen. Drogenbeauftragter. Ja mei, machste nix…
  • Schlagzeile: Bär lehnt „Gender-Zwang“ an Forschungseinrichtungen ab. Okay, den gibt es zwar gar nicht, aber was schert sich eine Bildungsministerin schon um die Wahrheit? Konserven doing Konserven-things.
  • Tesla liegt am Boden. Und mit was…?
  • Im Urlaub habe ich auf einem Parkplatz tatsächlich ein Auto des vietnamesischen Herstellers VinFast gesehen. Welche Rarität mir da begegnet ist, wurde mir erst später, nach dem Lesen dieser Meldung klar.
  • Büchsenbier hat allgemein keinen guten Ruf, die Bierdose ist ein Einwegteil, das eine kritische Ökobilanz hat – und sich dennoch wachsender Beliebtheit erfreut. Schon bedauerlich, dass wir bei simpelsten Dingen als Gesellschaft wieder so zurückfallen. In den 90er Jahren bin ich in einer Provinzstadt, Schwabach, zur Schule gegangen, da gab es eine stadtweite, sehr erfolgreiche Kampagne gegen Einwegbüchsen. Aus dem dortigen Jugendzentrum bin ich sogar mal rausgeflogen, weil ich mir gedankenlos eine Limobüchse vom benachbarten Lidl aufgerissen habe und das Limo nicht weggießen wollte. Das musste ich dann vor der Tür trinken, erst dann durfte ich wieder rein. Diese Lektion habe ich gelernt. Spätestens seit dem Niedergang der letzten Brauerei, der Leitner Bräu, im Städtchen, ist aber auch die Kampagne gegen das Büchsenbier verschwunden. Schade eigentlich.
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