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Depeche Mode und die DDR

Gestern kam im MDR-Fernsehen diese DM-Doku „Depeche Mode und die DDR“.

Spannend bis zur letzten Sekunde, bewundernswert, wie die Jugendlichen trotz Mauer, kaum vorhandener Möglichkeit, Platten, Fanartikel etc. zu kaufen, ihr Fansein vorantrieben und sich – allen Widrigkeiten zum Trotz – in Fanclubs organisierten und vernetzten.


Die sehr sehenswerte Dokumentation ist in der ARD-Mediathek abrufbar, leider nur noch bis Freitag, den 3. Mai.

Und da erinnere ich mich, dass wir im August 1990, Deutschland war noch nicht wiedervereinigt (die Grenze aber freilich offen und ein Langnese-Stieleis kostete acht Ostmark), ich war gerade neun Jahre alt, einen Teil unserer Sommerferien in Ludwigsfelde bei Freunden meiner Eltern verbrachten. Ich freundete mich mit einigen Kids aus der Nachbarschaft an und unser Sommer-Highlight war ein Dorffest auf dem Löwenbrucher Anger – mit Club-Cola und Open-Air-Disco (das war vermutlich mein erster „Discobesuch“). Irgendwie trauten sich die Mädels aus der Nachbarschaft nicht, den deutlich älteren DJ anzusprechen, um sich einen Song zu wünschen und so wurde ich vorgeschickt.
Mir war das wurscht, ich hatte da keine großen Hemmungen, weil ich gar nicht so recht wusste, was ein DJ ist und warum dieser Typ am Plattenspieler der heimliche Schwarm aller Mädels war. Der Wunsch, den ich zu übermitteln hatte, war „irgendein Lied von Depeche Mode“. Ich stapfte los und tat, wie mir geheißen.

Unmittelbar unterbrach der DJ die laufende Nummer, legte eine neue Platte auf und es erklang „Everything Counts“. Nicht nur die Nachbarkids waren glücklich – auch ich war von dem Moment an wie elektrisiert.

Trotz dieser Begebenheit war mir übrigens bis gestern Abend nicht klar, wie bedeutend DM für viele Fans gerade in der DDR war. Und: Vieles ist in meiner Erinnerung verschüttet gegangen, den Moment, in dem ich zum ersten Mal (wissentlich) Depeche Mode gehört habe, habe ich nicht vergessen.

Rest in Peace, Andy Fletcher.

TV-Tipp: Spurensuche in Ruinen – Robotron

Leider nur auf dem Sat-Semder „tagesschau24“: Heute um 20.15 kommt die Doku „Spuresuche in Ruinen“ zum Thema Robotron. Für alle, die sich für Industriegeschichte und DDR-Computer interessieren, sicherlich eine spannende Doku!

3. November 2012, tagesschau24: Spurensuche in Ruinen – Robotron, 45 min.

TV-Tipp. Morgen, 20.45 Uhr, MDR: Simson – Fahrzeuge aus Suhl

Die Geschichte der Zweiradinsdustrie der DDR ist eine spannende. Ich erinnere mich da dunkel an eine hervorragende Doku über die MZs und nun kündigt der MDR eine halbstündige Doku aus der Reihe „Spurensuche in Ruinen“ an – über Fabrik und Fahrzeuge von Simson.

Quelle: Wikipedia, CC BY-SA, Foto: Stefan Kühn

Nach der Wende wurden ja – gerade im Berlin-Brandenburger Umland etlich „Schwalbenrennen“ gefahren. Heute ist das Kleinkraftrad nicht nur gesuchtes Sammlerobjekt sondern auch ein Statem,ent gegen Vespastyler und Chinaroller – und manchmal leider auch Hipsterschleudern.

Wer sich die Doku morgen reinziehen will, der schaue morgen einfach MDR. Hier gibts einen Text zur Sendung.

Nachtrag: Und wer es bis morgen nicht aushalten kann, für den gibts bei Youtube auch eine Doku über MZ – auch sehr sehenswert. Update 2.Juli 2017: Die Doku wurde leider „depubliziert“ – schade!

Polyplay

Das also ist der erste und einzige in der DDR gebaute Arcade-Automat, der auf den schon etwas ostigen Namen Polyplay hört. Das es sowas gibt, wusste ich, aber wirklich auf dem Schirm hatte ich das Dingens bislang nicht.

Der Polyplay – so lässt sich in der Wiki lesen, wurde ab 1986 gebaut und zwar vom VEB Polytechnik Karl-Marx-Stadt (das Brot-und-Butter-Business dieses Betriebs war allerdings die Herstellung von Overheadprojektoren, die in der DDR dann „Polylux“ hießen – aber auch Radiowecker und anderes gehörten zum Produktportfolio des VEB) gefertigt. 2000 Stück sollen dort gebaut worden sein – auf Basis eines modularen Systems aus Platinen, die dem K1520-Standard entsprechen (das finde ich ein spannendes Detail – da wird modular – je nach Zweck – ein Rechner konfiguriert). Dann noch ein wenig Elektronik drum rum und einen RFT-Farbfernseher rein und fertig ist der Spielautomat.

Mit Spielautomaten westlicher Herkunft lässt sich der Polyplay nicht vergleichen, die Spiele gemahnen eher an das, was in den frühen 1980er Jahren auf einfachen Homecomputern lief. Trotzdem sind die Spiele witzig.

Besonders angetan bin ich ja von „Hase und Wolf“, der ostdeutschen Variante von Pacman.

Wer sich über den Automaten Polyplay informieren will, kann das hier tun.

Und wer zocken will wie zu DDR-Zeiten, der kann das im Browser tun. Das Spiel startet bei Geldeinwurf (mit der „G“-Taste).

Bildnachweis: Wikipedia, Benutzer Kolossos, CC-BY-SA

Radiotipp: 20 Jahre Mauerfall: Die letzten Monate der Stasi im Originalton

Viel ist zum heutigen zwanzigsten Jahrestag des Mauerfalls über den Äther gegangen -. auf ein Highlight dürfen wir uns heute Abend allerdings noch freuen:

Wo sind wir bloß hingekommenm?- Die letzen Monate der Stasi im O-Ton

um 22.05 Uhr auf dem Sender Deutschlandfunk

(in Nürnberg auf der Frequenz 90,1 MHz UKW bzw. 549 KHz MW in den empfangsschwachen Gegenden Mittelfrankens).

In der „Vorschau“ waren schon einige der Mitschnitte (Bänder z.B. von Telefonaten, die Brüder haben sich ja auch selbst überwacht) zu hören – das dürfte auf jeden Fall spannend werden.

Hier gibt es weitere Informationen – morgen soll die Sendung auch per MP3 zum Download angeboten werden.

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