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Kopfhörer einspielen/einbrennen?

Im Hifi-Bereich (besonders in sog. „High-End“-Segment) gibt es ja allerlei Voodoo. Und das Einspielen, auch Einbrennen genannt, von Lautsprechern und Kopfhörern ist immer wieder dem Verdacht ausgesetzt, nutzlos zu sein. Ich kann hier keinen wissenschaftlichen Beweis antreten, dass das Einbrennen von Kopfhörern wirklich etwas bringt, bei Lautsprechern bin ich aber überzeugt, dass es sinnvoll ist.

Und im Gegensatz zu vielen Voodoo-High-End-Angeboten ist das Einspielen bzw. Einbrennen eine sehr kostengünstige Sache, kostet es in der Regel nur etwas Strom.

Früher, als die Gummistiefel noch aus Holz waren, haben wir neue Kopfhörer und Boxen immer mit „weißem Rauschen“ eingespielt, das eigentlich ein sehr dreckiges, graues Rauschen war, bezogen wir es doch von einem Tuner, der einfach auf eine freie Frequenz im UKW-Modus eingestellt wurde und dem wir die Antennenstecker abzogen. Wenn dann „rosa Rauschen“ benötigt wurde, haben wir einfach die Loudness-Taste gedrückt und die Höhen herausgenommen. Dieses Signal in moderater Lautstärke über mehrere Tage, gerne mit Unterbrechungen versehen, auf Kopfhörer oder Lautsprecher gegeben, stellte das Einbrennen dar.

Der Hintergedanke dieses Vorgehens ist recht einfach: Diese Signalart ist eine Quasiaddition aller technisch vom System abbildbarer Frequenzen. Damit kann sich dann das Equipment einschwingen.

Dieses Vorgehen hat den Vorteil, dass das Einbrennen nahezu kostenneutral vonstatten geht, denn einen Tuner hat man in der Regel und man muss nur einige Kilowattstunden für den Verbrauch des Tuners aufwenden (das dürfte sich im unteren einstelligen Eurobereich bewegen). Zudem ist das Einspielen, sodenn man die Lautstärke nicht zu hoch wählt und den LS/Kopfhörer so nicht „durchschießt“, ein gefahrloses Unterfangen und man verliert die Garantie nicht.

Nun kommen Stimmen auf, die dieses einfache Verfahren kritisieren und vorschlagen, mehrere Frequenzen repetitiv auf den Kopfhörer zu legen. Um das zu erreichen, kann man recht teure „Einbrenn-CDs“ kaufen – oder man macht sich selbst eine bzw. lässt den Computer die Arbeit erledigen.

Mit Programmen wie Soundforge, die einen eigenen Synthesizer an Bord haben, kann man sich so etwas selbst mit wenigen Mausklicks basteln. Wer nicht basteln will, bekommt das geeignete Material kostenlos zum Download. Und obendrein gibt es  noch eine kleine Freeware, die den Job fast automatisch macht (wenn die Soundkarte eine gute Qualität hat – sonst wird das nichts!!).

Michi, der gerade dabei ist, seinen HD 595 gut einzubrennen, hat mich auf die Seite BurnInWave aufmerksam gemacht. Hier finden sich zum einen passende Wave-Snippets für hohe und tiefe Frequenzen und zum anderen auch die Freeware-Software „Burninwave Generator“.

Besagte Wave-Dateien lassen sich herunterladen und auf eine CD brennen, die dann im Repeat-Modus Lautsprecher und Boxen einbennen. Der „Burninwave Generator“ erledigt diesen Job teilautomatisiert – aber nur dann, wenn man über ein sehr gute Soundkarte verfügt:

Nachdem die Software nur für Windows-Systeme verfügbar ist, haben wir, Michi und ich, diese auf unseren Notebooks (ich habe ein HP-Notebook, Michi ein aktuelles Medion-Notebook) getestet. Es fällt auf: Bei beiden Rechnern reicht die Qualität des Frequenzgenerators der Soundkarte nicht – meine Soundkarte erzeugt zwischen 30 und 80 Hz ein ganz übles hochtönendes Störsignal, hier offenbaren sich die Mängel der billigen On-board-Chips. Bei Michi, so sagte er mir gestern, verhält sich das recht ähnlich. Es bedarf schon einer guten externen Soundkarte, um die reine Frequenz zu bekommen!

Was kann man tun? Ich lade die entsprechenden WAVs herunter und brenne eine CD, mit der ich dann meinen AKG einspiele (das geht auch an meinem Mac). Seit Mittwoch läuft der 50-Euro-Klasse AKG bei mir teilweise mit „weißem Rauschen“ vom Tuner und nun gönne ich ihm noch zwei Tage reine Frequenz und ich bin der Meinung, dass er gerade im Tieftonbereich besser wurde und weniger zu Verzerrungen neigt. Über den eingebrannten Kopfhörer berichte ich ein andermal.

Voodoo? Ich weiß es nicht. Aber kaputt macht man damit nichts.

Hornlautsprecher handmade: Das „Little Horn“ von Specimen.

Mit Hornlautsprechern habe ich mich 2003 und 2004 einmal beschäftigt und bin dann irgendwie wieder drüber weggekommen, auch, weil das, was ich testweise gehört habe, für die Sprachwiedergabe und Solo-Instrumentalmusik gut geeignet schien, aber für andere Aufnahmen irgendwie nicht rockte.

Dabei gibt es gerade im Bereich der Hörner immer wieder hochinteressante DIY-Projekte mit, so wird versprochen, erstaunlich guten Resultaten für den kleinen Geldbeutel. Peter, damals hatte er noch in der Johannisstraße seinen Laden, hat mal sehr nette und schlanke Hörner gebaut – mit Fostex-Chassis und es war schon eine interessante Erfahrung, wie sehr sich der Sound aus diesen Standardbauteilen beeinflussen lässt (zu dem Thema gibt es hier eine Übersicht inkl. Preise – für die Breitbänder etwas runterscrollen, es dürfte sich beim damaligen Aufbau in etwa um einen auf dem Niveau des FF 225K gehandelt haben – versteht mich nicht falsch: 120 Euro sind auch ein Batzen Geld, aber das ist ein fairer Deal, wenn man Breitbänder mag).

Genau hier sind wir beim „Problem“ der Hörner: Diese Art von beeinflusstem Klang kann einem gefallen – oder auch nicht. Ich war mir seinerzeit nicht sicher.

Ein weiterer Punkt an den Hörnern ist in der Regel der Preis: Die Lautsprecher vieler Hörner sind oft preislich nicht so das Problen, das haben wir bei der Fostex-Übersicht ja schon gesehen. Aber das Gehäuse herzustellen, bedeutet schon einen immensen Aufwand – und Hörner sind eben keine Massenware.

Wer nicht selber wasteln kann oder will (mit so Holzsachen tue ich mir persönlich sauschwer), muss also schon ordentlich Spielgeld haben, um mit Hörnern zu einem vernünftigen Ergebnis zu kommen. Doch nun stößt eine Gitarrenmanufaktur aus Ammiland in genau diese Marktlücke:

Die in Chicago ansässige Manufaktur Specimen, seit 1981 baut man dort Gitarren (und hat daher Holz-Know-How), bietet ein Pärchen des „Little Horn“ für 1500 Dollar an (das ist der Einführungspreis).

Die Fotos erreichten mich gestern per Mail vom Nadine vom Specimen-Vertrieb.

Verbaut ist übrigens ein kleiner Fostex-Breitbander, der FE108 Sigma. Dessen Vorgänger hatte ich einmal gehört (und fand ihn im Bassbereich deutlich zu dünn, auch für einen Breitbandlautsprecher), wie sich der Sigma macht, kann ich persönlich nicht sagen – wer aber danach googelt, der wird feststellen, dass der oft und gerne in DIY-Hornprojekten eingesetzt wird.

Optisch finde ich besonders dies Walnuss/rot-Kombi sehr ansprechend. Nur: Wie klingt die Box? Was kann der (zugegebenermaßen toll aussehende) Holztrichter akustisch bieten?

Ich wendete mich an Nadine, um zu erfahren, wer den Deutschlandvertrieb für die Hörner macht (HiFi-Händler, hier ist Eure Marktlücke) und wo ich sie mal hören könnte (das interessiert mich schon sehr!). Sie schrieb:

Hello Michael,

We do not have a dealer in Germany. We sell direct. We do have a return policy that may interest you. Below is a link to a page with full details:
Return Policy
Specimen’s Little Horn Speakers come with a 30-day, no-questions-asked, total satisfaction return policy. Click here for more details about our return policy.

Also, I will be posting many new color combinations to the Little Horns web page today, check them out and please let me know of any further questions.

Regards,

Nadine Schneller
S P E C I M E N
The Chicago School of Guitar Making
www.specimenguitars.com
773.489.4830

Schade. Aber wen wirklich der Gedanke umtreibt, die Hörner mal zu hören, der lasse sich die testweise kommen, hier ist man sehr offen und kann Nadine oder Ian auch direkt ansprechen. Überhaupt sind die bei Specimen sehr entspannt.

Weiterhin interessant ist dieser Link, hier sieht man, wie die Hörner hergestellt werden. Das finde ich nicht nur interessant sondern auch dem Kunden gegenüber äußerst transparent.

Zu Hörnern generell: Ich kann mich noch gut erinnern, dass mich die Hörner seinerzeit von der Transparenz her nicht umgeworfen haben, aber ich den akustischen Eindruck als sehr interessant empfand. Ich finde Breitband halt immer etwas zu „homogen“ – will sagen: Zu undifferenziert. Allerdings bin ich in manchen Ketten ihrem Reiz erlegen, insbesondere, wenn mit klassischen Röhrenverstärkern gearbeitet wird. Ich betreibe ja selbst zwei Röhrenmonos mit je zwei EL34 im Gegentakt, das ist richtig RETRO und das ist RICHTIG GEIL!! Nun liefert der Fostexsprecher einen Wirkungsgrad von 92dB, das ist halt für so eine klassische Röhrenverstärkung optimal. Breitband und Röhre vertragen sich generell recht gut, nur muss man halt auch den typischen Sound mögen…

Surfbefehl: Wer es noch nicht kennt, der sehe sich diese Webseite hier an. Avantgarde Acoustic stellen die derzeitige Referenz im Bereich der Hornlautsprecher her – für viele viele kEuros!

Dagegen machen sich die kleinen Specimen-Speaker echt niedlich aus…

Nachtrag: Selbst für die kleinen Hörner – des sollte man vorher wirklich ausprobiert haben, sollte die Raumgröße passen. In der Besenkammer wird das nix. Und man muss, insbesondere bei Hörnern, auch richtig sitzen!