Der Gilb und ein internationaler Antwortschein
Heute ist mir der Gilb die Deutsche Post AG mal wieder gehörig auf den Sack gegangen.
Ausnahmsweise wollte ich mir den unbeschreiblichen Luxus eines internationalen Antwortscheins leisten (ich wollte in der Tat nur einen einzigen). Daher bin ich am Rathenauplatz extra umgestiegen und in die „Post-Filiale“, also den gelben Tresen im Rewe-Markt gegangen.
Hier muss man anstehen. Dann, endlich bin ich an der Reihe, bitte ich um einen internationalen Antwortschein. Die Dame hinter dem Tresen blickt mich fragend an. So etwas kenne sie nicht, sagt mit die Postbeamtin REWE-Angestellte. Ich sage, dass es sowas in jeder Post der Welt gibt und dass es auch IRC genannt wird. Sie sieht mich immer noch fragend an, ihr Blick verrät, dass sie mir nicht ganz glaubt. Dennoch beginnt sie, alle Formulare, Aufkleber und Briefmarkenbögen zu durchsuchen (und davon hat so ein Posttresen im REWE-Markt sehr sehr viel), findet aber nichts. Ich versichere ihr, das es einen internationalen Antwortschein gibt. Sie gibt die Suche auf, greift zum Mikrofon und ruft einen Kollegen aus.
Kurz darauf legt der Mann hinter der Fleischtheke das Messer aus der Hand, lässt die Oberschale, aus der er gerade Rouladen schnitt, klatschend auf die blanke Arbeitsfläche fallen und wackelt Richtung „Post“.
Auch der Metzger kennt ihn nicht, den internationalen Antwortschein, aber mein so besonderer Begehr hat zumindest sein Interesse, mindestens seine Neugier, geweckt und so trägt er seiner Kollegin auf, die Hotline der Post anzurufen.
Es gibt ihn, den internationalen Antwortschein. Allerdings nicht bei REWE. Auch in keiner anderen Postfiliale. Aber in der ePostfiliale („ePostfiliale“ ist Deutsche Post AG-Neusprech – vulgo: der Onlineshop der Post). Ich werde aufgeklärt, dass ich online bestellen muss. Ich bitte die Postbeamte REWE-Verkäuferin, den internationalen Antwortschein zu bestellen – ich hole ihn dann zwischen den Jahren ab.
Das, so klärt sie mich auf, gehe nicht, denn erstens gehe das prinzipiell nicht und zweitens habe REWE kein Internet.
Das ist so ein IRC, Foto und weitere Info in der Wiki, Bild gemeinfrei
Zuhause ohne IRC angekommen (dafür mit Eistee und Pizza – hätte ich jemandem vor 15 Jahren erzählt, dass ich mir im Postamt Eistee und Pizza gekauft habe, hätte der sich mit Recht Sorgen um meinen Geisteszustand gemacht), fahre ich den Rechner hoch, gehe auf die Postseite und finde in deren Onlineshop nach gefühlten 20 Minuten und nachdem die Suchfunktion im Shop keine Treffer lieferte, unter der Rubrik „Briefmarken“ den IRC! Er kostet zwei Euro (haben die den Arsch offen?) und noch mal über 1 ,50 Euro Versand (haben die den Arsch offen ?!?). Zahlen soll ich mit Kreditkarte oder per GiroPay.
Jetzt kommt der Witz: In Österreich gibt es den IRC im Postamt, am Schalter und das für Einsfuffzich. Und der ist natürlich – wie jeder andere auch – international gültig. Ich kaufe online also nichts. Bald bin ich wieder in Tirol. Bekommt mein Geld eben die österreichische Post…
Und die Moral von der Geschicht´: Auch wenn wir immer über die Bundespost und ihre Beamten geschimpft haben, so muss ich doch feststellen, dass die Privatisierung selbiger ein Riesenfehler war.
Update: Und in Luxemburg kostet er nur 1,25 EUR. Da schau her…