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Cola-Test: Vita Cola

Wenn man die Geburtsstunde der Vita Cola betrachtet, finden sich quasi alle Klischees erfüllt, dass der Wessi vom Ossi allgemein und von „Ostprodukten“ im Speziellen hat: Vita Cola wurde entwickelt, weil die DDR-Regierung im Zuge des zweiten Fünfjahrplans forderte, die Versorgung der Bevölkerung mit alkoholfreien Getränken zu verbessern und man sich in den Kopf gesetzt hat, eine Cola nach Vorbild der Getränke, die im nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet so getrunken werden, zu erschaffen. 1958 konnte der Plan erfüllt werden, denn in diesem Jahr war Dr. Hans Zinn, Chemiker und Vater der Vita Cola mit der Rezeptur fertig und schon konnte es losgehen mit der Produktion der Vita Cola.

Wie bei jeder Cola auch ist das Rezept der Vita Cola ein wohlgehütetes Geheimnis, aber manche Ingredienzien des Originalrezepts werden unter anderem in der Wikipedia genannt (und man staunt, was für hochwertige Zutaten Verwendung finden): So ist in Vita Cola beispielsweise Zitrusöl und Vanille enthalten.

In der DDR war die Vita Cola ein Verkaufsschlager und sie muss so gut gelaufen sein, dass, so erzählte mir ein Kollege, diese nicht immer erhältlich war. Der gelernte Ossi, auch das wurde mir erzählt, nannte schwer verfügbare Dinge „Bückware“. Undtrotz des Umstandes, dass bis zu 200 Betriebe in der DDR die Cola abfüllten, muss sie immer wieder knapp gewesen sein.

1990 – wen nimmt es Wunder – war neben vielem Anderen aus dem Osten auch mit der Vita Cola Schluss – aber nur kurz, denn bereits 1994 ist sie wieder da, die Vita Cola – hergestellt nach der Originalrezeptur und abgefüllt im thüringischen Schmalkalden. Und der Witz an er Sache ist der ungebrochene Erfolg der Cola im Osten. In Thüringen ist sie die unangefochtene Nummer eins – mit einem Marktanteil von knappen 40 Prozent hat sie selbst die Konzerncolas Coke und Pepsi auf die Plätze verwiesen. Und in den Neuen Bundesländern ist sie . immerhin – die zweitmeißtgetrunkene Cola.

Grund genug, das Erfolgsgetränk einmal zu kosten. Zwei Dinge muss ich aber vorab erwähnen. Zum Einen verfüge ich über keine „Osterfahrung“, mit Vita Cola bin ich zum ersten Mal 2003 in Berührung gekommen, das war in Jena-Paradies anlässlich einer kleinen Trommelbassfeier (und da habe ich leider nicht mehr so die konkrete Erinnerung dran ;-)). Und zum Anderen: Das „Probierpaket“ wurde mir von Frau Weissbach von der Unternehmens-PR von Vita Cola zugesendet, denn in Franken ist sie nur schwer erhältlich. Die Sorten „schwarz“ und die Limonade habe ich in unseren Supermarktregalen noch nie (!) gesehen.

Die Vita Cola „original“ ist zuerst einmal eins: Eine Cola, die nicht zu süß ist und recht ausgewogen komponiert ist. Sie schmeckt richtig „rund“ – mit einem kleinen Unterschied zur Konkurrenz: Die Cola schmeckt deutlich nach Zitrone. Wer jetzt beim Lesen die Mundwinkel zusammenzieht, weil er sich an Cola Light plus Zitrone erinnert fühlt, der irrt. Damit lässt sichdie Vita Cola nicht vergleichen, denn zum einen handelt es sich nicht um ein künstlich schmeckendes Lightprodukt und zum anderen scheint die Zitrone echt zu sein – zumindest schmeckt die Cola so. Das ist etwas ganz Eigenes, man kann den Spritzer Zitrone in der Vita Cola schon beim Aufschrauben der Flasche riechen und beim ersten Schluck bemerkt man die dominante Note der Zitrone sofort. Diese ist deutlich und fügt sich dennoch gut in den Geschmack der Cola ein – sie ist eben mehr, als nur Cola mit einem Schuss Zitrone. Das Konzept der echten Erfrischung get auf – ich denke, weil die Cola nicht zu süß und dann noch fruchtig frisch konnotiert ist. Und das ist, so denke ich, das Alleinstellungsmerkmal, diese Frische bringt auch die von mir sehr geschätzte Schorschi oder Club Mate Cola nicht her.

Die zweite Vita Cola „schwarz“ ist der Hammer. Sie ist eine Cola, ohne den „Citrus-Kick“, aber was für eine. In Bayern (und auch in Franken) gibt es hierfür eigentlich nur ein Wort: Süffig. Sie zeichnet sich durch vollen und runden Geschmack, eine leicht vanillige Note und milde, unaufdringliche Süße aus. Viele Colas, die sich vom „Geschmacksmuster“ der Konzernbrausen abheben wollen, erreichen dies besonders durch einen deutlich zu verzeichnenden Zimtgeschmack – etwas, was ich persönlich nicht mag und etwas, was man bei der Vita Cola „schwarz“ nicht vorfindet. Die Vita Cola „schwarz“ ist sehr rund und schmeckt weich. Mir ist bewusst, dass das keine besonders gut treffende Beschreibung von Geschmack ist, aber es trifft meine Empfindung. Hier scheint man lange und intensiv am Geschmack gefeilt zu haben. Die schwarze Variante der Vita Cola ist sehr fein und dennoch vollmundig. Die „schwarze“ ist mein absoluter Favorit. Auch wenn es weh tut, muss gesagt sein: Schorschi und Jolt können nicht an sie heranreichen, denn Jolt ist rasser und Schorschi schafft die Integration dereinzelnen unterschiedlichen Geschmackskomponenten nicht annähernd so harmonisch. Leider ist die schwarze Vita nicht in Franken erhältlich – wirklich schade, denn jetzt bin ich angefixt.

Die Vita Limo Orange ist fruchtig. Sie ist deutlich süß, nicht aber so süß, dass sie zu schwer wird. Eine nette Limonade, die recht jung im Handel ist (in den Neuen Bundesländern) und die das Portfolio der Marke „Vita“ abrundet. Sie ist durchaus zu empfehlen.

Die Vita Cola hat das Zeug zum Trendgetränk. Das meine ich aber nicht ostalgisch. In der besseren Gastronomie, in der der Massengeschmack zunehmend verbannt und nach hochwertigen Alternativen gesucht wird, könnte die Vita Cola ihren Platz finden. Das gilt besonders für die schwarze Variante, die für meine „westdeutsch“ sozialisierte Zunge noch gefälliger schmeckt. Leider hat sich das noch nicht wirklich nach Franken herumgesprochen.

So wundert mich auch etwas, dass sich der Erfolg der Vita Cola so deutlich im Osten manifestiert – sie schmeckt auch dem Wessi.