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Ende der TV-Analogabstrahlung via Satellit in 2012

Wer heute tatsächlich den Wunsch hat, noch analog fern zu sehen, der bekommt schön langsam Probleme: Nachdem die terrestrische Abstrahlung bereits in den letzten Jahren durch DVB-T ersetzt wurde, wird nun auch die analoge Signalverbreitung über den ASTRA-Satelliten am 30. April 2012 komplett eingestellt. Damit ist auch der in der Bundesrepublik meistgenutzte Fernsehsatellit bald ausschließlich digital.

Der Analogausstieg beim Fernsehen dürfte überwiegend Freunde haben: Zwar ist bei DVB-T die Bildqualität nicht so gut wie bei der analogen Übertrageng (ein terrestrisch analog übertragener Kanal frisst etwa eine Bandbreite von 9 MBits – diese Qualität, insbesondere bei schnellem Bewegtbild, sucht man bei DVB-T vergeblich), dafür lassen sich deutlich mehr Sender empfangen.

Seit dem Jahr 2000 empfängt man auch über ASTRA und Eutelsat einwandfrei digital – die letzten im Fachhandel aktiv vermarkteten Analogreceiver habe ich 2003/2004 gesehen, es handelte sich um Philips-Boxen in recht einfacher Ausführung. Das Digitalangebot über Satellit ist in den letzten zehn Jahren massiv gewachsen und einfache Digitalboxen kosten heute kaum mehr als seinerzeit die billigsten Analogmodelle. Und dennoch geht man davon aus, dass noch etwa 20 – 25% der Haushalte mit Satempfang ausschließlich analog versorgt werden (lt. InfoSAT).

Wer heute also noch willens ist, analog zu empfangen, der hat eigentlich nur eine Möglichkeit: Das Kabelfernsehen. Kabelfernsehen ist per se eine veraltete Technik, die erst einmal einen Haufen Nachteile mit sich bringt: Erst einmal verursacht es laufend Kosten, eine monatliche Gebühr ist an den Anbieter abzudrücken. Dann ist da das Problem mit der Bandbreite – die ist im Kabel erst einmal begrenzter, als über Sat und schließlich wollen sich die Kabelanbieter noch eine Mark dazuverdienen und bieten neben de, Programm auch Internte/VoIP über den Draht an. Das bedeutet für die drahtgebundenen Digitalkunden in erster Linie erst einmal den Empfang von im Vergleich zum Sat-Direktempfang deutlich datenreduzierten Programmen. Und etliche davon kosten extra.

Derzeit ist via Kabel noch ein relativ gutes Programmangebot empfangbar – aber wie wird das in Zukunft aussehen?

Interessant wird es nämlich nach der Analogabschaltung via Sat auch im Kabel. Bislang wurde das analoge Satellitensignal einfach aufs Kabel umgehoben (besonders bei Gewitter konnte man das gut sehen – da schwammen erst die „Fische“ durchs Bild und wenn dann das Signal zusammenbrach, wurde auf ein Testbild geswitched). Ab 2012 muss nun in den Kopfstationen das digitale Satellitensignal analog auf die Anlage umgesetzt werden – die Kabelnetzbetreiber sind also gezwungen, ihre Kopfstationen umzurüsten, um eine sterbende Technik verfügbar zu halten. Ob sich das rentiert? Ob sie das vollumfänglich machen?

Die Lösung: Jetzt schon in die Zukunft investieren: Weg vom Kabel.

Wer jetzt schon darüber nachdenkt, wie er in einem guten Jahr zu seinem Programm kommt, dem darf geraten werden, jetzt schon vorzusorgen und sich vom Kabel sukzessive zu verabschieden: Wer seine Verträge mit dem Kabelversorger frühzeitig kündigt, hat die Chance, sich „autark“ und kostengünstig mit Fernsehprogrammen zu versorgen. Zwei Möglichkeiten möchte ich hier kurz vorstellen:

DVB-T …

… bedeutet nichts anderes, als sich das TV-Programm „aus der Luft“ zu holen. In Städten wird hierzu neben einer Empfängerbox eine Antenne gebraucht – oft genügt hier schon eine einfache Zimmerantenne. Der Receiver kostet um die 50 Euro, je nach Antenne muss mit Anschaffungskosten zwischen 10 und 35 Euro gerechnet werden. Bereits nach etwa einem Jahr hat sich die Investition amortisiert, dann spart man im Vergleich zum Kabelfernsehen bares Geld.

Die Programmauswahl ist nicht so üppig wie im Kabel, die wichtigsten Sender aber sind zu sehen. Mehrkosten entstehen keine.

Satelliten-Direktempfang …

… ist die Technik der Wahl. Die Programmauswahl lässt das Kabelfernsehen im besten Wortsinne „alt“ aussehen, die Bild- und Tonqualität ist um Welten besser. Auch hier gilt: Eine einmalige Investition ist zu tätigen – laufende Kosten entstehen nicht. Allerdings ist ein gewisser Aufwand für die Installation einzurechnen: Der Sat-Spiegel sollte außerhalb des Gebäudes angebracht werden („versteckte“ Lösungen oder das Betreiben einer Satantenne unter Glasziegeln führt nur selten zum gewünschten Erfolg und bedeutet zusätzlichen Aufwand), die Installation muss Windlasten verkraften und anständig verkabelt werden. Oft ist es sinnvoll, diese Arbeiten durch einen Fachbetrieb durchführen zu lassen. So kann eine Anlage für mehrere Teilnehmer gerne einmal 1000 Euro kosten. Einfache Einteilnehmeranlagen mit Spiegel und Receiver gibt es ab 100 Euro, das noch fehlende Montagematerial ist sehr günstig, die Montage muss dann aber selbst durchgeführt werden.

Eine solche Satanlage amortisiert sich nicht so schnell – aber sie ist wesentlich flexibler als der Kabelanschluss, bringt eine deutlich bessere Programmauswahl und ein hervorragendes Bild.

Wer im Mietverhältnis mit Kabel versorgt ist, sollte auf den Vermieter einwirken, sich vom Kabel zu verabschieden oder bei Umzug darauf achten, dass Satellitenempfang gegeben ist.

Warum kein Kabel?

Über Jahre hieng ich am Kabel, jetzt bin ich wieder im Genuss von Satempfang. Mit dem Kabelanaschluss…

  • sind laufende monatliche Kosten verbunden
  • die Bildqualität ist immer wieder schwankend und oft unbefriedigend
  • nicht alle Programme sind empfangbar
  • man ist davon abhängig, welche Programme eingespeist werden
  • digitale Zusatzprogramme werden oft extra abgerechnet

Obwohl die Programmauswahl bei DVB-T geringer ist, kann auch dies Vorteile haben:

  • moderne TV-Geräte verfügen meist über einen eingebauten DVB-T-Tuner
  • ältere lassen sich mit einem Receiver in der Regel sehr kostengünstig nachrüsten
  • sehr niedrige Anschaffungskosten
  • kaum oder kein Installationsaufwand
  • amortisiert sich gegen laufende Kabelkosten in der Regel sehr schnell

Es ist jetzt eine gute Zeit, um sich – sofern möglich – vom Kabelfernsehen zu trennen. Das Kabelnetz, in den frühen 1980er Jahren einstmals sehr modern – ist in die Jahre gekommen. Digitaltechnik wurde ihm immer wieder „angeflanscht“, um überhaupt konkurrenzfähig zu sein – das rechtfertigt aber nicht die laufenden Kosten.

Gerne binden einen die Kabelanbieter in langen Verträgen. Daher scheint es sinnvoll, sich jetzt von dieser überholten Technik zu trennen, sofern man die Gelegenheit dazu hat.

Wer derzeit sein TV-Programm analog via Sat empfängt, der kann mit geringem Aufwand auf digitalem Empfang upgraden: Meist reicht ein Tausch des analogen Receivers durch einen digitalen. Das kann man selbst tun. Sollte das wider Erwarten nicht funktionieren, weil die Empfangseinheit am Satspiegel zu alt ist (die alten low noise converter, LNC sind hier gerne kritisch), ist auch dieser zu tauschen. Das Tauschteil, ein digitaltaugliches LNB ist günstig nachzukaufen – an der Verkabelung ändert sich in den allerseltensten Fällen etwas. Ein neuer Receiver kostet, je nach Funktionsumfang zwischen 30 und 300 Euro (letztere sind aber Spitzenmodelle mit Festplatte), ein digitaltaugliches Single-LNB für einen Empfänger bekommt man um etwa 30 Euro, Mehrteilnehmer-LNBs für etwa 100 Euro. Beim Umstieg kann man zuerst einmal versuchen, ob ein Digitalreceiver an der vorhandenen Installation funktioniert (gilt nicht für Einkabelanlagen! Hier braucht man einen Receiver, der diese Funktion beherrscht), sollte dies nicht der Fall sein, tauscht der Fachmann das LNC gegen ein modernes LNB. Der Receiver kann behalten und dann genutzt werden.

6 Kommentare

  • Michael

    Nur als Mieter bist du hier einfach wieder der ar…! Ich darf keine Schüssel montieren! Und warum? weil ich mein muttersprachliches Programm ja übers Kabel bekomme. Wäre das nicht der Fall hätt ich die Möglichkeit aufs Dach mir ne Schüssel zu bauen und müsste mir dann 30m Kabel irgendwie an der Hauswand runterlegen. Also alles nicht richtig möglich.
    Denn sonst wär auch ich schon lang nicht mehr bei dem KDG-Haufen.

  • Nadine

    Naja ein paar negative Fakten zu Deinem so geliebten SAT-Empfang hab ich schon:

    – bei Deinen Ansprüchen relativ hohe Anschaffungskosten für den Reciever
    – durchaus monatliche Kosten für SAT – umgelegt auf die Miete (und zwar so viel wie ich früher auch mtl. fürs Kabel gezahlt habe)
    – durchaus schwankende Bildqulität (auch SAT ist nicht wetterunempfindlich)
    -gefühlte 400 der 450 Programme sind entweder: Shopping/Werbesender/Call-in-Sender/Sekten-TV/Erotik-Pay-TV oder ausländische Sender!! Genial!
    -unser toller DVD-Festplatten-Rekorder ist nur noch eingeschränkt sinnvoll nutzbar!

    So prall find ich das auch nicht.

  • Michael

    Das basiert ja auch drauf, dass das ursprüngliche Equipment von euch auf analog-Kabel ausgelegt war.
    Wenn du dir heute einen Festplattenreceiver kaufen würdest, würdest du ja gleich einen mit SAT-Empfänger kaufen. Genauso beim Fernseher bei denen so Kombiempfänger mit DVB-T+S+C auch schon gibt, damit man eben nicht mehr ständig gezwungen ist einen extra-Receiver zu nutzen.

    und zur Bildqualität mit SAT – das steht und fällt mit der Schüssel und wie genau diese eingerichtet ist. Man kann durchaus eine Schüssel aufstellen mit der man auch bei dichten Schneetreiben noch grisselfreien Empfang haben kann. das geht ab ner 80er Schüssel recht gut. Im Fall von großem Mietshaus – naja.. – da sind vielleicht die einen oder anderen Komponenten wohl nicht mehr ganz „aktuell“ und vielleicht mittlerweile n bisschen außerhalb der ursprünglichen Einstellung. Wenn an ner großen Schüssel mal ein ordentlicher Wind vorbeizieht, kann sich da schon mal was verstellen.

    Wenn man eh mit Neuanschaffung sich gleich auf SAT einschießen kann, ist das schon eine schöne und recht qualitative Möglichkeit nicht auf das „Wohlwollen“ der Kabelbetreiber angewiesen zu sein.
    Die ja auch in deinem Fall mit teilweise schlechtem Bild glänzten (bei analogem Empfang)

    und bei mir daheim schaff ich es sogar mit digital-Kabel schlechtes Bild zu bekommen, weil einfach die Antennenleitungen bei uns noch aus einer Zeit stammen wo Buschtrommeln wohl noch aktuell waren.

  • admin

    Ich mag zu #2 ein paar Worte verlieren:
    Ja, wir hatten für die Receiver hohe Anschaffungskosten, wir haben aber auch Equipment, dass mit gutem Signak befeuert werden will – besonders im Audiobereich. Das ist eine Abwägungssache. Wenn es nur ein Rähren-TV wäre und eine Minianlage, hätte es z.B. der Opticum-Receivzer oder gar ein noch günstigeres Gerät getan.
    Ich finde die Bildqualität ganz gut, es dürfte sich um einen 80er -Spiegel handeln und die Verteilung ist durchaus modern. Hier sind aber auch die Produktzyklen wesentliich weiter als im Consumer-Bereich.
    Die Unterhaltsgebühr für Sat über die Miete zahle ich daher gerne. Außerdem: Unsere Vermieter hatten Rahmenverträge mit KDG bzw. der Pepcom. Nicht jeder hat das – oft ist selbst der Basisanschluss teurer.

    @Michael: Ich unterstelle vielen Vermietern Faulheit – nur deshalb nimmt man Kabel. Erstens, weil die Wartung über KDG erfolgt, zweitenms, weil der Invest von KDG getragen wird und weiterhin, weil man fürs analoge Kabel selbst dreißig jahre alte, morsche Strippen in der Wand haben kann, die schnell in alle Wohnungen abzweigbar sind. Wollte man den alten Mist für Sat nehmen – oh Graus. Meineswissens lassen sich Einkabel-Satverteilsysteme auch nicht sinnvoll mit beliebig vielen Wohneinheiten sinnvoll verbinden…

    Aber, Nadine, dir haben sie die Wände audgebrochen, dass digitaler Kabelempfang möglich wurde. Das war auch nicht chic.

  • admin

    P.S.: Das mit der Windlast ist bei Selbstinstallationen in der Tat immer mal wieder ein Problem. Ein Spiegel auf dem Dach lässt sich aber mit einem in den Dachboden hineinragenden Masten gut und sicher verschrauben – dieser Masten kann dann an einer (tragenden) Wand quasi beliebig fest geschraubt werden. Auch lässt sich so ein ordentlicher Mastquerschnitt erzielen. Das gilt aber auch für richtig dimensionierte und robust gearbeitetet L-Stücke bei der Wandmontage.
    Es gibt zudem im Windkanal getestete und für heftige Windlast optimierte Spiegel – der Aufpreis für so ein Modell betrug um die Jahrtausendwende etwa 40 Mark. Alles kein Hexenwerk.

  • Nadine

    Cool finde ich auch die Häuser (gesehen in Gostenhof) an denen vom Dach dutzend weiße Verteilerkabel runterhängen die dann in jede Etage durchs Fenster reingehen! Super Konstruktion!
    Würde ich als Mieter nicht akzeptieren!

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