blog.fohrn.com

Kopfhörer einspielen/einbrennen?

Im Hifi-Bereich (besonders in sog. „High-End“-Segment) gibt es ja allerlei Voodoo. Und das Einspielen, auch Einbrennen genannt, von Lautsprechern und Kopfhörern ist immer wieder dem Verdacht ausgesetzt, nutzlos zu sein. Ich kann hier keinen wissenschaftlichen Beweis antreten, dass das Einbrennen von Kopfhörern wirklich etwas bringt, bei Lautsprechern bin ich aber überzeugt, dass es sinnvoll ist.

Und im Gegensatz zu vielen Voodoo-High-End-Angeboten ist das Einspielen bzw. Einbrennen eine sehr kostengünstige Sache, kostet es in der Regel nur etwas Strom.

Früher, als die Gummistiefel noch aus Holz waren, haben wir neue Kopfhörer und Boxen immer mit „weißem Rauschen“ eingespielt, das eigentlich ein sehr dreckiges, graues Rauschen war, bezogen wir es doch von einem Tuner, der einfach auf eine freie Frequenz im UKW-Modus eingestellt wurde und dem wir die Antennenstecker abzogen. Wenn dann „rosa Rauschen“ benötigt wurde, haben wir einfach die Loudness-Taste gedrückt und die Höhen herausgenommen. Dieses Signal in moderater Lautstärke über mehrere Tage, gerne mit Unterbrechungen versehen, auf Kopfhörer oder Lautsprecher gegeben, stellte das Einbrennen dar.

Der Hintergedanke dieses Vorgehens ist recht einfach: Diese Signalart ist eine Quasiaddition aller technisch vom System abbildbarer Frequenzen. Damit kann sich dann das Equipment einschwingen.

Dieses Vorgehen hat den Vorteil, dass das Einbrennen nahezu kostenneutral vonstatten geht, denn einen Tuner hat man in der Regel und man muss nur einige Kilowattstunden für den Verbrauch des Tuners aufwenden (das dürfte sich im unteren einstelligen Eurobereich bewegen). Zudem ist das Einspielen, sodenn man die Lautstärke nicht zu hoch wählt und den LS/Kopfhörer so nicht „durchschießt“, ein gefahrloses Unterfangen und man verliert die Garantie nicht.

Nun kommen Stimmen auf, die dieses einfache Verfahren kritisieren und vorschlagen, mehrere Frequenzen repetitiv auf den Kopfhörer zu legen. Um das zu erreichen, kann man recht teure „Einbrenn-CDs“ kaufen – oder man macht sich selbst eine bzw. lässt den Computer die Arbeit erledigen.

Mit Programmen wie Soundforge, die einen eigenen Synthesizer an Bord haben, kann man sich so etwas selbst mit wenigen Mausklicks basteln. Wer nicht basteln will, bekommt das geeignete Material kostenlos zum Download. Und obendrein gibt es  noch eine kleine Freeware, die den Job fast automatisch macht (wenn die Soundkarte eine gute Qualität hat – sonst wird das nichts!!).

Michi, der gerade dabei ist, seinen HD 595 gut einzubrennen, hat mich auf die Seite BurnInWave aufmerksam gemacht. Hier finden sich zum einen passende Wave-Snippets für hohe und tiefe Frequenzen und zum anderen auch die Freeware-Software „Burninwave Generator“.

Besagte Wave-Dateien lassen sich herunterladen und auf eine CD brennen, die dann im Repeat-Modus Lautsprecher und Boxen einbennen. Der „Burninwave Generator“ erledigt diesen Job teilautomatisiert – aber nur dann, wenn man über ein sehr gute Soundkarte verfügt:

Nachdem die Software nur für Windows-Systeme verfügbar ist, haben wir, Michi und ich, diese auf unseren Notebooks (ich habe ein HP-Notebook, Michi ein aktuelles Medion-Notebook) getestet. Es fällt auf: Bei beiden Rechnern reicht die Qualität des Frequenzgenerators der Soundkarte nicht – meine Soundkarte erzeugt zwischen 30 und 80 Hz ein ganz übles hochtönendes Störsignal, hier offenbaren sich die Mängel der billigen On-board-Chips. Bei Michi, so sagte er mir gestern, verhält sich das recht ähnlich. Es bedarf schon einer guten externen Soundkarte, um die reine Frequenz zu bekommen!

Was kann man tun? Ich lade die entsprechenden WAVs herunter und brenne eine CD, mit der ich dann meinen AKG einspiele (das geht auch an meinem Mac). Seit Mittwoch läuft der 50-Euro-Klasse AKG bei mir teilweise mit „weißem Rauschen“ vom Tuner und nun gönne ich ihm noch zwei Tage reine Frequenz und ich bin der Meinung, dass er gerade im Tieftonbereich besser wurde und weniger zu Verzerrungen neigt. Über den eingebrannten Kopfhörer berichte ich ein andermal.

Voodoo? Ich weiß es nicht. Aber kaputt macht man damit nichts.

Sennheiser HD 595 angetestet

Gestern hatte ich die Gelegenheit, den HD 595 für eine gewisse Zeit und vor Zeugen mit unterschiedlichen Musikmaterial zu testen. Michael hat ihn mir mitgebracht, weil er sich kaum vorstellen konnte, dass ich vom HD 465 so enttäuscht war. Nun kann man den 595 (kostet etwa 130 Euro) mit dem 465 (kostet knapp 50 Euro) nicht wirklich vergleichen, auch waren beide Kopfhörer noch nicht eingespielt und auch die Impedanz ist unterschiedlich, aber ich will trotzdem mal meine Eindrücke nach dem Test beschreiben, auch zur Ehrenrettung der Fa. Sennheiser (die sich nichts desto trotz für den HD 465 kräftig schämen sollte!!).

Klanglich ist der 595 überraschend linear, er kann es hier mit seinen Konkurrenten von AKG und Sony in dieser Preisklasse locker aufnehmen. Abbildung und Transparenz sind sehr gut, trotzdem ist der Kopfhörer nicht zu analytisch.

Seine Musikalität schöpfte er bei der Pianosection von Milky Lasers Kitchen voll aus – aber eben nur bei der Pianosection. Der Song Kitchen ist für ein erstes Antesten in meinen Augen Ohren deshalb gut geeignet, weil hier, jeweils kompositorisch gut getrennt, Jazz und Pop in vollem Dynamikumfang zu hören ist und nicht zuviel Synthie die Beurteilbarkeit einschränkt. Danach hörte ich etwas unkomprimiertes Material vom iPod. Zuletzt führten wir uns von Platte eine interpretatorisch wie technisch äußerst gelungene Aufnahme der Carmina Burana zu Gemüte.

Nun komme ich zu dem Schluss, dass sie der Kopfhörer im Besonderen für Hörer von Jazz und Klassik eignet. Er klingt transparent und sauber, die Mitten sind ausgewogen, die Höhen transparent (eine Idee zu spitz, aber wirklich nur eine Idee – man kann es fast vernachlässigen). Die räumliche Abbildung ist, wenn die Aufnahme das hergibt – optimal. Instrumente sind bei unkomprimiertem oder komplett analog produziertem und wiedergegebenem Material problemlos ortbar, eine Disziplin, in der der Sennheiser auch teurere Hörer schlägt. Der Klang ist luftig und musikalisch, ich war richtig begeistert.

Im Bassbereich schwächelt der Kopfhörer: Hier könnten die Bässe etwas direkter, knackiger und schneller klingen, der Bass will sich nicht so recht in das sonst sehr harmonische Klangbild integrieren. Und bei sehr tiefen/lauten Bässen neigt der Hörer sehr schnell und unvermittelt zu Verzerrungen – das ist ärgerlich. Kids, die mit zum Anschlag aufgedrehtem Lautstärkeregler damit Techno hören wollen, haben damit keinen Spaß (und manchmal will ich Techno hören – mit Lautstärkeregler gaaanz rechts). Das macht der 595 nicht mit.

Zum Tragekomfort: Die Ohren (auch größere) sind frei, stoßen nirgends an und der Kopfhörer sitzt hervorragend. Er ist wirklich bequem zu tragen, nicht allzuschwer und macht einen dennoch robusten Eindruck. Es ist einer der Kopfhörer, die sich wirklich lange und bequem tragen lassen, was insbesondere den Ohrpolstern aus Velours geschuldet ist. Diese sind sehr aufwändig und hochwertig verarbeitet. Ich lege als Brillenträger auf die Ohrpolster, deren Material und Weichheit großen wert. Mit den Brillenbügeln gibt es überhaupt keine Probleme, auch drückt sonst nichts – das ist wirklich die Ausnahme und für mein Empfinden optimal konstruiert.

Für den stationären Gebrauch ist der Kopfhörer ein echt feines Teil. Für den mobilen Gebrauch ist er zum einen zu schade und zum anderen auch sehr ungeeignet. Konstruktionsbedingt vermag der Kopfhörer das „Abfallgeräusch“ so gut wie gar nicht zu dämpfen (was aus akustischen Gesichtspunkten ein Vorteil sein mag – für den, der den Kopfhörer aufhat). Alle im Raum anwesenden Personen können bei mittlerer Lautstärke „mithören“. Im Großraumbüro oder in der Trambahn will man das nicht. Zudem hat der Kopfhörer „nur“ einen 6,3 mm – Klinkenanschluss und kann am iPod z.B. nur mit Adapter betrieben werden (womit dann aber Stecker und Adapter zu groß, zu wuchtig werden – das ist im mobilen Einsatz nicht sinnvoll).

Fazit: Ein sehr anständiger Kopfhörer, der sein Geld wert ist und streckenweise sogar zu begeistern vermag. Er wäre, würde er im Bassbereich verzerrungsfrei und mit mehr Agilität spielen, ein echter Preisbrecher. Wer mit den Schwächen im Bassbereich leben kann, findet in ihm eine durchaus überlegenswerte Alternative – und wer im Budgetrahmen von 130 Euro einen Kopfhörer sucht, sollte ihn gehört haben. (Bildnachweis: Sennheiser Brandzone)

Sennheiser HD 465 angetestet

Die Tage habe ich mir den Kopfhörer Sennheiser HD 465 bestellt, ein offenes Modell aus der 50 Euro-Klasse und ich hatte aufgrund diverser guter Bewertungen auf Amazon auch gewisse Erwartungen – diese wurden aber enttäuscht.

Was das Bild nur schwer vermitteln kann, ist die Größe des Kopfhörers – er ist im Wesentlichen nicht kleiner als ein K240, aber bedeutend schwerer und klobiger. Und trotz der offenen Bauweise fand ich den Tragekomfort des Kopfhörers als sehr niedrig. Ungünstig wirkt sich nicht nur das Gewicht des Hörers aus sondern auch die Tatsache, dass der Bügel ordentlich fest sitzt – unangenehm fest. Die Ohrmuscheln werden richtig an die Lauscher gepresst, das ist natürlich unangenehm.

Der HD 465 wartet mit einem an und für sich sinnvollen Feature auf – das Kabel ist nicht mit dem Kopfhörer fest verbunden sondern gesteckt – und das mit einem 3,5mm-Standard-Klinkenstecker. Eine gute Idee, denn sollte das Kabel einmal Schaden genommen haben, kann es problemlos gewechselt werden. Allerdings ist diese gute Idee nicht besonders gut umgesetzt. Ein einfaches Klinkenkabel kann aufgrund der schmalen Einfassung der Buchse nämlich nicht verwendet werden und da die Buchse im Kopfhörer recht tief verbaut ist, dürfte auch ein „zurechtgefeilter“ Standardstecker nicht so ohne Weiteres passen. Hier wird man wohl notgedrungen ein Originalkabel verwenden müssen – ein Feature, das keines ist.

Auch der Stecker, der ins Endgerät gehört ist suboptimal. Wenn der 6,3mm- – Adapter aufgeschraubt ist, sieht der Stecker noch halbwegs vernünftig aus – aber: Der Stecker selbst ist dicker als die 30GB Version des iPod Video. Und lang . Und schwer. Und damit verbietet sich eigentlich schon der mobile Einsatz am iPod, denn bei einem so großen „Hebel“ liefe man Gefahr, die Buchse des iPods zu ruinieren.

Nun aber zum Wichtigsten: Der Klang ist enttäuschend. Hochtöne werden gar nicht oder unnatürlich dunpf wiedergegeben, damit ist die Transparenz des Klangs hinüber. Erschwerend kommt der wenig agile und schwammige Bass hinzu, der selbst bei mittlerem Pegel schnell zur Verzerrung neigt. Im Mitteltonbereich ist der Klang überraschend präsent, Sprache wird überraschend gut wiedergegeben, aber Musik kann mit diesem Kopfhörer nicht genossen werden.

Lounge, House, Jazz – eine Katastrophe. Der Bass vermatscht das Klangbild, die miserable Abbildung des Hochtons kann dem „Matsch“ nicht kompensieren, das Klangbild ist nicht dynamisch, unausgewogen, intransparent. Die Verzerrungen im Tiefenbereich stören das Klangbild stark.

Der HD 465 ist ein zu schwerer und äußerst unkomfortabler Kopfhörer mit einem selbst in der 50 Euro-Klasse inakzeptablen Klang. Ich kann ihn trotz der Stärken bei der Sprachwiedergabe und dem angenehmen Mittelton nicht empfehlen.

Es gibt den K240 nicht mehr!

So langsam werde ich alt. Über Jahre hinweg war der AKG K240 Monitor der von mir reinen Herzens empfohlene Standardkophörer für zuhause und für Projekte.

Er war verhältnismäßig günstig, klanglich wesentlich analytischer als sein kleiner Bruder, der K141, zudem leichter, angenehm zu tragen und nicht so leblos wie viele Sonys, Sennheisers oder KOSSs.

Und nun? Ich hab gerade mal auf der AKG Webseite geschaut. Er ist weg. Einfach ausgelistet. Es gibt zwar mit dem Mark II noch das Profimodell der 240er – Serie, aber der gute K240 „Made in Austria“ ist nicht mehr zu kaufen. Und AKG gehört jetzt zu Kardon oder Harman oder wie sie sich auch immer schimpfen.

Es ist wirklich schade. Daher: Wer den K240er irgendwo halbwegs günstig bekommt, der kaufe ihn. Er ist nicht zu basslastig, in seiner Klarheit gut, nicht zu leblos, er ist extrem leicht und lässt sich daher ermüdungsfrei tragen. Und er ist ein preislicher Kompromiss zwischen Billighörer und vollwertigem Studiokopfhörer (auch wenn er gerne in Studios eingesetzt wird).

1 2