blog.fohrn.com

Mein Monatsrant Mai 2013

Mir bleibt ja dieser Tage nicht viel, als zu ranten. Weil jeder der betrachteten Themen aber kein eigenes Post trägt, fasse ich einige Vorfälle der vergangenen Wochen mal schön zusammen:

Zuerst einmal wäre da die Telekom, die ihr DSL nun bei Neuverträgen nach einem Verbrauch von 75GB/Monat auf irgendwas um die 300 kbps drosseln will. Der Kanon der Proteste war weitreichend, vom „Funktional kaputt“-Song mit dem bekannten Pritlove-Sample über den Drosselkomm-Twitteraccount gab es viel, nun hat auch die entsprechende Petition zur Stunde 72.444 Mitzeichner. Das ist mehr als ordentlich. Nun zum Rant: Man drosselt gleich auf etwa 300k, nicht mal ein Mbit? Das ist schon heftig. Damit ist man weit unter der Geschwindigkeit zur Einführung von DSL, das ist besseres ISDN. Wenn ich Telekom-Kunde wäre, meine Kündigung wäre spätestens jetzt draußen. Wenn diese teltarif-Meldung stimmt, bahnt sich aber gerade ein Treppenwitz an: Der zum T-Konzern gehörende Dienst „videoload“ könnte ebenfalls von der Drosselung betroffen sein (vulgo: Die Telekom drosselt sich selber). BWAHAHAHAHA!! Nun, ihr „Entertain-Fernsehen“ will die Telekom nicht drosseln, denn das sei kein IP sondern ein „managed service“. Klingt für mich wie „ein bisschen schwanger“, aber was solls – der Neusprech für die Drossel lautet ja auch „Bandbreitenmanagement“.

Gut, bei dieser ganzen T-Sache darf freilich auch mein ceterum censeo nicht fehlen: Das Internet war nicht als TV-Übertragungsmedium intentioniert und ist deshalb dafür auch nicht wirklich geeignet – genauso wenig wie das Breitbandkabel technisch für Rückkanäle gedacht war und deswegen prinzipbedingt nur einen mäßig guten IP-Kanal abgibt. Hey – IP über Kupfer und Glas, TV über Terrestrik, Sat oder Koax – was ist denn da so schwer zu kapieren?

Nun komme ich fast zwangsläufig von einem ehemaligen Staatskonzern zum anderen (ehemaligen?) Staatskonzern – der Bahn. Häschen in der Grube will nun Drohnen gegen Sprayer einsetzen – laut SZ sollen diese Dinger in 150 Meter Höhe fliegen (da wird man einen vermummten Graffiti-Sprayer ganz sich auf dem Video wiedererkennen) über ein Strecke von 40 Kilometer. Ihr seid genau so baff wie ich? Wo stehen denn in eine 40-km-Reihe Waggons herum, die von Sprayern angegriffen werden können? Herr de Maizière hat mit den Drohnen schon tief ins Klo gegriffen, da darf der Schienenhase nicht fehlen. Weil man sich aber ghanz offensichtlich auch bei der Bahn gewahr ist, dass das Ding mit den Drohnen nichts bringen wird (was hält die Bahn von einer vernünftigen Sicherung ihrer Betriebshöfe), will man gleich noch 40 Millionen Euro für Videoüberwachung investieren. Schön, dass die Tickets demnächst billiger werden.

Aber weder die Telekom noch die Bahn fallen ins Gewicht, wenn man sich ansieht, wie in Krisenzeiten Bürgerrechte mit Füßen getreten werden. Aktuelles Beispiel:  Die Blockupy-Proteste in Frankfurt. Ich empfehle die Lektüre des entsprechenden Blogeintrags von MdB Niema Movassat. Spannend auch die Einlassungen der taz, denen zufolge man davon ausgehen muss, dass der unverhältnismä0ßige Polizeieinsatz keine spontane Fehlreaktion war sondern von langer Hand geplant war. Hier bleibt nichts mehr zu ranten – ich bin einfach sprachlos.

So, nochmal zu Herrn de Maizière. Über 600 Millionen verbraten? Und bei dem Preis noch nicht mal in der Lage sein, das kaputte Teil innerhalb der Garantiezeit zu reklamieren? Also, zuerst einmal musste ich ja lachen: Drohne im Eimer, Kassenzettel verbummelt, Garantie abgelaufen. Hey, das ist eine Tötungsmaschine und kein verdammter Handmixer. Garantiezeit?! Was man mit en 600 Millionen für die kaputte Tötungsmaschine alles hätte anstellen können – Lehrer einstellen, Kitas bauen, Museen unterstützen, Sozialarbeit ausweiten… De Maizière, zurückteten. Und nimm die Kanzlerin gleich mit.

Informatik an Schulen? Zu meiner Zeit nannte sich das „ITG“, was soviel wie Informationstechnische Grundausbildung heißen sollte. Das war Mitte der 90er freiwillig und im Grunde gar nicht so schlecht. Damals wurde einem Grundwissen beigebracht und wir durften in BASIC und Pascal programmieren. In Basic war ich ganz fit, in Pascal ein Versager. Der Fehler: Mitte der 90er arbeiteten wir an 8088er-Geräten von ATARI.  Sinnvoll wäre Win 95 und DFÜ gewesen. Der zweite Fehler: Ich war freiwillig dort. Ich musste mich in meiner Schulzeit mit recht bedeutungslosem Scheiß auseinandersetzen, den ITG-Unterricht genoss ich aus Neugier. Im Kern sind diese beiden Fehler heute noch nicht behoben – wir sind gerade dabei, den Informatikunterricht auch in Zukunft zu vergeigen. Schuld daran ist nicht nur die Bildungspolitik sondern auch unsere verschissene Kleinstaaterei der Föderalismus.

Und zu guter Letzt: Nach der Schließung von movie2k dauerte es keine 48 Stunden, da war movie4k online. Man fängt langsam an, die lächerlichen Umstände unseres „Urheberrechts“ politisch zu diskutieren.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert