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Der Changhong LED28C2200DS Fernseher im Test – für mich leider durchgefallen.

Am vergangenen Wochenende ging leider unser kleiner Toshiba-Fernseher nach dreieinhalb Jahen Betrieb den Weg alles Irdischen. Dieses Zweitgerät wollte schnell und vor allem günstig ersetzt werden und so schaute ich mich im Internet nach einem günstigen Zweitfernseher um.

Ich möchte für so ein Gerät nun nicht übertrieben viel Geld ausgeben. Groß muss so ein Fernseher auch nicht sein, 28 Zoll hat sich für unseren Zweck als ideale Größe erwiesen. Nach einigem Stöbern hatte ich dann ein Gerät gefunden, das meinen Vorstellungen entsprechen könnte: der Changhong LED28C2200DS fiel erst in die engere Wahl und wurde dann für 198,- Euro auch geordert.

Der Fernseher nahm sich von den technischen Daten auch nicht allzu schlecht aus: 71cm Bildschirmdiagonale, 100HZ-Panel mit LED-Beleuchtung und einfache HD ready-Auflösung (1366×768 Pixel) sind schon mal prima. Dazu kommt das Gerät mit Tripletuner: DVB-T/C und S(2), letztere HD-fähig und CI+-Schacht.

Für ein Zweitgerät ist der Fernseher damit ordentlich ausgestattet.

Changhong LED28C2200DS

Changhong LED28C2200DS**

Kritisch anmerken könnte man nun, dass das Gerät weder HbbTV-fähig ist, noch Full-HD hat, das ist aber bei dem aufgerufenen Preis auch nicht erwartbar. In Summe scheint der Fernseher sehr attraktiv zu sein, der üppigen Ausstattung wegen, habe ich ihn dann auch bestellt.

Wer oder was bitte ist Changhong?

Changhong ist laut englischsprachiger Wikipedia der zweitgrößte TV-Hersteller Chinas. Noch beeindruckender finde ich, dass 90% der aus China in die USA exportierten Fernseher bei Changhong gefertigt werden. Mit 32000 Mitarbeitern weltweit ist Changhong damit auch kein kleines Unternehmen. So ein Gerätehersteller sollte über einiges an Erfahrung verfügen. Mich hat übrigens nicht gestört, dass ich den Markennamen meines neuen Fernsehers nicht kannte, denn man hat sich ja schon fast daran gewöhnt, dass die Markengeräte, die man gemeinhin kauft, von einem spezialisierten Hersteller in China gefertigt werden, dessen Namen in aller Regel dem Konsumenten hierzulande nicht geläufig ist. Mir geht es hier auch nicht ums Image, es ist mir egal, ob auf so einem Gerät nun ein chinesischer Name draufgedruckt ist oder ein klangvoller deutscher Name, der Tradition und Solidität verströmt, mit dem eigentlichen Gerät in der Regel aber nichts mehr zu tun hat.

Der Fernseher Changhong LED28C2200DS wird aber gar nicht in China gefertigt sondern in einer Fabrik im böhmischen Nimburg, 40 Kilometer nordöstlich von Prag gelegen. Das beruhigt ein wenig mein Gewissen, denn meines Wissens gibt es keine Sweatshops in der Tschechischen Republik. 5 Prozent am deutschen TV-Gerätemarkt wollen die Chinesen laut Handelsblatt erzielen – nicht nur mit Niedrigpreisen.

Und nun kommt der Fernseher…

…in einer erstaunlich unprätentiösen einfachen Schachtel. Das Gerät ist nicht besonders gut verpackt, der nicht vormontierte Fuß fliegt lose in der Verpackung hin und her, die Styroporverpackung ist einfachster Machart, man merkt, dass hier wirklich gespart wurde, wo es geht.

Beim Herausnehmen des Geräts merke ich: Der Fernseher ist komplett aus Kunststoff gefertigt und fühlt sich sehr sehr leicht und lumpig an. Damit könnte ich noch leben. Was mich schon eher etwas abschreckt, sind die nicht ganz optimalen und leider auch nicht ganz regelmäßigen Spaltmaße. Auch die Lautsprechergitter auf der Geräteunterseite sind nicht sehr sauber entgratet. Der erste – haptische – Eindruck ist ehrlich gesagt nicht besonders gut, mit einer Ausnahme: Der Fuß des Fernsehers ist aus Glas, sieht wertig aus und ist vorbildlich verarbeitet. Der Fernseher wird mit vier Schrauben am Fuß fixiert.

Glasfuß des LED28C2200DS

Glasfuß des LED28C2200DS

Einen etwas besseren Eindruck macht die Fernbedienung, die gut in der Hand liegt und durch ihre Hochglanzoberfläche sehr edel aussieht. Der Druckpunkt der Tasten ist nicht so besonders, sehr schwammig – aber bei den wichtigsten Tasten, der Wippe für den Kanalwechsel und der Wippe für die Lautstärke, ist ein leichter „Klick“ hinterlegt, dieses Feedback ist toll und wertet die Fernbedienung auf. Das eigentliche Problem mit der Fernbedienung ist aber ein anderes: Man muß sehr genau auf den Fernseher zielen, damit sich was tut. Das ist wirklich lästig und sollte so nicht sein.

Fernbedienung RL67H-8

Fernbedienung RL67H-8

Schnell ist der Fernseher eingerichtet und installiert. Das deutschsprachige Menü ist fehlerlos und selbsterklärend, die Bedienung in Ordnung. Nun wird – mit einem guten Satellitensignal – ferngesehen.

Die Königsdisziplin bei einem Fernseher ist die Bildqualität. Und jetzt kommt, was mir wirklich zu schreiben schwerfällt: Bei einem Straßenpreis von knappen zweihundert Euro muß man Kompromisse machen. Bei einem einfachen Zweitgerät darf man keine zu hohen Erwartungen haben. Aber: Das, was der Changhong LED28C2200DS als Bild liefert, ist nicht gut – wirklich nicht. Ich habe vielerlei Einstellungen versucht, es hat alles nichts genutzt: Das Bild ist mies, flau. Es erinnert mich an diese ersten billigen LCD-Geräte Mitte der 2000er Jahre. Damals war der Schwarzwert schlecht und das Bild sehr vom Betrachtungswinkel abhängig. Genau solche Effekte (freilich in abgemilderter Form) erlebe ich nun wieder: Bei minimaler Veränderung des Blickwinkels verliert das Bild sofort an Farbe und wird blass. Die Farben wirken unnatürlich und leicht blaustichig, Schärfe und Kontrast sind nicht optimal. Das ist jetzt kein Jammern auf hohem Niveau bei einem Billiggerät, das Bild meines Fernsehers taugt leider nicht (und zu allem Überfluss spiegelt das Bild mit seiner glänzenden Displayoberfläche auch noch unangenehm).

Der für Preis und Größe des TVs ordentliche Ton kann das nicht herausreißen. Die zwei 5-Watt-Lautsprecher sind nun keine Basswunder, allerdings ist die Sprachverständlichkeit gut, der Klang ist nicht zu dünn. Im Mitteltonbereich ist der Klang gut ausgewogen, die Höhen neigen leicht zum zischen, dieser Effekt ist aber minimal. Die Sprachverständlichkeit ist jedenfalls gut, einem Filmgeschehen kann man problemlos folgen. Selbst Musikfernsehen ist – gemessen an dem, was flache Fernseherso an Ton darbieten – angenehm hörbar.

Um nun auszuschließen, dass das Bild zu sehr von Filter und Tuner beeinflusst ist, habe ich das Signal auch via HDMI vom Receiver UFS 903 zugeführt, das bessert aber leider nichts.

Und damit hat sich der Fernseher von Changhong für mich schon wieder erledigt. Selbst wenn das Menü angenehm* ist, selbst wenn der Preis gut ist, selbst mit ordentlichem Ton ist niemandem geholfen, wenn das Bild nicht passt. Ich werde den Fernseher zurückschicken.

Ein paar Worte noch zum Gerätedesign: Es ist dem TV schon abzuspüren, dass es sehr kostenoptimiert hergestellt wurde. Nicht nur die Haptik und das geringe Eigengewicht spricht dafür – auch die allgemeine Verarbeitungsqualität und die arg einfache Transportverpackung vermögen nicht zu begeistern. Und dann gibt es da das ein- oder andere Detail, das eine deutliche Sprache spricht, so hatte ich z.B. nie einen Flachbildfernseher, bei dem das Netzkabel mit dem Gerät verbunden war, alle hatten Sie eine Buchse für das Kabel. Das spielt keine tragende Rolle, spricht aber eine eindeutige Sprache. Dabei gibt es einige gute Ansätze: Die umfängliche Ausstattung spricht ebenso für den Fernseher wie die vielseitigen Anschlussmöglichkeiten. Mit Kompromissen bei der Bedienung, der Verarbeitung, dem Design oder dem Ton, auf die ich aus vorgenannten Gründen gar nicht mehr näher eingehe, könnte ich leben, aber was nutzt ein Fernseher, bei dem das Bild nicht passt?
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*) Wenn man zwei Stunden lang ferngesehen hat, wird ein Infofenster mit folgender Botschaft eingeblendet: „Gesundheitshinweis: Sie haben jetzt 2 Stunden ferngesehen“. Ich habe nicht eruiert, ob sich das abstellen lässt, es ist mir auch egal. Aber: Muss man wirklich ALLES regulieren? Ich weiß ja nicht, um welche Gesundheitsgefahren es sich bei zweistündigem Fernsehen handeln könnte, ich tippe aber (gerade beim vermehrten Konsum von Privatsendern) auf die Sorge des Herstellers um die geistige Gesundheitdes Zuschauers.
**) Das Bild habe ich ohne Blitz gemacht. Auch wenn das Fernsehbild nun nicht so verheerend schlecht ist, wie auf dem Foto, so lässt sich doch das Problem des nicht gerade üppigen Schwarzwertes und der leichten Blaustichigkeit des Bildes gut erkennen.

See you later.

Sorry. Ich habe schon länger nichts mehr Längliches geschrieben. Derzeit binden mich drei umfängliche und Zeit fordernde Projekte. Und dann kommt der Urlaub.

Lieb, dass ihr trotz relativem Mangel an Aktualitäten hier immer noch so fleißg reinschaut. Zweihundertfünfzig tun das im Tagesmittel und lesen alte Sachen. Das finde ich doch sehr beachtlich!

Ich melde mich dann, wenn es wieder etwas ruhiger zugeht, mit „wos gscheid´m“ zurück.

Bitte keine Berlinifizierung Nürnbergs. Wir brauchen den Scheiß hier nicht.

Hipster, geht bitte weit weg. Nach Berlin. Obwohl, die Berliner packen Euch ja auch nicht. Geht nach New York. Da könnt ihr nichts kaputtmachen.

In Nürnberg braucht es keine Berlinifizierung. Denn Berlin ist ziemlich am Arsch.

Wie sehr am Arsch, das könnt ihr exemplarisch hier lesen:

Hipsterstall killed the Videostore

Meine heutige Leseempfehlung an Euch. Bitte wirklich lesen. Und wer dann noch von Berlinifizierung faselt, der soll dann bitte auch dorthin gehen. Danke.