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Im Test: Der Kopfhörer AKG K-121 Studio

Vorbemerkung 1: Irgend eine Macke muss man ja haben. Bei mir sind es mittlerweile die Kopfhörer. Ich kann sie nicht mehr zählen, im täglichen Gebrauch habe ich etwa sechs bis zehn Stück – und regelmäßig noch nicht mal die teuersten. Hier angetestet habe ich unter anderem die Urbanears Plattan, den K-701, der nach wie vor zu meinen Lieblingshörern zählt, den Superlux HD-660, der irgendwie abgängig ist, den K-514, den ich immer wieder verwende, und der mir trotz krasser Pop/Badewannen-Abstimmung echt Spaß macht (sowas kriegt man heute nicht mehr!) und den ich heute weniger kritisch bewerten würde, den HD-595, den HD-465, und letztlich sogar ein wenig den K-240 Monitor. Letztlich haben sich hier vor allem AKG-Hörer angesammelt, vornehmlich wegen des guten Preis-Leistungs-Verhältnisses, was mich gleich zu

Vorbemerkung 2: bringt. Gerade die Monitore und Studios von AKG haben einen recht eigenen Klang, der durchaus polarisiert. Jeder klingt anders, aber ich wage zu behaupten, man kann schon ein wenig die Tradition, in der diese Hörer stehen, erahnen. Mir liegt dieser Sound, den ich eher als nüchtern, mit leichter Betonung der Mitten beschreiben würde. Es gibt aber auch andere Hörer – solche, die sehr analytisch sind (muss man mögen) und solche, die eben über diese typische „Badewannen“-Abstimmung verfügen („Badewanne“ wegen des typischen Equalizer-Bildes, also deutliche Betonung der Bässe und Höhen, muss man auch mögen, entspricht aber am ehesten den aktuellen Hörgewohnheiten und Abstimmungen im Consumer-Bereich).

Vorbemerkung 3: Teurere Kopfhörer neigen gerne mal zur Hochohmigkeit. Zwischen 150 Ohm und 600 Ohm ist da alles drin. Hochohmige Hörer sind technisch gesehen durchaus im Vorteil: Impulstreue, Masse der Membran und Pegelfestigkeit sind hier die Stichworte. Wer aber einen hochohmigen Kopfhörer nutzt, braucht entweder einen verdammt leistungsfähigen Kopfhörerausgang (manche Geräte von Studer haben die, viele Mischpulte haben die auch) oder eben einen separaten Kopfhörerverstärer. Wer einen 600 Ohm-Hörer am iPhone, Laptop oder einer normalen Stereoanlage betreibt, dürfte damit nicht wirklich glücklich werden. Niederohmige Kopfhörer haben also überall, wo das Gerät keine hohe Leistung an der Buchse liefern kann, ihre Berechtigung – auch wenn (theoretisch) ein hochohmiger Hörer einen (heute nur noch relativ geringen) technischen Vorteil mit sich bringt.

Und weil ich eben einen recht niederohmigen Hörer für ein bestimmtes Setup brauchte, habe ich mir blind den K-121 Studio von AKG (Straßenpreis: Bezahlbare 69,- Euro) gekauft und muss sagen: Ich liebe und hasse das Teil gleichermaßen. Ein reinrassiger AKG Studio, sehr anständig gemacht und mit den Tugenden dieser Serie versehen – zu einem unter dem Strich für seine Leistung ordentlichen Preis, mit Schwächen in der Darstellung.

Zuerst einmal zur Optik und Haptik und auch gleich zum Tragekomfort: Irgendwie sieht der 121er aus, wie alle Pferde aus dem Studio/Monitor-Stall: Kunststoff-Ohrteile, mit den typischen goldfarbenen Alukappen am Kopfbügel angebracht. Das mit Gummizügen versehene, selbstjustierende AKG-typische Kopfband fehlt natürlich nicht. Der 121er sieht damit richtig klassisch aus: Tradition ist auch hier das beste Marketing! Der Hörer wiegt ohne Kabel 220 g, ist mithin angenehm leicht. Die Ohrpolster sind aus einem sehr weichen, vinylartigen Kunststoff gearbeitet und fühlen sich ganz ok an. Von der Anmutung erinnern sie mich irgendwie an 70er-Jahre-„Skai“ oder diese Kunstledersitze in alten Taxis. Sie sind nicht tauschbar. Bei AKG verwendet man mittlerweile ein wenig weicheres Material. Damit trägt sich der Hörer angenehm, aber man fängt irgendwann halt auch an, an den Ohren zu schwitzen, Kunststoff bleibt Kunststoff.
Haptisch ist der Kopfhörer keinesfalls lumpig, auch wenn er eigentlich nur aus Plastik besteht. Für den Kaufpreis geht die Verarbeitungsqualität auf jeden Fall in Ordnung. Drei Meter weiches Kabel sind dran, wie bei den Monitoren auch kann der Adapter von 3,5 mm Klinke auf 6,3 mm Klinke aufgeschraubt werden – eine perfekte Lösung, die vielfach kopiert wurde. Die Stecker sind – Tradition bleibt Tradition – vergoldet.

Das wichtigste – der Klang: Von der tendenziellen Mittenbetonung der AKGs habe ich bereits zu Beginn geschrieben und hier macht der 121er auch keine Ausnahme. Die „Betonung“ fällt aber durchaus noch dezent aus, keine Sorge! Dennoch: Das wirklich große Ding des Hörers sind in meinen Ohren die Vocals, seidenweich, unaufdringlich, präsent und natürlich. Im Bassbereich ist der 121er deutlich, straff, aber nicht besonders agil. Gerade der Tiefbass wird doch ein wenig verschluckt, was gerade den zeitgenössischen Hör- und letztlich auch Abmischgewohnheiten nicht sehr entgegenkommt. Die Höhen sind angenehm unaufgeregt und ebenfalls als neutral zu bezeichnen, keinesfalls zu spitz. Aber es fehlt hier doch die Brillanz. Und damit liefert der 121er ein recht ambivalentes Klangbild.

Ein Beispiel gefällig: Tom Pettys Mary Janes Last Dance: Die Zerre der Gitarre klingt für mich optimal, hier macht der Hörer unendlich Spaß, die Bluesharp kommt aufgrund der leichten Defizite im Hochtonbereich einen Hauch zu verwaschen rüber – soweit kein Problerm – aber: Die Drums klingen richtig blechern.

Hello Dakness von den Shiny Gnomes: Das akzentuierte Gitarrenspiel sauft mit dem Hörer gnadenlos ab, die Drums sind aber überraschend straff und sauber, lediglich die Hi Hats würden etwas mehr Präsenz vertragen. Die weiblichen Backgroundvocals fügen sich fein und harmonisch ein. Insgesamt kommt aber der knackige Sound nicht voll zur Geltung.

Edie Brickells What I Am : Die Vocals lebensecht und plastisch, die Gitarre sauber und natürlich, die Drums schön zurückgenommen, der Bass aber mit einer deutlichen Tendenz zum Blechernen (nicht richtig blechern, aber auch nicht wirklich klar und frei).

Das mag sich jetzt erst mal nach einem gerüttelt verheerenden Urteil anhören, ist es aber nicht: Die Linearität, die m.E. erst im Tiefbassbeeich abfällt (und eben nirgends überbetont) ist wirklich wertvoll. Und mit seinen 55 Ohm kommt der 121er auch mit wirklich fies schwachbrüstigen Quellgeräten zurecht. Das ist gerade in Projektstudios, die nicht so exklusiv ausgestattet sind, ein unschätzbarer Vorteil, ebenso wie beim field recording oder an semiprofessionellen Videokameras. Hier kann der Kopfhörer voll punkten und wird jede falsche Einstellung zutage treten lassen (dann dort kommt es weniger auf pegelunabhängige Fehler des Hörers im Gesantfrequenzband an, sondern auf das Beurteilen der Aufnahmesituation). Und dazu taugt der Hörer einwandfrei.

Fazit: Früher lag in fast jedem Privatradio-Selbstfaherestudio ein K-141 auf dem Pult. Der 121er ist, obschon spürbar günstiger, keinesfalls schlechter, im Gegenteil! Er betont weder Höhen noch Bässe zu stark, klingt für mich ordentlich linear, ist keinesfalls zu analytisch (und empfiehlt sich daher nach meinem Gefühl auch nicht für die Fehlersuche in der Produktion), groovt und nervt nicht. Freilich hat er, was die Transparenz betrifft Schwächen, aber: Für 70 Euro bekommt man nach meiner Kenntnis nichts Vergleichbares. Das Teil steht in einer bestimmten (der hier vielbeschworenen) Tradition, man sieht es ihm auf den ersten Blick an und man hört das auch.

Wohin mit dem Ding? Im Studio ein optimales Testwerkzeug, um eine Ahnung zu bekommen, ob eine Mischung auch auf normalem Hifi-Equipment gut klingt. Im Radio- und Webradiostudio trotz halboffener Bauweise erste Budgetwahl fürs Monitoring, aber auch für im Mikrofonsprechen ungeübte Gäste (gerade wegen der halboffenen Bauweise – der Sprecher fühlt sich unter den 121ern nicht isoliert, was einer authentischen Intonation nicht geübter Sprecher spürbar zugutekommt!). Der 121er repräsentiert die normale Consumer-Ausstattung des durchschnittlichen Zuhörers. Im HiFi-Bereich – nun ja, für Individualisten, die eine unaufgeregte, nicht nervende, neutrale Abstimmung schätzen und mit einem leicht blechernen Unterton bereit sind zu leben. Aber hey! Das Ding kostet zwischen 70,- und max. 80,- Euro. Und für den Preis taugt es allemal im Studio als Monitor für Sänger und Gitarristen, trotz halboffener Bauweise.

AKG K701

Wer das Blog hier öfter liest, dem ist sicher aufgefallen, dass ich immer wieder mal was über Kopfhörer und Kopfhörerverstärker gemacht habe. Das ist durchaus eigennützigen Motiven geschuldet, war ich doch lange auf der Suche nach einem ordentlichen HiFi-Kopfhörer für den Gebrauch an der heimischen Stereoanlage.

Die Suche dürfte zumindest in absehbarer Zeit ein Ende haben, denn seit guten zwei Wochen befindet sich der AKG K701 in meinem Besitz und ich bin äußerst zufrieden.

Der 701 kommt in einer wenig spektakulären schwarzen Pappbox, mitgeliefert ist eine Art Bedienungsanleitung, ein „Kopfhörerständer“ und ein recht edler Adapter von 6,3,mm Klinkenbuchse auf 3,5 mm Klinkenstecker. Schon beim Herausnehmen aus der Verpackung fällt auf, dass der Kopfhörer überraschend groß und überraschend leicht ist.

Die Haptik vermag zu überzeugen: Der etwa dreihundert Gramm leichte Kopfhörer ist solide aufgebaut und es finden durchaus edle Materialien Einsatz – der weiße Kunststoff ist mit einem glänzenden Finish versehen, glänzende Metallteile setzen die einzelnen Gehäusekomponenten voneinander ab, das Echtlederkopfband sieht hervorragend aus und die der Kopfform angepassten, sich nach oben verjüngenden Ohrpolster aus Velours sind hervorragend eingearbeitet. Der Materialeinsatz spricht für den Hörer, ob man das an klassisches iPod-weiß gemahnende Design mag, sei jedem selbst überlassen (wer den Kopfhörer in schwarz möchte, der kann sich ja mal den Q701 ansehen, den gibt es auch in schwarz und er ist einen guten Tacken teurer).

Der Tragekomfort korrespondiert mit der hochwertigen Haptik und dem Materialeinsatz: Der K701 trägt sich äußerst angenehm. Zuerst einmal ist der Kopfhörer leicht, das ist mir sehr wichtig, denn damit steht und fällt nach längerer Nutzung schon der gute Komfort. Weiterhin werden die Ohren von den äußerst großzügig dimensionierten Polstern voll umschlossen und nichts desto trotz hat man das Gefühl von Freiheit – nichts drückt, nichts beengt, das Design macht sich hier ausgezeichnet bemerkbar. Der Anpressdruck an den Kopf ist gering (man braucht den bei einem offenen Kopfhörer ja auch nicht wirklich) und so lässt sich der 701er auch als Brillenträger über Stunden ohne Druckgefühl tragen.

Velours ist für Ohrpolster ein überaus dankbares Material, denn es ist warm, weich, verfügt über gute akustische Eigenschaften und man schwitzt beim Tagen des Kopfhörers nicht. Aus Echtleder ist am Kopfhörer nur das sich selbst justierende Kopfband. Oben hat dieses ein schönes dunkelbraunes Finish mit AKG-Prägung, zum Kopf hin findet man gepolsterte. längliche Noppen, die auf dem Kopf aufliegen. Diese sind nicht selten Grund für Klagen über unangenehmes Drücken. Ich selbst konnte bislang kein derartiges Drücken vernehmen – ich habe aber auch reichlich Haar auf dem Schädel, vielleicht dämpft das 😉 Ich zumindest kann keine Einbußen beim Tragekomfort verzeichnen.

Größe und Design machen den AKG zu einem wirklich ausgezeichnet tragbaren Kopfhörer – man kann schon einmal vergessen, dass man einen Kopfhörer aufhat.

Ich komme zum wichtigsten: Dem Klang. Der AKG K701 ist sehr fein und neutral abgestimmt, es wird ihm gerne ein trockenes und analytisches Klangbild unterstellt – was ich nachvollziehen kann und was ich als unschätzbaren Vorteil empfinde.

Bevor ich aber über die Charakteristik berichte muss ich die enorme Auflösung und die exzellente Pegelfestigkeit loben: Mit einem Übertragungsbereich von 10 Hz bis 39,8 kHz ist der Hörer in der Lage, Frequenzen abzubilden, die das menschliche Gehör an und für sich gar nicht registrieren kann. Dabei fällt auf, dass die Abstimmung neutral und sauber ist – weder der Bassbereich noch die Höhen sind angehoben (so wie man das beim ein oder anderen Beyer immer wieder erleben muss). Hier muss der Kopfhörer nichts kaschieren und wartet mit einer Transparenz und Auflösung aus, die ihresgleichen sucht: Der Detailreichtum, der hörbar wird,ist überwältigend – komplexe Musik wird vom AKG in ihrer ganzen Vielschichtigkeit abgebildet – den einen mag das überfordern, der andere kann das genießen.

Unzureichende Aufnahmen – das sollte man wissen – werden gnadenlos demaskiert. Das ist bei den Beyers und Sennheisers weniger der Fall. Nichts desto trotz fehlt es dem 701er nicht an Emotionalität – er verlangt eben nur nach guten Quellen, was sowohl die Musik wie auch die Anlage betrifft. Ob man am Kopfhörerausgang der gängigen portablen Geräte oder Mikroanlagen seine Freude haben wird, darf bezweifelt werden.

Ich will an einem kleinen Beispiel verdeutlichen, was ich meine: Vorgestern hörte ich ein Kriminalhörspiel, aufgenommen von Radio Bremen im Jahr 1962 über Satellit (DVB). Hierbei war das Bandrauschen des Originalmaterials gut hörbar, das geht auch mit simpleren Kopfhörern. Interessant aber ist, dass sich mit dem 701er nicht nur einige Schnitte des Bandmaterials eindeutig als solche identifizieren ließen sondern auch, dass Geräusche, die hinterschnitten waren, nach einem zusätzlichen Kopierprozess ins Band eingefügt wurden – die Addition des Bandrauschens und des Rauschens der Kopie war selbst hinter lauter Geräuschkulisse deutlich hörbar. Nun ist die Frage, ob eine so gnadenlose Transparenz eher anstrengt oder begeistert – ich für meinen Teil bin begeistert, denn nicht nur Fehler sind zu entdecken sondern auch Feinheiten in Stimmen und Instrumenten, die einem mit weniger wertigen Kopfhörern schlicht verborgen bleiben.

Analytisch klingenden Hörern wird gerne in einem Atemzug auch eine gewisse Kälte und Emotionslosigkeit unterstellt – das kann ich über den AKG aber nicht sagen – im Gegenteil: Die Schnelligkeit und Direktheit der Wiedergabe sind eine ausgezeichnete Basis für hohe Emotionalität (wenn das Ausgangsmaterial das hergibt). Präzise Höhen, ein fein abgestimmter und natürlicher Mittelton, der auch bei gesprochenem Wort viel Freude bereitet ist gepaart mit einer präzisen, straffen Basswiedergabe. Tiefbässe sind hervorragend hörbar und der AKG kommt verdammt weit „runter“ – ohne hierbei zu übertreiben, zu dick aufzutragen und sich zu verzeichnen. Ein straffer Bass mit höchster Agilität ist in meinen Ohren wesentlich mehr wert als eine ungeformte, dick aufgetragene Basswiedergabe mit Tendenz zum Dröhnen. Metaller und Rapper, die nur den Kick im „fetten“ Bass suchen, werden mit dem 701er wohl nicht froh – aber für diese Zielgruppe ist der Hörer weder vom Design noch vom Preis her attraktiv.

Ein heikles Thema: Die Bühne. Ich bin ja der Meinung, dass man von Kopfhörern generell keine Abbildung der Bühne erwarten kann wie bei Lautsprechern und ich habe auch noch keinen gehört, bei dem dies vernünftig gelungen wäre. Aber selbst hier vermag der AKG was „draus zu machen“: Der Ton löst sich von den Kapseln und vermittelt den Eindruck einer freien Ortbarkeit. Nur, das ist eben so begrenzt, wie ein Kopfhörer eben begrenzt. Aber auch das vermeintliche Loslösen des Tons von der Membran gelingt – und dies findet man bei Kopfhörern – auch dieser Preisklasse – eher selten.

Der AKG K701 stellt schon Ansprüche an die Anlage …

… aber das fällt erst auf den zweiten Blick auf. Zuerst einmal mag man seitens der technischen Daten den Eindruck vermittelt bekommen, dass der Hörer sehr universell betreibbar ist. Mit einer Impedanz von niedrigen 62 Ohm ist er auch an schwachbrüstig ausgelegten Buchsen oder gut dimensionierten Mobilgeräten willkommen und bei einer Empfindlichkeit von 105 dB per Milliwatt bekommt man ihn auch mit suboptimalem Equipment halbwegs ordentlich getrieben. Nur: Klanglich wird das nicht verziehen. Der 701er will am iPod keine Freude machen – der iPod ist dafür einfach zu schlecht (auch wenn unkomprimiertes Material gehört wird). Rauschende Kopfhörerbuchsen an einfachem Gerät nerven schnell – ein schlecht justierter Tonabnehmer am Plattenspieler fällt sofort auf und wenn das Signal vom Tuner nicht ganz optimal ist hört man das deutlich. An halbkaputten Plastikanlagen ist mit diesem Hörer nichts gewonnen.

An einer soliden Anlage aber macht der 701er eine gute Figur und es gibt Potenzial, alles rauszuholen:

Mit einem mit Bedacht modifizierten Röhrenkopfhörerverstärker macht die Sache gleich doppelt Spaß: Die Wärme der Röhrenverstärkung und die ausgewiesene Transparenz des AKG ergänzen sich vortrefflich.

Fazit: In der Preisklasse unerreichter Klang, hohe Transparenz, gutes Auflösungsvermögen und hohe Agilität. Der Kopfhörer will gut befeuert sein. Optisch, haptisch und klanglich ein Genuss.

Kurzreviev der stereoplay.

Interessanter Testbericht zu Monitorkopfhörern online

Zum Podcasten benötigt man, ganz klar, einen guten Kopfhörer für das Monitoring. Das ist auch der Grund, warum ich mich mit der Materie in der letzten Zeit etwas intensiver beschäftige. Zwar hat mein Projektstudio auch zwei Nahfeldmonitore, doch die sind eher „mittelklassig“. Zu Zeit verwende ich als Kopfhörer übrigens den AKG K240 Monitor. Den habe ich seit 2002 im Einsatz, er hat mich nicht enttäuscht und ist zum Monitoring von Sprache nach meinem Hörempfinden ganz gut geeignet² (aber das ist natürlich subjektiv – wenn man mit einem nicht ganz optimalen Kopfhörer acht Jahre lang arbeitet, mag man ihn irgendwann eben).

Wer sich gerne in einen, wie ich finde, gelungenen Test einlesen mag, der findet einen auf den Seiten von Thomann, den ich dem Einsteiger sowie Suchenden sehr nahelegen möchte. Hier werden nämlich nicht nur klassische Monitor-Kopfhörer getestet sondern die unterschiedlichen Typen vorgestellt und ihre Einsatzbereiche diskutiert. Ich sehe schon, ich muss mir mal die DTs von Beyerdynamic zu Gemüte führen…

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² Mir ist da gerade aufgefallen, dass ich damals 240 und 240 Monitor synonym verwendet habe. Achtung: Der 240 Monitor ist, da er gebraucht ab 50 Euro zu haben ist, mein „Gebrauchttipp“ – aber er hat eine Impedanz von 600 Ohm (sic!) und ist damit an der Anlage ohne KH-Vorverstärker kaum zu benutzen. Der will richtig „befeuert“ sein, wenn man damit Spaß haben will!

AKG K 514 – Preisbrecher mit leichten Schwächen

Heute unterziehe ich den Kopfhörer AKG K 514 einem Kurztest, nachdem ich vom Sennheiser HD465 recht enttäuscht war. Einige Bemerkungen stelle ich voran, damit verständlich wird, worum es im Wesentlichen geht:

Der 514er ist ein billiger Kopfhörer, denn er kostet im Schnitt 40 Euro. Damit ist er natürlich teurer als viele „Ohrstöpsel“, aber einen anständigen Kopfhörer für die Stereoanlage unter 100 Euro zu finden, ist recht schwer, wie ich mittlerweile festgestellt habe. Warum dann ein so günstiger Kopfhörer? Ich will einen KH, der robust und günstig ist, in der „Zweitwohnung“ seinen Dienst versieht, mal mitgenommen werden kann, ohne Angst haben zu müssen, dass er einem geklaut wird, einen KH, den man mal an den Fernseher anschließen kann und der nicht so filigran gearbeitet ist, dass man beim Tragen im Bett Gefahr läuft, ihn zu ruinieren – kurz: Gesucht ist ein günstiger Allrounder für alle Tage.

Was muss er können und was nicht? Dass man in der Preisklasse diesseits der 50 Euro keinen linearen und streng analytischen Kopfhörer erwarten darf, mit dem Monitoring eigener Aufnahmen möglich ist, versteht sich von selbst. Bei etlichen günstigen Kopfhörern musste ich beobachten, dass die Klangcharakteristik dem Massengeschmack der für diese Preisklasse in Frage kommenden Kundschaft angepasst ist (das sind m.E. Jugendliche und junge Erwachsene, sie hören gerne – um mal diesen altmodischen Begriff zu bemühen – U-Musik und wünschen viel Höhen und viel Bass). Das ist echt in Ordnung so. Aber der KH darf für meinen Geschmack nicht nur mit klirrenden Höhen und abgrundtiefen Bässen kokettieren – er muss, im Rahmen dessen, was sich für das Geld realisieren lässt, schon ein ausgewogenes und unafdringliches Klangbild haben. Ich verrate schon mal, dass der AKG das recht ordentlich hinbekommt, der HD 465 hatte hier große Schwächen.

Komme ich also zuerst zum Klang: Der AKG hat hier durchaus Stärken, klingt er doch rund und musikalisch. Im Mittenbereich, bei Piano und Sprache macht er eine gute Figur, im Bassbereich ist er erstaunlich verzerrungssstabil (trotz erst etwa 15 Stunden Einspielzeit), er löst aber nur durchschnittlich auf. Hohe Frequenzen gibt er leicht dumpf wieder, wirkt etwas unsauber. Auch die Agilität ist nicht allzu hoch – K 240, HD 595 und selbst der preislich vergleichbare Beyerdynamic DT 235 spielen hier deutlich leichter, luftiger und direkter (die beiden ersten kosten allerdings gerne das Vierfache). Mir gefällt der Gesamteindruck: Man kann mit diesem Kopfhörer gut Hörbücher oder ein Jazzalbum hören, ohne nach einer Stunde genervt zu sein. Im Bassbereich arbeitet der KH erstaunlich verzerrungsstabil, im Hochtonbereich löst er zu wenig auf, klirrt und zischt aber auch nicht. Besonders dem Hochtonbereich und dem etwas mageren Detailreichtum versuche ich mit einer großzügigen Einspielzeit noch beizukommen. Ein Rezensent bei Amazon schreibt, dass man dem KH vier bis fünf Stunden Einspielzeit gönnen soll – ich bin der Meinung, dass man das Einbrennen durchaus auf 50 bis 100 Stunden ausdenhen darf (!), denn bei den zehn Stunden white noise und den fünf Stunden Sweeping über das ganze abbildbare Frequenzspektrum hat sich hier im Wesentlichen noch nichts gebessert.

Zur Verarbeitung: Der KH ist ordentlich verarbeitet, er wirkt ein wenig klobig, es wurde viel mit Kunsstoff gearbeitet, aber nicht ausschließlich. Auch beim K 514 kommt das bei AKG typische Zugband zum Einsatz – es kann, das zeigt die Erfahrung, ausleiern – aber erst nach Jahren war das bei meinen anderen AKGs der Fall (141, 240 und zeitweise K77). Das Zugband ist der Garant, dass der Kopfhörer so gut wie jedem passt. Im Gegensatz zu den teureren Kopfhörern ist beim 514er das Ohrpolster aus Kustleder. Kunstleder kann, im Gegensatz zu Echtleder oder Stoff, im Aufliegebereich zu Schwitzen führen. Ich habe damit kein Problem, wer aber weiß, dass er dazu neigt, der sollte sich das überlegen. Diese Ohrpolster sind zudem nicht wechselbar (sic!), dafür ist Kunstleder bei der Reinigung ein sehr dankbares Material. Die Schalen sind aus Kunststoff, sie sind robust und ordentlich verarbeitet, das ist aber weder optisch noch vom Material her etwas besonderes. Der Bügel hingegen ist aus Metall, sehr robust und mit Kunststoff beschichtet. Die Haptik würde ich insgesamt als wertig bezeichnen und auf den ersten Blick lässt sich auch keine Sollbruchstelle entdecken.

Vom Design her hat der Kopfhörer, trotz der Trendfarbe „mocca“ einen etwas rustikalen Touch.

Das Kabel ist drei Meter lang, nicht steckbar und für meinen Geschmack ein wenig zu steif. Angepresst ist der recht diskrete 3,5mm Klinkenstecker. Es liegt ein ziemlich lumpiger Adapter auf 6,3mm Klinke bei, schraubbar ist da nix und es scheint, als wäre der KH für den Betrieb an iPod, Notebook und Co. konzipiert. Der recht kleine Klinkenstecker ist aber besonders beim mobilen Einsatz ein echter Vorteil. Und das Kabel wird übrigens einseitig zugeführt (das finde ich persönlich angenehm).

Warum ist der K 515 ein Preisbrecher? Weil er für 40 Euro in der 80-Euro-Klasse spielt. Punkt. Weil er sauber verarbeitet ist. Weil er sich angenehm trägt. Und weil er mit einer Impedanz von 32 Ohm eine Menge aus dem Signal holt. Weil ich keine preisliche Alternative kenne. Der Übertragungsbereich von 18 Hz bis 22 KHz ist ordentlich. Ich würde ihn in der Mittelklasse sehen, mit Potenzial. HiFi-Test sieht ihn mit einer Gesamtwertung von 1,4 bereits in der Oberklasse (ich nicht), iPod&more bewertet ihn mit gut, das ist nachvollziehbar und selbst die recht kritische stereoplay kann ihm ein „befriedigend“ abringen und vergibt 42 Gesamtpunkte (zum Vergleich: Der Stax SRS-404 Signature, ein Elektrostat-Referenzhörer weit jenseits der 2000-Euro-Marke erreicht 79 Gesamtpunkte).  Und: Der Klang gefällt mir: Trotz suboptimaler Präzision und geringer Linearität ist der Klang differenziert, warm und musikalisch. Der Kopfhörer stresst nicht. Für 40 Euro. Das ist eine Leistung.

Wer sollte den Kopfhörer nicht kaufen? Mir scheint er für Audioproduktion nicht ausreichnd. Es ist ein Consumerprodukt, ein „Schönklinger“. Ich denke, dass sich zum Beispiel Grundrauschen nur unzureichend beurteilen lässt, ebenso zu stark vorgewählte Hochtöne. Monitoring ist nicht die Stärke des Hörers. Wer den Kopfhörer ausschließlich an einer 6,3mm Klinkenbuchse betreibt, mag den Stecker und den lediglich aufsetzbaren, nicht schraubbaren Adapter als Manko empfinden. Wer am Kopf zum Schwitzen neigt, suche sich einen Kopfhörer mit wechselbaren Ohrpolstern, die nicht aus Kunstleder gefertigt sind.

Nettes Feature: Links und Rechts können durch Braillezeichen auseinandergehalten werden.