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Ein paar Gedanken zu Schmitz und Megaupload.

Ich wurde – sehr zu meiner Verwunderung – inzwischen mehrfach gefragt, warum ich nichts zu Kim Schmitz mache und gegen die Schließung von Megaupload hate. Ich wundere mich deswegen, weil ich nicht erwartet hätte, dass manche das von mir erwarten…

Aber da sich aus meiner Perspektive da schon einiges diskussioswürdiges ergibt, schreibe ich nun ein paar Gedanken dazu hier nieder.

Das erste was gesagt werden muss, ist, dass dieser Kim Schmitz ein Bettnässer ist und mir schon immer auf den Sack ging. Seine seltsamen Verbindungen zu Dörr Gravenreuth sind für jeden, der sich ein Bild über das Geschäftsgebaren dieses Schmitz machen möchte, ein erster guter Rechercheansatz. De mortui nil nisi bene, aber da haben sich ja zwei getroffen. Erstmals richtig auf dem Schirm hatte ich diesen Schmitz zu Zeiten der „New Economy“ mit seiner Kimvestor-Bude, das ganze Ding war von Anfang an auf Betrug ausgelegt.

Und so kann man dem „Mega“-Imperium schon vorwerfen, ethisch ähnlich fraglich aufgestellt und geführt gewesen zu sein.

Das Problem ist einfach formuliert: Wer in dieser Sache gegen Kimble hatet, der ist schnell im Verdacht,i n die Nähe der Contentmafia gerückt zu sein und wer in dieser Sache die Contentmafia angreift wird quasi in die Nähe der Kimble-Sympathisanten gerückt. Und ich will beides nicht.

Dann muss eine Binsenweisheit mal klargestellt werden: Filehoster sind per se nichts Schlechtes, denn hiermit lassen sich selbstproduzierte Audios lossles anbieten, Filme oder größere Distributionen freier Software, Creative-Commons-Remixe usw. Das ist legal und dagegen kann niemand etwas sagen. Klar landen da auch immer wieder Materialien an, die irgendjemandes Copyright verletzen – aber das ist erst einmal nicht das Verschulden der User. Ich muss auf der anderen Seite aber auch zugestehen, dass Megaupload gerade vom Design und vom Wording (und mit Kampagnen wie diesem urschlechten Video) genau diese Klientel angezogen hat.

Den Niedergang von Megaupload halte ich persönlich für einen verschmerzbaren Verlust; ich spreche mich ganz klar für eine Diversifizierung der Plattformen aus. Mehrerer kleine sind besser als eine große – nicht nur, dass der Verlust geringer ist, wen eine aus irgendwelchen Gründen den Weg alles Irdischen geht sondern auch hinsichtlich der Performance. Insofern mag der Niedergang von MU auch marktbereinigend wirken und dazu beitragen, dass sich Hoster auf bestimmte Inhalte konzentrieren – das steht zumindest zu wünschen. Ich denke, dass eine solche Spezialisierung auch den hochgeladenen (legalen) Medien deutlich gerechter wird als das, was sich hier derzeit in der Masse abgebildet findet.

Weiterhin getraue ich mich sogar, zu unterstellen, dass es der Contentindustrie sehr wohl gut zu Pass kommt, wenn mit den ganzen illegalen Files auch gleich die legalen mitgeplättet werden, stehen diese doch mehr und mehr in Konkurrenz zu kommerziellen „Produkten“. Und genau dies mach die Sache unfair.Weiland gar von der Netzzeitung referenziert oute ich mich an dieser Stelle als Verfechter der Kulturflatrate – viele Probleme, die wir im Zusammenhang mit MU diskutieren, gäbe es dann schlicht nicht (und ich behaupte ja immer noch, dass die Contentmafia davon auch mehr als satt profitieren würde).

Erstaunlich indes auch, welche Reichtümer Kimble mit MU und artverwandten Diensten aufhäufen konnte. Das interessiert zwar nur am Rande, zeigt aber auch, dass es sehr solvente Trittbrettfahrer bei diesem fragwürdigen Geschäftskonzept gibt. Im engeren Sinne ist es ja lustig, dass eine Industrie auf dem Buckel der anderen Industrie Kohle macht. Ich als Contentindustrie wäre ja nicht auf MU sauer sondern auf all jene, die dort werben, das Billing besorgen… Anhand dieses Beispiels lässt sich ja hervorragend herunterdeklinieren, dass die Wertschöpfung der Contentindustrie durch deren eigenes Fehlverhalten an ihnen vorübergeht, obschon das finanzielle Potenzial da ist (wie jeder sehen kann) und das nun andere durch neue Wertschöpfung die Früchte ernten…

Weil das ja so augenfällig ist, ist der Frontalangriff mit Megabox auf die Contentindustie gar keiner, das Rückvergütungsmodell klingt erst mal attraktiv, doch man darf Megabox und MU nicht separiert betrachten. Im Prinzip ist das nämlich eine Erpressermethode: Wer bei Megabox mitwirkt, hat die (theoretische) Chance auf eine Rückvergütung, wer dort nicht mitmacht, muss damit rechnen, dass die bei MB fehlenden Inhalte via MU „kostenlos“ verteilt werden. Das ist nicht nur ethisch höchst fragwürdig, ich halte das sogar für sittenwidrig.

Ich sage es nochmal: Insbesondere mit dem letzten Gedankengang will ich mich nicht zum Büttel der Contentmafia machen sondern nur darauf hinweisen, wiedas „Kimpire“ stategisch aufgestellt sein könnte. Und das macht keinen Spaß.

Insofern habe ich mit dem „Mega“-Untergang kein Leiden.