blog.fohrn.com

Goodbye Twitter, hello Mastodon?

Nachdem der Kurznachrichtendienst Twitter nach langem Hin- und Her durch den US-amerikanischen Multimilliardär Elon Musk übernommen wurde, führte dies recht unmittelbar unter der Nutzerschaft zu erheblicher Unruhe. Etliche Nutzer des Dienstes artikulierten relativ offen ihr Unbehagen über diese Entwicklung, fiel der Unternehmer Musk in der Vergangenheit nicht gerade durch diplomatisches Auftreten auf. Außerdem wird ihm eine deutliche Nähe zur amerikanischen Rechten nachgesagt, was in letzter Konsequenz zu Problemen mit Hetze und Fake News auf dem Portal führen kann. In den letzten fünf Jahren entwickelte sich Twitter zu einem Dienst, der nur funktionieren kann, wenn er moderiert und Hass, Hetze, Verschwörungsideologien und Rechtsradikalismus Einhalt geboten wird. Die Nutzer Twitters vertrauen Musk nicht, diesen Herausforderungen gewachsen zu sein, ganz im Gegenteil: Man befürchtet (und erste Indizien deuten darauf hin, dass diese Befürchtungen zu Recht bestehen), dass die reichlich eigene Interpretation der „free speech“ Musks aus Twitter einen Tummelplatz von Trumpisten, Rechtsradikalen und Verschwörungstheoretikern sowie Fake News macht. Twitter steht bereits heute politisch gelenkten Botnetzen und international vernetzten Rechtsextremisten relativ schutzlos gegenüber. Nur eine aktive Userbasis, die Verstöße gegen die Regeln des Kurznachrichtendienstes meldet, konnte bisher verhindern, dass der Dienst unbenutzbar wurde. „Kritikerinnen und Kritiker befürchten“, so heißt es bei der Zeit, „dass Musks unternehmerischer Ansatz Hassrede und Hetze auf Twitter fördern könnten. Für Kritik sorgte zudem Musks Ankündigung, verifizierte Accounts künftig kostenpflichtig zu gestalten. „Es liegt nahe, dass Musk aus genau jenem Grunde Twitter kaufte. Der US-amerikanischen Rechten, unter die sich Musk zweifelsfrei zählen lassen muss, liegt der lebenslange Twitterbann ihrer Galionsfigur Donald Trump noch heute schwer im Magen. Anders ist kaum zu erklären, dass Musk Twitter kaufte, denn mit Twitter wird aller Voraussicht nach auch zukünftig nicht das große Geld zu verdienen sein.

Twitter hat seit jeher ein großes Problem: Weder dem Dienst selber noch seinen Nutzern ist es je gelungen, ausreichend Geld zu verdienen. Natürlich werden über Twitter Werbeanzeigen geschaltet und man kann mittlerweile versuchen, seine Tweets zu monetarisieren. Doch das sind recht randständige Phänomene. Im Gegensatz zum Quasi-Monopolisten Google mit seinem mobilen Betriebssystem Android, der omnipräsenten Suche, seinen vielen kollaborativen Tools und nicht zuletzt dem Videodienst YouTube, die alle konsequent auf die Distribution möglichst zielgruppenspezifischer Werbung ausgerichtet sind, konnte Twitter hier weder den Werbetreibenden noch den „Content Creators“ ein adäquates Angebot unterbreiten. So gut Twitter designed ist, so beliebt der Dienst auch sein mag und so einfach er zu bedienen ist, Twitters „Geburtsfehler“ war und ist bis heute, dass der schieren Notwendigkeit, auf der Plattform Erlöse zu erzielen, kaum nachzukommen ist. Insofern verwundert die enorme Summe von 44 Milliarden US-Dollar, die Musk für Twitter ausgegeben hat. Rein wirtschaftlich betrachtet kann das keine sinnstiftende Akquisition gewesen sein.

Warum aber beunruhigt der Besitzerwechsel bei Twitter so viele Nutzer? Um es vorsichtig zu formulieren: Elon Musk hat im Internet nur wenige Freunde. Der gegenwärtig reichste Mann der Welt wirkt nicht nur hölzern und unsympathisch, sein öffentliches Auftreten ähnelt frappierend dem einer anderen Person, die unter auch nur halbwegs gebildeten Zeitgenossen in aller Regel nur eine Reaktion hervorzurufen vermag: Ablehnung und Verachtung. Gemeint ist Donald Trump. Musk und Trump ist gemein, dass sie weder besonders höflich, verständig oder vernünftig sind. Sie kokettieren vielmehr mit einer infantilen Arroganz. Dadurch geben sie sich den Nimbus des Unberechenbaren. Musk geriert sich, das ist sein Glück, doch deutlich weniger idiotisch als Trump, dennoch: Unter normal denkenden Menschen genießt die moralisch sehr zweifelhafte Figur Musk kein Vertrauen. Auch, dass Musk Twitter nun faktisch im Alleingang führt, beunruhigt viele Nutzer.

Die Sache mit dem blauen Haken

Musk ist erst wenige Tage der „Chief Twit“, da begeht er (neben anderen eher zweifelhaften Entscheidungen) schon den ersten Kardinalfehler: Der berühmte „blaue Haken“, die Verifizierung, die wie eine begehrte Auszeichnung eines Twitterers wirkt, weil sie eben nicht käuflich (und obendrein selten) ist – quasi der Ritterschlag des Kurznachrichtendienstes für einen wichtigen Nutzer, der indirekt weit mehr ausdrückt, als dass sich der Nutzer dem Kurznachrichtendienst gegenüber authentifizieren musste und nach dessen Regel eine Art Person des öffentlichen Interesses ist, soll zukünftig nicht mehr nach einem strengen Regelwerk und entsprechend aufwendiger Prüfung harter Kriterien vergeben werden, sondern für eine Handvoll Dollars an Krethi und Plethi verkauft werden. Damit hat Musk im Handstreich die wertvollste Auszeichnung, den begehrtesten Status im Netzwerk, zu einem beliebigen Feature unter vielen, das sich jedermann, der eine Kreditkarte besitzt, im Abo klicken kann, entwertet. Selbst wenn er damit einen mutmaßlich mittelgroßen Geldbetrag akquirieren kann: Der Zauber der Verifizierung und ein zentrales Instrument zur Qualitätssicherung, mehr noch: Ein elementares Vertrauenselement des Dienstes ist damit unwiederbringlich zerstört. Ich bin überzeugt, dass diese Maßnahme Twitter nachhaltig schwächt und der Plattform nicht zum Vorteil gereicht. Und auch wenn die Causa „blauer Haken“ nur ein kleiner Mosaikstein des Bildes ist, das Musk mit seiner Übernahme von Twitter nun zeichnet – so scheint mir die Sache für Typen wie Musk quasi symptomatisch: Musk als schon fast prototypischer Repräsentant einer wenig rücksichtsvollen, dafür aber in vielerlei Hinsicht reichlich neurotischen – um nicht zu sagen: pathologischen – Geldelite kann nicht einsehen, dass Ansehen, Reputation, Authentizität, Geschmack, gesellschaftliche, kulturelle, künstlerische, intellektuelle Bedeutung, Größe, nur in den seltensten Fällen käuflich ist. Und er begeht den Fehler, den viele Menschen seines Schlages begingen, begehen und zwangsläufig in Zukunft begehen werden: Ihren eigenen Interessen zuwiderhandelnd, versuchen sie, Instrumentarien zu etablieren, die sichern sollen, dass Geldbesitz und Macht gleichbedeutend mit Ansehen und Achtung sind. Es ist ihre Bürde, dass sie nicht erkennen können, dass diese „Instrumente“ sich als denkbar ungeeignet erweisen, der eigenen Bedeutungslosigkeit, der eigenen Endlichkeit etwas Substanzielles entgegenzusetzen.

Zurück zu Twitter: Der blaue Haken hat seinen Nimbus verloren. War er noch bis vor wenigen Tagen der Garant für die Authentizität und Ausweis der Bedeutung eines Accounts, ist er heute bereits ein Symbol alberner Blasiertheit – und das, obwohl ihn gegenwärtig ja noch niemand kaufen kann.

Twitter in der Vertrauenskrise?

Das könnte man durchaus so sagen. Selbst gemäßigte Konservative fühlen sich mit dem Twitter-Musk-Deal nicht besonders wohl – und artikulieren dieses Unwohlsein auch deutlich. Gerade durch die eingangs erwähnten Botnetze kam dem Kurznachrichtendienst in der Vergangenheit schon mehrfach eine unrühmliche Rolle zu.

Die gerade in Nordamerika verbreitete und von Musk indirekt propagierte (Miss-)Interpretation, dass (eben nicht) Meinungsfreiheit, „free speech“ eben einfach das Recht sei, ungeachtet des Inhaltes ausnahmslos alles sagen zu dürfen, macht die Sache reichlich schwierig. Jeder weiß, dass so eine Interpretation der Meinungsfreiheit eine Plattform binnen kürzester Zeit zur Echokammer rechtsnationaler bis offen rechtsradikaler Meinungen verkommen lässt. Von diesen Interessengruppen ist dieser Effekt natürlich ausdrücklich intendiert – und man unterstellt Musk, dass der Erwerb der Mehrheitsverhältnisse bei Twitter genau auf diese Strategie einzahlt.

Dabei darf man die Wirkmächtigkeit Twitters (besonders) in Deutschland nicht über-, aber auch nicht unterschätzen. In absoluten Zahlen ist Twitter ein eher randständiges Phänomen. „Laut ARD-ZDF-Onlinestudie nutzten 10 % der Deutschen im Jahr 2020 Twitter mindestens selten, 5 % mindestens einmal pro Woche und 2 % täglich. Dabei entfiel der höchste in Nutzeranteil jeweils auf die Altersgruppe 14 bis 29“ (Quelle) Aber unter den aktiven Nutzern außerhalb dieser Altersgruppe gibt es viele Journalisten, Politiker, Forschende sowie führende Köpfe der ITK-Branche. Somit ist Twitter in absoluten Zahlen mitnichten ein meinungsprägendes Massenmedium, über Bande werden dort allerdings überdurchschnittlich viele opinion leader erreicht.

Und so stellt sich vielen Nutzer mehr oder weniger automatisch die Frage, ob die vielen Vorteile und Netzwerke Twitters im Falle einer Vergiftung des Diskurses auf Twitter nicht auf ein anderes, frei und unabhängiges Medium „herübergerettet“ werden kann. Hier kommt die Alternative Mastodon ins Spiel.

Wie kam ich überhaupt zu Mastodon?

Meinen Mastodon-Account klickte ich mir im August 2018, kurz nachdem im Umfeld des Chaos Computer Clubs der chaos.social-Server für die „Chaos Community“ geschaffen wurde. Ich wollte mir das neue, dezentrale Netz einfach mal ansehen – die ersten Tage waren auch sehr spannend, doch mit der Zeit kam man sich mitunter vor, wie ein einsamer Rufer in der Wüste. Und so ruhte nicht nur mein Account, bis die Schreckensmeldung, Musk habe nun doch Twitter gekauft, die Runde machte. Das war nicht mein erster Berührpunkt mit dezentralen Microblogging-Alternativen. Schon zu Beginn der 10er-Jahre habe ich mir Diaspora angesehen, wich jedoch vor dem Aufwand, einen eigenen Diaspora-Server aufzusetzen und zu unterhalten, zurück. Das wäre in diesem frühen Stadium aber nötig gewesen. Nichtsdestotrotz blieb die Idee, dass es aus vielerlei Gründen wünschenswert wäre, ein (lets call it) soziales Netzwerk zu haben, dass sich zwar zentral vernetzt bedienen lässt, Daten und Content aber dezentral hält. Persönliche Gründe für so ein Modell: Ich kann mir einen Server wählen, dem ich vertraue oder, sollte ich dieses Vertrauen nicht vorschießen können oder wollen, auch selbst einen Server aufsetzen. Ich habe und behalte also durchaus die Kontrolle über meine Daten – und damit auch die Sicherheit, meine Daten jederzeit löschen zu können, wenn ich das möchte. Die dezentrale Datenhaltung verhindert auch, dass in großem Stil Metadaten erhoben, ausgewertet, aggregiert, verkauft… werden. Gerade Facebook bzw. Meta sind in dieser Hinsicht in der Vergangenheit unzählige Male äußerst unangenehm aufgefallen (und darin ist auch der Grund zu suchen, warum ich bis heute weder Facebook noch WhatsApp nutze). Mit dem Fediverse und hier speziell mit Mastodon findet man diese Ansprüche umgesetzt und das hinreichend gut.

Ist Mastodon eine echte Twitter-Alternative?

Mastodon (Screenshot)

Irgendwie fühlt sich Mastodon so ein wenig an wie Twitter vor zehn, zwölf Jahren. Besonders etwas nerdigere Zeitgenossen, viele mit technischem Hintergrund, nutzen das Fediverse, das führt zu einem mehrheitlich entspannten und zugewandten Umgangston und einer hohen Dichte interessanter, relevanter Inhalte. Weiterhin sehr angenehm: Die vielen russischen Bots, die schon lange vor dem Ukraine-Krieg ein echtes Problem darstellten, sind (noch) nicht auf Mastodon, gleiches gilt für die ganzen Rechtsradikalen, AfD-Spinner, Covidioten, Klimawandelleugner, Altrights, Neocons, rechtslibertären Idioten und so manche Landplage mehr. Natürlich wird es nicht lange dauern, bis auch solche Zeitgenossen einrücken – aber zumindest jetzt genieße ich deren Absenz in vollen Zügen.

Mastodon ähnelt Twitter in wesentlichen Punkten deutlich. Auch hier kann man interessanten Nutzern folgen, auch hier werden „Tröts“ in einer revers-chronologischen Zeitleiste angezeigt, es gibt die Möglichkeit, zu „retröten“ und Beiträge zu favorisieren, auch Direktnachrichten können zwischen Nutzern ausgetauscht werden und es gibt wie gewohnt Hashtags und auch Trends. Wer mit dem Umgang bei Twitter vertraut ist, wird sich in Mastodon schnell und umfänglich zurechtfinden.

Technisch ist Mastodon (in seiner Einfachheit) sehr gefällig: Ein nüchternes, zurückgenommenes Web-Layout, eine zweckmäßige App und auch eine durchweg angenehme Reaktionszeit machen die Nutzererfahrung angenehm. Ferner hat Mastodon in den letzten Tagen durch seine technische Performance beeindruckt: Neue Nutzer, aufgeschreckt durch den Umstand, dass Musk Twitter kaufte, strömten zuhauf auf die Server. Die hakelten und husteten hie und da – hielten dem Ansturm aber stand.

Mastodon und Twitter parallel nutzen – das geht

Angenehm ist auch, dass es inzwischen einige Crossposting-Dienste gibt, die es erlauben, parallel auf Mastodon und Twitter zu posten. Und ja, es gibt Zeitgenossen, denen das nicht recht gefallen mag, besonders, wenn eine Vielzahl von Retweets in Mastodon „hineingeschwemmt“ werden (und das ist auch verständlich, schließlich kann man in Mastodon nicht mit dem Nutzer, dessen Tweet retweeted wurde, interagieren). Nichtsdestotrotz macht gerade die Möglichkeit des Crosspostens die Sache interessant für mich, denn – das gebe ich unumwunden zu – ich plane derzeit noch nicht, mich von Twitter zu verabschieden.

Denn auch bei mir hat Twitter etwas geschafft, was gemeinhin gerne als lock in bezeichnet wird: In zwölf Jahren meiner Präsenz dort bildete sich mit der Zeit ein wertvolles Netzwerk, aus etlichen Kontakten wurden gute Bekanntschaften und persönliche Freundschaften. Den bequemen Kontakt zu diesen Menschen aufzugeben, fällt selbst dann schwer, wenn sich der Kontakt selbst ohne Twitter problemlos aufrechterhalten ließe. Twitter ist aber noch mehr: Für mich wurde der Kurznachrichtendienst mit den Jahren zum zentralen Newsaggregator. Ja, ich lese zwei Tages- und eine Wochenzeitung. Ja, ich höre viel Radio und sehe gelegentlich auch fern. Aber die Schnelligkeit, mit der man sich einerseits allgemein, andererseits zu speziellen Themen informieren kann, ist bei Twitter unerreicht. Und dann erlebe ich dort, dass ersteres mit letzterem auf angenehme und sinnstiftende Weise verknüpft ist.

All dies ließe sich freilich auch über Mastodon erreichen, möglicherweise sogar wesentlich besser, weil es hier keine störende Priorisierung bestimmter Inhalte über einen intransparenten Algorithmus gibt. Außerdem sind die Serverbetreiber nicht unbedingt gezwungen, mit ihrer Dienstleistung Geld zu verdienen und können gegebenenfalls ihre Auslagen durch Kleinspenden der Nutzer refinanzieren – somit ist auch das Interesse an einer Priorisierung bestimmter Inhalte durch Algorithmen gering – und Mastodon werbefrei, was das Nutzererlebnis zusätzlich verbessert.

Und da liegt nun also der Hase im Pfeffer: Der Erfolg oder Misserfolg Mastodons hängt davon ab, ob die relevanten Nutzerinnen und Nutzer Twitters ihre Inhalte auch oder sogar exklusiv in Mastodon teilen. Der Crossposter, ein Skript, das Tweets auch in Mastodon und Tröts auch in Twitter publiziert, erleichtert dies ungemein, entbindet den User aber nicht, sich auf der jeweiligen Plattform auch um sein Netzwerk zu kümmern und in Dialog zu bleiben. Und das sieht mittlerweile relativ gut aus: Viele aktive Twitterer sind bereits bei Mastodon präsent und teilen ihre Inhalte – darunter auch User mit hohem Bekanntheitsgrad, guter Reputation und hoher Reichweite. Das reicht sogar schon so weit, dass „alteingesessene“, aber wenig „wechselwillige“ Twitter-Nutzer ihre Sorge äußerten, nun bald auf Twitter alleine zu sein. Ganz ehrlich: Ich gehe nicht von einem Massenexodus bei Twitter aus, zumindest nicht in der nächsten Zeit. Das könnte sich ändern, wenn entweder der Umgangston kippen sollte oder der Dienst nur mit kostenpflichtigen Abonnements sinnvoll nutzbar bleibt. Dann stünde in der Tat zu erwarten, dass sich eine größere Nutzerzahl umorientiert und Alternativen prüft. Die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, ob sich Mastodon über eine etwas diffuse, mit der Nerdkultur verbundene technikaffine Community hinaus bei den Menschen behaupten können wird. Gelingt dies in wesentlichen Grundzügen, könnte Mastodon tatsächlich als kleine, feine Twitteralternative wachsen. Gelingt dies in der Breite nicht, werden hier dennoch datenschutzsensible, für digitale Bürgerrechte eintretende, technik- und netzaffine Menschen, Nerds und Kulturschaffende ein interessantes Universum haben – und das ist ja auch nicht verkehrt.

Zu verkaufen: Bastelprojekt Thorens TD 318

Werbung in eigener Sache: Beim Keller-Ausmisten ist mir wieder ein Bastelprojekt in die Hände gefallen, für das ich gegenwärtig weder Zeit noch Nerven habe: Es handelt sich um einen Thorens-Plattenspieler, den TD 318 in der Ur-Version mit dem TP 21-Arm und Ortofon OM-10-System. Und da ich weiß, dass hier zumindest ab und an dann doch einige HiFi-Interessierte mitlesen – bitteschön:

Thorens TD 318

Ein paar Worte zum Dreher: In den 80ern war der wohl recht gerne genommen, die Blattfedern sind im Vergleich zu den Kegelfedern einfach zu justieren. Der Tonarm ist tauschbar, das war eines der großen Vorzüge dieser Thorense, den TP 21 finde ich okay, aber ein Tausch bietet sicher ein Improvement. An und für sich hat der TP 21, gerade mit dem OMB 10, durchaus etliche Freunde, ich persönlich mag diese Fadengewichte für das Antiskating nicht besonders, das lässt sich technisch mit einem Federantiskating wesentlich eleganter lösen!

Das Bedienkonzept des 318 ist durchaus minimalistisch; was mir an dem Gerät persönlich recht gut gefällt, ist die elektronische Drehzahlsteuerung. Alte Thorense quetschten da mit ihrer mechanischen Umschaltung gerne den Riemen entlang des Pulleys. Und dann ist da der mit 2,7 kg durchaus schwere und gewogene Teller. Den habe ich vor einem Jahr mal solide aufpoliert, aber wer sich da verkünsteln mag, kann den gerne impressive super-shiny hochpolieren. Klanglich ist der Thorens sehr ordentlich, sogar so, wie er dasteht.

Allerdings müssen halt echt noch ein paar Sachen an dem Teil gerichtet werden: Der Arm schwingt meiner Meinung nicht ganz frei, der gehört sich zerlegt und die Lager sauber geölt. Das ist eine durchaus diffizile Angelegenheit. Zudem will die Endabschaltung nicht so, wie ich das will. Im Wesentlichen gehört sich da nur die Sichel am Tonarm ordentlich justiert – aber auch dafür braucht man eine gewisse Muße*. Und dann funktioniert der Tonarmlift nicht, es ist eben ein Thorens. Den kann man verdehen oder mit einer kleinen Schraube nach unten justieren, so dass er nicht im Weg ist, aber das ist ja nicht im Sinne des Erfinders. Optisch ist das Ding echt noch in Ordnung, die Haube gehörte sich aber auch mal aufpoliert.

Wer also Lust auf ein Bastelprojekt in der dunklen Jahreszeit hat, findet mit dem Dreher eine solide Basis zum Aufbau. Ich bin aber auch nicht traurig, wenn das Teil zur Zwecke der Ersatzteilgewinnung geschlachtet wird.

Ich kann den Plattenspieler versenden. Der Subteller wird fixiert und mit Pappe unterlegt, ebenso das Subchassis. Der Teller, die Matte, Riemen, Gegengewicht, Fadengewicht fürs Antiskating, Netzteil, Haube und Haubenscharniere, alles separat verpackt. Sind auch alles Originalteile, sogar der Riemen. Für eine mehrfach gepolsterte, sichere Versandverpackung trage ich Sorge!

Lust bekommen auf ein Stück Mid-80s-HiFi-Geschichte? Einen Dreher mit Potenzial? Der klanglich echt in Ordnung geht? Hier entlang zur elektronischen Bucht, der Startpreis beträgt einen müden Euro ;))

Update: Und – zack – isser auch schon wech!

——————————–

*wobei, dafür will ich nicht garantieren, vielleicht ist auch der Sensor im Eimer. Sollte das so sein, ist das kein großes Thema, das Ersatzboard mit Sichel und Mutter gibts als Ersatzteil um 25 Euro.

Nürnberg: Kultureller Kahlschlag?

Die diesem Post vorangestelle Frage lautet: Droht Nürnberg der kulturelle Kahlschlag? Diese Frage kann ich als Außenstehender natürlich nicht vollständig beantworten, ich will eher versuchen, mich auf eine (zwangsläufig lückenhafte) Spurensuche zu begeben.

Die Nürnberger Kunsthalle, aufgenommen im Juli 2022

Erst vor zwei Tagen ging es durch die Presse: Nürnberg hat die höchste Pro-Kopf -Verschuldung aller bayerischen Städte. Mit 1,6 Milliarden Euro, das sind pro Kopf etwa 3000,- Euro, steht die Kommune in der Kreide. Ohne jeden Zweifel eine Herausforderung für den Kämmerer, der einen Sparhaushalt entwerfen muss, der nicht nur die Stadtspitze und Stadtrat zufriedenstellt, sondern auch von der mittelfränkischen Regierung in Ansbach genehmigungsfähig ist. Keine leichte Aufgabe.

Stadtkämmerer Riedel, er steht kurz vor der Pensionierung, muss sich dieser schweren Aufgabe stellen. Wegen ebenjenem baldigen Ausscheiden aus dem Dienst an der Stadt Nürnberg kann er aber auch, ohne fürchten zu müssen, den eigenen Ruf zu beschädigen, unpopuläre Entscheidungen treffen (bzw. Vorschläge unterbreiten) und so ein unpopulärer Vorschlag (beziehungsweise ein ganzes Vorschlagsbündel) erreichte in der vergangenen Woche die Nürnberger Öffentlichkeit: Einsparungen sollen durch Schließung der Kunsthalle und der Kunstvilla erzielt werden, die Blaue Nacht, das Bardentreffen und das Klassik-Open-Air im Luitpolthain sollen zukünftig nur noch alle zwei Jahre (anstatt wie bisher jährlich) stattfinden, man diskutiert auch darüber, das nicht minder beliebte „Silvestival“ ganz einzustellen. Wie viel Geld sich durch diese Maßnahmen tatsächlich einsparen lässt, scheint strittig zu sein. Berichteten die Nürnberger Nachrichten vor einer Woche noch von einem Betrag von 15 Millionen Euro, sollen laut aktuellen Informationen der Süddeutschen Zeitung bis 2026 6,5 Millionen eingespart werden.

Werfen wir einen Blick zurück: Als die CSU und Ludwig Scholz 1996 überraschend die Stadtratswahlen gewannen, brauchte es nicht lange, bis Scholz insbesondere im soziokulturellen Bereich massive Einsparungen durchsetzte und damit vielen Künstlerinnen und Künstlern den Boden unter den Füßen wegriss. Nicht nur das KOMM, sondern auch zahllose kleine, seit teilweise zwei Jahrzehnten erfolgreiche Initiativen wurden dadurch zerstört oder nachhaltig geschwächt. Nürnberg hat unter der CSU und besonders unter Ludwig Scholz stark gelitten, die Schneisen der Zerstörung, die seine verheerende Kulturpolitik, die als gescheitert betrachtet werden darf, in die Kultur- und Kreativszene der Stadt geschlagen hat, sind bis heute nicht geheilt, nicht repariert. Wirklich in relevanten Größenordnungen Geld konnte so natürlich nicht eingespart werden – die „Einsparungen“ waren weiland selbstredend alle politisch motiviert. Und sie blieben natürlich nicht ohne Folgen. Viele Künstler verließen die Stadt, wer sich heute in Nürnberg künstlerisch betätigt, leidet nicht nur unter einer deutlich ausgedünnten Infrastruktur, sondern auch darunter, dass sich hier die Kunstszene in ihrer Gesamtheit eher übersichtlich ausnimmt. Und so ist es natürlich kein Wunder, dass Nürnberg mit seiner Bewerbung zur „Kulturhauptstadt Europas 2025“ krachend gescheitert ist. Die Grundlage dieses Scheiterns wurde nach meinem Verständnis in den späten Neunzigern von der CSU und der rigorosen Un-Kulturpolitik Scholz „geschaffen“, denn wer eine freie Kulturszene mit seiner rechtskonservativen Ideologie unter dem Deckmäntelchen vermeintlich nötiger Einsparungen kaputtschlägt oder durch ausbleibende Zuschüsse an den Rand der Handlungsfähigkeit drängt, braucht sich nicht wundern, dass sich die Stadt zwanzig Jahre später (sozio-)kulturell nicht regenerieren konnte und schlicht keine organisch gewachsenen Kulturprojekte zu bieten hat, die den Titel einer Kulturhauptstadt zu rechtfertigen in der Lage wären. Nürnberg hat sich leider bis heute – nicht nur in Belangen der Kultur – von Scholz nicht vollständig erholen können.

Man möchte ja meinen, dass man in der zweitgrößten Stadt Bayerns aus den Fehlern der jüngsten Vergangenheit gelernt habe. Das ist, wie der neue Kultur-Kahlschlag-Katalog zeigt, mitnichten der Fall. Die Sache hat aber eine neue Qualität: Während der Scholz-Kahlschlag weiland in den etablierten Medien der Stadt nur einen lauen Widerhall fand, ist heute das Heulen und Zähneklappern groß und laut – schlicht, weil es arrivierte Institutionen und Projekte trifft.

Auf zweierlei möchte ich eingehen: Zuerst ist da mal die avisierte Schließung der Kunsthalle und der Kunstvilla zu diskutieren. Beide Häuser haben nicht nur ihre in ihrer Konzeption liegende Existenzberechtigung – nein, sie sind für Nürnbergs Museumslandschaft absolut unverzichtbar. Ja, wir haben mit dem Neuen Museum ein hervorragendes Haus, in dem kontemporäre Arbeiten internationaler Künstler gezeigt werden. Als Museum mit reinen Wechselausstellungen von Künstlern internationalen Formats mit dem „heimlichen“ Schwerpunkt der Moderne der 1960er und 1970er Jahre ist die Kunsthalle aber ein ungemein spannendes Museum, dass die Ausstellungen nicht nur äußerst aufwändig und stimmig präsentiert, sondern sie mit allgemeinverständlichen Informationen anreichert und hervorragende Begleitmaterialien anbietet. Und in dieser Form ist sie wohl im süddeutschen Raum einzigartig.

Kunstvilla

Die Nürnberger Kunstvilla, Juli 2022

Von allerdings noch entscheidenderer Bedeutung für die Stadt ist die Kunstvilla, hat man sich dort doch zur Aufgabe gemacht, in der Region entstandene Kunst zu erforschen, zu sammeln und auszustellen. Die Ausstellungen der Kunstvilla waren nach meinem Erleben immer didaktisch hervorragend aufbereitet, zudem bietet die bezaubernde alte Kaufmannsvilla dafür einen hervorragenden Rahmen. Beide Häuser wegzusparen ist schlicht nicht vorstellbar und, mit Verlaub, ein Frevel!

Zum Zweiten: Die Veranstaltungen Bardentreffen und auch, auch wenn nicht explizit erwähnt, Stars im Luitpolthain, sind ebenfalls unverzichtbar, weil sie nicht nur ein niederschwelliges und kostenloses Kulturangebot für die breite Bevölkerung darstellen. Viel mehr noch ist gerade das Bardentreffen ein echtes Mitmachfestival, das durch die vielen nicht geplanten, spontanen Auftritte zahlreicher Musiker seinen ganz eigenen Charme entwickelt. Denn neben dem Festivalprogramm, das streckenweise recht hochkarätig besetzt war, kann sich dort jeder Musiker ohne Anmeldung, Vorleistung… vor Publikum ausprobieren. Und auch wenn die Line-Ups der letzten beiden Stars im Luitpolthain-Veranstaltungen durchaus gewisse Redundanzen mit sich brachten: So ein Festival mit seiner beflügelnden Atmosphäre könnte so nicht nur im vergleichsweise kleinen Nürnberg sondern auch in New York oder London stattfinden. Festivals oder Veranstaltungen von dieser Güte, Strahlkraft und im Falle des Bardentreffens auch Tradition zukünftig auszudünnen, wäre ein schwerer Fehler, ein Rückschritt, eine kaum wieder auswetzbare Scharte. Was diese Veranstaltungen letztlich so besonders, so zugänglich und so niederschwellig macht, ist der freie Eintritt. Jeder, der interessiert ist, darf kommen.

Wir haben in den vergangenen Tagen viele (teilweise sehr gute) Argumente für eine Beibehaltung der kulturellen Angebote gehört. Diese reichen von „wir haben schon auf den Neubau des Konzertsaals verzichten müssen“ bis hin zu einer „Kulturdividende“, weil gerade die Veranstaltungen natürlich auch ein zahlungskräftiges Kulturpublikum in die Stadt ziehen. Eines geht aber in der ganzen Debatte leider unter: Wir werden uns in Zukunft einige Großprojekte leisten, deren Notwendigkeit schlicht nicht gegeben ist. Zu nennen wäre hier die völlig überflüssige, undichte und aus Gründen des Tierschutzes äußerst fragwürdige Delfinlagune, die nun eine neue Überdachung braucht, für sich genommen aber als unsanierbar gilt. Und dann der völlig aus der Zeit gefallene kreuzungsfreie Ausbau des Frankenschnellwegs. Würde man auf dieses Unsinnsprojekt verzichten, etliche Finanzprobleme der Zukunft wären bereits heute gelöst.

Unsinnig erscheinen die geplanten Streichungen im Kulturbereich gerade vor dem Hintergrund, dass Häuser und Veranstaltungen ja über Personal verfügen, das man nicht einfach so entlassen kann, das weiterbeschäftigt werden will und muss. Nun treffen die Einsparungspläne freilich nicht die Kultur allein, stattliche 500 Stellen sollen bei der Stadt Nürnberg „sozialverträglich“ gestrichen werden – aber hier offenbart sich doch, dass die Planungen des Kämmerers an dieser Stelle reichlich kurz greifen.

Die Konsequenzen der Streichungen sollte man genau bedenken: Die Dürer-Stadt verlöre deutlich an kulturellem Profil und würde auch touristische Attraktivität einbüßen. Was mit der nach Schließung dann leerstehenden Kunsthalle geschehen soll, ist ebenfalls offen. Der Leerstand einer solch speziellen Immobilie ist kaum dazu geeignet, dauerhaft wirklich Geld zu sparen, eine Umwidmung ist nur schwer vorstellbar und angesichts der Tatsache, dass das Haus erst für anderthalb Jahre geschlossen wurde, um teuer und aufwändig umgebaut zu werden, auch kaum vermittelbar. Hat man beide Museen einmal verloren, so steigt der Aufwand, sie irgendwann einmal so an selbem oder anderem Ort wiederzueröffnen – Fachleute gaben in den NN zu bedenken, dass eine Wiedereröffnung dann (selbst bei vielleicht hinreichend guter Kassenlage) nahezu unvorstellbar sei.

Die Schuldenlast der Stadt Nürnberg ist erdrückend. Und eine Kommune hat viele finanzielle Verpflichtungen, während Kunst und Kultur freiwillige Leistungen sind. So liegt es freilich nahe, hier den Rotstift zuerst anzusetzen. Die Konsequenzen sollten aber nicht aus den Augen verloren werden. Eine Stadt mit wenig geförderter Kunst und mit zwei bedeutenden Museen weniger wird natürlich unattraktiver – und fehlende Attraktivität macht sich „über Bande gespielt“ in vielen anderen Feldern wieder negativ bemerkbar. Es bleibt zu hoffen, dass die Entscheider in Nürnberg aus der mit Anlauf versemmelten Kulturhauptstadt-Bewerbung lernen und die Dummheiten von Scholz nicht wiederholen. Derzeit sieht es leider nicht danach aus. Der Schaden wäre gravierend.

Wochenrückblick KW 41/42 2022

Wochenrückblick. Auch wenn er immer noch zu unregelmäßig kommt, kommt er allemal regelmäßiger als früher. Urlaub war halt einfach geiler als bloggen, ich bitte um Verständnis.

  • Sebastian Kurz gründet irgendwas. Ist mir auch bums. Seit der „Augustus Intelligence“-CDU-Kindergarten-Amthor-Nummer ist eh jedem klar, dass das eigentlich nur eine Geldverbrennungsmaschine für gescheiterte Jungkonserven ist. Diese ganze Startup-Szene war immer irgendwie reichlich trashig, rausgekommen ist da über all die Jahre nie was substanzielles. Mich nimmt dennoch Wunder, dass es Leute gibt, die Kurz Geld zur Verfügung stellen. Diesem Gelaffen würde ich keine zehn Schilling anvertrauen.
  • DVB-I. Nun gut, warten wir es ab. So sehr ich allen terrestrischen Übertragungswegen offenstehe – im Sinne einer vernünftigen Grundversorgung – so skeptisch betrachte ich diesen Anlauf. Bis der neue Standard ausgerollt ist, gibt es wohl echte und günstige Datenflats per Mobilfunk und dann macht man das alles über IP auf Basis der vorhandenen Hardware.
  • Ways to destroy a sunflower.
  • Fefe erklärts mal wieder so, dass selbst ich das verstehe. Hier der Background bei heise.
  • Weil gerade das Vehicle2Grid-Ding (Paywall) kurz vor dem Roll-Out steht und wir nun endlich einen wichtigen Schritt hin zu einem intelligenten Energiesystem weiter sind, fällt mir folgende Geschichte ein: Ich hatte mal im Nürnberger Gewerkschaftshaus ein Büro neben dem Büro eines Kollegen, der seinerzeit für ein Projekt an der TH gearbeitet hat und bis heute im Forschungsbereich für Power Electronics unterwegs ist. Der hat 2004 bereits dieses Vehicle2Grid, dass da jetzt gerade losgeht, komplett (also auch in entscheidenden Details) vorgedacht. Wir haben uns immer in aufrichtigem und angelegentlichen Interesse über unsere Projekte ausgetauscht. Als er mir die Idee mit den in Autos über das Land verteilten Batteriespeichern zur Pufferung von (ggf. auch lokalen) Peaks bei der Erzeugung erneuerbarer Energien präsentierte, flüsterte ich, um ihn ein wenig zu provozieren, zu: „Ich ´abe gar kein Auto!“. „Kein Problem“, meinte er, und zog den Entwurf einer neuartigen Gefriertruhe aus der Schublade (eine Arbeit seiner Studenten), die sich auf den ersten Blick von einer normalen Gefriertruhe nur in einem winzigen Punkt unterschied: Sie hatte eine Ethernet-Buchse. Er erklärte mir, dass diese Tiefkühltruhe im Wesentlichen nur besonders gut gedämmt sei und über die Ethernetbuchse einen nur wenige Byte großen Steuerimpuls verarbeiten könne, mit dem das Gerät zu Stromspitzenzeiten herunterkühlt und diese Kühlenergie dann auch bis zu 72 Stunden halten könne. Nach der Motivation des Endverbrauchers gefragt, sich so eine Gefriertruhe anzuschaffen , schilderte er, dass ein solches Gerät, in Serie hergestellt, kaum teurer als eine gewöhnliche Gefriertruhe sei, dem Kunden aber nicht nur durch die bessere Dämmung Geld sparen könne. Würde der Strompreis variabel gestaltet (also dann billiger, wenn viel Strom im Netz sei, teurer, wenn wenig Strom zur Verfügung stehe) böten sich zusätzliche Anreize zum Speichern „billiger“, überständiger Energie in Betrieben und Privathaushalten. Es ist eine Schande, dass das bis heute nicht funktioniert. Daraus können übrigens auch sehr schlichte Zeitgenossen lernen, dass das Geschwätz vom sich selbst regulierenden Markt vor allem eines ist: Eine Lüge. In der „Anstalt“ der letzten Woche wird das übrigens sehr plastisch dargestellt – auch, wie der „Markt“ dank „Merit Order“ echte Selbstregulierung im Sinne der Sicherung der Profite einiger weniger zu verhindern weiß. Mein Fazit ist eigentlich ganz einfach: Die Konzepte, die wir gegenwärtig zur Lösung der Energie- und Klimakrise benötigen, existieren – selbst in technischen Details – seit mindestens zwanzig Jahren. Und im Großen und Ganzen wissen wir um die Mechanismen und Auswege seit mindestens fünfzig Jahren. Nur unser ach so überlegenes „Wirtschafts“-„System“ in seiner ideologisch versteiften Trägheit und seine grundständige Ausrichtung auf die einzig und alleinige Wahrung der Partikularinteressen einer Besitzenden-Elite treibt uns in die Misere.
  • Es wird keine neuen Brennstäbe geben. Ein Schauspiel für die Götter, den Konserven beim flippen zuzusehen.
  • Hierzu eine knappe und übersichtliche Analyse. Die teile ich aber in einem Punkt nicht: Wie lange die AKWs im sog. „Streckbetrieb“ weiterbetrieben werden, scheint mir nicht ausschlaggebend zu sein. Die Grünen mussten die Emsland-Kröte schlucken, aber es ist eine kleine Kröte. Die FDP allerdings bekommt keine Neuen Brennstäbe – sie ist die krachende Verliererin, auch wenn sie es nicht zugeben mag. Macht aber auch nichts, Lindner und seine Dummbeutel-Entourage FDP-Fraktion hat uns lange genug terrorisiert. Ohne neue Brennstäbe kein Weiterbetrieb der AKWs über 2023 hinaus – Gottseidank!!
  • Russland gehen die Mikrochips aus: 40 Prozent der Schwarzmarktware sind Schrott.
  • Knaller! Truss ist weg. Nach sechs Wochen. Das hat den Aufwand wirklich nicht rentiert. „Prime Minister Liz Truss has finally resigned in a glorious victory for the Daily Star’s lettuce“.
  • Okay, der Evangelische Kirchentag ist by far nicht die erste Veranstaltung, für die ich Tickets im Vorverkauf erwerben würde, aber wenn er schon mal (2023) in der eigenen Stadt ist – warum nicht hingehen?
  • Mateschitz ist tot. Bei aller „Trauer“ darf nicht vergessen werden, das er ein Steigbügelhalter der Rechten war. Und seine ungesunden Brausen sind auch völlig verzichtbar.
  • Nürnberg muss – nicht nur wegen des gigantischen Schuldenbergs, auf dem die Kommune sitzt, sparen. Und wo setzt man den Rotstift am liebsten an? Freilich: Bei der Kultur (Paywall). Etwas besseres ist dem Kämmerer nicht eingefallen?

Seit Montag im Angebot bei Aldi Süd: Die Crane Massagepistole für 39,90 Euro im Kurztest

Eine akkubetriebene Massagepistole, so etwas ist seit vielleicht zwei Jahren voll im Trend, wollte ich schon immer haben. Allerdings war mir das Originalgerät der Firma Blackroll, für das gegenwärtig etwa 190,- Euro Straßenpreis aufgerufen werden, deutlich zu teuer – und so blieb die Massagepistole bis heute ein unerfüllter Wunsch.

Crane Massagepistole von Aldi Süd

Seit Montag, dem 10. Oktober 2022 bietet Aldi Süd ein „Nachahmerprodukt“ an, das Crane Fitness-Massagegerät, der mögliche Nutzen des Apparats wird auf der Verpackung in einem Satz erklärt: „Wohltuende Massage bei Verspannungen und nach dem Sport“. Der aufgerufene Preis: 39,99 Euro. Das ist doch mal eine preislich angenehme Größenordnung – und so bin ich heute, einen Tag nach Angebotsbeginn, losgezogen, um mir die Crane Massagepistole zu kaufen. Ich musste hier in Nürnberg drei Aldi-Märkte anlaufen, bis ich den Artikel erhalten habe, scheinbar ist das Angebot gut nachgefragt. Die beiden Innenstadtmärkte waren bereits ausverkauft, in der Filiale in der Schweppermannstraße wurde ich schließlich fündig. Auch wenn gerade Amazon-Prime-Days sind und dort ebenfalls Massagepistolen um vierzig Euro angeboten werden, gab ich dann doch dem Discounterprodukt den Vorzug, einfach aus der Erfahrung heraus, dass die Nonfood-Artikel von Aldi in aller Regel eine gute Qualität aufweisen, ein mindestens akzeptables bis gutes Preis-Leistungsverhältnis aufweisen und zur Not bei Nichtgefallen äußerst kulant umgetauscht werden können.

Kurz zum „Unboxing“: Der Verkaufskarton enthält ein geräumiges und passgenaues Etui für die Massagepistole, das Massagegerät selbst, die Bedienungsanleitung und ein Steckernetzteil mit Hohlstecker – darauf werde ich im Folgenden noch zu sprechen kommen. Zudem sind acht unterschiedliche Massageaufsätze mitgeliefert. Ich konnte noch gar nicht alle testen – nach der kurzen Zeit des Ausprobierens scheinen mir besonders der kugelförmige, der kegelförmige und der bogenförmige Aufsatz zur Selbstmassage hilfreich zu sein.

Die Pistole bewegt den jeweils aufgesteckten Massagekopf in schnellen, sehr kurzen impulsartig stoßenden Bewegungen vor und zurück und liefert damit ein etwas anderes Massagegefühl, als die konventionellen kreisend-rüttelnden Massagegeräte. Was letztlich besser und effektiver ist, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschließend sagen, aber: Diese Art der Massage finde ich nicht unangenehm und für ein Gerät zur Selbstmassage ungekannt kräftig. Die Intensität (also die Frequenz der Stoßbewegung) lässt sich in dreißig Schritten sehr fein abgestuft einstellen, ein kräftig leuchtenden und gut ablesbares LED-Display gibt über die Einstellung Auskunft. Die Einstellungen werden per Touch“screen“ vorgenommen, angenehm und modern.

Das Bedienpanel

Laut Bedienungsanleitung dauert es um die fünf Stunden, bis der interne, durch den Kunden nicht tauschbare Akku geladen ist. Zu den technischen Daten: In der Crane Massagepistole sind vier Lithium-Ionen-Akkus á 14,8 Volt, 1500 mAh verbaut. Das Steckernetzteil liefert knapp 7 Watt Leistung. Das mit dem „proprietären“ Ladegerät empfinde ich als etwas aus der Zeit gefallen, hier wünscht man sich einen gängigen USB-C-Port und eine saubere Ladeelektronik. Weiterhin positiv zu erwähnen: Der Massagepistole liegt eine knappe, gut verständliche und vernünftige Bedienungsanleitung bei, die auch erklärt, an welchen Körperstellen welcher Massageaufsatz verwendet werden kann und an welchen Körperstellen man generell nicht massieren sollte.

Die Verarbeitung des Massagegerätes empfinde ich als ausgesprochen gut: Die Pistole liegt angenehm schwer in der Hand, ist sauber entgratet und aus griffigem Kunststoff und Metall gearbeitet. Sie ist sauber entgratet, sie knarzt nicht und wirkt verwindungsstabil.

In der kürze der Zeit ist es schlicht nicht möglich, ein abschließendes Urteil zu fällen, außerdem habe ich keinen direkten Vergleich mit dem obengenannten Markengerät, dennoch scheint mir die Crane Massagepistole von Aldi für den aufgerufenen Preis ein guter Deal zu sein. Ich werde der Sache jedenfalls eine ernsthafte Chance geben.

Allgemein sollte man bedenken, dass eine Selbstmassage die professionelle Massage durch einen Fachmann bzw. Physiotherapeuten nicht ersetzen kann und wohl eher als Ergänzung zu verstehen ist. Gerade am Rücken sind mit der Pistole manche Stellen kaum ohne „Verrenkungen“ erreichbar, hier muss dann der Partner helfen.

Wochenrückblick KW37 und KW38/2022.

Der Rückblich auf die vergangenen zwei Wochen wird etwas kürzer als gewohnt. Und das, obwohl doch so einiges passiert ist. Aber es gibt ja noch dieses „real life“ – und das genieße ich gerade in vollen Zügen.

  • CCC: „E-Rezept: Sicherheit nicht ausreichend, Datenschutz mangelhaft“
  • Telepolis: „Schmutzige Profite: Wie der Siemens-Konzern eine Wasserkrise in den USA verschärfte“
  • Erstmal völlig richtig! Für mich unverständlich, dass hier nicht die besondere Schwere der Schuld festgestellt wurde. Man muss bei diesem Nazi-Coronaleugnerpack (und das sage ich als entschiedener „Law & Order“-Gegner) scharf durchgreifen (und das hat das Gericht natürlich mal wieder versäumt).
  • Früher hat man hierzulande gesagt: „Man kriegt zwar die Leute aus der DDR, aber nicht die DDR aus den Leuten“. Herr Habecht! Sonst komm iche!
  • Die Energiepreisanstiege sind massiv. Das gilt nicht nur für Strom, Heizöl, Gas und bedingt auch für Brennholz und Pellets sondern auch für Fernwärme. Der Preisanstieg in Nürnberg ist ebenfalls erheblich (mehr dazu auch im letzten Wochenrückblick). Es blieb die Frage offen, warum das so ist. Nun, das steht heute (19.9.) in der Lokalzeitung: „Dreh- und Angelpunkt ist das Heizkraftwerk der N-Ergie in Sandreuth. Es verfügt über zwei große, mit Gas betriebene Turbinen, die nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung sowohl Strom wie auch Wärme erzeugen. Außerdem wird mit Wasserdampf aus der benachbarten Müllverbrennung ebenfalls Strom und Wärme erzeugt, dritte Quelle ist eine Biomasse-Anlage, die mit Frischholz gefeuert wird. […] Die Abwärme aus der Müllverbrennung gilt als ausgereizt und lässt sich kaum mehr steigern. […] Im Winter aber müssen die Gasturbinen den Löwenanteil für die Fernwärme liefern, bisher etwa 80 Prozent – weshalb die stark steigenden Preise entsprechend durchschlagen.“
  • Wo ich schon bei der Energiekrise bin: Seit 2009 nutzen wir in unserem Haushalt die sog. „Stromsparleiste“. Über den entsprechenden Post bin ich gerade gestolpert und musste schmunzeln, dass ich die für das Teil damals aufgerufenen 15 Euro als teuer bezeichnet habe. Leider wird dieses Teil von zumindest dieser Firma nicht mehr weiterproduziert, ich konnte mir noch eine sichern, für den absurden Preis von 27,- Euro. Aber auch dieses Geld wird die Leiste verdienen. Wer sowas von einem anderen Hersteller haben will, muss sich auf längere Lieferzeiten einstellen. Das zeigt mir zweierlei: Zum Einen, dass das Märchen von Angebot und Nachfrage vor allem eben eines ist: Ein Märchen. Und, dass sich nun viele Menschen Gedanken machen (müssen), wie sie Energie einsparen können. Das ist so schlecht wie gut.
  • Was das „O´zapft is!“ in München für die Ausbreitung des Coronavirus bedeutet, können wir gegenwärtig im beschaulichen Kronach studieren: Nach dem Schützenfest explodiert die Inzidenz. Und in Kulmbach trieb die jüngst vergangene „Bierwoche“ die Inzidenz auf Werte jenseits der Tausendermarke. Auch Rosenheim liefert. Soweit nichts Neues, das kennen wir bereits aus Weißenburg. Der Unterschied zu München ist, dass das Kronacher Schützenfest oder die Weißenburger Kerwa lokale Events sind, deren „Einzugsbereich“ auch eher klein sein dürfte. Man kann also den Zusammenhang zwischen Veranstaltung und den steigenden Inzidenzen einfach und sicher belegen. Das Oktoberfest hingegen ist ein touristisches Massenevent – und so werden leider die, die dieses „Ischgl 2.0“ zu verantworten haben, ungestraft behaupten dürfen, das Oktoberfest sei sicher und man könne nun ganz beruhigt wieder Massenevents durchführen. Schöner neuer Trumpismus – und die CSU wird ganz vorn mit dabei sein.
  • „Orban will nur das Geld“. WORD!
  • „Und noch ein Fact über Atomkraft: Die beiden geplanten neuen Blöcke für das britische AKW Sizewell sollen 20 Mrd. GBP kosten, die die britischen Stromverbraucher mit einer Umlage finanzieren sollen. Davon ist bei den Freunden der Kernkraft irgendwie auch eher selten die Rede.“ (/via)
  • Ihr seid Kunde von o2? Dann legt mal fix Widerspruch gegen das IBAN-Tracking ein.
  • Früher trug der gute Mann ja den Spitznamen „Lieber Gott“. „Knecht der CSU“ ist auch nett, wenngleich doch arg euphemistisch. Die Kommentare sind auch Gold…
  • HomöopaTea. Nice Aktion.
  • Manche Dinge kriegt man in ihrer Brisanz ja nicht so mit, wenn man nicht in der Materie drin ist. Nun bin ich ja schon seit einem guten Jahrzehnt Nichtraucher und daher habe ich diesen Hype um E-Zigaretten E-Shishas, „Dampfen“ & Co. weder verstanden, noch in der wohl nötigen Tiefe weiterverfolgt. Heute also late to the party, wie immer, muss ich also erfahren, dass es Einweg-E-Zigaretten/Shishas gibt. Man raucht das Ding also und wirft dann Elektronik, Zerstäuber und Batterie – ja, wohin eigentlich? Und überhaupt: Warum? Warum wirft man Batterien und Elektronik nach Einmalgebrauch weg, wenn es absolut nicht nötig ist? What the actual fuck…?!? Gibt ´ne Petition dagegen. Gehört sich auch verboten!!
  • Auf php 8.1.7 aktualisiert, was im Wesentlichen nur ein Handgriff ist, was man aber halt ab und zu machen muss. Da bin ich um WordPress schon richtig froh, das zeigt einem wenigstens an, was gerade getan werden muss. Plugins aktualisiert, Themes entrümpelt. Plugins lasse ich ungern automatisch aktualisieren, denn wenn die plötzlich zur Datenkrake mutieren, kriegt man das nicht unbedingt mit und tritt sich dann ggf. sogar Cookie-Banner-Ärger/Drittanbieterkennzeichnungsärger ein. Soll ja alles korrekt sein. Das hatte ich einmal sogar mit einem Plugin, das Share-Buttons in den Artikeln implementiert hat, lange her, dürfte so um 2010 gewesen sein. Das generierte erst einfach Weiterleitungen und Links, damit war ich fein, später verband es sich automatisch mit allen möglichen, userseitig im Browser mal geöffneten Social-Seiten. Da hilft dann halt nur noch die Fliegenklatsche. Die Updates brachten übrigens eine geringe Varianz in der Seitenleiste mit sich. Kann ich mit leben.
  • Google Fonts, dies, das.
  • Kritische Infrastruktur: Was man so hört, ist in der Nacht zu Mittwoch bundesweit der BOS-Funk ausgefallen. Eine Meldung dazu gibts unter anderem hier.
  • Die katholische Kirche. Okay, ist Ammiland. Aber dennoch. Alter!!
  • Immer, wenn ich irgendwo ein Bild von Volker Wissing sehe, spielt in meinem Hirn das Pinky-&-Brain-Theme. Dann muss ich an Herbert Reul denken. Es ist alles ein Elend.
  • GODISNOWHERE.
  • Au weia. Dererlei Fehlgriffe findet man bei dem Mann öfter. Schwerer wiegt allerdings, dass man den (außerplanmäßig) an der Uni PoWi unterrichten lässt.
  • Karriereende: Gottschalk darf für die CSU den Müll rausbringen.
  • Berlin bekommt ein 29-Euro-Ticket. Aus meiner Sicht ein Schritt in die richtige Richtung.
  • Wir haben das Freaky an die Fahrradwerkstatt der NOA abgegeben. Irgendwie bin ich ein wenig traurig darum, es war schon extrem cool, aber es ist für die Innenstadt einfach zu sperrig und leider mit 45 Kilogramm (und zwei nicht synchronisierten Dreigangschaltungen) auch zu schwer, um richtig Strecke damit zu machen. 2020 war die letzte große Inspektion beim Fahrradhändler, aber um das Teil wieder flott zu machen, brauchts schon ein wenig mehr. Die NOA-Fahrradwerkstatt ist auch auf ebay-Kleinanzeigen vertreten. Wer also ein cooles, aber eben auch krass robustes Paralleltandem sucht, halte in nächster Zeit einfach mal die Augen offen.

Im Test: Grundig GBT Band – ein Bluetooth-Lautsprecher mit DAB-Radio

Seit etwa zehn Jahren sind mobile, akkubetriebene Bluetooth-Lautsprecher aus der Welt der Unterhaltungselektronik nicht mehr wegzudenken. Für viele ersetzt so ein Lautsprecher den Ghettoblaster der 80er und 90er und erfüllt damit das Bedürfnis nach Musikbeschallung mit hoher Mobilität. Der Launch des Digitalradios DAB+ im Jahr 2011 legte eigentlich auch nahe, dass die Gerätekategorie Bluetooth-Lautsprecher und DAB-Radio irgendwann mal miteinander verschmelzen wird – doch so weit sind wir leider noch nicht. Der Markt hält zahllose DAB-Radios mit Bluetooth-Schnittstelle bereit, aber nur wenige Geräte sind echte Boomboxen mit Akku.

Jeder Hersteller, der auf sich hält, hat einen Bluetooth-Lautsprecher im Angebot, es gibt sie in allen Größen, mit unterschiedlichen Akkukapazitäten und Lautsprechersystemen, in Mono, Stereo, in quasi allen erdenklichen Farben und Formen – aber wie eingangs erwähnt haben nur wenige ein Radio mit an Bord. Vorn dran bei diesen Geräten ist der Hersteller JBL, doch gerade dessen aktuell lieferbare Boombox/Digitalradiokombinationen laufen in… MONO! Völlig unverständlich: Wer mit dem Handy Musik hört, der tut das gewöhnlich in Stereo, Digitalradio empfiehlt sich ebenfalls für den Stereoempfang und dann bekommt man einen Monolautsprecher? Selbst wenn der gut und ausgewogen klingen mag, ganz zeitgemäß ist das freilich nicht.

Auf der Suche nach einer mobilen Bluetooth-Box mit Digitalradio (bestenfalls zu einem günstigen Preis) bin ich dann über die Grundig GBT Band gestolpert. Stereolautsprecher, DAB+-Radio, Bluetooth-Boombox, Miniklinken-AUX-In und USB-C-Ladebuchse für einen Preis von gegenwärtig günstigen 55,- Euro (bei Amazon) – was will man mehr?

Nach dem Auspacken der Box wird schnell klar: Technische Plattform für die Grundig „Band“ ist ein ganz normales DAB-Radio, das mit Bluetooth ausgestattet ist. Look, Feel und auch das Display ist das eines einfachen DAB-Radios. Das soll erst einmal nicht stören – warum nicht die Vorzüge eines solchen Gerätes mit dem Formfaktor einer Boombox genießen?

Optisch ist die Box durchaus gefällig. Die Tasten sind nun kein Meisterwerk der Präzision, der Stoff, der die Lautsprecher schützt und das Gerät ummantelt, ist bei unserem Gerät leider etwas schief aufgebracht, aber sonst ist alles prima, nichts knarzt oder lässt sich verwinden. Grundig, das darf man eben nicht vergessen, ist nicht mehr die „große Marke“ Grundig von früher (made in Germany, genauer: Nürnberg oder Fürth, Innovationstreiber in der Unterhaltungselektronikindustrie – nein, diese goldenen Zeiten sind lange vorbei), sondern ein Handelsname für eher einfache und billige Elektronik aus aller Herren Länder. Und dafür ist die Box, das muss man anerkennen, haptisch ganz ordentlich.

Per USB-C ist der Lautsprecher schnell geladen. Fast ein wenig zu schnell, warum, darauf werde ich später noch zu sprechen kommen. Die hinten am Gehäuse etwas schräg anliegende, vielgliedrige Teleskopantenne wird vor dem ersten Sendersuchlauf ausgezogen und schon findet das DAB-Radio in Windeseile alle lokal empfangbaren DAB-Sender. Als besonders empfangsstark ist mir die Box nun nicht aufgefallen, für den Bundesmux und die Lokalsender langt es aber allemal, der Empfänger rangiert hier im oberen Mittelfeld. Das kann man vom UKW-Radio, das ebenfalls mit an Bord ist, nicht behaupten. Der Empfang ist selbst bei starken Sendern in bestens versorgtem Gebiet stark verrauscht. Das FM-Teil ist vielleicht als Notempfänger in schlecht mit DAB versorgten Gebieten akzeptabel, ernsthaft über UKW Radio hören lässt sich mit dem GBP Band allerdings nicht. Fünf Lieblingssender sind auf den fünf Stationstasten schnell gespeichert.

Die Bluetooth-Funktion ist sehr anständig umgesetzt: Schnell ist die Box gekoppelt und sie verbindet sich auch nach dem Aus- und Einschalten stets ohne merkliche Verzögerung und sehr zuverlässig mit dem Handy. Zudem ist die maximale Reichweite zwischen Mobiltelefon und Box sehr gut – hier stellt der Grundig-Lautsprecher manch vielfach teureres Gerät von Premiumherstellern in den Schatten.

Jetzt zum Wichtigsten: Dem Klang. Der ist okay, der passt – aber man darf keine Wunder erwarten. Positiv hervorzuheben ist, dass die Box über zwei Lautsprecher verfügt, stereo eben. Die Basswiedergabe soll über zwei seitlich ausgeführte Passivmembrane, die mit einer Art „Überrollbügel“ gegen Beschädigung leidlich geschützt sind, verstärkt werden. Als große Schwäche sehe ich im Klangbild tatsächlich die Basswiedergabe, die ich als dünn und wenig straff beschreiben möchte. Das Prinzip mit den Passivmembranen ist gerade im Kompakt- und Ultrakompaktlautsprecherbau groß in Mode (und verdrängt hie und da sogar die reichlich drei Jahrzehnte vorherrschenden Bassreflexkonstruktionen). Bei diesen Kleinstboxen ist das auch durchaus in Ordnung, allzu großen Gewinn darf man hiervon aber nicht erwarten. Die kleinen Passivmembrane mit ihrem mattsilbernen Finish sehen ganz gut aus, einen echten klanglichen Vorteil bringen sie jedoch kaum. Der Mittelton präsentiert sich sauber und verzerrungsfrei, in den Höhen fehlt es der Box mithin ein wenig an Brillanz, insgesamt ist das Klangbild aber noch ausgewogen.
Wer diese Box also für seine Kids kauft, damit die im Outdoor-Betrieb ordentlich Deutschrap pumpen und den Bolz-, Skate- oder Basketballplatz standesgemäß beschallen können, wird in enttäuschte Gesichter blicken. Für den gemäßigten Musikgenuss, Nachrichten und Hörbücher ist die „Band“ aber allemal gut.

Über die Kapazität des Akkus schweigt man sich bei Grundig aus. Im Bluetooth-Betrieb hält der Lautsprecher hinreichend lang, im Radiobetrieb muss man schon nach wenigen Stunden nachladen. Die Ladeanzeige ist leider ziemlich unpräzise und lässt kaum Rückschlüsse auf den wahren Ladestatus des Akkus zu. Gut gelöst: Die Box wird mittels USB-C aufgeladen, das ist günstig, weil heute ja die meisten Handys über eine USB-C-Ladebuchse verfügen. Wer ein 50W oder gar 120W-Schnellladegerät an die Box anschließt, wird sie damit aber nicht aufgeladen bekommen, zu hoch ist die Leistung für den einfachen Ladeschaltkreis. Ein Problem, das zurzeit bei vielen Devices zutage tritt.

Mein persönliches Fazit: Viel Licht, aber auch Schatten – die Kombination von mobiler Bluetooth-Boombox und DAB-Radio ist einfach wahnsinnig praktisch, auch wenn der Box eben ordentlich „Boom“ fehlt. Nichtsdestotrotz zählt sie sich unter die wenigen Geräte am Markt, die Stereowiedergabe bei diesem Formfaktor und DAB bieten. Die Akkukapazität ist nicht optimal, aber gerade noch in Ordnung. Gut ist der DAB-Empfang, die Bluetooth-Konnektivität ist hervorragend, der FM-Empfang fällt stark ab. Wenn die Box im Sale ist, kostet sie 55,- Euro und dieses Geld ist sie auch wert, 70,- Euro oder gar den UVP von 89,99 Euro würde ich dafür nicht berappen wollen.

Wochenrückblick KW 36/2022.

Ich gelobte Besserung und hielt mich nicht daran, ihr kennt das. Viele interessante Sachen im „real life“ und diverse dienstliche Engagements hielten mich vom Bloggen ab. Aber ein paar schöne Links und grantige Kommentare möchte ich Euch doch nicht vorenthalten.

  • Vielleicht habt Ihr es schon der Zeitung entnommen oder im Radio gehört: Nicht nur der Gaspreis steigt gerade in ungekannte Höhen, auch das Heizöl ist sauteuer geworden. Und nun, wen nimmt es Wunder, wird hier in Nürnberg auch bei den Preisen für die Fernwärme nachgezogen. Lt. N-ERGIE wird der Preis um 73% (FUCK!!) steigen.
  • Meine Konsequenz daraus wird sein, dass ich mich dem Thema Hausautomation wieder nähere. Nachdem mir die Nefkom M-Net dieser Tage eh meinen alten Euro-ISDN-Telefon-/DSL-Vertrag wegen Einstellung dieser Technik gekündigt hat (abgekündigt war es ja schon ungefähr seit fünf Jahren) und ich auf VoIP „zwangsmigriert“ wurde (was erwartungsgemäß um Größenordnungen weniger stable läuft als ISDN), habe ich mir auch eine neue Fritzbox kaufen müssen. Damit bin ich im Wesentlichen auch zufrieden, die Berliner machen da echt einen guten Job. Leider sind die Fritz-Thermostate landauf, landab, vergriffen. Wo es noch größere Bestände gibt, da sind die Heizkörperthermostate sauteuer geworden (und kosten im Schnitt um die 100,-). Eine Alternative wäre die Homematic mit der CCU3, die ja einen Raspi beherbergt. Nun, ich werde sehen. Ich will da eigentlich so wenig wie nötig frickeln und hätte gerne was, was out of the box funzt. Sollte frickeln aber deutliche Vorteile bringen, wird eben gefrickelt.
  • Apropos gefrickelt: Wenn schon neue Fritzbox, weil neuer Internettarif, dann wird auch gleich das andere Zeug auf den Prüfstand gehievt. Ich hab rechts neben dem Schreibtisch so ein Regalfach mit Tür, da wohnt allerhand Krans drin: Steckdosenleisten, die Synology, die nach wie vor beste Dienste verrichtet (danke, Tom!), ein Switch, diverse Netzteile, eine externe Platte, ein Hub, DAB-SDR-Empfänger, DVB-T2-Empfänger… also alles so Sachen, die man ungerne irgendwo am oder hinter dem Rechner hermbammelm haben möchte. Es hat mich ungelogen einen ganzen Nachmittag gekostet, das Zeug neu zu organisieren. Aus diesem Fach sind auch etliche Dinge rausgeflogen: Ein S0-Adapter, die ISDN-Anlage, DSL-Splitter, eine DECT-Station, die Verkabelung vom Anrufbeantworter (CODE-A-PHONE, die Älteren erinnern sich, den sollte ich wohl dem Post-und-Telekommunikationsmuseum spenden…) und anderes mehr. Es ist schon beachtlich, was man früher alles so an TK-Kram rumfliegen hatte. Im Zuge dessen spendierte ich der Installation zwei Steckdosenleisten – eine für „immer an“ und eine, mit der ich bei Nichtgebrauch Rechner, Bildschirme, Stereoanlage TV & Co. per Fußschalter vom Netz nehmen kann. Strom wird ja nicht billiger. Und dann gings, wenn man schon mal dabei ist, gleich an die Freifunk-Nodes. Bei ebay für ´n Appel und ein Ei einen Archer 60 geschossen und geflasht, um endlich den schon reichlich antiken TL-WR841N auszutauschen. Das sollte doch einen deutlich besseren Durchsatz für den Freifunk bringen, die alten TL-WR841Ns lasse ich mal meshen, um etwas mehr Reichweite anbieten zu können. Vielleicht drucke ich mir einen Aufkleber „Free WiFi“ und klebe ihn ans Fallrohr der Regenrinne am Haus. Im Biergarten schräg gegenüber gibts jedenfalls schon seit Jahren Freifunk, man kann sich ja auch mal selbst was Gutes tun 😉
  • Mal wieder sehr late to the party und ich bin auch noch nicht ganz durch damit, aber Alternativlos 50 ist draußen und es ist, das muss man kaum dazuschreiben, mal wieder höchst angenehm.
  • Banause.
  • Ähm…, also: Wir haben annähernd 10 Prozent Inflation und Reallohnverluste, dass es nur so kracht, und das Kapital jammert über die nachlassende Konsumlaune? Jo mei.
  • Auf dem Gillamoos ist das Auditorium mehrheitlich eher einfach zu unterhalten, denn die sind dort schon in der Früh so besoffen, dass sie sich gerne gegenseitig mit Maßkrügen die Scheitel nachziehen. Ebenfalls nichts neues ist, dass die dort auftretenden Politiker (eine komische Tradition – das hat irgendwie was von Kasperltheater für Erwachsene) eher markige Töne anschlagen. Herr Söder ist in der Vergangenheit auch nicht gerade durch eine feinsinnig-zurückhaltende Rhetorik aufgefallen. Aber inzwischen zeigt er schon relativ heftige Ausfälle (Paywall). Das Phänomen hat übrigens einen Namen: Klassismus. Und der muss genau so geächtet werden wie Sexismus, Abelismus, Rassismus…
  • „Wer hat, dem wird gegeben.“
  • Wer dieses Blog länger mitliest, weiß, dass ich großer Freund des Digitalradios bin. Mein erstes DAB-Radio kaufte ich mir 2004, seit 2010 berichte ich regelmäßig über DAB+. Insofern freut mich sehr, dieser Technik beim Wachsen zuzusehen, nicht nur, was die Anzahl der Sender betrifft, sondern auch die Akzeptanz in der Bevölkerung.
  • Freundlicher Reminder: Was verdient ihr, was verdient Euer Chef? Und was verdienen die Aktionäre Eures „Arbeitgebers“, was die Banken? All die nicht bezahlten Überstunden, die verfallenen Urlaubstage, die Zeit, die ihr nicht mit Euren Familien, Partnern, Eltern, Freunden verbracht habt, die gibt Euch niemand mehr zurück. Vergesst das nie. Dieser, Euer Einsatz wird selten belohnt, in der Regel gar nicht. Und wenn, dann mit ein paar Groschen, die schon die Inflation gefressen hat, bevor ihr sie bekommt. Ganz im Gegenteil: Auf Euch und Eure Gesundheit wird richtiggehend geschissen – der BDA sprach sich jüngst gegen eine Homeofficepflicht aus und sein verlängerter Arm, die Ampel, hat das trotz gegenteiligem Entwurf von Heil sogar so durchgewunken. Und es kommt noch besser: Wer Jahr um Jahr still und fleißig seinen vertraglichen Pflichten nachkommt, dem wirft das Kapital nun also „silent quitting“ vor. Tja, Pech gehabt. Es kommt aber noch besser: „Der Lohnsklave muckt auf.“ Kein Mitleid. Und: „Arbeitgeber wollen von Angestellten Einsatz, Loyalität, Überstunden, Bereitschaft einzuspringen, Schicht- und Wochenenddienste, fertige Familienplanung, keine Krankenstände bieten dafür 1300 im Monat und erzählen in Interviews: Naja, heutzutage will einfach niemand mehr arbeiten. (via)“ (Anmerkung: Ich bin schon froh, dass meine Arbeit zumindest primär und direkt nicht zur Mehrung irgendwelchen Kapitals verwertet wird. Dementsprechend gute Arbeitsbedingungen genieße ich. Sekundär und indirekt wird sie natürlich dennoch verwertet bzw. ermöglicht diese Verwertung. Es bleibt eben eine Systemfrage).
  • Nancy Faeser will Vorratsdatenspeicherung wieder einführen. Darüber habe ich alles Wesentliche bereits geschrieben. Hier nur rein chronistisch erwähnt; es gibt keinen besseren Beleg, dass die Lernkurve bei Politikern der deutschen Sozialdemokratie erstaunlich flach ist.
  • Denkverbote.
  • Gut, es wird immer noch über 600$ kosten, der Begriff „Mittelklasse“ ist also dehnbar, aber da können wir uns heute schon mal ansehen, was wir in einem, anderthalb Jahren so an Ausstattung für normales Geld bekommen werden. 11 GB Arbeitsspeicher, ein relativ fettes Display und 120-Watt-Laden. Schon krass.
  • Kulturelle Aneignung im Kaffeehaus.
  • Nosferatu-Spinne. Na herzlichen Glückwunsch.
  • Die Queen ist tot. Das hat mich für einen kurzen Augenblick getroffen, sehr zu meiner eigenen Überraschung – denn, ihr wisst, ich bin per se kein großer Freund der Monarchien. Sowas hat in unserer modernen Zeit einfach keinen Platz mehr, selbst dann nicht, wenn die europäischen Höfe eher repräsentativen Charakter haben. Es ist nicht allzu vielen Menschen bestimmt, 96 Jahre alt werden zu dürfen. Ich halte es daher für legitim, neben der Trauer auch so etwas wie ein Gefühl der Dankbarkeit zu entwickeln. Auch denke ich, dass die letzten vierzig Jahre für das Königshaus abseits der persönlichen Schicksalsschläge ebenfalls kein Spaß gewesen sind. Die Queen musste, ohne intervenieren zu können, seit Amtsantritt Thatchers mit ansehen, wie das einstmals stolze Königreich Jahr um Jahr mehr in sich zusammenfiel, ganze Landstriche deindustrialisiert und die Menschen immer ärmer und perspektivloser wurden. Daran konnte auch die Befriedung des lange währenden Nordirlandkonflikts und der vermeintliche Hoffnungsträger Blair mit seinem ebenfalls gescheiterten Experiment „New Labour“ nichts ändern. Spätestens mit Johnson und seinem Brexit hat der politische Untergang begonnen. Nachdem so ziemlich alles, was im Lande mit öffentlicher Daseinsvorsorge zu tun hat, kaum mehr funktioniert, ist nun auch das NHS mehrmals kollabiert. Die Queen konnte nur zusehen. In einem Telefonat mit meinen Eltern am Todestag der Königin resümierte mein Vater in aller Trockenheit: „Dass sie nun Liz Truss zur Premierministerin ernennen musste, hat ihr dann den Rest gegeben.“ Armes England. Die Wiege des Kapitalismus erntet nun dessen vergiftete Saat. Vielleicht ist es Gnade, dass die Queen das nicht mehr mit ansehen muss.
  • Werbung in eigener Sache: Wer eine Basscombo Harley Benton (Thomann-Eigenmarke) HB-80B mit 12“-Celestion-Speaker und einem custom-made Staubschutz braucht – here you are! Reines Wohnzimmergerät, kein Proberaum- und kein Livebetrieb, gegen kleines Geld abzuholen in Nürnberg.
  • Wagenknecht ist in ihrer letzten Bundestagsrede mal wieder ziemlich aus der Rolle gefallen (oder war von der Rolle, sucht es Euch aus) und jetzt brodelt es in der Linksfraktion. Zwei Dinge dazu finde ich positiv erwähnenswert: Erstens, dass das jetzt passiert und nicht vor der nächsten Bundestagswahl. Man kann der Linken nur wünschen, dass sie diesen Klärungsprozess schnell und letztlich auch durchgreifend vorantreibt. Zweitens: Man kriegt das eher auf Twitter mit als in der Tagespresse. Auch das ist erst mal gut für die Linke, denn schlechte Presse hat die Partei gegenwärtig (und zum Teil auch nicht unverdient) genug.
  • Am Freitag auf dem Nürnberger Trempelmarkt gewesen. Den kann man leider mittlerweile vergessen. Mehrheitlich waren professionelle Händler da oder semiprofessionelle „Privat“personen, die den Markt wohl mit „Bares für Rares“ verwechseln und für Allerweltsware Fantasiepreise aufrufen. Das verdirbt den Charme des Marktes. Überflüssig zu sagen, dass trotz dichtem Gedränge an den Ständen keiner mehr Maske trägt.
  • „Bisher wurde in der Politik darauf geachtet, dass der Finanzminister in der Krankenversicherung nicht viel mitbestimmen kann. Denn es soll eine Gesundheitsversorgung nach Kassenlage verhindert werden. Doch nun wird von dieser Praxis abgewichen.“ Ein Fiasko. Ich bin wirklich enttäuscht von Lauterbach. Und mittlerweile beschleicht mich das Gefühl, dass SPD (und zum Teil auch Grüne) sich von der Kleinpartei FDP nicht nur gängeln und am Nasenring durch die Manege ziehen lassen, sondern dass die das ausdrücklich so wollen.

Ganz am Rand: Ich habe hier noch nie irgendeine Kommentar-Policy oder sowas reingestellt. Man braucht das ja glücklicherweise auf Seiten wie dieser nur recht selten. Früher habe ich mich ja noch mit den Sacknasen gebattelt, dazu ist mir heute meine Lebenszeit einfach zu schade. Querfurzer, Nazis, allzu nervige Neocons und anderes Gesindel werden einfach ins killfile verschoben. *plonk*

Wochenrückblick KW 15/16/17 2022.

Und hier wieder ein paar Links und Notate aus den vergangenen drei Wochen, arbeitsbedingt:

  • Hm, der Spiegel-Rücktritt schmerzt mich nicht so sehr, es wird sich jemand anderes für den Posten finden lassen, der vielleicht auch mehr Profil in die Waagschale zu werfen hat. Allerdings geht mit der inszenierte Protest der Union schon gewaltig auf den Sack. Wäre ich an der Stelle der Grünen, hätte ich die Sache ernsthaft mal vier bis sechs Wochen ausgesessen, einfach nur, um dieses Konserven-Pack abtropfen zu lassen und ihnen nicht eine „Macht“ zuzubilligen, die sie gar nicht haben.
  • Einmal gepflegt kotzen, gefällig? Bitte sehr: Friedrich Merz im Bericht aus Berlin.
  • Nun also auch Hennig-Wellsow. Die damit auch das Ende Wisslers besiegelt hat. Update: Da hat mich die Realität mal wieder schneller eingeholt, als mir lieb ist, die Parteispitze wird komplett neu gewählt.
  • Putin heißt nun Eberhofer, sonst ändert sich nix (für manche Schlagzeile wäre ja sogar ich mir zu schade, aber gut…).
  • Frankreich: Okay, es haben „nur“ 41% in der Stichwahl die rechtsextreme LePen gewählt. Und Europa „atmet auf“. Na herzlichen Glückwunsch…
  • „Da habe ich gesagt: So tief bücke ich mich nicht.“ Hochinteressantes Interview mit Erich John, der das Bauhaus im DDR-Design weiterleben ließ.
  • Nun gut, Upside Down-Cake. Kann mich noch an Zeiten erinnern, da wurde mit Eifer diskutiert, ob eine Version „Kit-Kat“ heißen darf.
  • Jeder kennt doch diese GIFs, die in Endlosschleife einen im Kreis rennenden Hund beim vergeblichen Versuch, seinen eigenen Schweif zu schnappen, zeigen. Ich fühle mich da immer ein wenig an unseren Verfassungsschutz erinnert: ähnlich sinnvoll, ähnlich effizient, ähnlich erfolgreich. Immerhin kostet es Ressourcen und irgendjemand ist mit irgendwas beschäftigt. Aber jetzt kommt es noch dicker! Das bayerische Verfassungsschutzgesetz ist… *badumm-tsss* verfassungswidrig! Zumindest teilweise (in, let´s say, well… durchaus wesentlichen Teilen). Die Befugnisse, die selbiges Gesetz nämlich den bayerischen „Verfassungsschützern“ auferlegte, wurden zünftig zusammengestutzt. Das konnte natürlich niemand ahnen. Das nicht gerade als progressiv im Rufe stehende ZDF fragt sogar „Verstößt Bayerns Verfassungsschutz gegen Grundrechte?“. Sagt mal, was machen diese Stümper von der CSU eigentlich beruflich? Ich bin immer noch von den Socken: Ein verfassungswidriger Verfassungsschutz. Stellt das Bundesverfassungsgericht fest. Alter!! Kann man sich politisch eigentlich noch eine schallendere Schellen fangen? Weitere Infos bei der GFF.
  • Die Sache mit dem 9-Euro-Ticket wird nun zunehmend konkreter. Auch wenn unsere Bundesregierung das Ding gerade wieder ein wenig versabbelt und die Regelung indessen in die gemeinhin bezüglich der Mobilität urlaubsbedingt im ÖPNV eher ruhigen Sommermonate fällt, halte ich das 9-Euro-Ticket nicht nur für eine gute Entlastung, sondern auch dazu geeignet, dass sich Leute, die ihre individuellen Mobilitätsbedürfnisse vorwiegend oder ausschließlich automobil befriedigen, ein aktuelles Bild über den ÖPNV machen können und dann vielleicht doch Interesse bekommen, die ein- oder andere Fahrt mit den „Öffis“ zu machen. Die Öffis genießen nämlich oft einen schlechteren Ruf, als sie eigentlich verdienen (auch wenn ich selbst immer wieder gerne und herzlich auf sie schimpfe). Das soll mal kein Schaden sein. Von selbst versteht sich, dass man den Menschen, deren Interesse man auf diese Weise wecken konnte, auch ein über den Zeitraum des 9-Euro-Tickets hinausreichendes, attraktives Angebot (z.B. in Form des 365-Euro-Tickets) machen muss. Und da gibt es noch genug zu tun.
  • Tu felix Austria? Ein Thread zum Thema Armut in Österreich. Nackte, erschreckende Zahlen.
  • „Konservative Politik hat so lange so viel Stillstand verursacht, dass sich progressive Regierungen heutzutage extrem schwer tun, wieder etwas in Gang zu bekommen. Dann gilt alles als gescheitert und die Menschen wählen wieder konservativ/rechts.“ (@pollos_hermario) Nun, hätten wir nur eine progressive Regierung…

Wochenrückblick KW 13/14 2022.

Und hier wieder eine knappe Zusammenfassung bemerkenswerte Ereignisse und einige Randnotizen der vergangenen zwei Wochen:

  • Die Inzidenzen explodieren förmlich, die FDP feiert ihren FreeDumm-Day, das Virus feiert fröhliche Urständ und Söder will die Hotspot-Maßnahmen wegen „ein klein wenig Lebensfreude“ nicht umsetzen? Wer CSU und FDP das Wort redet, kann nicht mehr erwarten, ernstgenommen zu werden.
  • Einer Analyse zufolge sind 30 Unternehmen allein für mehr als ein Drittel aller bundesweiten Treibhausgasmissionen verantwortlich.
  • Unsere Woche war recht entspannt, wir waren mal wieder „weinreisen“, weil das Wetter das „weinwandern“ nicht wirklich zuließ. Auch mal ganz gut, sich in diesen wirren Zeiten für ein paar Tage ausklinken zu können.
  • Ich habe heute mal nach „Mallorca-Gate“ gegoogelt. Über diesen Skandal, der – man höre und staune! – doch ausnahmsweise zu einem Rücktritt führte (weil halt Wahlen sind), will ich mich an dieser Stelle gar nicht im Detail auslassen. Man wundert sich über die völlig irregeleitete Dekadenz, Empathie- und Taktlosigkeit bei CDU-Leuten schon gar nicht mehr. Interessanter scheint mir, dass bei der  Google-Suche zum Thema (abgesehen vielleicht vom Spiegel – obwohl…? und dem Wiener Standard, den ich recht gerne lese) auf den ersten anderthalb Seiten ausschließlich konservative Meinungsmedien in der Suche auftauchen (obwohl der Algorithmus doch wissen müsste, dass ich mich länger und intensiver auf vorwiegend linken, linksliberalen Medien und den Seiten der Öffentlichen aufhalte). Google bereitet die Suchergebnisse freilich individuell auf, das ist ja nix großartig Neues, aber dieser Shift nach rechts ist mir nicht zum ersten Mal aufgefallen. In der News-Suche ist das übrigens nicht de Fall, da setzen sich die Qualitätsmedien gerade noch knapp durch.
  • Die Mehrheit der Deutschen spricht sich lt. ARD-Deutschlandtrend für eine Impfpflicht aus, knapp die Hälfte der Menschen für eine Impfpflicht ab 18 Jahren. Und was machen unsere Volksvertreter? Großflächig wie weiträumig verkacken. Oder wie Holger Klein es trefflich zu formulieren vermag: „Das hohe Haus lässt mal wieder keine Niederung aus.“ Den „Fraktionszwang“ hob man auf, um sich nicht eingestehen zu müssen, dass unsere „Ampel“ schon heute am Ende ist – realiter zerbrochen am Egotrip der FDP.  Nun könnte ich sagen: Told you so. Mit der FDP ist in der deutschen Politik noch nie was Gutes gelungen, die haben schon immer für ein paar Silberlinge die Rolle des Judas übernommen, Helmut Schmidt könnte ein Lied darüber singen, Angela Merkel auch… Gut, über die CDU brauchen wir nicht mehr zu reden. „Völlig lost“, würde man heute sagen, meine Generation würde attestieren, dass hier Hopfen und Malz verloren ist. Aber auch die Linke hat beileibe kein gutes Bild abgegeben. Lassen wir mal Frau Wagenknecht großzügig beiseite – aber sowas muss die Linke ihren Mitgliedern und Wählern, die, wen wolle es wundern, immer weniger werden, erst einmal erklären.
  • Nach vielen, vielen Jahren lasse ich nun meinen flickr-Pro-Account auslaufen. Schade, denn bei flickr war ich mit dem ersten meiner insgesamt nur zwei Accounts seit 2005 aktiv. Aber das Pricing ist inzwischen derart abgehoben – nee, Leute, wirklich nicht.
  • Am Donnerstag im Fernsehen, nun online und eine angelegentliche Empfehlung, sich die knappe halbe Stunde Zeit zu nehmen: „Spekulanten greifen nach Arztpraxen“ von der Panorama-Redaktion.
  • Die Inzidenzen gehen langsam, sehr langsam zurück. Aber kein Grund zur Entwarnung – das könnte auch der Osterferien-Effekt sein.
  • Puh. Frankreich. Könnte knapp werden.
1 8 9 10 11 12 46