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spickmich: Meinungsfreiheit gestärkt, Lehrer jammern weiter

Es ist ein Triumph, das BGH-Urteil, dass gestern zweifelsfrei und eindeutig für das Portal spickmich.de entschieden hat. Ein Triumph in zweierlei Hinsicht, denn:

  • es stärkt die Rechte der Schüler. Im Prinzip (und leider nicht selten auch in der Realität) sind Schüler dem goodwill der Lehrer auf Gedeih und Verderb ausgesetzt. Ich habe selbst erlebt – und oft wurde mir auch berichtet – dass Lehrer, obwohl sie als Pädagogen das reflektierter angehen sollten, von ihrer Vormachtstellung reichlich Gebrauch machen. Und nicht selten sind es die unmotivierten, uninteressierten – kurz die „Looser“lehrer, die wenig herüberbringen, keine gute Beziehung zu Schülern, Kollegen und Eltern zustande bringen und ihren Unmut über ihr deplatziertes Wirken an den Schülern auslassen. Diese können via spickmich leicht ausfindig gemacht werden – und davor haben diese Lehrer Angst. Umgekehrt: Lehrer, die motiviert sind, ihren Unterricht gut vorbereiten, sich für Schüler einsetzen, Gerechtigkeit üben – also all jene, die Ihre Arbeit aus Berufung tun, schneiden auch gut ab. Abgestimmt wird durch den „Kunden“ – den Schüler. Gibt es eine authentischere Bewertungsgrundlage?
  • es stärkt die Rechte der Verbraucher – schlussendlich hat das Urteil, ist es doch eines der wenigen seiner Art, die freie Meinungsäußerung der Kunden über Produkte und Dienstleistungen. Bislang mussten Kunden bei kritischer Bewertung mit einer Klage oder Abmahnung rechnen. Diese Gefahr besteht zwar immer noch, aber eine Stärkung der Verbraucherrechte durch den Bundesgerichtshof ist ja nicht das schlechteste.

Was passiert nun? Die Lehrer und deren Verbände reagieren enttäuscht, können nicht verknusen, dass sie bewertet werden. Arme Würste.

Warum arme Würste? Das ist schnell und einfach erklärt: Ich arbeite im Managementtraining-Bereich einer großen süddeutschen Akademie. Bei uns ist eine Transferevaluation und Bewertung der Trainer durch die Kunden ein seit langem praktizierter, wissenschaftlich begleiteter Standard. Unsere Seminarteilnehmer werden einige Zeit nach dem Training kontaktiert und gefragt, was sie vom vermittelten Wissen behalten haben, was sie im Berufsalltag und in Projekten umsetzen konnten und wie viel ihnen das Seminar gebracht hat. Nach jedem Training füllen die Teilnehmer auf freiwilliger Basis einen Bewertungsbogen aus, auf dem neben der fachlichen auch die persönliche und soziale Kompetenz des Trainers erfasst wird. Sollten sich hier Unstimmigkeiten, Unregelmäßigkeiten – schlechte Bewertungen häufen, wird interveniert. Freiberufliche Trainer, die schlecht abschnitten, werden nicht mehr eingesetzt. So gelang es, dass die Akademie auf einem international anerkannten, hohen Niveau arbeitet und eine hervorragende Reputation genießt.

Was aber passiert an unseren Schulen? Ist ein Lehrer verbeamtet, so kann ihm nichts mehr passieren, auch wenn er inkompetent und unmotiviert ist (und solche Lehrer gibt es leider nicht zu selten. Immer wieder werden Menschen Lehrer, die im Studium feststellen, dass sie auf Grund mangelnder Leistung oder Minderbegabung keine Chance in der freien Wirtschaft haben. Dann wird mal schnell fertigstudiert und „auf Lehramt“ draufgesattelt – und schon ist sie frei, die sichere Fluchtbahn in den Schoß der Verbeamtung).

Das Lehrer von Eltern und Schülern bewertet werden, sind sie schlicht nicht gewohnt. Wer aber jammert jetzt laut? Es sind nicht die guten, die motivierten Lehrer, es sind die „Looser“-Lehrer, die sich gegen die Bewertung auf spickmich.de wehren. Ein durchsichtiges, ein billiges Manöver – und so war es nicht anders zu erwarten, dass dies vor Gericht nicht stand hielt. Die teilweise beschämend peinliche Argumentation der Verlierer will ich hier gar nicht wiedergeben. Nur soviel: Das Argument der Lehreranwältin, es fehle die „Waffengleichheit“, da die Schüler ihre Bewertungen anonym abgeben können, gegen die sich die Lehrer dann nicht zur Wehr setzen können, ist schlicht für die Tonne. Erst die Anonymität schützt die Schüler vor Repressalien der schlecht bewerteten Lehrer und ist so Garant für eine ehrliche Bewertung. Sonst wäre das Projekt spickmich.de ja auch gescheitert, denn auf Basis sozialer Erwünschtheit vorgenommene Bewertung entbehren jeder Aussagekraft.

Ich habe mir mal den Spaß gemacht, mich auf schulradar.de, dem an spickmich.de angeschlossenen Elternportal, anzumelden und meine alten Schulen einzusehen. Hierbei fällt mir auf, dass die Bewertungen plausibel und fair zu sein scheinen. Beispielshalber: Ich war einige Jahre auf einem musischen Gymnasium in der kleinen mittelfränkischen Stadt Schwabach. In dieser Stadt gibt es zwei Gymnasien; das, das ich besuchte, gilt in der Bevölkerung als das Schlechtere. Auch ich empfand das damals so. Heute – auf Basis von Elternbewertungen und der Resultate von spickmich.de zeichnet sich für diese Schule ein verheerendes Bild: Mit einem Gesamtnotendurchschnitt von 3,1 schneidet diese Schule nicht besonders gut ab. Unter den Elternkommentaren finden sich dann auch Wahrheiten. Zur Schulleitung wird geschrieben: „An pädagogischem Feingefühl mangelt es hier sehr. Unangenehme Tatsachen dürfen nicht wahrheitsgemäß wiedergegeben werden.“ – dieser Kommentar deckt sich zur Gänze mit meinen Erfahrungen. Auch folgerichtig gibt ein Kommentar zu den Lehrern die Situation an dieser Schule wieder: „Bei manchen Lehrern klappt die Kommunikation ganz gut. Manche sind aber überhaupt nicht in der Lage ein vorhandenes Problem zu besprechen, ohne dass hinterher der betroffene Schüler das zu spüren bekommt.“

Bei den Lehrerprofilen gelingt spickmich.de ein großer Spagat: Es trennt sich die Spreu vom Weizen, ohne dass die schlechten Lehrer persönlich angegriffen werden. Und davor hat die Spreu eben Angst. Es nutzt ihnen aber nichts.

Das Gejammer von Berufsvertretungen wie dem deutschen Philologenverband oder einzelnen Lehrern darf getrost ignoriert werden. Die Unfähigen in unseren Bildungssystem konnten den wesentlichen Beitrag zur Demokratisierung unserer Schulen, den spickmich.de geleistet hat, nicht verhindern. Und das ist ein Triumph.

Heute war der Server von spickmich.de wohl unter heavy load – hier wollten wohl überdurchschnittlich viele Menschen erfahren, wie ihre Schulen oder Lehrer abgeschnitten haben.

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