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Oh, Guido.

Der Kabarettist Volker Pispers hat es in einer der letzten „Anstalt“-Sendungen auf den Punkt gebracht: „Er habe“, so Pispers im ZDF, „schon lange keinen Politiker mehr gesehen, der so konsequent und ausdauernd gegen den Wind pisst, wie Herrn Westerwelle“.

Nun ist unser Außenminister, der sich ja in der letzten Zeit quasi ausschließlich um innere Angelegenheiten kümmerte, tatsächlich einmal auf Auslandsreise begeben. Und scheinbar (aber das kann ich ihm gar nicht verdenken) reist er nicht so gerne, jedenfalls hat er alles daran gesetzt, seinen Freund mitzunehmen.

Dafür, und für manches andere, musste Westerwelle Schellen von der Opposition einstecken – und im Einstecken ist er nicht besonders gut. Jetzt jammert er laut und offenbart hierbei all seinen kindlichen Trotz: „Es ist der Tiefpunkt der politischen Kultur, wenn die Opposition für ihre parteipolitischen Anliegen sogar Familienmitglieder des politischen Gegners attackiert“ jammert das Außenkasperl im bürgerlich-reaktionären Focus (und merkt dabei nicht, wie sehr er sich mehr und mehr und wieder und wieder der Lächerlichkeit preisgibt). Wie schlecht der Focus insgesamt ist, merkt man auch daran, dass man Westerwelle seinen Trotz ohne auch nur einen Hauch von Kritik auslebenlässt und sich der Focus somit auf das Bodenniveau begibt, auf dem der Außenkasperl grantig mit dem Fuß aufstampft.

Die ganze Veranstaltung kann an Peinlichkeit kaum überboten werden (und inzwischen wird es fast immer dort peinlich, wo Weseterwelle anwesend ist und das Maul aufmacht).

Er krakeelt etwas von einem „Tiefpunkt politischer Kultur“ und unterstützt Kabarettisten wie Herrn Pispers gerade tatkräftig beim Schreiben ihrer Programme. Doch wo ein Dummer brüllt, muss man nicht lange nach einem weiteren Dummen suchen, der sich bemüßigt fühlt, mitzbrüllen (das ist irgendwie wie im Wirtshaus: Wenn zwei besoffene Gockel die Kämme aufstellen, erheben sich schon drei Weitere aus ihren Stühlen, um mitzumischen. Meist endet so was in einer amtlichen Schlägerei). Gerade aufgestanden ist Sigmar Gabriel mit den Worten „rechthaberischer Schreihals“ auf den Lippen.

Gabriel ist übrigens einer der Sozialdemokraten, von denen Westerwelle nach eigenem Bekunden doch so verstanden wissen will: „In der Hartz-IV-Debatte schwenke jetzt auch die SPD auf seinen Kurs ein, weil sie merke, dass die Mehrheit der Menschen ihm folge.“ zitieren ihn die NN.

Wie blöd ist das denn?

Nur weil eine Hannelore Kraft sehr verzweifelt auf der Suche nach den populismusrosanen Tassen in ihrem Schrank ist, kann Westerwelle doch nicht folgern, dass er die SPD auf seiner Seite hätte. Und die Mehrheit der Menschen schon gar nicht – schließlich wurde bei der letzten Bundestagswahl schwarz/gelb zahlenmäßig überstimmt. Nur mit dem Koalieren hat es dann halt nicht geklappt…

Inzwischen hege ich aber einen ganz anderen Verdacht: Die FDP schickte möglicherweise Herrn Westerwelle mit dem Auftrag ins Feld, polternd in jedes sich bietende Fettnäpfchen zu sappen, damit der politisch gemeingefährliche Phillip Rösler heimlich, still und von der Öffentlichkeit unbemerkt unser Gesundheitssystem ruinieren kann. Im Feuerschatten des Westerwelleschen Zinnobers übt der nämlich die Salamitaktik:

Zuerst einmal soll eine Mini-Kopfpauschale mit Wer von 29 Euro eingeführt werden – „behutsam“ und „in kleinen Schritten“ soll dieses Instrument der Asozialpolitik eingeführt werden, wie das Handelsblatt wissen will. Und kaum ist dieser Betrag in den Medien in Randnotizen genannt, schon liegt das Dementi vor – aber eben nur ein bisserl.

Wir werden – das zeigt sich hieran schon wieder ganz deutlich – von der FDP verarscht, dass es besser nicht mehr geht.