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Der Digitalkamera-Scam – wer billig kauft, kauft zweimal

Für mich eine erstaunliche Erkenntnis – aber letztlich auch logisch: Der Markt für Kompaktkameras ist quasi vom Aussterben bedroht. Logisch deswegen, weil heute Handykameras so gut sind, dass eine klassische Digicam quasi überflüssig ist. Aber ist das wirklich so?

Technisch gesehen in den meisten Fällen sicherlich. Die Bilder des gegenwärtig aktuellen Pixel 9 beispielsweise haben mich ob ihrer Qualität sehr beeindruckt, und inzwischen liefern auch einfachere Handykameras nicht nur ordentliche Bilder mit Festbrennweite, sondern bieten zudem sehr annehmbare Weitwinkelaufnahmen und überraschend gute Makro-Funktionen. Das reicht in aller Regel für die Herstellung der alltäglichen Bilderflut aus.

Ästhetisch aber kann ich den Fotos digitaler Kompaktkameras viel abgewinnen, gerade dann, wenn es um die fotografische Dokumentation des Alltags oder Street Photography geht. Und dann gibt es da ja auch noch die #shittycamerachallenge, die gerade auf Mastodon kontinuierlich gepflegt wird und uns teilweise sehr eigenwillige und gleichermaßen schöne Aufnahmen zu Gesicht bringt. Und so renne auch ich von Zeit zu Zeit mit einer einfachen Kompaktknipse herum (was ich nicht müsste – hier liegt eine sehr vernünftige Bridgelamera, eine DSLR nebst umfangreichem Zubehör und bei mir ist auch das Pixel 8 mit ebenfalls guter Kamera vorhanden, zudem habe ich ja auch noch die X10, die zwar auch schon antik ist, die ich aber sehr mag). Die Kompaktknipse ist mir aber leider in der letzten Woche ablebig geworden und so machte ich mich auf die Suche nach einer einfachen, günstigen und robusten Kamera, die so klein ist, dass sie mich auf meinen Streifzügen durch die Städte bequem in der Hosentasche begleiten kann.

Vor noch zehn Jahren hat jeder der großen Hersteller, sei es Nikon, Canon, Fuji, Olympus oder Sony, einfache Kompaktknipsen im Programm gehabt, diese sucht man heute aber vergeblich. Der Markt für solche einfachen und preisgünstigen Kompaktkameras scheint mir komplett in chinesische Hände übergegangen zu sein, auffällig ist hierbei, dass sehr einfache Sensoren mit integriert Mini-Optik Verwendung finden, die man so eigentlich nur aus simplen No-Name-Smartphones, Dumbphones oder Tablets kannte. Sichtbare Objektivteile sind in der Regel fake, einen optischen Zoom sucht man ebenfalls vergebens und die aufgedruckten Megapixel-Superlative werden durch Interpolation erreicht (wenn sie denn tatsächlich überhaupt irgendwie erreicht werden). Wenn die Abbildungsleistung solcher Kameras allerdings halbwegs passt, dann erhält man in aller Regel einen kleinen, gut bedienbaren Fotoapparat mit langer Akkulaufzeit und enormem Speicher – der die Aufnahme von Bildern mit einer ganz eigenen Ästhetik zulässt.

Prinzipiell hatte ich also kein Leiden damit, einfach mal eine billige China-Kamera zu kaufen und zu sehen, was man damit machen kann, zumal mir vor etlichen Jahren ein Kollege schon mal eine solche China-Kamera schenkte und ich sie vier Jahre lang immer wieder recht gerne zur Hand genommen habe.

Was ich bis zum Wochenende aber nicht wusste: Es gibt tatsächlich Scam-Kameras. Kameras, die prinzipiell funktionieren, aber so schlecht sind und deren technische Werte in keinem Zusammenhang mit den beworbenen Eigenschaften stehen, dass man sie selbst kleinen Kindern nicht als Spielzeug in die Hand drücken möchte. Plattformen wie Temu oder AliExpress, aber auch Ebay und Amazon werden gegenwärtig von solchen Kameras überschwemmt. Ich habe mein 64-Megapixel-Prachtstück, das ich Euch gleich stolz präsentieren werde, für etwas weniger als 25 Euro bei Amazon geschossen (und konnte es daher auch recht elegant und ohne Geldverlust wieder loswerden).

Ich darf Euch also die sagenhafte „Digitalkamera für Fotografie, Autofokus 48 MP Vlogging-Kamera für YouTube mit 2,4-Zoll-Bildschirm, 16-fachem Digitalzoom, Kompakte Reisekamera, Blitz, Anti-Shake“ der Firma „Yunir“ vorstellen, gefertigt von der Dongguan Liaobu Simao Electronics Factory (well, ich hätte es besser wissen müssen).
Digitalkamera Yunir, Dongguan Liaobu Simao Electronics Factory

Das Ding ist wirklich krasses Plastik, aber – hey! – 4K, 64 Megapixel. Her damit! USB-C, ein Slot für microSD-Karten, das ist alles was man braucht, oder?

Nun, von den oben gemachten Angaben, die ich aus dem Amazon-Produkttitel so herauskopiert habe, trifft eigentlich nichts zu.

Digitalkamera Yunir, Dongguan Liaobu Simao Electronics Factory, Detail

Kommen wir zuerst einmal zum 16-fachen Digitalzoom. Den gibt es, trotz gut sichtbarem Zoomhebel, nämlich nicht. Auch der Zoomschalter ist nämlich nur eines: Fake.

Kommen wir zuerst einmal zum 16-fachen Digitalzoom. Den gibt es, trots gut sichtarem Zoomhebel, nämlich nicht. Auch der Zoomschalter ist nämlich nur eines: Fake.

Er kann nicht bewegt werden, zieht man ihn nach oben ab, lässt sich auch erkennen, warum er keine Funktion hat – das Ding ist eine Attrappe. Krass, oder?

Wie aber kommt es zustande, dass es den beworbenen Digitalzoom, der je im Wesentlichen nichts anderes ist, als ein paar Zeilen Code in der Kamerafirmware, nicht gibt? Das hängt nach meinem Dafürhalten mit der niedrigen Auflösung des Sensors zusammen, die diese Funktion schlicht nicht zulässt. Das kann bei 64 Megapixeln eigentlich nicht sein, möchte man einwenden. Die 64 MPix gibt es nicht, sie schrumpfen bereits im Gerätemenü auf 48 MPix herunter (was immer noch ein akzeptabler Wert wäre). Aber auch davon bleibt letztlich nichts übrig. Ich zeige Euch jetzt mal zwei Aufnahmen vom Wochenende, geschossen im Freien bei der höchsten Einstellung, 48 Megapixel mit feiner Bildauflösung:

Von der Bildqualität war ich schockiert. Die ist so schlecht, dass selbst die Nummernschilder der geparkten Autos nicht mehr lesbar sind. Die Kamera liefert meiner Einschätzung nach bestenfalls 640×480, also VGA (oder umgerechnet 0,3 Megapixel). 64 MPix? 48 MPix? Aber wirklich nicht!

Das oben zu sehende Bild hat eine Auflösung von 7680 x 5760, was in etwa 44 MPix oder 8K UHD Videoauflösung entsprechen würde – aber die Qualität des Bildes liegt deutlich unter der meiner 1 Megapixel-Digicam, die ich um die Jahrtausendwende nutzte. Unfassbar. Das Teil ist wirklich ein Scam.

Fast schon überflüssig, zu sagen, dass der Sensor der rückseitig verbauten Selfie-Kamera über eine ebenso schlechte Auflösung verfügt, die dann gnadenlos auf die 44 Megapixel hochgezogen wird… Ich frage mich schon, warum man so etwas baut, letztlich müssen Hersteller und Händler doch gewahr sein, dass die Kunden so ein Gerät umgehend retournieren.

Im Prinzip könnte man ja jetzt sagen, dass man, erkennt man die nicht ganz unspezifische Gehäuseform dieser Kamera wieder, einfach einen weiten Bogen um ein solches Gerät macht – doch das ist wohl auch nur ein Teil der Wahrheit. Ich habe von exakt dieser Kameraform auch schon Rezensionen mit Beispielbildern gesehen, bei denen mir die Fotoqualität verglichen mit diesem Gerät relativ brauchbar vorkam. Es ist also nicht gesagt, dass eine Kamera mit gleicher Optik wirklich so ein Scam sein muss, wie mein Modell. Dennoch wollte ich von dieser Kamera abraten. Bemüht man die Amazon-Bildersuche, wird man auf wenigstens fünfzehn preisähnliche Angebote stoßen – ich wollte bei keinem zuraten. Von Temu und Konsorten lasse ich ja grundsätzlich die Finger… Eine einheitliche Modellbezeichnung oder Marke scheint es nicht zu geben, auf der Schachtel des Produkts ist immerhin in einer Ecke LK-003 zu lesen und „CCD Digital Camera“. Bei Temu wird dieses Modell gerne auch als „Vintage CCD Digital Camera“ geführt.

Bei der Software bediente man sich übrigens eines UIs, das ganz offensichtlich für Kinderkameras gebaut wurde, schließlich kann man mit dieser Kamera auch MP3s anhören, Pac Man spielen oder lustige Rehkitz-Rahmen über das Foto rendern lassen. Oh my gosh.

Abschließend die Frage, ob solche Kameras überhaupt was taugen können und ob sie in unseren Tagen noch eine Berechtigung haben. Ich würde sagen, dass es immer wieder ganz brauchbare No-Name-Billigkameras gibt, man muss diese aber suchen. Wenn man Glück hat, erwischt man eine mit 12 Megapixel-Sensor von Sony, die hatten immer eine gute und verzeichnungsarme Abbildung bei wenig Bildrauschen. Oder man greift eben wie ich ins Klo und holt sich eine Kamera mit einem Modul, das kaum für Spielzeuge geeignet ist. Vorher wissen kann man es nur, wenn man nicht gekaufte Rezensionen mit echten Beispielbildern liest – und die gibt es bei Weitem nicht von jedem Produkt.

Auch in Zeiten von sehr leistungsfähigen Smartphone-Kameras sehe ich durchaus mehrere Berechtigungen für diese Produktkategorie. Zum einen ist das der angenehme und für viele Fotografen auch günstige Formfaktor. Ein echter Fotoapparat fasst sich doch ganz anders an, als ein Telefon. Das mag auch mit dazu beitragen, dass sich die Ästhetik dieser Aufnahmen doch ganz erheblich von Handybildern unterscheidet – und mitunter auch dann positiv ins Auge fällt, wenn die Kamera technische Unzulänglichkeiten hat. Andererseits gibt es auch Bilder, die man nicht sofort mit der Cloud synchronisieren möchte und die lokal auf einer Speicherkarte ganz gut aufgehoben sind. Nicht in jeder Situation möchte man sein teures Smartphone zücken, kann aber mit einer billigen Kompaktkamera dennoch gute Ergebnisse erzielen. Würde die Kamera dann in die Baugrube, in den See oder ins Meer fallen, wäre das zwar ärgerlich, finanziell aber verschmerzbar. Und irgendwie finde ich den Umgang mit einer Kompaktkamera auch bequem.

License To Shoot: Die Minox DSC silber

1936: Der Deutsch-Balte Walther Zapp, begeistert von der Fotografie, hat eine Vision. Er wünscht sich eine Kamera, die so klein ist, dass er sie in der geschlossenen Faust verbergen kann eine Kamera, die er überall mitnehmen kann und die dennoch gute Aufnahmen macht. In dieser Zeit ist das nicht allein eine Herausforderung, es ist ein äußerst ehrgeiziges Projekt. Zwei Jahre später verkauft Zapp in Reval seine erste „Minox“, eine sehr kleine und robuste Kamera.
Die Minox ist 1938 eine Sensation, denn sie ist nicht nur abweichend von den bisher typischen Konzepten völlig neu konstruiert sondern auch eine feinmechanische Meisterleistung.
Im Laufe der Firmengeschichte, Zapp hat Estland verlassen und sich im mittelhessischen Wetzlar niedergelassen, folgen dieser (seinerzeit im lettischen Riga produzierten) Ur-Minox weitere Modelle. Mit der Minox-Kamera etabliert sich zudem ein eigenes Filmformat.
Zapp konstruierte aber nicht allein die Minox sondern stiftete seiner Firma einen besonderen Sinn: Miniaturisierung und konsequente Konstruktion von Kameras und anderem optischen Gerät ist bis heute das zentrale Anliegen der MINOX GmbH.
70 Jahre nach Erscheinen der ersten Minox wird die Welt der Miniaturkameras digital. Mit der Digital Spy Camera (DSC) bringen die Wetzlarer die digitale Minox im klassischen Format heraus. Und heute steht der Nachfolger der DSC, die DSC silver in den Startlöchern.
Ganz neu kommt die DSC silver in diesen Wochen in die Läden. Bei dieser Digitalkamera handelt es sich um einen Apparat in den typischen Abmessungen der Spionagekameras, die dem Unternehmen zu Weltruhm verhalfen. Minox wendet das Konzept der berühmten Agentenkameras konsequent auf die DSC an. Bedienung, Format und Design sind ähnlich, die Handhabung ist denkbar einfach. Die DSC ist eine Umsetzung des Klassikers mit digitaler Technik.
Der Tradition von Miniaturisierung und höchster Präzision verpflichtet, weiß die in Kooperation mit Volkswagen Design gestaltete Kamera auch mit Ihren inneren Werten zu glänzen. Die DSC verfügt über einen nativen 5,1 Megapixel CMOS-Sensor, ein mehrfach vergütetes 4-Elemente Glasobjektiv mit Infrarotfilter und einer Brennweite von 9 mm (was im Kleinbildbereich etwa 42 mm entspricht) und einem optischen Galilei-Sucher. Der eingebaute Speicher hat eine Kapazität von 128 MB, die Kamera mountet bis zu 16 GB micro SD-Karten (und es lasen sich problemlos die schnellen SDHC-Karten verwenden). Ihre Energie bezieht die Kamera über einen speziell für dieses Modell konzipierten Lithium-Ionen-Akku mit einer Kapazität von 250 mAh.
Ein separates Modul, dass ein 1,5 Zoll-LCD-Dislay und einen Elektronenblitz enthält, kann mit einem Handgriff an die Kamera gesteckt werden. Ist dieses Modul einmal nicht zur Hand, wartet die DSC immerhin mit einem hellen LED-Weißlichtblitz auf. Das Blitzmodul wiederum verfügt über einen eigenen Akku – dieses Energiekonzept bietet die Gewähr für eine ausdauernde Bereitschaft von Kamera und Modul.
Noch ein Wort zum Objektiv: Das Minoctar hat sich bewährt – es fand nicht nur in den klassischen Analogkameras sondern auch in der DSC von 2008 Verwendung. Neu bei der DSC silver ist, dass die Optik hier um einen zusätzlichen Schärfenring erweitert ist, der Aufnahmen in einem Abstand von 60cm, 110cm und einen unendlichen Fixfokus zulässt. Diese Abstandswerte sind gerastert, dazwischen kann die Schärfe stufenlos reguliert werden.
Mit einem Gewicht von 90 Gramm ist die Kamera überraschend leicht – das Gehäuse ist aus einer Kombination von Aluminium und Kunststoff gefertigt. Die kompakten Maße einer Minox dürften bekannt sein, der Vollständigkeit halber seien die Abmessungen der DSC von 86 x 30 x 21 mm genannt.

Die DSC silver in der Praxis
Vorab muss ich feststellen: In meiner Sammlung befindet sich keine Kamera, mit der sich diskreter fotografieren läst, wie mit der DSC. Sie ist klein und unauffällig, die Bilder werden völlig geräuschlos geschossen und mit ein wenig Übung des Fotografen bemerken selbst konzentrierte Personen in der Nähe nicht, dass fotografiert wird. Der Fixfokus garantiert scharfe Bilder auch dann, wenn die Kamera nicht mit beiden Händen gehalten wird. Zudem läst sie sich nahezu geräuschlos auslösen.
Die kleine Minox kann man eigentlich immer mitnehmen. Sie beult weder die Hemd- noch die Hosentasche aus und selbst in der kleinsten Handtasche findet sie Platz. Sie ist stets zu Hand, mit einem kurzen Druck auf den Power-Knopf ist sie betriebsbereit. Die Minox „bootet“ nicht – man schaltet sie ein und fotografiert. Selbst wenn man sie ausgeschaltet in der Hosentasche in ihrem Lederetui verwahrt, ist sie in weniger als zehn Sekunden herausgeholt, eingeschaltet und hat ihr erstes Bild geschossen. Das geht weder mit einer Spiegelreflexkamera noch mit einer Kompaktkamera derart schnell – und unauffällig.
Die DSC ist puristisch gestaltet und entsprechend einfach bedienbar. Auf der Kamera selbst befinden sich nur vier Tasten: Der Power-Knopf, zwei Tasten zum jeweiligen Auf- und Abwärtsblättern der Bilder im Slideshow-Modus und zum Aktivieren bzw. Deaktivieren des Blitzes und der Auslöser. Ein Stellrad ist auch vorhanden, mit dem man die Modi Foto, Film und Diashow wechseln kann. Auf der Kamera ist eine Status-LED angebracht, die Betriebsmodi in unterschiedlichen Farben darstellt. Wer sich nur kurz mit der Bedienung vertraut macht (die Bedienungsanleitung ist in klarverständlichem Deutsch abgefasst), der kann loslegen.
Bei Tageslicht und Außenaufnahmen gelingen die Bilder, wenn man sie nicht verwackelt, immer. Bei Anbruch der Dunkelheit empfiehlt sich der Rückgriff auf den Blitz. Der in der Kamera eingebaute LED-Blitz kann Objekte in einem Abstand von einem bis eineinhalb Metern ausreichend ausleuchten, in Zweifel empfiehlt sich aber die Verwendung des mitgelieferten Blitzgeräts. Hier sollte aber ein Abstand von mindestens eineinhalb Metern zum Objekt eingehalten werden, weil die Kamera anderenfalls zum Überbelichten neigt.
Bilder sind schnell in Folge geschossen – wird eine schnelle SDHC-micro-SD Karte verwendet, braucht man nicht auf den Speichervorgang der Kamera zu warten und kann unmittelbar weiterfotografieren. So gelingen echte Schnappschüsse.
Wer beim Fotografieren auf die optische Kontrolle der Bilder nicht verzichten will, steckt das mitgelieferte Blitzgerät, das auch über einen eingebauten Monitor verfügt, an. Es rastet sicher an der Kamera ein und lässt sich durch Druck auf zwei Sicherungsknöpfe wieder entfernen. Auch das Blitzgerät ist, wenn es eingeschaltet wird, sofort startklar. Einstellungen im Menü können so vorgenommen werden (und bleiben auch dann gespeichert, wenn das Modul wieder abgenommen wird).
Die DSC stellt die Verschlusszeiten und den Weißabgleich automatisch ein. Wenn fotografiert wird, zeigt dies eine rote LED im optischen Sucher an, außerdem leuchtet die Status-LED während des Fotografierens nicht. So weiß man auch ohne angeschlossenes Blitzmodul, wenn ein Bild gemacht wird.

Datenübertragung zum Rechner
Angenehmerweise hält sich Minox an alle gebräuchlichen Standards. Das Laden der Kamera und die Datenübertragung zum PC laufen über eine gebräuchliche Highspeed-USB 2.0-Verbindung, die Kamera selbst bringt eine Mini-USB-Buchse mit (über die auch der Akku geladen wird).
Die am PC unter Windows angeschlossene Kamera wird als Wechseldatenträger erkannt. Am Mac unter OS X wird sie ebenfalls wie ein Flashspeicher gemountet und steht als eigenes Laufwerk auf dem Schreibtisch zur Verfügung. Hier ist zu erwähnen, dass die Minox tatsächlich als Speicher erkannt wird. iPhoto selbst startet beim Anschluss der Kamera nicht (getestet mit iLife 08, iPhoto Version 7.1.5 unter OS X 10.5.8 an einem MacBook). Wer denn wirklich iPhoto verwenden will, kann die Bilder aber selbstverständlich in iPhoto importieren. Die Bilder sind in Windeseile zum Rechner übertragen.
Tipp: Auch für die DSC gilt (wie für alle USB-Speicher), dass sie nach Verwendung unter Windows mit der Funktion „Hardware sicher entfernen“ bzw. unter OS X als Laufwerk über den Papierkorb gezogen sauber ungemounted werden will. Gegen eine unsaubere Trennung zeigt sich die Kamera erstaunlich robust. Einen Fehler durch unsauberes unmounten muss man schon quasi provozieren. Sollte sich die DSC wider Erwarten hierdurch doch einmal „aufhängen“, so kann sie auch ohne Blitzmodul durch gleichzeitigen Druck der Ein/Aus-Taste und dem Auslöser im Wiedergabemodus „warmgestartet“ werden.

Design und Haptik
Die DSC silver ist wertig verarbeitet. Das Gehäuse, gefertigt aus Aluminium und Kunststoff, vermittelt einen soliden Eindruck. Nichts wackelt oder hat Spiel. Aber nicht allein die Kamera selbst verfügt über diese hochwertige Haptik, auch das mitgelieferte Zubehör begeistert: Kamera und Blitzmodul ruhen bei der Lieferung exakt eingepasst im samtenen Bett einer edlen Holzschatulle. Geschützt werden Kamera und Blitzgerät durch passgenaue, weiche Echtlederetuis. Diese fühlen sich nicht nur hervorragend an – bereits nach der einwöchigen Testphase antizipiert sch, dass die Etuis bald eine wunderbare Patina bekommen werden. Den positiven Gesamteindruck rundet die schöne, silberne Sicherungskette, die beigelegt ist, ab.
Zum Lieferumfang gehören weiterhin alle nötigen Anschluss- und Ladekabel, ein Netzteil, die Bedienungsanleitung in Deutsch, Englisch und Französisch und eine kleine, liebevoll gestaltete Broschüre mit dem Titel „Der Mythos lebt!“, die einen Streifzug durch die über siebzig Jahre währende Minox Firmengeschichte enthält.

Minox versus Handykamera
Kamerahandys sind omnipräsent. Ihre Besitzer fotografieren und filmen alles und jeden und geben mit dem vors Gesicht gehaltenen Telefon mitunter ein skurriles Bild ab. In der Tat liefern die Kamerahandys heute mehr oder minder brauchbare Aufnahmen, aber diskret und stilvoll ist das Handygeknipse nicht.
Das berühmte iPhone 3GS mit seiner 3-Megapixel-Kamera erzeugt Bilder, die selbst den Laien nicht zu überzeugen vermögen. Immer kleinere Autofokusobjektive werden in immer dünneren Telefonen untergebracht. Die Kamera im Handy ist ein Feature, aber ist sie als solche auch ernst zu nehmen?
Kamerahandys haben im Wesentlichen zwei Nachteile: Sie lösen in der Regel nur sehr verzögert aus und liefern allenfalls eine durchschnittliche Bildqualität. Wesentlich schwerer wiegt aber der Umstand, dass das Fotografieren mit dem Handy nicht selten von den Mitmenschen als lästige Modeerscheinung unserer Tage wahrgenommen wird. Das Mobiltelefone beim fotografieren gerne auch einmal piepsen oder ein blechernes, künstliches „Verschlussgeräusch“ erzeugen, macht die Sache nicht besser.
Mit der Minox passiert das glücklicherweise nicht, denn die kleine Kamera drängt sich nicht in den Vordergrund und ermöglicht, dezent und dennoch spontan zu fotografieren. Und diesen Umstand danken die Motive aus einzigartigen Perspektiven. Wer würde mit einem Telefon auf der flachen Hand in Brusthöhe ein Bild machen? Die Minox lädt zu solchen „Experimenten“ geradezu ein und ist damit mehr als eine kleine Kamera – sie wird, einen kreativen Umgang mit ihrer einzigartigen Beschaffenheit vorausgesetzt, zum Werkzeug in der Hand des Künstlers.
Ihre Limitation, ihre Beschränkung auf die wesentlichen Funktionen ist dabei Herausforderung und Stilmittel zugleich. Somit ist das Fotografieren mit der Minox mindestens ein Statement gegen das uniforme Handygeknipse und gleichzeitig eröffnet es nicht gekannte Ausdrucksmöglichkeiten. Zwar ähnelt die Handhabung der DSC der ihrer analogen Vorfahren sehr, doch durch die Digitaltechnik erreichen die mit der DSC aufgenommenen Bilder ein wesentlich bessere Auflösung und Schärfe als sie im Filmformat 8 x 11 zu erreichen war.

Besonderheiten der Fotografie mit der Miniaturkamera
Fotoapparate sind technisches Gerät und haben deshalb Einfluss auf das Motiv. Berühmte Fotografen arbeiten seit jeher mit den technischen Gegebenheiten und Besonderheiten der Apparate. Das Kleinbildformat der Leica revolutionierte die Fotografie in den 1930er Jahren, die Ergebnisse der Lomokameras waren Mitte der 1990er Jahre stilprägend. Das gilt auch und besonders für die Digital Spy Camera.
Der unpretntiöse Einsatz, die Flexibilität bei der Perspektivwahl, das Spielen mit dem Schärfenring und die durch das puristische Konzept realisierbare Spontaneität erlauben es, Bilder zu machen, die man so mit einer herkömmlichen Kompaktkamera oder einer Spiegelreflexkamera nicht erzeugen kann. Die mit der Minox geschossenen Aufnahmen erreichen eine ganz eigene Qualität und erlauben intensive Konzentration auf das Motiv. Der Fotograf verliert sich im Umgang mit der DSC nicht in technischen Details, sein Horizont ist frei von den Konventionen der professionellen Fotografie und erlaubt das festhalten des Motivs im richtigen Augenblick. Das Ergebnis kann unerwartet ausfallen und hält Überraschungen bereit (zumindest dann, wenn man den Monitor im Blitzgerät bewusst nicht verwendet). Dies schärft nicht nu den eigene Blick sondern erweitet durch das in der Tendenz ergenisoffene Arbeiten mit der DSC den eigenen Horizont.

Die Community
license-to-shoot.de – unter dieser Webadresse versammeln sich die Besitzer eine DSC und tauschen Ihre Bilder und Informationen. Minox hat, passend zur DSC, diese Community geschaffen und bietet neben Informationen rund um die Kamera auch eine Google-Maps-Karte, die verrät, wo DSC-Besitzer wirken. Über die Galerien lässt sich einsehen, was dem Fotografen aus aller Herren Länder so vor die Line gekommen ist.

Fazit
Die DSC silver ist etwas Besonderes. Minox ist es vortrefflich gelungen, das weltbekannte Konzept erfolgreich ins Digitalzeitalter zu transponieren. Die DSC ist keine Urlaubsknipse und liefert auch nicht die Ergebnisse einer DSLR. Sie ermöglicht Bilder in eigenem Stil aus besonderen Perspektiven. Das Handling der Kamera ist unkompliziert, verstellt nicht den Blick auf das Motiv. Die Verarbeitung der DSC ist ebenso wertig wie das reichhaltige Zubehör und die sammelwürdige Aufmachung, die den ungeteilt positiven Gesamteindruck abrundet.