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Recht unkompliziert

Diesen spannenden Mitschnitt der Session „Recht unkompliziert“ von RA Bernhard Kelz möchte ich hier dringend jedem anempfehlen, der mit Social Media zu tun hat. Er wurde anlässlich des 4. Nürnberger barcamps 2012 aufgezeichnet.

(via)

Aus dem Inneren von Google+

Es hat ja so kommen müssen, aber auf dem Schirm hatte ich es nicht und nun ist es – quasi aus dem Nichts – da: Google+. Dabei gab es doch schon deutliche Zeichen: Der schwarze Balken in Google, der „+1“-Button oder gar das immer wieder als Gerücht existierende „Google Games“ – und nun ist es also da: Google+,  eine Melange aus twitter, Facebook und Skype.

Natürlich war ich gespannt. Und dann bin ich mal einen Invite schnorren gegangen. Und dann hab ich was Schlimmes getan, nämlich mir eine Googlemail-Adresse geklickt. Und dann – war ich drin. Und ich war überrascht. Sehr positiv sogar.

Google ist etwas gelungen, was Facebook trotz enormer Geldmittel bis heute nicht geschafft hat: Google+ integriert die Erfolgskonzepte von twitter, Facebook und Skype schnell, technisch ausgereift und für jeden intuitiv verstehbar in ein eine Plattform und schafft damit nicht nur ein Quantensprung im Bereich des sozialen Networkings sondern auch ein reales wirtschaftliches Bedrohungszenarios für den derzeitigen Platzhirschen. Und weist mindestens ein neues Feature auf: Circles.

Circles erlaubt eine intuitive Zuordnung von anderen Nutzern in Nutzerkreise – so kann man – ohne dass das Gegenüber dies präzise einsehen kann – zwischen Freunden, Bekannten, Familienmitgliedern oder Arbeitskollegen und gar dem Chef differenzieren und bestimmte Inhalte mit bestimmten Nutzergruppen exklusiv teilen. Über Listen wäre das in Facebook zwar theoretisch auch möglich, aber in Facebook tut das niemand – weil es schwierig konfigurierbar ist, oft nicht verstanden wird und vom hands-on-feeling einfach nur nervt. Circles könnte ein echtes Highlight und der USP von Google+ werden: Jeder kapiert auf Anhieb, wie das funktioniert, der Chef oder der Recruiter bleibt schön draußen und Vertrauliches bleibt vertraulich.

Das nächste Feature: Hangout. Das ist ein Videochat für bis zu 10 Personen. Im SN integriert – und macht damit Skype überflüssig. Einen Textchat gibts natürlich auch, Bilder lassen sich teilen und ein konfiguriertes Sparks schlägt einem News zu seinen Interessen vor – diese News lassen sich by click teilen – mit wem man sie eben teilen möchte.

Nun ist es so, dass Google nicht nur die coolen Sachen der sozialen Software implementiert hat, die ätzenden Sachen haben sie gleich weggelassen: Nervende facebook – Anfragen gehören der Vergangenheit an (jeder kann mir folgen, aber ich entscheide, ob und was der Folger zu Gesicht bekommt, wenn ich sie oder ihn zu entsprechenden Circles zuordne oder das sein lasse). Auch ein permanent klingelndes Skype , in dem Missichicky23 permanent mit mir chatten will, ist passé – wenn ich mich in Hangouts einklinke, kann ich „angerufen“ werden, wenn nicht, dann nicht. Sehr chic, das.

Und noch ein wesentlicher Unterschied zu Facebook besteht: Google+ skaliert. Facebook ist nervend langsam. Google+ sieht gut aus, Facebook sieht alt und langweilig aus. Google+ geht intuitiv, Facebook ist ein Moloch mehr oder weniger sinnvoller Einstellungen, die konfiguriert werden wollen, weil die default-Settings ein Datenschutzdesaster sind. Kurz und gut: Google+ hat Facebook in puncto smoothness und coolness aus dem Stand deklassiert. Setzen, Zuckerberg, sechs.

Zuerst einmal muss man folgendes sagen: Google+ macht derzeit noch Spaß. Das invitation only-System hilft, dass zuerst einmal tendenziell eher netzaffine Leute dort sind – und damit macht das „folgen“ Spaß, man hat eigentlich keinen Dünnsinn im Stream. Anders ausgedrückt: Es ist nett, nicht von Greti und Pleti umgeben zu sein. Das sich das ändern wird, ist auch irgendwie klar. Aber jetzt ist es halt noch nett dort.

Und weil man – wie auf Twitter – interessanten Leuten einfach nur folgen kann, halte ich es für möglich, dass das auch so bleibt. Derzeit – noch wenige Nutzer sind aktiv – fragt man sich aber manchmal schon, was man dort eigentlich verloren hat. Twitter ist also derzeit noch nicht obsolet geworden.

Warum aber überhaupt Google+, wenn doch Facebook angebliche 700 Millionen Nutzer hat? Weil viele dieser Nutzer mit Facebook nicht zufrieden sind. Facebook wird als, um es mit Holger Klein zu sagen, übergriffig erlebt, ständig greifen Änderungen zu Ungunsten des Datenschutzes der Nutzer, die dann von diesen manuell wieder geoutoptet werden müssen. Facebook ist langsam – und wenig intuitiv. Das wohl wichtigste: Facebook ist unsympathisch. Man will Facebook seine Daten nicht anvertrauen, man geht das als „faulen“ Kompromiss nur ein. Und: Ich kenne in der Tat niemanden, der den möglichen Gründer, Mark Zuckerberg sympathisch findet – im Gegenteil: Wenn Menschen frei sprechen können und das Gespräch auf Zuckerberg kommt, entlädt sich oft ein Schwall Antipathie. Dafür, dass er hässlich ist, kann er nichts, so hört man, aber sein arrogantes öffentliches Auftreten ekelt viele. Zuckerberg selbst dürfte das größte Hemmnis Facebooks sein. Und nun kommt Google. Von Datenskandalen halbwegs frei (man sehe von Streetview mal ab) launcht man einen innovativen Dienst nach dem anderen – wer seine Mails nicht selbst hosten kann (was übrigens schlau ist), findet kaum was Besseres als Googlemail. Google ist alles, was Facebook nicht ist: Innovativ, sexy, performant und unaufdringlich.

Über all dem Hype darf man aber eines nicht vergessen: Google ist Google und damit eine der großen Datensammler. Nur dass ein Produkt conivienient ist, bedeutet noch lange nicht, dass es aus datenschutzkritischer Perspektive auch passt. Und bei Google+ liegt zumindest der Verdacht nahe, dass es hier in Zukunft noch zu Schwierigkeiten kommen kann. Google kennt mit der Nutzung von Google+ nämlich nicht nur die Suchgewohnheiten der Nutzer und dank Analytics auch die Surfgewohnheiten, sondern kann sich nun auch ein gutes Bild über die Beziehungen der Nutzer untereinander, deren Intensität und deren Qualität machen. Das Warnen hiervor kommt bei den euphorischen Betrachtungen Google+ oft zu kurz. Die Zeit wird zeigen, wie sich das entwickelt – ohne ein Grummeln im Bauch benutze ich Google+ allerdings nicht.

Social Media und OE

Der folgende Artikel wurde am 25. Mai 2011 auf www.smm-blog.de veröffentlicht.

Es mag ein wenig hoch aufgehängt klingen und dennoch eröffnet gerade die OE wesentliche Perspektiven beim roll-out eines Social Media-Engagements im Unternehmen. Warum? Weil Social Media mehr ist als der verlängerte Arm des Marketings oder ein weiterer medialer Kanal, der von der Unternehmenskommunikation beschickt werden möchte.

Zuerst einmal möchte ich den Blick auf die Innenwirkung von Social Media in Unternehmen richten. Wird ein Facebook-Account neu aufgesetzt oder beginnt das Management zu twittern, wird davon auch innerhalb des Unternehmens Notiz genommen. Und mehr als das – nicht allein nüchterne Nachrichten, sondern auch Gefühle werden transportiert. Und: Im Idealfall stimmen diese mit der „gefühlten“ Wirklichkeit im Unternehmen überein. Social Media transportiert – vielleicht ohne es zu wollen – ein Feeling über die Unternehmenskultur nach Außen – und nach Innen. Dumm wird es nur, wenn die gefühlte Wirklichkeit der Mitarbeiter mit der nach außen transportierten Kultur nicht so recht übereinstimmen will: Divergiert der kommunizierte Wert und die „Realität“ zu stark auseinander, werden diese Unstimmigkeiten sehr sensibel von der Belegschaft registriert, Mechanismen, die der kognitiven Dissonanz sehr ähneln, beginnen in Gang zu kommen. Kommt es zu einer Häufung nicht oder wenig kongruenter Wahrnehmungewn über das via Social Media vermittelte Bild und den Widerhall der eigenen erlebten Arbeitssituation, stehen sogar Reaktanzreaktionen zu befürchrten. Im schlimmsten Falle „wehren“ sich die Mitarbeiter – mehr oder weniger offfen – in sozialen Netzwerken – noch nicht einmal, um dieses nach außen getragene Bild, dass sie als Zerrbild erleben, zu korrigieren sondern um eine „innere Harmonie“ wiederherzustellen.

Man mag mir an dieser Stelle nicht ganz zu Unrecht vorhalten, dass die Betrachtung der Kongruenz in der Psychologie auf ein intrapersonelles Missverhältnis verbaler und nonverbaler Kommunikation abziehlt – dieses Entleihen des Begriffs im Kontext von Social Media scheint mir aber besonders hier deshalb schlüssig, weil die gemeinsame Grundlage im Erleben von Spannung liegt. Ob sich nun ein Mensch in seiner Kommunikation inkongruent verhält, oder ob dieser Mensch als Teil einer Organisation zwischen der Wahrnehmung des eigenen Arbeitsalltags und der nach außen kommunizierten Kultur Spannungen erlebt, ist dann anders zu bewerten, wenn man von einer psychologischen Warte auf das Individuum blickt. Wechselt man die Perspektive und betrachtet die Organisation als das Individuum, ist die Analogie zum Modell der Kongruenz bzw. Inkongruenz, wie es in der Psychologie verstanden wird, hergestellt. Und hier sind wir wieder bei der OE (und das bei der Betrachtung der Innenwirkung längst auch die Außenwirkung immer „mittriggert“, ist Ihnen sicher aufgefallen).

Nun könnte man natürlich an dieser Stelle einwerfen, dass ein Allheilmittel und damit ein Antidot zur Inkongruenz seit Langem bekannt ist: Die Authentizität. Doch – wenden wir den Blick von der Organisation wieder hin zum Individuum, so wissen wir, dass dieses ohnehin schon schwer zu lebende „Allheilmittel“ immer weniger Griff bekommt – schon allein aus dem Grund, dass die „Realität“ von unterschiedlichen Menschen unterschiedlich erlebt wird – common sense.

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