Now´s The Time. Deep German Jazz Grooves 1956 – 1965
Ich liebe Geschenke. Und über dieses in Form der LP „Now´s The Time – Deep German Jazz Grooves 1956 – 1965“ habe ich mich besonders gefreut. Die LP versammelt Titel – teils selten veröffentlichtes oder gar verlorengeglaubtes Material der frühen bundesdeutschen Nachkriegsjazzgrößen, darunter besonders solche, die unter Mitwirkung des Posaunisten Albert Mangelsdorff und dessen Sextett entstanden, zu hören ist weiterhin dessen Weggefährte Attila Zoller (u.a. auch bei Herbie Man engagiert) oder die Sängerin Inge Brandenburg. Auch Rolf Kühn und Mangelsdorffs älterer Bruder Emil sind mit von der Partie.
Die Tracks swingen und sind zugleich interessante Tondokumente einer westdeutschen Jazzszene, die ihre Schnittmengen in den großen Big Bands des Hessischen und Norddeutschen Rundfunks und den German All-Stars, dem späteren hr Jazzensemble. Auf derr Platte passiert viel – an der Nahtstelle von Swing zum Modern Jazz, eine Melange aus Bebop, Hard Bop und Modal, immer swingend und weil eine solche Kategorisierung nicht nur gewagt ist sondern auch selten zu hundert Prozent ins Schwarze trifft, tut man beim Berliner Label Sonorama gut daran, einfach von „Grooves“ zu sprechen.
Was diese Platte weiterhin interessant macht: Ein Gutteil der hier versammenten Interpreten machte nahtlos im Schwarzwald weiter – wir erinnern uns, dass Brunner-Schwer 1963 mit Saba-Records sein Label mit internationaler Reputation gründsete (das er 1968 in MPS umtaufte). So lässt sich das musikalische Schaffen vor SABA/MPS auf „Now´s The Time“ also schlaglichtartig nachvollziehen – und das ist ein Genuss!
Besonders angetan hat es mir ja „Meeting At The Barberina“, geschreieben und arrangiert von Rolf Kühn, gespielt von seinem Quartett, am Piano Horst Jankowski – mit einem dynamischen und mitreißenden, temporeichen und präzisen Spiel.
Wer keinen Plattenspieler hat, bekommt das Album natürlich auch auf CD, wer einen Plattenspieler hat, der sollte sich dieses kleine Schätzchen auch als Schallplatte gönnen, zumal sie technisch (im Rahmen der Limitationen, die das historische Tonmaterial teilweise doch deutlich hörbar setzt) wirklich gut gemacht ist.