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Mein Abschied von der Glühbirne.

Es ist ein Massenprodukt, ein billiges und unspektakuläres, das mich heute dazu bewegt, innezuhalten und seltsamerweise ist mir dieses Massenprodukt, das darüber hinaus auch noch ein Verschleißteil ist, sogar emotional nah: Es geht um die Glühbirne. Glühbirnen sind der Inbegriff von low tech, sie sind mit technischen Nachteilen behaftet und passen scheinbar nicht in unsere Zeit. Diese Glühbirnen begleiteten nicht nur uns sondern auch unsere Eltern durchs Leben, Unsere Großeltern nutzen sie und selbst die Urgroßeltern haben sie mit Sicherheit kennengelernt. In einer Industrienation wie Deutschland sind sie Standard. Wohlstand und Freiheit basieren ebenso auf dem von Glühlampen gespendeten Licht wie Einschränkungen. Wir können alle kaum ermessen, welche Bedeutung elektrisches Glühlampenlicht für uns hat und was wir ihm verdanken.

(Bildnachweis: David Coetzee, CC0)

Als bewiesen darf gelten, dass Edison nicht der Erfinder der Glühbirne war, sein Verdienst ist aber, ihr technisches Prinzip so adaptieren, dass sie sich industriell wirtschaftlich produzieren ließ. Als erster Erfinder einer wirklich funktionierenden Glühlampe ist wohl der Schotte James Bowman Lindsay zu nennen, bei allen anderen Erfindungen wurde lediglich mit dem Material des Glühfadens experimentiert. Edison gelang die Herstellung von Kohlefäden aus Pflanzenfasern, was nicht nur billig war sondern hinreichend gut funktionierte. Carl Auer von Welsbach, der spätere Gründer der OSRAM, brachte zum ersten Mal fertig, einen Glühfaden aus Wolfram herzustellen. Das Verfahren funktionierte etwa seit der Jahrhundertwende und seither hat sich technisch bei den Glühbirnen nichts wesentliches geändert. In diese Kerbe hauen die Kritiker der Glühbirne, mich fasziniert dieser Umstand ungemein.

Ich habe mir erzählen lassen, dass es in Nürnberg bis in die 1960er Jahre hinein Straßenbeleuchtung und auch in manchen Privathausahalten eine Gasbeleuchtung gab. Um die 40.000 Gaslaternen sollen noch heute allabentlich Berliner Straßen erhellen. Auch in Düsseldorf, Frankfurt/Main und Dresden gibt es noch eine nennenswerte Anzahl an Gaslaternen. So altbacken ist unsere Glühlampe also gar nicht.

In der Wiki lässt sich nachlesen, dass Ende der 1920er Jahre erst die Hälfte Berlins elektrifiziert war, ganz Deutschland hatte erst in den 1940er Jahren Strom. Insofern ist es kein Wunder, dass noch in den 1960er Jahren Gaslicht anzutreffen war. Die Vorteile des elektrischen Lichts entwickelten sich zudem erst mit der Zeit, als Glühbirnen und Strom billiger wurden. Dann aber überstrahlten sie quasi jede andere Lichtquelle: Überall verfügbar bei geringer Brandgefahr machten Sie Wohnung, Straße und Fabrik nachts nutzbar.

Anfangs war die Glühbirne noch ein Luxus- und Prestigeobjekt, nicht lange dauerte es und sie spendete überall ihr warmes Licht. Interessanterweise wurde sie über die vielen Jahreihrer Vormachtstellung durch nichts abgelöst: Die Neonlampen, die spätestens Mitte der 1950er Jahre als ausgereift betrachtet werden durften, verdrängten sie ebensowenig wie die in den 80ern aufkommenden Halogenlampen und auch die seit den 90ern geläufigen Energiesparlampen konnten der Glühbirne nichts  anhaben. Dafür mag zum einen sprechen, dass die Glühlampe irgendwann konkurrenzlos billig wurde – aber auch, dass keine Quelle im Privathaushalt besseres Licht erzeugt, als die Glühbirne.

Glühbirnen per se zeichnen sich aufgrund ihres einfachen technischen Prinzips aus: Ob Gleichspannung oder Wechselspannung an der Birne anliegt, spielt keine Rolle, auf einige Volt mehr oder weniger kommt es ebensowenig an wie auf eine bestimmte Netzfrequenz. Eine so fehlertolerante Technik ist in unserer Zeit wirklich selten – und unbedingt erhaltenswert. Auch wenn der Glühbirne der Vorwurf gemacht wird, unter Gesichtspunkten der Energieeffizienz ungünstig zu sein – sie ist ohne Zweifel ein umweltfreundliches Leuchtmittel: Kein Kuststoff wird verwendet und es entsteht auch kein Elektroschrott. Wer bei den Energiesparlampen auf die Idee gekommen ist, ein Einweg-Vorschaltgerät zu entwickeln, der gehört doch gewatscht!! Und in der Glühbirne finden sich weder Blei noch seltene Erden an – für die Umwelt ist die alte Glühbirne im Gegensatz zur Energiesparlampe Gold.

Verschwörungstheoretiker sprechen davon, dass das Phoebus-Kartell nie aufhörte, zu existieren. Diese doch recht exotische Ansicht möchte ich mir ausdrücklich nicht zu Eigen machen, ich bin aber gerne bereit zu glauben, dass das Glühlampenverbot den Lobbyisten der Elektroindustrie geschuldet ist. Die Margen für Glühbirnen müssen niedrig sein. Ich kann ich gut erinnern: Zum Einzug in meine Studentenwohnung 2003 habe ich mir einen Zehnerpack klarer 60W-No-Name-Birnen gekauft, im Baumarkt zu etwa drei Euro. Als ich 2010 auszog, hatte ich immer noch ein paar Glühbirnen davon übrig. Klar verbraucht man in einer Einraumwohnung nicht viele Birnen, aber das lässt sich auf einen Vierpersonenhaushalt ebenso umrechnen und dann wird schnell deutlich: Mit der klassischen Glühbirne ist nicht viel verdient. Perfide: Nachdem es den Marketingabteilungen der Leuchtmittelhersteller nicht gelungen ist, uns den Öko-Schwindel schmackhaft zu machen, haben sich diese einfach das passende Gesetz erlassen lassen. Dieser Unsinn ist eigentlich unfassbar!

Neben den rationalen Gründen, die für die Glühbirne sprechen sind es für mich auch ästhetische und kulturelle Gründe, die mich an dieser Technik festhalten lassen: Wer das Licht der Glühbirne gesehen hat, mag es in seiner Tönung und Weichheit. Das schleierige, kalte Licht der Energiesparlampen ist in der Bahnhofswartehalle akzeptabel, wer aber wolltesich sein Heim damit verschandeln? Welche Inspiration die Glühbirne für Künstler und Intellektuelle war, wird durch nur wenige Beispiele in der Wikipedia angedeutet. Die der Birne eigene Schönheit lässt sich durch das simple Nachempfinden der Form bei einer Energiesparlampe nicht übertragen. Bei der Glühbirne wird die Zusammengehörigkeit von Licht und Wärme – entsprechend dem Urempfinden beim Anzünden eines Feuers – nicht aufgebrochen. Nimmt man dem Licht die Wärme, so abstrahiert man Feuer zur emotionalen Nichterfassbarkeit und tilgt  auch ein omnipräsentes Symbol der Menschwerdung. Das dreht das Rad der Zeit nicht zurück, macht den Empfindenden aber ärmer.

Die Glühbirne ist schön, empfindlich, hell und warm. Sie ist faszinierend einfach. Ihr kommt eine wichtige Bedeutung bei der Gestaltung der Arbeitswelt und dem Privatleben zu – sie half bei der Erringung und Sicherung von Wohlstand und beim wissenschaftlichen Fortkommen, sie sorgte für Sicherheit. Sie hat uns begleitet. Ich bin überzeugt, dass es falsch ist, dass wir Sie  schlechteren Alternativen opfern.

BASF-Kartoffel

Früher war mit Sicherheit nicht alles besser – ganz klar. Und in dieses Horn will ich auch nicht stoßen. Als ich gestern aber in der Tagesschau von der Genehmigung der „Amflora“ erfuhr, lief mir ein wirklich kalter Schauder den Rücken herunter.

Früher, ja früher, als die Gummistiefel noch aus Holz waren, kamen die Kartoffeln vom Herrgott und die Videocassetten von BASF. Diese Ordnung hat auch Sinn. Nun aber wird sie empfindlich gestört, den Videocassetten stellt BASF schon lange nicht mehr her, „beglückt“ uns aber stattdessen mit einer Gen-Kartoffel.

Eine Stärke-Kartoffel soll es sein, Papier will man daraus herstellen oder Leim. Für Leim nahm man früher übrigens die Knochen toter Hunde und für Papier nahm man tote Bäume. Diese Ordnung hatte irgendwie Sinn.

Mit der BASF-Kartoffel soll jedoch nicht nur die Leim- und Papierindustrie an Rohstoff kommen – sie darf auch in Tierfutter verwendet werden und nicht zuletzt soll es sogar gestattet sein, ein Prozent der genmanipulierten Knolle unserem Essen beizumischen. Prima.  Was kann passieren? Auf der Webseite von Greenpeace heißt es:

[Amflora] darf nicht nur angebaut und technisch verwertet, sondern auch für die Tierfütterung und – bis zu einem Verschmutzungsgrad von 0,9 Prozent – für Lebensmittel verwendet werden. Amflora produziert besonders viel Stärke in Form von Amylopektin, eine Substanz, die als Rohstoff für technische Produkte wie Kleister, Papier und Beton benötigt wird. Bei der gentechnischen Manipulation wurden der Gen-Knolle zusätzlich Antibiotika-Resistenz-Gene eingebaut. Wissenschaftler schließen nicht aus, dass dadurch Resistenzen auf Bakterien übertragen werden können und damit die Wirksamkeit von Antibiotika verringert wird. Die betroffenen Antibiotika sind laut Weltgesundheitsorganisation besonders wichtige Mittel zur Behandlung von multiresistenter Tuberkolose.

Man will also unserem Essen Kartoffeln beimischen, die bewirken können, dass wir nicht mehr wirkungsvoll gegen Tuberkulose behandelt werden können? Das darf doch nicht wahr sein!

Seit Mitte der 1990er Jahre wird vor genmanipulierten Nahrungsmitteln allerorten gewarnt. Die Gefahren, die durch den Einsatz der Amflora-Kartoffel entstehen könnten, sind dergestalt, dass deren Anbau durch nichts, aber auch wirklich nichts zu rechtfertigen ist!

Vielleicht deswegen, vielleicht auch wegen des zu Recht bestehenden Negativimages der BASF-Kartoffel in der Öffentlichkeit, will die Industrie das verseuchte Gewächs gar nicht erst anbauen. Die BASF-Aktie ist trotz oder gerade wegen Amflora gefallen. Keiner braucht und fast keiner will das BASF-Produkt.

Und was macht die sowieso schon fragwürdig nutzlose EU-Lebensmittelkommission? Sie erlaubt einfach den Anbau der BASF-Kartoffel. Ich war nie ein großer EU-Gegner, aber so langsam wird klar, dass die Länder Europas sich endlich von dem politischen Kropf EU befreien sollten. Gestern hat das BVG den Schwanz vor der EU eingekniffen, gestern handelte die EU gegen mehrheitlichen Volkswillen (vgl. Greenpeace-Artikel), was sie heute für einen Unfug anstellen wird, wissen wir noch nicht, aber mit der Beseitigung dieser Institutionen, die uns tagtäglich mit mehr oder weniger lustigen Stilblüten versorgen, sollten wir nicht bis morgen warten.

Es ist schon entsetzlich, wie weit die EU, unter kräftiger Zuarbeit von schwarz/gelb in unsere Rechte eingreift und welche schweren Risiken sie zugunsten des Profits einer verschwindend geringen Minderheit sie uns aufbürden. Aber auch über BASF muss gesprochen werden. Denn schließlich hat diese Firma die manipulierte Kartoffel „entwickelt“ Für mich ist jedenfalls klar, dass ich so schnell von BASF nichts mehr kaufen werde!