Warum war der C64 so erfolgreich? Ich kann darüber nur spekulieren, aber einige gute Gründe würden mir da schon einfallen, so zum Beispiel, dass dieser Computer ab Mitte der 1980er Jahre echt billig zu bekommen war. Oder dass im Gehäuse alle wesentlichen Bestandteile integriert waren, mit Ausnahme des Bildschirms und des „Massenspeichers“. Oder dass sich quasi jede zu dieser Zeit am Heimcomputermarkt gängige Hardware irgendwie daran anflanschen ließ. Oder eben auch, dass der Kasten eine definierte Hardware aufbot, auf Basis derer dann die Entwickler Hard/Software für ein Millionenpublikum erstellen konnten … und das lief. Gebootet war das Ding in Sekunden.
Der 64er sah zwar immer etwas scheiße aus mit seinem seltsamfarbigen Gehäuse, dass selbst bei einem Neugerät so schmuddelgilb daherkam, als wäre der Kasten über Jahre heftig beraucht worden. Und manches an dem Gerät wie die Sprites waren schon etwas, na ja, eigen eben. Aber insgesamt ein netter Computer in den 80ern.
Gestern schickt mir Thorsten einen Link zum 64er – Remake der Fa. Commodore USA. Guckt mal:
(Bild: Mit freundlicher Genehmigung Commodore USA, LLC)
Da haben die sich das Konzept des Brotkastens geschnappt und Notebook-Technik ins Gehäuse gepackt. Geil! Die Webseite des Herstellers sieht etwas arg altbacken aus und wirkt eigentlich eher wie ein Scherz (aber zum ersten April ist es noch ein bisschen hin) aber die Designidee ist gut (zudem es den Rechner auch in anthrazit und nicht nur in diesem billigen Prolo-Silberlack gibt).
Technisch gesehen ist das Dingens nichts Besonderes: Ein Intel 2Core-Prozessor, eine on-board-Grafikkarte mit shared memory, ein Realtek-Audio-onboard-Chip (FUCK!!! Ich hasse diese Dinger! Wann lernt Ihr endlich, dass die SCHEISSE sind, rauschen wie zehn Wasserfälle und deren D/A – Wandler SCHEISSE ist und deren analoger Audio-In rauscht und mitunter sogar brummt und der Digital-Audio-In knackst wie ein Lagerfeuer! FUCK!!), ein eingebauter DVD/CD-Recorder (sieht aus wie ein Notebook-Standardteil und ist schräg eingebaut) und einen Cardreader. Eine Gigabit-Ethernet-Buchse ist auch eingebaut, es ist also alles dran, was auch ein einfaches Notebook auszeichnet. Und dann ist noch ein Synaptics-Touchpad mit in das Gehäuse gepfriemelt. Das finde ich ja grenzwertig bescheuert, nachdem der Rechner sowieso nicht mobil einsetzbar ist, hat das in dieser Form auch keinen Sinn.
Was Das Dingli kosten soll, wird auf der Webseite nicht verraten, auch wird nicht verraten, mit welchem Betriebssystem der Rechner ausgeliefert werden soll.
Aber: Commodore USA trommelt schon ganz heftig, dass auf dem „Brotkasten 2.0“ OS X laufen soll, das wäre ja echt nett.
Für wen ist so ein Computer denn geeignet? Ich könnte mir gut vorstellen, dass das Gerät besonders für Kids nett ist, wenn es denn billig zu haben ist. Damit, so denke ich, steht und fällt das Konzept. Denn: Fertig konfigurierte Rechner dieser Leistungsklasse sind als Minitower in der 250-Euroklasse zu haben. Eine Tastatur und Maus bekommt man jeweils für nen Zehner. Und einen Bildschirm muss man sich sowieso dazu kaufen. Wenn der Commodore für 250 Euro zu kaufen ist, könnte ich mir vorstellen, dass er als Rechner für Kinder und Jugendliche und im Bereich der Schulausbildung echt Chancen haben könnte. Auspacken, hinstellen, Bildschirm ran und los geht es.
Selbst wenn man bei Commodore USA das Konzept und das Design feiert, für Prosumer und Designfreaks ist das Ding eher suboptimal. Dem Prosumer wird das ein oder andere Feature fehlen, der Designfreak stellt sich keine solche Chinaplaste auf den Schreibtisch.
Mal sehen, was daraus wird. An und für sich ist die Zeit der Homecomputer ja lange vorbei, aber vielleicht findet dieser interessante Remake ja sein Publikum…