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Test: Dual DAB 4 – Einsteigerradio mit hervorragendem Empfang

Pünktlich zum Start des Digitalradios DAB+ am 1. August  lag ein besonders günstiges Digitalradio des Herstellers DUAL, das Modell DAB 4, bei den Händlern – zu einem erstaulich günstigen Preis. Der Hersteller, der traditionsbewusst bis heute Plattenspieler im Programm führt, wartet mit einem erstaunlich großen DAB+-Radioportfolio auf. Eines der günstigsten Geräte, das DAB 4 wird in diesem detaillierten Test zeigen, was es kann.

Noch ist der Markt für Digitalradios eher überschaubar. Eine Hand voll Hersteller hält Geräte für den neuen Radiostandard bereit, gerne kosten diese Empfänger der neusten Generation im unteren Bereich angesiedelte dreistellige Summen. Dual geht einen anderen Weg: Mit dem DAB 4 bietet der heute im bayerischen Landsberg am Lech ansässige Hersteller ein Radio an, das teilweise für unter 50,- Euro zu haben ist. Was kann ein so günstiges Radio taugen?

Obwohl ich am Anfang skeptisch war, sei die Antwort vorweg genommen: Es taugt viel. Aber der Reihe nach, zuerst will ich einmal „unboxen“: In einer kleinen Schachtel befindet sich das Radio, ein Gerät mit dem Formfaktor des typischen Transistorradios. Weiterhin finden sich das Netzteil und die Bedienungsanleitung in deutsch, italienisch und französisch. Das Radio selbst ist in Kunststoff ausgefertigt, überraschend leicht und wegen des sich nach oben hin leicht vergüngenden Gehäuses angenehm zu greifen und zu tragen. Auf den ersten Blick fällt das große Display und die überraschend stabile Antenne sofort ins Auge. Hier ist es also, das digitale „Transistor“radio. Und beim Auspacken des Radios fällt zudem erst einmal auf, das nichts auffällt – das Radio stinkt nicht und man muss schon direkt mit der Nase ans Gerät, um zu riechen, das das DAB 4 neu ist. Es kann, und ich übertreibe hier nicht, sofort mit ins Schlafzimmer genommen werden.

Die Inbetriebname

Bei einem digitalen Radio erwartet man an und für sich eine gerüttelt komplizierte Inbetriebnahme. Das DAB 4 bildet hier abner eine angenehme Ausnahme – beim ersten Einschalten führt das Gerät einen Scan der verfügbaren digitalen Radioprogramme durch, dieser ist in unter zwei Minuten erledigt. Weiterhin aufs angenehmste überraschend: Mit lediglich halb ausgezogener Antenne findet das DAB 4 alle (sic!) in Nünberg zu empfangenden DAB/DAB+-Sender. Bereits hier antizipieren sich die ausnehmend guten Empfangseigenschaften des Dual-Radios. Nach dem Scan verfügbarer Sender hört man Radio – ich bin überrascht, wie einfach das ist (und dies zeigt, dass sich das Radio auch technisch wenig versierten Menschen erschließt).

Mit der großen „Tuning“-Wipptaste kann man schnell durch die gefundenen Sender navigieren und hat man den Sender gefunden, den man hören will, genügt ein Druck auf die benachbarte, große „Enter-Taste“, in Sekundenschnelle spielt das Programm. Ähnlich komfortabel funktioniert das übrigens auch für UKW – hier werden alle Sender gefunden und mit RDS sieht man auch gleich den Sendername im Display.

Für DAB/DAB+ und UKW stehen je zehn Festspeicherplätze auf fünf doppelt belegten Tasten zur Direktanwahl zur Verfügung. Die zehn Speicher pro Band sind ein praxisnaher Wert – nur wenige Radiohörer werden mehr benötigen, denen ist aber mit der Tuningwippe sehr geholfen. Besonders angenehm ist, dass man sich hier durch die Sender navigiert, aber nicht „zappt“ sondern erst beim gewünschten Sender mit „Enter“ den Empfang herstellt. So lässt sich der gerade eingestellte Sender beim scrollen durch dier hier in Nürnberg empfangbaren 40 Sendern (Datenkanäle nicht mitgerechnet, das Radio findet insgesamt 52 Services) weiterhören.

Das „Abspeichern“ eines Senders auf eine der Stationstasten ist ebenso einfach – man wählt ein Lieblingsprogramm, bestätigt mit „Enter“ den Empfang und hält dann die gewünschte Stationstaste für einige Sekunden gedrückt – der Sender ist programmiert. Das alles geht, ohne sich durch komplizierte Menüs wühlen zu müssen, angenehm einfach.

Radio hören

Die Inbetriebnahme ist in Minuten geschehen, dem Radiovergnügen steht nichts im Weg. Trotz etwas schwieriger Empfangsbvedingungen hier ist selbst in fensterlosen Räumen immer Empfang gegeben, Empfangsstörungen musste ich provozieren. Sie treten im normalen Betrieb nicht auf. Obwohl ein derartig günstiges Radio es nicht vermuten lässt, ist verglichen zu anderen Digitalradios die Empfangsleistung des DAB 4 als sehr gut zu bewerten. Damit punktet das DAB 4 in der wichtigsten Disziplin nicht nur voll sondern reicht auch wesentlich teureren Digitaltunern das Wasser. Um dies zu illustrieren, weise ich darauf hin, dass ich bislang bei keinem der empfangenen Sender die Antenne ausziehen musste.

Mit einem Druck auf den sehr sanft rastenden Einschaltknopf, der sich frontseitig am Radio befindet und im ausgeschalteten Zustand ein weig erhaben vorsteht (und damit auch im Dunklen problemlos ertastet werden kann) wird das DAB 4 angestellt. Der Lautstärkeregler befindet sich an der Seite des Geräts und birgt als Besonderheit, dass er sich stufenlos regeln lässt. Der Drehregler sitzt straff und ist deshalb sicher einstellbar. So ein Drehregler ist – gerade beim Kopfhörerbetrieb – ein unschätzbarer Vorteil, lässt sich hier doch die gewünschte Lautstärke exakt definieren (leider habe viele Digitalradios hier nur einen Lautsatärke-Tipptaster, die optimale Lautstärke liegt dann nicht selten zwischen einem der beien Rasterpunkte – hier kann der Mitbewerb von Dual lernen!).

Alle wesentlichen Informationen lassen sich über das Display ablesen. Hier arbeitet Dual regelrecht klassisch. Das Display fasst zwei Zeilen, je Zeile werden 16 Zeichen abgebildet, das Display ist nicht grafikfähig. Am Netzteil betrieben, ist das Display im Betrieb permanent hinterleuchtet, im Batteriebetrieb schaltet sich die Hintergrundbeleuchtung nach einigen Sekunden ab, um Energie zu sparen.

Welche Informationen lassen sich vom Display ablesen? Exemplarisch wähle ich den Sender DRadio Wissen. In der ersten Zeile ist immer der Name des gerade laufenden Senders abzulesen, die zweite Zeile teilt bei Druck auf die „Info“-Taste folende Informationen mit: Info zur laufenden Sendung/Lied bzw. Radiotext (nicht zu verwechseln mit Journaline), Signalstärke als „Balkengrafik“, Sendergenre, Name des Sendermultiplex,  Frequenz mit drei Nachkommastellen (aber nicht die Bezeichnung des Blocks), Signalfehlerrate, Bitrate und Codierungsverfahren (MP2 für DAB, AAC für DAB+), Uhrzeit (vom Sender) in Stunden, Minuten und Sekunden, Datum (vom Sender).

Generell kann über das Display gesagt werden, dass es mit seier hellblauen Beleuchtung und den schwarzen Zeichen einen hervorragenden Kontrast hat und auch aus einiger Entfernung oder mit wechselndem Betrachtungswinkel noch gut abzulesen ist. Diese Displaygattung ist unter den Digitalradios weit verbreitet und darf als Standard angenommen werden. Die gerade bei DAB+ mögliche Diashow und der programmbegleitende Service Journaline können darüber natürlich nicht wiedergegeben werden, dies darf man aber von einem Gerät dieser Preisklasse auch nicht erwarten.

Der Klang geht für ein tragbares kleines Radio durchaus in Ordnung. Mit dem etwa 6 cm durchmessenden Lautsprecher lassen sich ganz ordentliche Lautstärken erzielen, selbst bei hoher Lautstärke verzerrt nichts und das Gehäuse resoniert auch nicht mit. Andererseits ist der Lautsprecher für den Musikgenuss nur bedingt geeignet, denn es fehlt – wen nimmt es bei den Abmessungen des Radios Wunder – hier einfach an Bass. Für Sprachwiedergabe ist das Radio aber bestens geeignet, denn der Ton ist im Mittenbereich klar und transparent, mit leichter Tendenz zur Höhe. Das macht sich bei einem Fußballspiel, einer Reportage oder Nachrichten ganz gut, die Präsenz der Stimmen hebt sich gegen die Umgebungsgeräusche gut ab. Wer Musik hören oder das Programm in stereo verfolgen will (mit einem Lautsprecher ist mit dem DAB 4 ohne Kopfhörer nur Mono möglich), kann einen Kopfhörer verwenden. Der seitlich angebrachte Anschluss ist als 3,5 mm Klinkenbuchse ausgeführt, der Sound über den Kopfhörer ist ausgewogen, hier ist keine Überzeichnung eines Frequenzbereichs feststellbar. Bezeichnend, dass das kleine Radio nicht nur die üblichen 32-Ohm-Ohrstöpsel zu befeuern vermag sondern selbst am AKG 701, einem großen HiFi-Kopfhhörer, ungleich teurer als das Radio, noch ordentlichen Sound ankommen lässt. Lediglich bei einem großen Beyer mit einer Impedanz von 600 Ohm bleibt nach oben doch die Luft weg – aber man kommt in der Regel nicht auf den Gedanken, Kopfhörer jenseits der 300-Euro-Klasse an einem Kofferradio zu betreiben. Dieser Test zeigt aber die Leistungsreserven am Kopfhörerausgang – ebenfalls verzerrungsfrei; und das ist für ein so kleines Radio im unteren Preissegment nicht selbstverständlich. Ich will an dieser Stelle aber auch nicht verschweigen, dass der Musikgenuss mit einem Kopfhörer mittlerer Empfindlichkeit (hier getestet mit eine Urbanears, Typ Plattan) nicht ganz ungetrübt ist. Wird das Radio mit dem mitgelieferten Netzteil betrieben, ist das Musiksignal von einem leichten, aber permanenten Brummen unterzogen, beim Empfang von DAB-Sendern addieren sich hier geringe, aber dennoch hörbare Störgeräusche vom Prozessor hinzu. Bei DAB+-Sendern ist dieses Problem nur marginal, es bedarf hochauflösender Hörer um das auszumachen, da ist es aber trotzdem.

Menü und besondere Funktionen

Im DAB/DAB+-Modus bietet das Radio einige Besonderheiten. Zuerst einmal will ich auf die Möglichkeit der Dynamikkompression zu sprechen kommen. Dieses in zwei Stufen schaltbare Feature ermöglicht in erster Linie, dass die unterschiedlich laut hereinkommenden Radiostationen auf ein ähnliches Lautstärkeniveau gebracht werden. Wer das aber nicht möchte, kann die Kompression auch komplett ausstellen. Ein weiteres wichtiges Feature ist die Möglichkeit der manuellen Frequenzeinstellung. Hier kann man ganz einfach jede/n der Frequenzen/Blöcke händisch abgleichen, auf Reisen oder bei unterschiedlich stark einfallenden Multiplexen über Landesgrenzen hinweg eine sinnvolle Erweiterung. Die Senderliste lässt sich zwar im engeren Sinne nicht editieren, allerdings kann im Menü gewählt werden, ob die Sender alphabetisch oder nach Multiplexen sortiert werden sollen. Die Sortierung nach Multiplexen scheint mir sehr sinnvoll, weil sich hier das gesamtdeutsche Ensemble und das regionale sortieren lässt. Und dann gibt es mit der Funktion „local scan“ die Möglichkeit, nur die regionale Senderliste zu aktualisieren. Alles in allem ist der Sonderfunktionsumfang für ein so günstiges Gerät mehr als ordentlich.

Batteriebetrieb

Das Dual DAB 4 kann nicht allein mit dem mitgelieferten Netzteil sondern auch mit Batterien betrieben werden. Sechs Batterien vom Typ AA werden benötigt. Anstelle von Batterien können auch Akkus verwendet werden. Das Radio verzeiht im Übrigen, dass Akkus im Gegensatz zu Einwegbatterien anstelle von 1,5 Volt nur eine Spannung von etwa 1,2 Volt liefern, klaglos. Den Batteriebetrieb habe ich mit sechs geladenen Mittelklasseakkus getestet (Golden Peak ReCyko 2500 mAh, Akkus mit geringer Selbstentladung). Damit lassen sich gute 8 Stunden Radio im DAB+-Modus bei mittlerer Lautstärke hören. Das Einlegen von Akkus oder Batterien gestaltet sich etwas fummelig, es geht mit ein bisschen Geduld aber.

Verarbeitung

Um es kurz zu machen: Tadellos. Für die aufgerufenen 50 Euro gibt es hier nichts zu meckern. Das Gehäuse ist spaltfrei, knarzt nicht und trotz seines gefühlten gringen Gewichts vermittelt es einen robusten Eindruck. Die Tasten und das Display sind – wie das Lautsprechergitter – präzise eingefasst. Es klappert nichts. Das mechanische Feedback der Tasten ist mittelstark, der Druckpunkt definiert. Die Antenne ist straff und bleibt in der ausgerichteten Position, der Lautstärkeregler (Drehregler) ist nicht zu leichtgängig und erlaubt eine präzise Einstellung. Auch Netzanschluss und Kopfhörer sitzen in ihren Buchsen fest und sicher. Von der Verarbeitung her gesehen ist das Radio optisch mehr auf understatement getrimmt – ein Empfänger ohne Fehl und Tadel. Auch der etwa einen Millimeter dicke Aufsteller, mit dem das Radio im Winkel abgestellt werden kann, verrichtet seinen Dienst zuverlässig.

Ich habe das Dual DAB 4 selbstverständlich auch dem obligatorischem 48-Stunden-Dauertest unterzogen – ohne jeden Befund. Das Radio spielt kontinuierlich durch, zu jeder Zeit werden Senderwechsel etc. schnell ausgeführt, auch unter ständiger Belastung wird das Radio nur leicht warm, das Netzteil bleibt ebenso quasi kühl. Die Software läuft stabil, im Dauertest waren keine Abstürze oder Fehldarstellungen im Display bemerkbar.

Die Bedinungsanleitung habe ich für diesen Test nicht wirklich gebraucht, sie gibt aber doch Aufschluss über die Funktionen des Geräts. Sie ist klar strukturiert und in gutem, verständlichem Deutsch abgefasst.

Konzept

Mit dem DAB 4 legt Dual ein einfaches und günstiges Radio vor, das konsequent auf die wesentlichen Funktionen reduziert eine sehr gute Figur macht. Auf viel „Schnickschnack“ wurde verzichtet, dafür erhält man ein gutes, leicht bedienbares Radio mit ordentlichem Klang. Die vorhandenen Funktionen sind sehr gut durchdacht implementiert, die technische Umsetzung ist gelungen. Besonders sticht der ausgezeichnete Empfang hervor, der ungetrübten Radiogenuss gewährleistet. Der Nutzer hat im Umgang mit dem Radio keine Hürden zu nehmen, das Gerät lässt sich auch von technisch weniger kundigen Menschen gut bedienen.

Fazit

Im Wesentlichen braucht ein Radio zwei Eigenschaften: Einen guten Empfang und einen guten Klang. Der Empfang des Dual DAB 4 sucht seinesgleichen. Der Klang geht in Ordnung, ist einem typischen Transistorradio angenmessen, Wunder darf man hier keine erwarten. Die Bedienung des Radios ist einfach, auch Ungeübte können das Gerät einrichten und die zusätzlichen Features von DAB und DAB+ nutzen.

Dieses Radio ist gut geeignet für Küche, Bad, Werkstatt und Büro. Da es auch mit Batterien spielt, leistet es auch auf dem Balkon oder der Terrasse gute Dienste. Für den Gebrauch im Schlafzimmer ist es nicht so optimal, denn am Netz angeschlossen leuchtet im Betrieb das Display hell und dauerhaft. Zudem zeigt das Display die aktuelle Uhrzeit, eine Weckfunktion ist aber nicht vorhanden.

Als tragbares Radio in der Wohnung ist das DAB 4 ein Gewinn. Regionale UKW-Sender, die (noch) nicht digital senden, können über UKW einwandfrei empfangen werden. DAB und DAB+ bieten aber eine sinnvolle Ergänzung und beinhalten Programme abseits vom Mainstream des „Besten aus den 80ern, 90ern und von heute“-Dudelfunks. Selbst in zwar versorgten aber schwierigen Empfangslagen hört man digital störungsfrei Radio. Der Preis hat sich bei etwa 50,- Euro eingependelt. Beim Supermarkt real habe ich das DAB4 für knappe 45 Euro gesehen, anderenortes werden etwa 55 – 60 Euro aufgerufen. Damit gehört das Radio nicht nur zu den billigsten Digitalgeräten sondern ist auch ein echter Preisbrecher.

Die letzten knappen zwei Wochen (und heute) in aller Kürze.

Nun lasse ich mal wieder was von mir hören, ich habe mich in der letzten Zeit hier ja ein wenig rar gemacht. Aber weil ich im Moment doch recht gut eingespannt bin, das Wichtigste nur in Stichpunkten:

  • Nach dem mich ein Zahn etwas quälte, folgte eine Wurzelbehandlung und im Oktober bekomme ich eine Krone. es ist unglaublich, was man da als Kassenpatient zuzahlen muss. Jetzt habe ich schon eine private Zahnzusatzversicherung – aber dennoch: Da bleibt nun wirklich genug beim Patienten hängen. Es ist mal wieder an der Zeit, die solidarische Bürgerversicherung ohne Beitagsbemessungsgrenze etwas zu forcieren. So jedenfalls kann das auf Dauer nicht weitergehen.
  • Ach, das mit dem Papst war ja auch mal wieder nix. Es hätte ja prinzipiell die Möglichkeit gegeben, dass er seine Kirche ein wenig öffnet – nach meinem Verständnis ist genau das Gegenteil passiert. Auch die Bundestagsrede war ja nur ein kalter. Die Ökologiebewegung der 1970er Jahre hätte keine Fenster aufstoßen können, wäre aber ein Ruf nach frischer Luft gewesen? Lieber alter Mann, das Thema dieser Tage sind die digitalen Bürgerrechte, das Auseinanderklaffen der Schere von Arm und Reich und die Finanzriese, das Thema Krieg und Frieden. Dazu hat ein Papst, die Katholische Kirche nichts zu sagen? Ernstlich nicht? Gut, dann bleibt halt auf dem Niveau der 1970er Jahre. Danke und tschüss.
  • Btw.: Ich habe mir die Bundestagsansprache von „Benedetto“ auf Radio Vatikan angehört. Der Kommentator, Thomas Frauenlob, machte bei der Übertragung aus seiner konservativ-rechten Gesinnung kein Geheimnis. Gruselig. Warum sind eigentlich diese katholischen Medien alle so stramm rechts? Die Katholiken können einem ja leid tun. Kreuz.net habe ich mir dieser Tage auch mal wieder reingezogen. Das ist zwar keine offizielle Verlautbarung der katholischen Kirche, deren Medien bereiten aber fleißigst den Boden, auf dem sowas wächst. Gruselig!
  • Facebook bestätigt Tracking ausgeloggter Nutzer. Bedarf keines weiteren Kommentars, denke ich.
  • Wo ich gerade bei Facebook bin: Sie wollen nun  das ganze Leben auf einer Zeitleiste abbilden und alle rufen „Yeah“`Wo bin ich hier nur gelandet…?
  • Mit dem Thema Digitalradio bin ich derzeit sehr intensiv befasst. Nun habe ich einen einfachen Empfänger zum Testen hier, davon lest Ihr in den nächsten Tagen. Vorab sei aber gesagt: Wenn man es richtig macht, ist der Empfang wesentlich besser und einfacher herstellbar als bei UKW.
  • Gutes Zu Jauch und Merke, wie immer bei den NDS.
  • Und passend zu den ÖRR: Das Ding mit der MDR-Intendanz ist ja nun auch gehörig nach hinten losgegangen. Will man der Presseberichterstattung Glauben schenken, wurde dem Herren Hildern ein GEZ-Fragebogen zum Verhängnis, bei dem er wohl bei der Frage „Zahlen Sie Rundfunkgebühren?“ einmal nicht nur „Ja“ angekreuzt haben soll, sondern hinter dieses „Ja“ noch ein Komma und das Wort „leider“ handschriftlich vermerkt haben solle. Da sieht man aber auch, was für ein verfickter Stasi-Verein diese GEZ ist wie wenig Bedeutung Datenschutz und Datensparsamkeit der GEZ ganz offensichtlich bedeuten. Wenn es denn stimmt (woran kritische Geister zweifeln, weil die Anekdote einach zu gut ist).
  • Zum MDR habe ich auch noch einen: Er ereignete sich dereinst im Jahre 1999. Da sah ich an der Redaktionstür in einem großen Haus des ÖRR einen Zettel Hängen mit der Aufschrift: „Die ARD ist dieses Jahr 50 geworden. Wenn Sie erleben möchten, wie damals das Fernsehprogramm aussah, dann schalten Sie doch mal beim MDR rein.“. Heute wird man solche despektierlichen Zettel dort wohl nicht mehr aufhängen – der MDR liefert inzwischen das erfolgreichste Dritte. Mit Volksmusik. Und da wären wir dann bei den Finanzskandalen und Politpossen – aber das sei an dieser Stelle echt geschenkt…
  • Das mit dem ThinkCentre erweist sich für mich hardwaremäßig als Erfolgsstory, der Computer ist zwar eher einfacher Natur, läuft aber leise und stabil. Meine Lehre: Es lohnt allemal, die fünzig Euro für ein Markengerät mehr zu investieren. Und sogar das Design gefällt mir. Ich habe den Rechner jetzt seit etwas über einem Monat in Betrieb und ich bin echt zufrieden. Nur an Windows 7 (wie an Windows generell) muss man sich erst gewöhnen. Aber es wird.
  • »Guten Tag! Dürfen wir mit Ihnen über Gott sprechen?« – »Man spricht nicht über Anwesende in der vierten Person.« (via @gallenbitter)
  • Einen interessanten Tweet von @radioszene habe ich hier noch: „Rüdiger Landgraf (KRONEHIT) wünscht sich von + die Möglichkeit von personalisierbarer Werbung als Vorteil für die Kunden.“ Die Ösis haben ja gerade sowas in die Radiodays-Richtung. Samma, gehts noch? Als Vorteil für den Kunden? So eine Scheiße habe ich schon lange nicht gehört. Ich kann Euch aber das Mindset hinter solchen und ähnlichen Aussagen erklären: Den Privatfunkern, vornan den sog. „Verlegerradios“, also diese unsäglichen Tonteppich mit dem besten der 80er, 90er und den Hits von Heute, guter Laune und purer Energie (bzw. Power) für Deinen Tag-Spassemacken bröselt gerade das Geschäftsmodell unter dem Allerwertesten weg. Die Kids gehen ins Netz, hören dort Musik und brauchen die Dudelsender nicht. Wer sich für das Medium Radio ernsthafter interessiert, hört auch nicht die Privaten. Es bleibt das Privatradio als Tonteppich in Friseursalons und Bäckereien es bleiben die Offliner, Ältere und Arme. Das ist aber nicht die Zielgruppe der Webenden und das Geschäft der sendeeigenen Werbeverkäufer, man schimpft die gemeinhin „Mediaberater“, wird schlimmer und härter. Und nun denken manche Schlauberger: Wenn heute wer erfolgreich ist, dann ist das Facebook. Und Google. Und warum sind die erfolgreich? Weil sie personalisierte Werbung rausdrücken. Na, wenn das so ist, dann machen wir das beim Radio doch auch. Geht aber nicht, weil Radio ist halt unidirektional. Der Fakt, das DAB+ digital ist, ändert nichts an dieser Tatsache. Daher für alle Vollpfosten der Branche: Digital ist nicht gleichbedeutend mit bidirektionaler Kommunikation. Verstanden? Und zu wünschen gibts da auch nix. DAB+ ist weder der Weihnachtsmann noch die Glaskugelhexe auf der Kirmes. Und: Selbst wenn das mit dem Rückkanal via UMTS hinhauen sollte – wer wollte denn personalisierte Werbung? Oder anders gefragt: wer wollte denn eine Facebook-Radio? Hier jammern übrigen die Jungs von Gestern.
  • Gut ist auch der: „Rot-Grün in Berlin – gegen die Armen.“ (via @holgi) Damit ist das Wesentliche schon gesagt.
  • Google wird heute 13. Scheiß Pubertät. Zur Feier des Tages suche ich heute nur bei Fireball, Lycos und Altavista ;-).
  • Heute ist Freddy Quinn trendig. Dabei ist er fünf Jahre Jünger als der Papst 🙂
  • Trinkt mehr fritz und Mate.

Alles nicht so wild. Kleine Nachbetrachtung zur Abgeordnetenhauswahl

Gestern habe ich mir ganz spontan einen Blog-Post geklemmt, weil die „Interaktion“ auf Twitter dann doch mehr Spaß gemacht hat, heute will ich, ohne bislang den Output der Leitartikler genossen zu haben, das gestrige AHW-Ergebnis doch kurz kommentieren.

Zuerst einmal zu Wowereit und der SPD. Wenn von vornherein feststeht, dass man gewinnt, ist man bei so einer Wahl ja trotzdem irgendwie in der „Verliererposition“, denn zum einen ist es schwierig, die siegessicheren eigenen Wähler an die Wahlurne zu bringen und zum anderen wird der Erfolg nur dann von der Presse goutiert, wenn noch ein paar Prozentpunkte dazugewonnen werden. Das das unter den gerade benannten Vorzeichen nur im Ausnahmefall gelingen kann und das dieser Ausnahmefall nicht eingetreten ist, das kann man Wowi ja schlecht anlasten. So gesehen – und unter der Konkurrenz der Piraten, zu denen ich später noch komme, sind die verlorenen zweieinhalb Prozent ja nicht nur erklär- sondern auch verkraftbar.

Der Linkspartei, dem ehemaligen Koalitionspartner, sind 1,7 Prozent der Wählerstimmen verloren gegangen. Im Kontext der Anwürfe der Medien, die nicht Wunder nehmen, wenn man die vorangegangenen innerparteilichen Debatten berücksichtigt (ein gefundenes Fressen für die Berichterstattung, die Medien haben dies auch weidlich ausgekostet) und im Kontext der Präsenz der Piraten hat sich die Linke stabilisiert. Das Glück der Linken: Allzuviel mussten sie ob ihrer eher älteren Wählerschaft nicht an die Piraten abtreten, das Pech dabei liegt aber ebenso auf der Hand: Die Linke überaltert zusehends und das macht natürlich eine Auafstellung in der Zukunft schwieriger. Wenn man sich die Tweets von Halina Wawzyniak und Bodo Ramelow besieht, ist der Warnschuss auch gehört worden – allein ob das genügt, ist fraglich.

Weiterhin Pech für die Linke: Mit den Stimmenverlusten der SPD und den eigenen Verlusten ist die rot-rote Koalition, eigentlich ein Erfolgsmodell, nicht mehr aufrechtzuerhalten. Bei der Linken wird nun gerne ins Feld geführt, dass der Spitzenkandidat Harald Wolf im Personenwahlkampf Wowi versus Künast zerrieben wurde. Da mag schon was dran sein, aber das ist für mich nicht ausschlaggebend. Ich denke, dass die Linke die Themen soziale Sicherheit und Netzpolitik (hier ist sie im Kleinen mindestens ähnlich kompetent wie die Piraten, muss das aber entwickeln und kann das nicht verkaufen) noch profilierter herausstellen muss. Und dann hats halt einfach nicht gereicht – Pech eben.

Die CDU. Gestern feierte man sich selbst wegen des Zugewinns von 2,1 Prozent ordentlich ab. Dass das kein wirklicher Erfolg ist ob der öffentlich zelebrierten Selbstzerfleischung der FDP, weiß eigentlich jeder – aber das Singen im dunklen Keller soll ja bekanntlich schon öfter gegen die Angst geholfen haben. Immerhin würde es zu einer Regierungsbeteiligung reichen – wenn Wowi will. Wofür die CDU in Berlin steht, weiß ich nicht, dazu bin ich zu weit weg. Ob es aber viele Berliner wissen, ist ebenso fraglich. Nun, die zwei Prozent werden für das erhoffte „Signal im Bund“ nicht ganz hinreichen. Mehr bleibt dazu eigentlich nicht zu sagen.

Und bei der FDP bleibt auch nicht viel zu sagen. Felix von Leitner stellte ja schon einmal ganz treffend fest, dass FDP-Bashing ist, wie behinderte Kinder zu hauen, das will man natürlich nicht. Daher in aller Kürze: Das sich die FDP nun unterhalb der Bagatellgrenze befindet, ist kein echtes Wunder. Konnten wir in den vergangenen Monaten der FDP beim Schrumpfen auf das Normalmaß zusehen, ereilt sie nun das unausweichliche Schicksal: Das Personal der FDP ist mindestens im Bund beschissen, in den Ländern sieht es in aller Regel nicht besser aus. Anbiedernderweise fuhr man einen Eurokritikerkurs, dieses populistische Aufbäumen war indes so platt, dass sich selbst FDP-Stammwähler in den Boden schämten und das mit der Stimme lieber sein ließen und nun ist sogar die NPD stärker, die anderen Feinde der Freiheit. Und selbst vom Sonneborn mussten sie sich gestern noch vorführen lassen. Und dann schwafelt der Lindner gestern im Ersten noch so saudumm daher… Da ist nichts mehr zu retten.  1,8 Prozent, diese Ernte fahren anderen Orts regelmäßig die Tierschutzpartei o.ä. ein. Was will man da noch groß kommentieren? Außer vielleicht: Ich könnte mich daran gewöhnen.

Dazugewonnen haben die Grünen, zweifelsohne. Aber Hochmut kommt eben vor dem Fall, und in Anbetracht der Tatsache, dass Frau Künast schon vorab postuliert hat, dass sie sich wieder in den Bund verpissen werde, wenn sie nicht regierende Bürgermeisterin werde, kann man den Berlinern nicht verdenbken, dass sie nicht in Scharen Leute wählen, die an Berlin gar kein Interesse haben. Mit etwas mehr als 17 Prozent stehen die Grünen zwar recht ordentlich da, bedenkt man aber, dass sich diese Ökopartei allen Ernstes aufschwingen wollte, den regierenden Bürgermeister zu stellen, haben sie dieses Ziel um mindestens mehrere Lichtjahre verfehlt. Fukushima liegt zu weit zurück, Stuttgart 21 werden die Grünen auch nicht zu verhindern wissen und so schrumpft auch diese Partei wieder auf das Normalmaß. Dass die Grünen den Zugewinn von viereinhalb Prozent (was für sich genommen schon ordentlich ist) halten können, glaube ich nicht, nun aber ist er im Berliner Abgeordnetenhaus erst einmal an die Tafel gesteckt und so hat Wowi immerhin die Chance, nicht mit der SPD koalieren zu müssen. Das ist ja schon mal was, obs aber auch was auf Dauer ist, weiß ich nicht.

Frau Künast sah gestern im TV trotz bekanntermaßen guter Ausleuchtung fertig aus ohne Ende. Wenn Sie wieder „in den Bund“ geht, dann ist das nicht nur für Berlin sondern auch für sie persönlich ein Glücksfall. Dass Frau Künast auch nicht wirklich Sympathieträgerin ist, ist nun auch keine Neuigkeit. Zu den Grünen bleibt eigentlich nur zu sagen, dass sie sich für eine etablierte politische Partei gnadenlos dämlich angestellt haben. Ich will noch nicht einmal auf deren verunglückte „Da müssen wir ran“-Kampagne zu sprechen kommen sondern nur auf den Umstand, dass sie in BaWü zufälligerweise das Ding gerissen haben. Was unter den Umständen des GAUS in Japan und der verkorksten Energiepolitik der Bundesregierung sowie dem Fakt, dass neben Mappus selbst der olle Oberlehrer noch gut ausschaut, auch kein größeres Kunststück ist. Das müssten diese Grünen eigentlich wissen – man soll das Schicksal nicht herausfordern. Getan haben sie es trotzdem, die Strafe folgt auf dem Fuß. Vor der Wahl das Maul zu voll genommen haben sie dennoch auf der abflauenden Welle reitend ein paar Prozent eintreiben können. Ist die Welle verebbt, ist wieder Ruhe und die Grünen dort, wo sie schon immer waren. Ein Widerschein des kurzen Glanzes der Grünen ist gestern erkennbar gewesen. Mögen sie diesen über die nächsten Jahre retten können – allein mir fehlt der Glaube.

Für eine Sensation mittlerer Größe sorgte die Piratenpartei und nicht nur für eine Sensation sondern auch für aufs erfrischendste unterhaltsame verdutzte bis ratlose Gesichter beim politischen Mitbewerb, den Journalisten und Kommentatoren. Und so recht konnten die Piraten ihren Erfolg ganz offensichtlich gestern selbst noch nicht fassen. Alles umkreiste die frage „How come?“, die Antwort kann nur lückenhaft ausfallen, daher in Stichworten mein Erklärungsversuch:

Dass es in Berlin unter den Wählern knappe 9 Prozent Nerds gibt, ist unwahrscheinlich. Dass die ganzen selbstständigen Grafikdesigner, Agentursklaven oder „Designer“, die Möchtegern-Medienleute und alles was sonst noch so um Prenzelberg, Friedrichshain und Kreuzberg herumtapert, alle Piraten gewählt haben, ist ebenso unwahrscheinlich. Man weiß aber, dass eine wachsende Gruppe mit den etablierten Parteien nichts mehr anzufangen wissen. Man kauft vielen das Anzuggetrage nicht mehr ab, sieht das Unseriöse in seriöser Verpackung und wird davon nicht nur satt sondern überdrüssig. Und dann kommt ein Haufen Jungspunde des Wegs daher – unverstellt, frech, frisch. Kein Anzug, dafür lieber mal einen rauchend, redet der Pirat, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Die Verschuldung Berlins nicht beziffern können – geschenkt – spricht er etwas ungelenk aber ehrlich über einen kostenlosen ÖPNV und die Freiheit des Netzes. Das kostet Geld – sollte irgendwie gegenfinanziert sein – geschenkt.

Jetzt also sind die Piraten in Parlament und Opposition. Schade, dass sie hier insbesondere mit ihrer netzpolitischen Kompetenz nur wenig brillieren können. Dazu müssten sie in den Bundestag – der Weg dahin ist weit. Man darf den Piraten Glück wünschen, dass sie nicht untergehen im Abgeorneten haus.

Wer aber hat die Piraten gewählt? Nichts genaues weiß man nicht. Jung, männlich und ostdeutsch ist der Piratenwähler, so raunt man über den Sender B5aktuell. Aber selbst unter den Älteren finden sich Piratenwähler. Sind es gar Protestwähler? Will man hier das hohe Haus ärgern? Oder sind die Piraten mit ihrem doch recht inhaltsarmen Wahlkampf („Warum hänge ich hier eigentlich? Ihr geht doch eh nicht wählen.“) ein Sammelbecken Inhaltsarmer? Die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte. Frappant nur, dass sich der Eindruck aufdrängen könnte, dass zu viel Profil weniger förderlich sein könnte als zu wenig. Den Konjunktiv habe ich an dieser Stelle ganz bewusst gewählt. So groß die Überraschung am gestrigen Abend, so groß aber auch die Gefahr, dass über die Piraten bald niemand mehr redet. Einen Webwahlkampf werden sich nun auch die Etablierten draufschaffen, dazu bedarf es weniger der nativen Kompetenz im Umgang mit sozialen Medien sondern im Zweifelsfall einfach nur des Geldes und das ist vorhanden. Ein Einarbeiten in die Netzpolitik wird wohl auch den Etablierten gelingen – und wenn nicht, dann hab ich für alle Nicht-Piraten, die gerade suchend sind, die Geschäftsidee schlechthin: Netzpolitikberater.

Alles nicht so wild. Es hat sich – unterm Strich – nicht viel verändert. Die SPD trug, wie vorhergesehen das Ding heim. Die Linke blieb stabil, hatte halt Pech. Die CDU gewinnt ein wenig dazu, die FDP hat das Feld ja geräumt. Die Grünen haben sich verstiegen und die Piraten haben es nicht nur geschafft sondern ordentlich Boden gut gemacht – gut gemacht. Wesentliche Änderungen bleiben trotzdem ausgeschlossen. Alles nicht so wild.

Zur Diskussion um die Meistersingerhalle.

Sie ist in meinen Augen immer noch schön, nur ein wenig ungepflegt, das ist das Problem. In den letzten Wochen brandete besonders in der Nürnberger Lokalpresse eine Diskussion um die Meistersingerhalle auf. Man stellt ganz richtig fest, dass das Bauwerk „abgewetzt“ ist und dass die Stadt noch kein tragfähiges Sanierungskonzept vorlegen kann.

1963 wurde die vom Architekten Harald Loebermann gestaltete Anlage gebaut. Loebermann, der 1996 verstarb, zeichet auch fürdie Norikuswohnanlage am Wöhrder See verantwortlich – sein Glanz- und Meisterstück ist aber unumstritten die Meistersingerhalle, Nürnbergs einziges großes Konzerthaus. Jeder Nürnberger dürfte sie kennen, viele wohl auch lieben, aber dennoch kann „die Alte“ ihre Falten nach 48 Jahren nicht mehr verbergen. Das Außengelände wirkt vernachässigt, der Asphalt ist schadhaft geworden und die Schmuckplatten an der Fassade sind lediglich provisorisch befestigt. Auch die Sanitäranlagen, Böden sind veraltet, die Zeitung schreibt, dass es um die Bühnen- und Veranstaltungstechnik und um gute Teile der Elektrik nicht besser steht.

Quelle: Wikipedia, Achates, CC BY-SA

Indes hat Nürnberg – die zweitgrößte Stadt Bayerns wohlgemerkt – kein anderes vergleichbares Konzert- und Veranstaltungshaus, man braucht also die Meistersingerhalle. Und, sieht man von der Baufälligkeit einmal ab, ist die Halle gar nicht so schlecht.

Die Architektur der Halle ist nämlich, lässt man sie nur ein wenig wirken, wird man dies erkennen, etwas ganz Besonderes: Der Bau ist riesig, der große Saal fasst 2100 Zuschauer und die anderen Räume sind ebenfalls weitläufig. Und doch wirkt das Gebäude weit weniger kloibig, als es die Dimensionen vermuten lassen. Geradezu dezent das Entrée, weitläufig das Gelände. Nur eben etwas angegammelt. Auch das Innere des Bauwerks verdient Beachtung: Die Ausstattung und die besondere Wandgestaltung stammt von Prof. Wunibald Puchner, dem ehemaligen Präsidenten der Nürnberger Akademie der Bildenden Künste. Es ist ein Glück, dass vieles an Ausstattung und Einrichtung sowie die Innenausbauten bis heute erhalten geblieben sind. In vielen vergleichbaren Bauten wurde genau diese Ausstattung unsensibel mit Zeitgeistigem übertüncht, nicht so in der Meistersingerhalle. Dies ist meines Erachtens aber nicht allein dem Umstand geschuldet, dass unsere Stadtkasse ewig leer zu sein scheint sondern auch der Tatsache, dass die Meistersingerhalle als Gesamtkunstwerk Respekt abfordert.

Wir haben in Nürnberg also einen Konzertsaal aus dem Jahr 1963, der auf der einen Seite etwas abgewirtschaftet wirkt, auf der anderen Seite sich aber innen wie außen architektonisch reizvoll, klassisch modern präsentiert und der herrlich unversaut und unverbastelt immer noch in Nutzung ist.

Letzteres wiegt für mich deutlich schwerer als der zweifelhafte Zustand: Eine Renovierung ist möglich, man muss nichts verbessern, man muss „nur“ sanieren. Dies ist für die Stadt eine hohe finanzielle Bürde und gleichzeitig eine große Chance.

Vorsichtig sanieren und rekonstruieren. Das ist mein Appell in Sachen Meistersingerhalle. Nun, weil es billiger ist, zeitgeistig umzubauen, ist das keine Lösung, man würde immer merken, dass etwas nicht passt. Die Substanz zu stärken aber ist möglich und nötig. Der Gewinn wäre dann ein Konzerthaus mit einer bezaubernden Architektur.

Ich muss an dieser Stelle mal eine Lanze brechen für die Bauten der 1950er bis 1970er Jahre, nicht nur für die Meistersingerhalle. Diese Bauten stehen allerorts, ergänzen in den Städten nach den Bombenangriffen des zweiten Weltkriegs verlorene Substanz und treffen heute nur selten den Massengeschmack. Und oft fügen sie sich nur schwer in die Umgebung und vorhandene Ensembles ein. Und mit der Zeit immer weniger, denn zu Zeiten ihres Baus konnte ihre Modernität eine vorhandene Umgebung noch dahingehend kontrastieren, dass man diese Gebäude als leichtgewichtig, modern und in der Nutzung wie Technik zureichend empfand. Etliche dieser Bauten sind auch wieder verschwunden, dann, wenn sie wirklich kaputt waren, nicht mehr sinnvoll genutzt werden konnten, oder aber genug Geld (und Repräsentationsbewusstsein der „Lokalfürsten“) vorhanden war. Viele dieser Gebäude wurden aber auch unvorsichtig modernisiert, Fassaden wurden mit seinerzeit gängigen Elementen auf ein vermeintlich modernes Erscheinungsbild getrimmt, Interieur wurde durch modische Standardware ersetzt. Das diese Modernisierungen zwar zweckmäßig sind, sich aber allzu oft mit der eigentlichen Architektur beißen, ist vielen dieser Gebäude noch abzuspüren. Und nicht weniger oft ist der Urzustand der Bauten nicht wieder herzustellen. Heute, in Zeiten klammer Kassen, ist diese Gefahr mitnichten gebannt: Gerade weil es billig sein muss und schnell gehen soll, stehen viele Verantwortliche in der Verlockung, schnell und modern zu sanieren. Dabei könnte man aus Fehlern, die in den 1980er und 1990er Jahren begangen wurden, lernen.

Warum schreibe ich das alles? Weil ich damit ein wenig Sensibilität für die bald 50 Jahre Halle und ihre Schönheit schaffen will. Für eine Schönheit, die da ist, aber wiederentdeckt werden will. Eine Schönheit, deren Zutageförderung viel Liebe zum Detail benötigt. In den NN war hierzu dieser Tage zu lesen:

Das Problem der Meistersingerhalle bleibe, so der Nürnberger Hochbauamtsleiter Wolfgang Vinzl, dass sich die Architektur der 60er Jahre nicht mehr vermitteln lasse. Es ist eben 40 Jahre her, dass der Kunstprofessor Franz Winzinger in seinem Bildband über die Meistersingerhalle von der „asketischen Entsagung“ der Form schwärmte. „Das Gefüge dieses Baues wird von einer keuschen Logik beherrscht, deren schöpferischer Ausdruck sich vor allem in dem hellen Klang und der ,heiligen Nüchternheit‘ der reinen Maße offenbart.“ (Quelle)

Hier sehe ich die Gefahr. Ob man überhaupt jedem Architektur vermitteln kann, gerade in Zeiten von Pseudodokumentationen wie „Mieten, kaufen, wohnen“, darf erst einmal hinterfragt werden. Das man die Architektur generell nicht mehr vermitteln kann, halte ich indes für einen naturalistischen Fehlschluss. Das ungleich ältere Opernhaus ist heute architektonisch quasi problemlos vermittelbar. Die Kaiserburg auch. Will und Herr Vinzl etwa sagen, dass man sich heute am zierratarmen Bild der Meistersingerhalle reibt? Dass sie inkompatibel mit unseren derzeitigen ästhetischen Vorstellungen ist? Das wird sich in fünf bis zehn Jahren ändern, in zwanzig Jahren sowieso. Noch hat Beton ein Negativimage – man hat sich sattgesehen. In einigen Jahren, sofern nicht schon jetzt geschehen, haben wir uns an stahlgefassten Glasfassaden sattgesehen. Oder an den an Bullaugen gemahnenden runden Fenstern, mit denen man die oft so gewöhnliche Architektur der 1990er Jahre aufzulockern suchte. Das ist kein Argument gegen die Meistersingerhalle sondern vielmehr ein Argument, den jetzigen Modernisierungsbestrebungen zu trotzen und eine vorsichtige Restaurierung zu wagen, wider jede Effekthascherei.

Es geht hier nicht um ein Erhalten überkommener Einrichtungen. Die abgewetzte und recht unbequeme Bestuhlung in ihrem seltsamen Blau kann man gerne entsorgen. Und ein in die Jahre gekommenes Klo auch mit dem Vorschlaghammer abzubauen und gegen zeitgemäße Sanitäranlagen zu ersetzen, kein Problem. Die in die Jahre gekommene Großküche darf man sicher komplett ersetzen. Und etwas neue Bühnentechnik und eine digitale Tonanlage sind ebenso kein Schaden – geschenkt. Aber ich warne vor einem Rückbau der Wandbilder, der verwucherten Außenanlagen. Den für Konferenzen dringend benötigten Empfangstresen kann man anschaffen – wegschiebbar sollte er aber sein, denn für Konzerte braucht man den nicht. Den Asphalt des Parkplatzes möge man ersetzen, neue Wegplatten vor dem Gebäude sollten aber den alten gleichen. Die Fassade würde ich unbedingt restaurieren und nicht erneuern. Kurz: Es wäre gelungen, wenn man die Sanierung nicht sähe sondern nur fühlte, dass alles wieder gepflegt und in Ordnung wäre. Das hat nichts damit zu tun, dass ich hier um Willen eines „Retrocharmes“ jedes Detail erhalten wollte – aber wer bei zu vielen Details eingreift, wer nur durch Standardware ersetzt anstatt zu erhalten, was ist, raubt der Halle Stück für Stück ihre Identität. Das darf nicht um Willen einer „leichteren Vermittelbarkeit“ – wie auch immer die aussehen soll, geschehen.

Wer jetzt der Halle den 2011er-Stil aufdrücken will, der beraubt zukünftige Generationen um die Möglichkeit der Erfahrung von gelungenem Bauen im jungen Nachkriegsdeutschland. Die Meistersingerhalle kann hiervon noch Zeugnis ablegen – daran sollte man festhalten, jedem Zeitgeist in seiner Schnelllebigkeit trotzend.

Und hier nochmal ein Link zur Nürnberger Zeitung – die Meistersingerhalle gestern und heute im Bild.

Nürnberg: Niedliche kleine Katzen in gute Hände abzugeben!

Heute sprach mich ein Kollege an, der drei kleine Kätzchen, gerade acht Wochen alt, abzugeben hat. Diese Kätzchen suchen nun ein liebevolles, neues Zuhause. Zwei von ihnen seht Ihr im Bild, vom driiten habe ich (noch) kein Foto:

Zwei Wochen dürfen die Stubentiger noch bei der Mutter bleiben, dann geht es ins neue Zuhase. Vielleicht in Deines?

Wenn Du ersthaft Interesse hast, ein Kätzche aufzunehmen, dann melde Dich in den Kommentaren, per Telefon unter (0151) 15 XX X XXX oder per Mail an blog[äät]fohrn[punkt]com. Ich stelle dann gerne den Kontakt zu Horst her. Die Kätzchen wohnen derzeit noch in Hilpoltstein, eine Vermittlung im Großraum Nürnberg, Fürth, Erlangen oder Schwabach ist kein Problem.

Natürlich sind die Kätzchen kostenlos abzugeben, hier geht es nicht ums Geld sondern darum, dass sie in gute Hände kommen. Die Kätzchen kommen übrigens mit dem Hund des Hauses wunderbar klar.

Spread the word! Horst hat schon drei Katzen, mehr geht einfach nicht. Es ist also (in gewisser Weise) dringend. Und wenn Du selbst kein Kätzchen aufnehmen kannst, dann sag´es einfach weiter, gerne auch per Twitter oder facebook.

DVB-T: Fernsehen gucken mit dem NOXON DAB Stick.

Mal ein kleiner Servicepost: Der NOXON DAB Stick von Terratec (hier und hier habe ich mal ein wenig darüber geschrieben) kann – viele haben es bereits vermutet – auch Fernsehen. Es scheint gar, als ob hier einfach ein DVB-T-Stick „umfunktioniert“ wurde.

Von @dxaktuell, dessen ganz hervorragendes Blog ich nicht nur allen Radiohörern herzlich anempfehle sondern das sich hier auch selbstverständlich in der Blogroll mit allen Respekt referenziert findet, bekam ich den Tipp, wie es geht:

Zuerst einmal installiert man einfach einmal die beigelegte Radiosoftware und die Treiber (ein Update der Software ist übrigens ratsam). Der Treiber für den Stick eignet sich auch für die Software „Terratec Home Cinema Basic“. Ist diese installiert, so wird als Quelle einfach der NOXON DAB-Stick gewählt. Nach einem Suchlauf (einen guten Empfang vorausgesetzt) steht dem TV-Vergnügen nichts mehr im Weg.

Die Software kann auf der Webseite von Terratec kostenlos heruintergeladen werden.

Die Version 6.22.00 läuft bei mir unter Win 7 Professional 64 Bit übrigens stabil und problemlos.

Alternativ kann man auch dien Windows Media Player einbinden. Und, so schrieb DL5RAZ auch den VLC verwenden, braucht dann aber eine Datei mit den Frequenzen (hier z.B.) – das habe ich allerdings nicht ausprobiert.

Damit wird – mit einer simplen Softwareinstallation – der eigentlich als Radioempfänger vermarktete Stick nochmal wertvoller.

TV-Tipp. Morgen, 20.45 Uhr, MDR: Simson – Fahrzeuge aus Suhl

Die Geschichte der Zweiradinsdustrie der DDR ist eine spannende. Ich erinnere mich da dunkel an eine hervorragende Doku über die MZs und nun kündigt der MDR eine halbstündige Doku aus der Reihe „Spurensuche in Ruinen“ an – über Fabrik und Fahrzeuge von Simson.

Quelle: Wikipedia, CC BY-SA, Foto: Stefan Kühn

Nach der Wende wurden ja – gerade im Berlin-Brandenburger Umland etlich „Schwalbenrennen“ gefahren. Heute ist das Kleinkraftrad nicht nur gesuchtes Sammlerobjekt sondern auch ein Statem,ent gegen Vespastyler und Chinaroller – und manchmal leider auch Hipsterschleudern.

Wer sich die Doku morgen reinziehen will, der schaue morgen einfach MDR. Hier gibts einen Text zur Sendung.

Nachtrag: Und wer es bis morgen nicht aushalten kann, für den gibts bei Youtube auch eine Doku über MZ – auch sehr sehenswert. Update 2.Juli 2017: Die Doku wurde leider „depubliziert“ – schade!