blog.fohrn.com

Testbericht: Surfans F28 – ein DAC / MP3-Player mit hervorragendem Wandler – und deutlichen Schwächen

Ich kann und mag es einfach nicht lassen, mich durch die Range der HiRes-”MP3-Player“ zu testen. Ja, ich benutze solche Produkte trotz Smartphone, Spotify und diversen Bluetooth-Kopfhörern regelmäßig, am häufigsten tatsächlich die Modelle der Fa. FiiO, leider haben die inzwischen ihre klassischen Player mit Hardwaretasten (die ich mit für die besten Geräte halte, man kann sie aber leider nur noch gebraucht kaufen) durch Touch-Modelle ersetzt. Auch andere Hersteller bilden hier keine Ausnahme, Touch ist im Vormarsch. Vor einem Jahr lag unter anderem der Shangling M0s auf meinem Tisch, lieferte einen für so ein kleines Gerät ungekannt guten Sound – und war praktisch unbedienbar. Meine Lehre daraus: Inzwischen gibt es viele sehr gute bis exzellente stromsparende DAC-Chips für den Mobileinsatz, das allein genügt aber nicht, die Hersteller müssen auch noch einen gut bedienbaren und funktionalen Player „drumherum“ bauen.

Surfans F28 - Frontansicht

Richtiggehend als Geheimtipps werden auf reddit die Player der Marke Surfans gehandelt. Surfans ist die Markenbezeichnung für mobile Player der Shenzhen Hengmaolong Technology Co., unter der gegenwärtig vier HiRes-Player in einer Preisspanne von etwa 100,- bis 375,- Euro vertrieben werden. Der neueste Streich der Chinesen, das Modell F28, ist nun mein heutiger Testkandidat. Der recht kompakte und nicht gerade kleine Player, er kostet gegenwärtig um die 189,- Euro, verfügt zumindest über einige Hardwaretasten, ein relativ großes Dreieinhalbzoll-Display mit Touchfunktion und einer Auflösung von etwas mageren 320 x 480 Pixeln, sowie einen relativ fetten 2000 mAh-Akku.
Die USB-C-Buchse fungiert sowohl als Ladebuchse (bis 2 A, so steht es zumindest in der ausschließlich englischsprachigen, nicht besonders aufschlussreichen Bedienungsanleitung, auf dem „Typenschild“ ist nur eine Ladespannung von 1 A vermerkt, 2 A machen aber keine Probleme), auch lässt sich so der DAC ansprechen und freilich kommt man so auch auf das Dateisystem der microSD-Karte.

Zum Thema microSD-Karte gleich an dieser Stelle ein Hinweis: In unterschiedlichen Shops wird der Player mit einem internen Speicher von entweder 64 GB oder 128 GB verkauft – das ist aber nicht zutreffend. Wie die meisten chinesischen DAC/HiRes-Player hat auch der F28 gar keinen internen Speicher, er wird entweder mit einer 64 GB oder 128 GB-Karte geliefert (in meinem Fall hätte eine 128 GB-Karte gesteckt sein sollen, vorgefunden habe ich eine 64 GB-Karte, als „Surfans” gelabelt). Der Player mountet laut Hersteller übrigens nur Karten bis 512 GB, das überrascht mich dann doch ein wenig – sein direkter Konkurrent, der M0s hat mit den noch teuren und seltenen 2 TB-microSD-Karten keinerlei Probleme.
Es ist halt ein typisches Chinaprodukt, da kann man sich auf technische Angaben generell nicht verlassen.

Nicht verlassen kann man sich beispielshalber auch auf die Angaben zum symmetrischen Ausgang: Mitunter wird die Steckernorm in unterschiedlichen Artikelbeschreibungen als auch in Teilen der Bedienungsanleitung als 2,5 mm-Buchse angegeben, das stimmt natürlich nicht, es handelt sich um eine standardgemäße 4,4 mm-Buchse. Surfans F28 - Anschlüsse auf der Oberseite

Den 4,4 mm Balanced-Ausgang finde ich in dieser Preisklasse sehr interessant: Etliche hochwertige Kopfhörer lassen sich mit einem entsprechenden Kabel „single ended“ betreiben, wie z.B. die 580er oder 600er-Serie von Sennheiser, einige HIFIMANs oder auch der preiswerte und viel gelobte Aune AR5000 (man sollte berücksichtigen, dass dieses Spezialkabel in aller Regel zusätzlich zum Kopfhörer gekauft werden muss und nicht selten so teuer ist wie der ganze Player). Wer einen Vorverstärker oder Verstärker mit XLR-Eingängen hat oder mit dem Player an ein Pult ran will, wird den symmetrischen Ausgang ebenfalls schnell zu schätzen wissen, sofern man sich ein 4,4 mm Klinke auf XLR-Kabel gönnt (die sind ja leider nicht allzu gängig und daher auch nicht ganz billig).

Blicken wir auf das Herzstück des Geräts, die beiden DAC-Chips ES9018K2M der kalifornischen ESS Technology Inc. aus der „SABRE”-Serie. Diese SABRE-Serie genießt unter Audiophilen einen guten Leumund und dass man zwei der ES9018K2M-Chips verbaut hat, vermag schon zu beeindrucken, ist der K2M-Chip doch nichts anderes, als die stromsparende Mobil-Variante des vbeliebten und gelobten 9018 aus der SABRE32-Reference-Serie. Und er ist selbst OEM nicht ganz billig. Viele Markenhersteller greifen auf Chips dieser Serie zu, seien es Creative, die vorgenannten FiiO oder iBasso, aber auch die besseren Bord-Entertainmentsysteme von Mercedes, Audi oder selbst BMW greifen auf die SABRE-Mobilchips zurück. Unter den DACs gelten die SABREs als vergleichsweise stromhungrig, dem kommt man bei Surfans mit einem 2000 mAh-Akku entgegen. Ich möchte jetzt nicht sagen, dass der Player mit den ES9018K2Ms verschwenderisch ausgestattet ist – aber zum gegenwärtigen Preis des Geräts ist diese Bestückung durchaus bemerkenswert (oder anders gesagt: Für das Geld wird man kaum etwas Besseres bekommen, vielleicht aber etwas anderes, dazu aber später mehr).

Der Hauptprozessor ist ein Low-Energy-IoT-Prozessor mit 1 GHz-Takt. Es handelt sich um ein SoC des Herstellers Ingenic Semiconductors Co., Ltd. in MIPS-Architektur, die man bei Ingenic „XBurst“ nennt. Gut abgehangene Technik, die, wie sich herausstellt, für den angedachten Zweck hinreichend ordentlich arbeitet und sich mit einer Leistungsaufnahme von weniger als 200 mW für ein Mobilgerät empfiehlt.

Der Klang: Nun, Klang liegt immer im Auge (oder besser Ohr) des Hörers. Ich würde sagen, dass dieser Player, zu meiner Überraschung, sehr detailliert, sehr klar, sehr nüchtern und im besten Wortsinne analytisch klingt. Das hängt freilich immer von den verwendeten Kopfhörern ab, vom Audiomaterial… und sollte daher auch nicht auf die Goldwaage gelegt werden – aber der Surfans tönt für mich rein, trocken und klar. Es ist freilich eine Frage des persönlichen Geschmacks, ob man das mag.
Wer einen wärmeren, weicheren und runderen Klang unter Detailabstrichen bevorzugt, der wird möglicherweise mit einem anderen Gerät mit Burr Brown oder Wolfson/Cirrus-DAC glücklicher werden, wer hohe klangliche Transparenz schätzt, ist hier sicher gut aufgehoben.
Für mich persönlich – und auch unter Berücksichtigung des Preises – ist der Klang super! Der benutzerdefinierbare, 10-kanalige EQ lässt eine wirklich feingliedrige Klangabstimmung zu, hier merkt man deutlich das Potenzial des SABRE-DACs. Selbst leistungshungrige Kopfhörer mit 150 Ohm werden hinreichend gut befeuert, der Player zeichnet einen abgrundtiefen Bass und klare, pointierte Höhen und auch die Mitten sind sauber und natürlich. Unzulänglichkeiten im Ausgangsmaterial bringt dieser Player schonungslos zu Gehör.

Surfans F28 - Blick auf die "Startseite"

Ein paar Worte müssen an dieser Stelle zur Benutzeroberfläche und zur Bedienung fallen, denn das ist bei diesen Playern chinesischer Provenienz immer der etwas frustrierende Teil und leider bildet hier der F28 auch keine Ausnahme. Erst einmal dauert der Bootvorgang etwas lange, dann muss man leider feststellen, dass der Touchscreen mit ein wenig Verzögerung reagiert. Es ist erträglich, aber nicht schön.
So etwas wie einen Home-Button sucht man bedauerlicherweise vergeblich, ein Wischen nach links bringt einen in der Regel eine Menüebene zurück, kann gelegentlich aber auch eine Fehleingabe provozieren.
Auch die Übersetzung des ein- oder anderen Menüpunkts ins Deutsche ist mitunter reichlich holperig, die Ordnernavigation wird vom F28 hier als „Mappe“ bezeichnet, um nur ein Beispiel zu nennen. In der Ordnernavigation werden leider manchmal Inhalte erst nicht erkannt, mountet man die Karte neu oder wechselt ein wenig zwischen den Ordnern hin und her, so sind die Dateien dann auswählbar. Das ist schon ziemlich elend.
Und dann fällt noch ein Fehler auf, der altbekannt ist und heute selbst bei allem Wohlwollen so nicht mehr passieren darf: Die Dateien werden nicht in der Reihenfolge, in der sie auf der SD-Karte abgelegt sind, wiedergegeben, sondern der Player hat den alten „Dateinamenfehler“ und spielt die Dateien in der Ordnung „A-Z“ und in Folge „1, 11, 2, 21…“ Wenn Player der early 2000s solche Bugs haben, ist das schon ärgerlich genug, heutzutage, da diese Geräte ja mit Smartphones konkurrieren müssen, ist das indes völlig inakzeptabel.
Dieser superärgerliche Fehler passiert, weil sich viele Hersteller weigern, die Software dahingehend zu optimieren, das Dateisystem der Speicherkarte standardgerecht zu mounten. Vor fünfundzwanzig Jahren, als die Prozessoren solcher Player noch wenig Leistung hatten, konnte man das technisch nachvollziehen, wer heute allerdings außerstande ist, ein Produkt auf den Markt zu bringen, das ein Dateisystem vernünftig anzeigt, der hat sich selbst disqualifiziert.
Und dann kommt noch etwas hinzu, was ich so bei einem Player bislang nicht erlebt habe: Beim Wechseln der Tracks kommt es häufig zu einem lauten Knacken zwischen den Titeln. Da fragt man sich schon, wer sich erdreistet, so etwas auf den Markt zu werfen…

Surfans F28 - Blick auf die Medienwiedergabe

Das alles ist in Summe schon wirklich ärgerlich. Klar, das Teil kommt aus China – dennoch muss man dem Hersteller ins Stammbuch schreiben, dass es für den deutschen Markteintritt eben nicht ausreicht, so eine Pfusch-Software auszuliefern. Solche eklatanten Fehler dürfen bei einem Produkt, das annähernd 200 Euro kostet, schlicht nicht auftreten.

Es ist wirklich traurig. Da liefert Surfans mit dem F28 einen haptisch wirklich tollen Player mit robustem Aluminiumgehäuse, einem feingliedrigen Lautstärkeregler, geschmeidig greifenden Buchsen, einem starken Akku und einem Traum-DAC, der auch noch richtig ordentlich klingt und Kopfhörer mit einer Impedanz von bis zu 300 Ohm ordentlich zu befeuern versteht – um dann eine Software draufzupacken, die fehlerhaft ist, Dateisysteme nicht richtig aufzulösen in der Lage ist und zudem fehlerhaft arbeitet. Die Software beraubt den Nutzer jeden Bedienkomforts und macht aus einem Player mit wirklich wunderbarer, opulenter, fast schon verschwenderisch gut ausgestatteter Hardware ein echtes Frustpaket.

Im Test: Der HiRes-Player HIFI WALKER H2

Schon wieder ein Player der Firma HIFI Walker im Test? Ja, heute widme ich mich einmal mehr einem klassischen MP3- und HiRes-Audioplayer der gehobenen Mittelklasse, dem Modell “H2”. In anderen Posts zu diversen Playern habe ich ja schon diskutiert, ob es heute, in Zeiten des Smartphones, überhaupt noch sinnvoll ist, sich einen dezidierten Hardware-Musikplayer zuzulegen. Um das ein wenig abzukürzen, mein Fazit zu dieser Frage: Ja, das kann sinnvoll sein, wenn man viele Lossless-Dateien und einen sehr guten Kopfhörer sein Eigen nennt oder oft in mit Mobilfunk schlecht versorgten Gebieten Musik hören möchte – dann aber braucht und wünscht man einen exzellent klingenden und kompromisslos vernünftig bedienbaren Player. Ist der H2 so ein Player? Dieser Frage möchte ich gerne in diesem Test nachgehen.

Klassisch und aufgeräumt: Der HIFI WALKER H2

Klassisch und aufgeräumt: Der HIFI WALKER H2

Beim H2 handelt es sich um einen (an heutigen Maßstäben gemessenen) recht klassischen HiRes-Player ohne viel Schnickschnack. Zu den zentralen Features gehört, dass er neben der Wiedergabe von Musik von der microSD-Karte (bis 256 GB) auch als DAC einsetzbar ist (über USB-C anzuschließen) und neben dem Kopfhörerausgang auch über einen nicht-symmetrischen Line-Out für Stereoanlage oder Aktivboxen verfügt. Außerdem ist er per Bluetooth sowohl als DAC, als auch als Player mit Bluetooth-Kopfhörern. Ein Radio, Aufnahmefunktionen, eine Option zur Wiedergabe von Videos und Ähnliches sucht man Gott sei Dank vergeblich – ich schätze es außerordentlich, wenn sich solche Geräte ausschließlich dem ihnen primär zugedachten Zweck widmen.

Kopfhörerbuchse, USB-C und Line Out - das sind die Anschlüsse des H2

Kopfhörerbuchse, USB-C und Line Out – das sind die Anschlüsse des H2

Zuerst einmal präsentiert sich dieser Player klein, kompakt, aber auch ein wenig schwer. Die Haptik selbst ist ohne Fehl und Tadel, das robuste Metallgehäuse liegt gut, sicher, quasi solitär in der Hand. Alle Stecker rasten sauber ein, sitzen fest und bieten fehlerlosen Kontakt, die Bedienelemente verfügen allesamt über einen sauberen Druckpunkt. Auch der kleine Bildschirm präsentiert sein Bild gestochen scharf, hell und klar. Es ist eine Freude, diesen Player in die Hand zu nehmen. Der Akku soll etwa zehn Stunden durchhalten (heute ein eher mittelmäßiger Wert).

Kommen wir zu den technischen Daten: Wer sich gegenwärtig, also im Zeitalter des Smartphones und verlustfreier Streamingdienste einen klassischen “Offline-Player” besorgt, legt, wedi eingangs erwähnt, sein Augenmerk auf höchste Klanggüte und damit mutmaßlich auf neueste D/A-Wandlertechnik. Hier ist der Player nicht ganz up to date, aber ich würde sagen “immer noch recht ordentlich mit dabei”: Im Jahr 2024 man von einem HiRes-Audioplayer nicht nur Bluetooth 5.2/5.3, sondern auch Low Energy HiRes Audio Wireless. Dieser Player erfüllt diese Standards nur bedingt, muss man sich doch mit dem alten 4er-Protokoll, präzise 4.2 begnügen. Neben FLAC gibt der Player auch DSD (Direct Stream Digital) wieder – und das ist für mich das Wichtigste. SBC, AAC und APT-X sind selbstverständlich. Das Gerät kann als mobiler DAC über Bluetooth eingesetzt werden, der Wandler, der dies alles erledigt, ist ein Burr Brown PCM5102, ein 2-Kanal-Wandler, der einen ausgezeichneten Ruf genießt und gerade in mobilen Geräten seit wenigstens zehn Jahren so unverändert verbaut wird. Texas Instruments, die Burr Brown im Jahre 2000 gekauft hatte, hat gut daran getan, die hochwertige Produktlinie “BB”s konsequent weiterzuentwickeln. Burr Brown-Wandler laufen auch in meinem stationären HiFi-Setup seit wenigstens fünfzehn Jahren (als Hybrid mit Röhrenverstärkung) sehr zu meiner Zufriedenheit und liefern eine einwandfreie Qualität bei niedrigen Preisen. Wir haben es hier also mit einem im besten Wortsinne klassischen und erprobten System zu tun, wer State of the art möchte, greift eher zu Shangling und Konsorten, bekommt dann aber nicht die gute, klassische Gerätehaptik ohne Touch & Co.

Ein paar Dinge an diesem Player gefallen mir sehr gut – dazu zählt neben der allgemein guten Verarbeitung vor allem die Tastenbedienung. Die Tasten und das Scrollweel sind allesamt mechanisch bedienbar, im Dunklen gut fühlbar und geben ein entsprechendes haptisches Feedback – und das ist heute eine echte Seltenheit geworden. Als Scrollwheel wählte man bei HiFi-Walker ein Bauteil von ALPS, das zu Beginn recht straff läuft, mit der Zeit spielt sich das Scrollrad aber etwas frei und lässt sich schön flüssig bedienen. Allein für die Pflege dieser guten alten Tugenden sollte man erwägen, diesem Musikplayer bei seiner Auswahl eine Chance zu geben.

Die Ausgangsleistung von 70 mW, gemessen an 32 Ohm, ist ebenfalls eher Hausmannskost. Gut, in den meisten Fällen dürfte diese Leistung im mobilen Betrieb völlig genügen und keine Probleme verursachen, zumal der Kopfhörerausgang ja die gewohnte, kleine Dreieinhalb-Millimeter-Klinke aufweist; wer aber mit höherohmigen Kopfhörern arbeiten will, gelangt schnell in den Bereich der Leistungsreserven dieses Players.

Zum Wichtigsten: Klanglich gefällt mir dieser Player sehr, gerade kabelgebunden – ältere Hardware heißt ja nicht automatisch schlechtere Performance! Insgesamt liefert der H2 ein sehr transparentes Klangbild, schön straffe Bässe, bestens balancierte Mitten und einen Hauch (aber wirklich nur einen Hauch) Überbetonung im Hochtonbereich (was sicher auch mit den verwendeten Kopfhörern in Zusammenhang stehen mag). Klanglich ist dieser Player jedenfalls ausgezeichnet, auch in Anbetracht des geforderten Preises von gegenwärtig etwa 120,- Euro (im Bundle mit einer eineachen 128 GB micro-DS-Karte). Und hier bin ich bei einem wesentlichen Punkt, nämlich der Frage, warum man in Zeiten von HiRes-Streaming und BT 5.3 LE am Handy noch einen Hardware-MP3-Player braucht. Manch einer mag sich bislang nicht so recht an das Musikhören mit dem Mobiltelefon gewöhnen. Wer zudem viele unkomprimierte Audiodateien sein Eigen nennt und für wenig Geld einen gut klingenden Player sucht, der ist hier schon ganz richtig, vor allem dann, wenn es darum geht, kabelgebunden Musik zu hören und bereits vorhandene, hochwertige Kopfhörer weiterzuverwenden. Für die alleinige Verwendung des Players mit Bluetooth-Kopfhörern würde ich den H2 ob seiner prinzipiell ausgewogen klingenden, aber nicht ausnahmslos stabilen BT-Verbindung mit dem dann doch etwas ältlichen Protokoll wohl nicht in die engere Wahl ziehen.

Cover-Art ist möglich, aber eben verzerrt

Cover-Art ist möglich, aber eben verzerrt

Zur Bedienung: Im Wesentlichen präsentieren sich User Interface und Software sauber implementiert, halbwegs fehlerfrei und weitestgehend vernünftig übersetzt.
Das soll aber bitte nicht heißen, dass ich mit der Software zufrieden bin, im Gegenteil. Würde man sich herstellerseitig ein wenig mehr mit der Software beschäftigen und zumindest die gröbsten Fehler herausschleifen, hielten wir mit dem H2 den woh annäherndl perfekten Musicplayer für das Jahr 2025 in Händen. Dem ist aber leider nicht so.

Ein Beispiel gefällig? Gapless-Wiedergabe funktioniert, trotz aktuellster Firmware, zum Beispiel nur, wenn die Menüsprache Englisch ist und auch beibehalten wird – wird die Menüsprache des Players auf Deutsch umgestellt, existiert weder der Menüpunkt “gapless playback”, noch werden die Titel ohne Unterbrechung abgespielt. Und dann fällt noch ein Fehler auf, der altbekannt ist und heute selbst bei allem Wohlwollen so nicht mehr passieren darf: Die Dateien werden nicht in der Reihenfolge, in der sie auf der SD-Karte abgelegt sind, wiedergegeben, sondern der Player hat den alten „Dateinamenfehler“ und spielt die Dateien in der Ordnung “A-Z” und in Folge „1, 11, 2, 21…“ Wenn Player der early 2000s solche Bugs haben, ist das schon ärgerlich, heutzutage, da diese Geräte ja mit Smartphones konkurrieren müssen, ist das völlig inakzeptabel.
Dieser superärgerliche Fehler passiert, weil sich die Hersteller weigern, die Software dahingehend zu optimieren, das Dateisystem der Speicherkarte standardgerecht zu mounten. Vor fünfundzwanzig Jahren, als die Prozessoren solcher Player noch wenig Leistung hatten, konnte man das technisch nachvollziehen, wer heute allerdings außerstande ist, ein Produkt auf den Markt zu bringen, das ein Dateisystem vernünftig anzeigt, der hat sich streng genommen selbst disqualifiziert. Anhand solcher vermeintlicher Details erkennt man eben, dass die Fa. HiFi-Walker eher ein Hardwareverkäufer/händler denn ein ernst zu nehmender Hersteller ist, der sich leider weder bezüglich der Qualität der Software, noch der eigenen Entwicklungstiefe vom durchschnittlichen chinesischen Billiganbieter emanzipieren konnte.

Mit zum Lieferumfang gehört eine einfache 128 GB microSD-Karte

Mit zum Lieferumfang gehört eine einfache 128 GB microSD-Karte

Wer mit diesen nicht ganz unbedeutenden Unzulänglichkeiten prinzipiell leben kann, findet im H2 einen eigentlich guten, sauber verarbeiteten kompakten Begleiter, dem zusätzlich noch eine 128 GB-Speicherkarte beiliegt. Haptik und Klang stimmen, die verwendete Hardware ist, wie man sich leicht vorstellen kann, nicht mehr taufrisch, liefert aber einen guten Klang und dürfte die Bedürfnisse der meisten Nutzer befriedigen.
Die Fehler in der Software, die sich auch mit einem Update auf die Version 1.9 nicht haben beseitigen lassen, sind aber mehr als ärgerlich. Der Player bringt also all jenen Hörern Freude, die diszipliniert Dateinamen und ID3-Tags ihrer Musiksammlung gepflegt haben oder denen es auf eine korrekte Sortierung der Dateien innerhalb der Ordner nicht immer ankommt. Der Player kann selbstverständlich auch Playlisten managen und wiedergeben, ist hier aber auf eine Gesamtzahl von 14.999 Titeln limitiert. Wer “nur” Musik hört, für den mag dies keine allzu schwerwiegende Limitation sein, wer aber seine Hörbuchsammlung auf dem Player nutzen möchte, wird bei einer gut gefüllten 256 GB-Karte hier schnell an seine Grenzen kommen und lieber mit der Ordneransicht des Players arbeiten wollen – und wenn bei Hörbüchern die Ordnung durcheinandergerät, ist die ganze Sache eigentlich nicht mehr sinnvoll.

Und so fällt mein Fazit ambivalent aus: Wer weiß, was er softwareseitig bekommt und sich damit arrangiert, erhält sehr gute, wenn auch nicht taufrische Hardware zu einem attraktiven Preis – bei erwähnenswert gediegener Verarbeitung. Wer neben der Hardware auch auf eine vernünftige Software angewiesen ist und als Menüsprache nicht allein Chinesisch und Englisch nutzen möchte, sucht mit mir weiter nach dem perfekten HiRes-Audioplayer für vernünftiges Geld.